Kurzrauhbank,...kaum beachtet *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Andreas Ranogajec
Beiträge: 582
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Kurzrauhbank,...kaum beachtet *MIT BILD*

Beitrag von Andreas Ranogajec »


Hallo zusammen,
Als Werkzeugfreak hat man so seine liebe Freude, wenn man einschlägige Seiten im Netz besucht
und seine Sammlung oder den Werkzeugkasten mit bestimmten Stücken aufwerten oder "anreichern"
will. Vor einem Jahr bin ich auf der elektronischen Bucht auf mein erstes Exemplar der Gattung Kurz-
rauhbank gestoßen und bin vom ersten Eindruck und Probehobeln an infiziert worden!
Jeder kennt ein ECE oder ULMIA Exemplar unter diesem Namen gleichwohl mit breitem Eisen und der
kathegorischen Länge 480mm, die so etwa dem Stanley oder Record 6 entsprechen würde. Zum
Brettfügen zu breit und zum zwerchen zu "klobig".
Die Art von Kurzrauhbank, die ich hier vorstellen will sieht wie ein Kinderhobel dieser Gattung aus, ist
aber ein vollwertiges Werkzeug, das mit seinen Abmessungen durchaus Sinn ergibt in Bezug auf
Anwendungsmöglichkeiten. Mit einer Eisenbreite von 48 mm und einer Länge von 500mm sind sie
gerade für kleindimensionierte Arbeiten auf der Hobelbank nahezu perfekt.
Diese ästhetischen Hobel, mutmaßlich in geringen Zahlen gebaut, und deshalb vll. in Vergessenheit
geraten, sind ein gutes Beispiel dafür, dass jede Arbeit in der Werkstatt sein optimiertes Werkzeug
benötigt. Fügen von Brettern, Zwerchen von Leimholzplatten oder Bretttern etc. etc., eigentlich alle
Arbeiten, die ich mit einem Metallhobel der 5er Klasse bewerkstelligen würde kann ich mit diesen
Holzhobeln bestens erledigen.
Langer Rede kurzer Sinn hier stell ich euch meine kleine Kurzrauhbankflotte vor.


ULMIA mit extra kurzem 48mm Cro-Van Eisen

Paul Kühn,Leipzig mit 45/46mm laminiertem Eisen

Baldauf (?) ohne Stempelung

Das Hobelmaul verrät, dass die Hobel wenig benutzt wurden

500mm x 62mm Hobelkörpermaß


Die ULMIA Rauhbank 57mm ist ein guter Größenvergleich, daneben die kleine Handliche in Weißbuche

Beste grüße
Andreas


Christof Hartge
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Re: Kurzrauhbank,...kaum beachtet *MIT BILD*

Beitrag von Christof Hartge »


Hallo Andreas,

das sind drei wirklich schöne Exemplare. Besonders die Ulmia und Baldauf sind sehr schöne Exemplare. (und vermutlich von Dir auch liebevoll hergeirchtet.

Ich habe zwei Kurzrauhbänke:





Die eine eine Ulmia 480 /54

die andere "british made" , markiert mit "R Wilson", 430/54.

Die letztere entspricht wohl eher Deinen Hobeln. Ich liebe die britischhe Kurzrauhbank für Ihre Ergonomie.
Die Hand schmiegt sich in den Griff. Und der Griff ist so positioniert und angewinkelt, dass der Zeigefinger auf das Hobelmaul zeigt.
Mir hilft das sehr, um den Hobel zu kontrollieren.

Die Ulmia hat eine gerade Schneide, die nehme ich zum Fügen und putzen großer Flächen.
Die andere hat eine gerundete Schneide. Nach dem Schrupphobel bringt sie ein Brett schnell in eine maßhaltige Form.
Die Briten nennen sie "Jack-Plane" (von "Jack of all trades")

Grüße, Christof.



Andreas Ranogajec
Beiträge: 582
Registriert: Do 16. Sep 2021, 02:04

Re: Kurzrauhbank,...kaum beachtet

Beitrag von Andreas Ranogajec »


Hallo Christof,
über so eine englische Kurzrauhbank mit runder Schneide gibt es ein Video auf JT.
Die Jungs erklären da den Unterschied zwischen einem Fore plane und einem Jack plane.
Hab genau dieses Video nicht gefunden aber im nächsten JT Teil wird das mit einem Eisenhobel
vorgeführt.

https://www.youtube.com/watch?v=TWv7mqPqXgQ

Diese Jack planes waren wohl so etwas wie ein "leichter Schrupphobel" mit breitem Eisen.

Gruß Andreas


Philipp M.
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Re: Kurzrauhbank,...kaum beachtet *MIT BILD*

Beitrag von Philipp M. »

[In Antwort auf #153842]
Hallo Forum!

Sehr interessant, Kurzraubänke sieht man ja tatsächlich eher selten.
Dieses Thema nutze ich daher doch direkt mal für meinen ersten Beitrag hier und zeige auch meine Kurzraubank ;-)

Kurzraubank von Steiner, ursprünglich 50cm lang, mit 48mm Eisen. Hobelkörper Buche, Sohle Weißbuche.
Habe sie vor Jahren in sehr schlechtem Zustand erworben, das vordere Ende war sogar verbrannt, weshalb ich sie um 1cm gekürzt habe. Der Keil fehlte, das Eisen ist nicht original. Der Vorbesitzer wusste sie also offensichtlich nicht zu schätzen ;-)
Der gebrochene Griff sollte mal ersetzt werden, das Provisorium mit einem kleinen Holzdübel hält aber wunderbar. Der neue Griff muss daher noch etwas warten.



Interessant ist für mich der Bettungswinkel des Eisens von 49°. Nutze sie daher auch sehr gerne zum abrichten schwieriger Hölzer.





Christof Hartge
Beiträge: 1258
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Re: Kurzrauhbank,...kaum beachtet

Beitrag von Christof Hartge »


Ja ungefähr,

"Schrupphobel mit breitem Eisen" trifft es in der Tendenz.

Die Schneide zumindest bei meinem Exemplar ist bei weitem nicht so stark gerundet, wie die eines Schrupphobels.
Dadurch wird immer noch ordentlich Material abgenommen, trotzdem ist die Oberfläche schon viel glatter. In vielen Fällen wird es als Endstufe schon reichen.
Oder aber der Arbeitsgang mit dem Jack Plane, verkürzt den Übergang zum Glätten/Putzen deutlich.

Die gerundete Schneide ist auch sehr nützlich um einen rechten Winkel an eine Kante zu bekommen. Man braucht nur bei planer Auflage, den Hobel nach rechts oder links wandern zu lassen und schon kann man den Winkel sehr fein dem gewünschten Ergebnis annähern. Danach kann man dann die richtige Grundlage für die Rauhbank) zum Fügen.

Ein richtig nützlicher Hobel. Ich brauche ihn oft.

Andreas Ranogajec
Beiträge: 582
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Re: ,,,es gibt sie also dochHi,...

Beitrag von Andreas Ranogajec »


Hi,..
also 49° sind schon recht ungewöhnlich. Ich selbst hab noch keine in die Finger bekommen.
Hab aber einen geschundenen Esslinger und Abt Reformputzhobel mit 44 mm Eisen, dessen Teile
ich gerne benutzen würde um eine Kurzrauhbank mit verstellbarem Hobelmaul und einem Bettungs-
winkel von 47,5° zu bauen. Leider bin ich mit Brötchenverdienen voll in Beschlag genommen, so
daß es wohl noch ein Weilchen dauern wird. Hab noch etwas Eisenholz,...das wäre als Sohle genial,....;-)

Grüße aus Hof
Andreas

Philipp M.
Beiträge: 7
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Re: ,,,es gibt sie also dochHi,...

Beitrag von Philipp M. »


Hallo Andreas,

etwas ähnliches wie eine Kurzrauhbank mit hohem Schnittwinkel bietet ja ECE im aktuellen Katalog tatsächlich auch noch in neu an. Läuft da unter "PRIMUS-Halblanghobel", 39,5cm mit 50° Bettungswinkel. Ist auch auf der Seite des Hausherren zu finden.

Habe auch vor, demnächst mal einen Hobel selbst zu bauen. Wahrscheinlich dann auch etwas in Richtung Kurzrauhbank, evtl. noch etwas kürzer (40-45cm) und dann mit 45°.
Habe dafür letzt schon recht günstig 2 neuwertige ECE-Doppeleisen ersteigert, im eher seltenen Maß von 51mm. Die Weißbuche für die Sohle trocknet allerdings noch.

Eisenholz als Sohle klingt auch interessant ;-)

Gruß
Philipp



Rolf Richard
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Re: Kurzrauhbank,...kaum beachtet

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #153842]
Hallo Andreas!

Schon interessant - als ich vor ca. 15 Jahren zu "holzen" begann, war der erste Hobel, den ich erwarb, eine eiserne Stanley Raubank, eine No. 6. mit 455 mm Länge und einem 60 mm breiten Eisen. Grund dafür war, dass ich eine Hobelbank bauen wollte.



Stanley No. 6


Ergebnis

Später lief mir eine grosse ECE-Raubank über den Weg, die heute mein Standardhobel für entsprechende Anwendungen ist. Auch 60er Eisen, aber 600 mm lang.


ECE Raubank 701P

Weiterhin viel Spass mit den Hobeln.

Gruß
Rolf


Pedder
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Re: Kurzrauhbänke

Beitrag von Pedder »

[In Antwort auf #153842]
Hallo ANdreas, das sind meien aktuellen kurrauhbänke, die ich sehr mag. Der Ulmia hat ein starkes Eisen aus England und ist eigentlich ein Riesenputzhobel



Der Kleine aus Dänemark mit einem E.A. Berg Eisen aus Schweden. Leider ist der körper gerissen. Und mir ist der Griff zu klein, den müsste ich mal erneuern.
Wie bei der Schrupprauhbank im Hintergrund. Die hat aber eine normale Länge.

Liebe Grüße
Pedder

Andreas Ranogajec
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Re: Kurzrauhbank,...kaum beachtet

Beitrag von Andreas Ranogajec »


Hallo Rolf,...
Hab auch ähnlich wie Du angefangen. Der 4 1/2 er und der 6er waren auch meine ersten Stanley Hobel.
Du hattest auch ma das prob mit der feuchten Werkstatt, wie ich. Mittlerweile schleife ich die Seiten meiner Eisenhobel,
die doch auch mit Handschweiß in Berührung kommen, und sprüh sie mit Autoklarlack ein.
Selbst wenn ich alte Graugußhobel restauriere bin ich mit dieser Prozedur zugange. Kein Rost mehr und man kann sie
bei Bedarf in den alten Zustand rückführen. Wer auf die relativ massigen 12er Stanley steht, sollte auch mal die
amerikanischen Fulton ausprobieren, meines Wissens nach die schwersten oldtimer,...

Gruß Andreas



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