Japanische Schnitzmesser *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Uwe.Adler
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Japanische Schnitzmesser *MIT BILD*

Beitrag von Uwe.Adler »


Werte Holzwerker,

das Highlight der letzten Lieferung von Gerd Fritsche habe ich bisher noch nicht erwähnt. Anfang des Jahres habe ich in Meisterhand ein japanisches Schnitzeisen gesehen, wie es kundig und mit großem Geschick angewendet wurde. Da die Werkzeuge nicht aus der Hand gegeben wurden, musste ich die Maße schätzen und habe sie mir gemerkt. Später habe ich dann eine Skizze angefertigt und diese zu meinen Wünschen gelegt. Dann war wieder die Möglichkeit gekommen, in einem Telefonat mit Gerd diese Messer zu besprechen. Die eingescannte Skizze wurde Gerd zur Verfügung gestellt. Mit der letzten Lieferung erreichten mich dann die beiden Rohlinge und ich hatte zu tun. Das Ergebnis ist toll. Zur Ausformung der Halsblöcke beim Gitarrenbau oder einfach einem Nachschnitt im normalen Arbeitsschritt, diese Messer sind so wie ich sie gesehen habe und in der Anwendung alle bisherigen Schnitzmesser übertreffend.

Und das sind sie:

Direkt aus dem Paket vor die Linse.
Jeweils rechts und links die Schneide ausgeformt.
Da wartet einige Schärfarbeit auf mich.
Aber ich habe sie gerne verrichtet.
Zuerst wollte ich die Messer mit einem Ledergriff versehen. Das ist nicht notwendig, denn sie liegen gut in meiner Hand.
Das Ergebnis ist überwältigend. Ohne viel Kraft, mit gezieltem Daumeneinsatz und wohldosiertem Druck schneiden die Messer Nadel-, Hart- und auch Obsthölzer. Auch Mahagonie lässt sich sehr gut bearbeiten.

Vielen Dank an Gerd, mit dem ich so einige Ideen umsetzen konnte und auch weiter werde!

Herzliche Grüße

Uwe

Wolfgang J
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Re: Japanische Schnitzmesser

Beitrag von Wolfgang J »


Hallo Uwe,
Vor längerer Zeit habe ich bei einem befreundeten Modellflug Kollegen ähnliche Messer bewundert. Er hatte mehrere in verschiedenen Breiten. Aus der Erinnerung geschätzt von 5mm bis 25mm, jeweils rechts und links angeschliffen. Sie waren in einer Leder Rolltasche.
Ich weiß nicht wie lang deine Messer sind, aber ich würde schätzen seine waren etwas länger (ca 22-25 cm)
Durch deine Vorstellung der Messer und weil du auch solche Lederarbeiten machst regt sich bei mir der Wunsch nach so einem Satz.
Vielen Dank fürs Zeigen

Gruß Wolfgang

Friedrich Kollenrott
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Re: Japanische Schnitzmesser

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Uwe,

dass es solche Schitzmesser aus japanischer Herkunft gibt, weiss ich natürlich. Gearbeitet habe ich mit sowas noch nie. Ein Schnitzesser mit einseitigem Anschliff, ohne Heft und so extrem dünn ausgeschliffen ist ja erst einmal irritierend.

Kannst Du ein Video empfehlen, wo man die Arbeitsweise sieht? Und: Die Messer müssen ja eine Mikrofase haben, denn ein so kleiner Keilwinkel wie ihn die Messer nach Augenschein haben hält sicher nicht. Wie hast Du sie angeschliffen?

Grüße, Friedrich

Wolfgang J
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Re: Japanische Schnitzmesser

Beitrag von Wolfgang J »


Hallo Friedrich
Du schreibst das ein so kleiner Keilwinkel nicht hält, ich habe an einigen meiner Werkstattmesser (und anderen zum „normalen Gebrauch“) Keilwinkel zwischen 17 und 20 Grad. Klar muss ich die öfter abziehen, aber SO schnell werden auch die nicht stumpf. Mann sollte aber schon sorgsam mit Ihnen umgehen, zum Beispiel mit Messern in der Küche nicht auf Babus Brettern oder Resopal schneiden. Aber wenn man etwas Obacht gibt geht das. Schärfen zum Beispiel der Küchenmesser ist bei MIR maximal alle 2 Monate dran.

Gruß Wolfgang

Friedrich Kollenrott
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Re: Japanische Schnitzmesser

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Wolfgang,

ja, 17 bis 20 Grad kann ich mir bei sehr mildem Holz shon vorstellen , auch wenn es mir an einem Schnitzmesser zu wenig wäre, aber das hängt ja auch von der Technik ab, an den typischen schwedischen Schnitzmessern benutzt man ja die "Ecke" zwischen Fase und Spiegel der Klinge zur Führung, jedenfalls mache ich das so. Deswegen wüsste ich ja auch gern was über die Schnitztechnik mit diesen Messern.

Aber zurück zum Keilwinkel: Der sieht eben auf den Bilder, die Uwe gepostet hat, noch viel kleiner aus (als 17 bis 20°). Dazu kann Uwe aber sicher noch was sagen.

Grüße, Friedrich

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Uwe.Adler
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Re: Japanische Schnitzmesser

Beitrag von Uwe.Adler »

[In Antwort auf #153314]
Hallo Wolfgang,

danke für den Kommentar.

vorab die Maße: Länge 215mm, Höhe 25mm und Stärke 3,3mm.
Die von Dir beschriebenen beidseitig angeschliffenen Eisen verwende ich auch. Sie sind aber kleiner und dünner. Es sind dann Schnitzerklingen aus dem Instrumentenbau. Für meine Anwendung brauche ich eine massive Ausführung. Mit diesen Messern habe ich nun das passende Werkzeug.

Lederetuis sind geplant, da die Schärfarbeit geschützt sein will.

Herzliche Grüße

Uwe

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Uwe.Adler
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Re: Japanische Schnitzmesser

Beitrag von Uwe.Adler »

[In Antwort auf #153317]
Hallo Friedrich,

auch Dir vielen Dank fürs Feedback.

In der Anwendung der Messer arbeitet man mit beiden Händen am Schnitzgut. Die rechte Hand führt und die Linke gibt Druck auf die Klinge. Das Holz ist eingespannt. Diese Messer werden im Verbund mit weiteren Schneidwerkzeugen eingesetzt. Das Internet hat explizit keine Detailanwendung ausgespuckt. Bei einer Zusammenkunft von Holzverrückten war ein Könner anwesend, der diese Messer beherrschte und einen kleinen Eindruck vermittelte. Wie immer wurden die Werkzeuge nicht aus der Hand gegeben, sodass ich sie nur betrachten konnte und aus der Erinnerung später in einer Skizze für Gerd anfertigte und ihm schickte konnte.

Die Maße: Länge 215mm, Höhe 25mm und Stärke 3,3mm. Fasenwinkel 15°. Schleifmaterialien, quer durch den Garten. Diamantplatten 220, 325, 600 zur Formung und Anfangsschärfung, 1200 und 3500erter Nassschleif. Dann Wechsel auf 8000ender Diamantschleifplatte um die Schneidkante ggfs. gerade zu halten. Dann mit 8000 und 12000ender Nasschleif abgezogen. Zum Schluß den gefühlten feinsten Grat mit Leder und Chromoxid/Öl, mit der Schneide gleitend geführt, entfernt. Wenige leichte Züge waren dazu notwendig. Insgesamt alles von Hand mit einigen Andruckhölzern.

Die Messer haben die erste Ausformung eines neuen Halses hinter sich. Wie bereits beschrieben, ist es ein tolles Werkzeug, das die Arbeit sehr gut unterstützt. Die hohe Schleif- und Schärfarbeit hat sich gelohnt. Wenn sich eine vergehende Schärfe einstellt hat man mit wenigen Zügen auf dem Leder wieder eine praktikalble Schneide. Um das Messer sauber zu führen, muss man sich aber mit dem Schneidverhalten vertraut machen. Dank der Präsentation fiel mir das aber leichter und aus Fehlern lernt man schnell. Mahagoni ist auch ein guter Lehrmeister, da das Holz "leicht" zu bearbeiten ist aber einen falschen Schnitt selten verzeiht. Eine neue Schärfung der Fase ist mit passenden Schärfsteinen machbar und bei diesem Stahl verhältnismäßig schnell wiederholbar da die Fase komplett auf dem Stein/Platte aufliegt. Die Spiegelseite wird analog der Hobeleisenbearbeitung hergerichtet. Die Schneidfase wird ja nur von Hand benutzt. Kein Hammer oder starker Stoß und Schwung wird verwendet. Dafür habe ich ja meine Beitel.

Herzliche Grüße

Uwe

Friedrich Kollenrott
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Re: Japanische Schnitzmesser

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Danke, Uwe. 15°. Das sah auf dem Foto noch verwegener aus. Das Werkstück ist also einghespannt... Da hab ich wieder dazu gelernt. Ich wünsche Dir viel Freude an den Messern!

Grüße, Friedrich

Wolfgang J
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Re: Japanische Schnitzmesser

Beitrag von Wolfgang J »

[In Antwort auf #153322]
Hallo Uwe,
Die von mir beschriebenen Messer waren auch einseitig angeschliffen. Der Kollege hatte sie sogar auch zum Instrumentenbau angeschafft, er baut mittelalterliche Zupf und Blasinstrumente nach.
Bei den Maßen täuscht dann das Foto, dachte deine wären nur ca 150mm.

Gruß Wolfgang

Dirk_Holzarbeiter
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Registriert: Mi 17. Nov 2021, 12:19

Re: Japanische Schnitzmesser

Beitrag von Dirk_Holzarbeiter »

[In Antwort auf #153313]
Wie schon von anderen geschrieben sehe. die Messer sehr schön aus.
Gratulation zu den tollen Helfern und viel Spaß damit.

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