Löffelschnitzmesser, leicht oder stark gebogen?

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Martin Darm
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Re: Hohleisen

Beitrag von Martin Darm »

[In Antwort auf #152955]
Vielen Dank für eure hilfreichen Antworten. Mit den genannten Marken habe ich jetzt wirklich genug Input, um mir was passendes rauszusuchen. Was ich definitiv sagen kann ist, dass es nichts von den Handwerksschmieden wie Hans Karlsson wird. Die Preise sind für meinen bescheidenen Anwedungsfall zu hoch. Auch wenn ich sicherlich glaube, dass die Werkzeuge durch die handwerkliche Herstellung ihren Preis auf jeden Fall wert sind.

Ich sehe es ählich wie Friedrich und denke, dass ein größerer Hersteller seine Prozesse besser Überwachen kann und vielleicht auch labortechnische Wareneingangskontrollen des gelieferten Stahls macht, was letztendlich eher zu einer gleichmäßigen Qualität führen wird. Wie groß die Unterschiede der Schärfbarkeit zwischen den verschiedenen Legierungen sind kann ich auch nicht abschätzen. Was ich aber weiß, ist, dass sich mein rostfreies Kirschen Kerbschnitzmesser deutlich schlechter schärfen lässt als das 10€ Morakniv Kohlenstoffstahlmesser. Deswegen habe ich gezielt nach gut schärfbaren Hohleisen gefragt.

Eine Frage kommt mir dann aber doch noch: Kann man die Stichzahl irgendwie in Radien umrechnen? Diese typischen Abbildungen sind - nach meinem derzeitigem Wissensstand - nicht so hilfreich, da der Werkzeugradius ja von der Skalierung der Stichskizze abhängt. Oder habe ich einen Denkfehler?

Grüße
Martin



David
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Re: Hohleisen

Beitrag von David »


Ich habe da in einem Newsletter von Mary May was zu gelesen, ein Bill Pierce hat das so beschrieben:

"I worked out the math. If we gauge curvature as the second derivative (calculus) of the equation of a circle, it is simply 1/R. Makes sense. The curvature of a small circle is higher than that of a large one.

If the gouge width is measured as a chord across the pie slice for a gouge of curvaure 1/R, then the width is simply 2Rsin(theta), where theta is the angle of the pie slice for that number gouge (as you show)."

Mein Mathe ist zu lange her und zu schwach um da was Brauchbares draus zu machen (ich meine das Grundkonzept verstanden zu haben) aber hier sind sicherlich genug Ingenieure rum, die was damit anfangen können und vielleicht sogar eine Zeichnung machen, damit das für andere besser verständlich wird. Geprüft werden sollte das natürlich auch noch, in dem Fall wurden wohl Henry Taylor Hohlbeitel hinzugezogen.

Viele Grüße,
David

Kai W

Re: Hohleisen

Beitrag von Kai W »


Mary May erklärt das Prinzip der Nummerierung am Anfang dieses Videos recht anschaulich (ohne Mathematik):
https://www.youtube.com/watch?v=0REAVEaK-zE

Martin Darm
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Re: Hohleisen *LINK*

Beitrag von Martin Darm »

[In Antwort auf #152972]
Danke David und Kai für die Informationen.

An sich ist das wirklich nicht schwer auszurechnen. Gehen wir davon aus, dass die Schneide des Beitels wirklich Kreisbogenförmig ist und setzen die Definition aus dem Wikipediaartikel zum Kreisbogen an.
Dann ist die Länge der Sehne l=2*r*sin(alpha/2), wie es auch im Wikipediaartikel steht. Die Sehenenlänge l ist dann in Näherung die Beitelbreite.
Nach dem Radius r umgestellt folgt dann: r=0.5*l/sin(alpha/2)

Nach dem Video von Mary May müsste jedem Stich genau ein Winkel alpha zugeordnet sein. Der Knackpunkt ist jetzt, aus den Herstellerangaben diesen Winkel alpha zu finden. Das könnte man machen, indem man die Bilder ausdruckt, den Kreismittelpunkt des Kreisbogens konstruiert und den Winkel des Kreisabschnitts misst. Das wird je nach Ausdruckgröße mehr oder weniger fehlerbehaftet sein. Die Arbeit mache ich mir jetzt nicht. Aber ich denke, dass es schon lohnenswert sein kann, wenn man eine kleine Anzahl an Beitel beschaffen und nicht zufällig gleiche Werkzeugradien kaufen möchte..
Die ganze Betrachtung gilt aber auch nur dann, wenn die Schneide eben kreisbogenförmig ist.

Ich habe dann eben noch einen Blick in die DIN 5142 geworfen. Da werden ganz ingenieurmäßig wesentliche Abmessungen und teilweise Toleranzen beschrieben. Eine Stichnummer taucht da nicht auf.

Grüße
Martin


Kai W

Re: Hohleisen

Beitrag von Kai W »


Ich bin mal meinem 25mm/Stich 6 von Kirschen mit Lineal und Zirkel zu Leibe gerückt:
Der Winkel ist ziemlich genau 50° und der Radius 29mm. (Laut Formel sollten es 29,6 sein)
Die anderen Eisen die ich habe sind alle 8mm oder kleiner, was das Nachmessen zu ungenau macht - wobei das 8/6 sehr gut zu den (berechneten) 9,5 mm
passt.
VG
Kai

Johannes F
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Re: Hohleisen

Beitrag von Johannes F »

[In Antwort auf #152957]
Hallo zusammen,

ich habe Ende letzten Jahres bei Dastra Schweizer Eisen (zum Schnitzen) bestellt. Man schrieb mir, dass die Firma altersbedingt an die Firma Heinrich Bracht (Inhaber Kirschen) verkauft wurde, die Fertigung aber weiterhin unter der Verantwortung eines ehemaligen Mitinhabers von Dastra liegt und ich die gleiche Qualität erwarten könne. Ich gab dem ganzen eine Chance und bekam zwei sehr schöne Beitel ohne Lack oder Politur. Ich habe leider keine alten Dastra Beitel, sodass ich nicht vergleichen kann, aber diese machen einen guten Eindruck. Besonders positiv ist mir auch die Schärfe im Auslieferungszustand aufgefallen - kein Muss, aber man freut sich. Rasiermesserscharf - beim vorsichtigen Wiedereinführen in die Packungshülle habe ich diese gleich zerschnitten.
Ob das alles auf Dauer so bleibt, wird sich zeigen - aber ich wollte diese positive Erfahrung gerne mit Euch teilen.

Gut Holz
Johannes

Johannes F
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Re: Hohleisen

Beitrag von Johannes F »


Hallo zusammen,

meinem Beitrag von gestern möchte ich noch folgendes ergänzen: Ich habe etwas recherchiert und folgenden Beitrag gefunden:
https://www.hobbyschnitzen.de/Schnitzerforum/thread/3103-das-ende-der-dastra-schnitzwerkzeuge/
Daraus geht hervor, dass es sich bei den neuen Beiteln von Dastra um die gleiche Optik handelt (Fertigungsprozess, unpoliert), der Stahl jedoch der von Kirschen ist. Schade eigentlich, da ich diese hauptsächlich bestellt hatte um mal ein Kohlenstoffstahleisen auszuprobieren. Aber was soll's? Ich hab bisher nur mit legierten Eisen der Marken Kirschen und Pfeil geschnitzt und das hat ja auch so schon ganz gut funktioniert. Dann wird das nächste Eisen wohl ein Stubai, denn zu diesen Eisen gibt es am aller wenigsten Kritik, leider sind sie halt auch etwas teurer als die anderen üblichen verdächtigen.

Gut Holz!

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