Konstruktion Stoßlade

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Johannes F
Beiträge: 172
Registriert: Di 26. Sep 2017, 22:18

Re: Konstruktion Stoßlade

Beitrag von Johannes F »

[In Antwort auf #152576]
Hallo Uwe,

so einen verstellbaren Hobelanschlag brauche ich auch für Werkstücke unter 6mm Dicke. Sind da einfach Langlöcher drin oder wie wird das eingestellt? Bis zu welcher Länge hast Du da eine Auflagefläche?

...

@all
Zum ziehenden Schnitt:
Als Vorschlag: Vielleicht sollte man auf den Verwirrung stiftenden Begriff generell eher verzichten?
Meines Erachtens kommt der Begriff vom Schneidvorgang eines Messers, welches man in der Abwärtsbewegung zusätzlich zu sich hinzieht. Da muss man auch nicht zwangsweise schräg ansetzen. - Im Gegensatz zu Tomaten macht das aber bei Holz aufgrund des stärkeren Rucks trotzdem Sinn. Der Vorteil ist, dass der Schnittwinkel sich verringert (bei gleich bleibendem Keilwinkel) und die nicht perfekte Schneide als Mikrosäge agiert.
Wie schon einige geschrieben haben, verringert sich der Schnittwinkel, wenn zwischen der Bewegungsrichtung des Hobels und der Schneide ein Winkel alpha ungleich 90° ist (bei der Rampe nicht der Fall, es sei denn man bewegt die Rampe auf einem Schlitten ;)). Der Schnittwinkel verringert sich um sin(alpha). Bsp.: Ein Fase-Unten Hobel hat einen Bettungswinkel beta von 45°. Die Schneide ist (von der 90° Grundposition) um 20° schief gestellt, alpha=90°-20°=70°, dann ist der effektive Schnittwinkel 45° * sin(70°) = 42,3°.

Alternativ kann man natürlich auch einen Japanhobel nehmen und ihn "ziehen" ;)

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Uwe.Adler
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Re: Konstruktion Stoßlade

Beitrag von Uwe.Adler »


Hallo Johannes,

der Anschlag ist mit Rapamuffe, Langloch und Rampaschraube gemacht. Die Auflage besteht über die Tiefe der Arbeitsplatte der Hobelbank, ca 46cm wenn ich es richtig in Erinnerung habe, vordere Kante der Platte bis hintere Kante an der Banklade. Da es sich um vier Einzelteile handelt kann man die Zwischenräume der einzelnen Elemente frei über die Hobelbanklänge gestalten. Bei dünnen Leisten muss man aber die Durchbiegung berücksichtigen. Größer Flächen dagegen gehen einfacher. Boden, Decken und Zargen meiner Gitarren werden so auf 2 - 3mm geplant.

Herzlichen Gruß

Uwe

Dirk Baltzer
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Re: Konstruktion Stoßlade

Beitrag von Dirk Baltzer »


Liebe Gemeinde,
zum ziehenden Schnitt habe ich auch noch eine Frage.
Ich habe den Eindruck, dass die Hobelspäne beim ziehenden Schnitt anders aussehen als beim normalen Hobeln, bei dem sich das Messer frontal durch das Holz drückt.
Beim ziehenden Schnitt sind die Hobelspäne spiralartig gerollt und beim normalen Hobeln sind die Späne entweder gerade oder einfach nur aufgerollt (ohne Spirale).
Habt ihr das auch so beobachtet?

Viele Grüße und allen auch nochmal ein Frohes Neues Jahr 2020.
Dirk

Pedder
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Re: Konstruktion Stoßlade

Beitrag von Pedder »

[In Antwort auf #152598]

Meines Erachtens kommt der Begriff vom Schneidvorgang eines Messers, welches man in der Abwärtsbewegung zusätzlich zu sich hinzieht. Da muss man auch nicht zwangsweise schräg ansetzen.


Ein Messer schräg anzusetzen ist die gleiche Bewegung, wie das Messer beim Schneiden zu sich zu ziehen.
Leider ist der link, mit dem ich das begriffen habe, erloschen.

http://www.the-engineer.de/index.php?option=com_content&task=view&id=3&Itemid=28
Ich bekomme das auch mit archive.org nichtwieder heraus.

Liebe Grüße
Prdder

MarkusB
Beiträge: 1195
Registriert: Mo 15. Mär 2021, 07:21

Re: Konstruktion Stoßlade

Beitrag von MarkusB »

[In Antwort auf #152597]
Hallo zusammen,

ein schräg geführtes Hobeleisen verringert sicherlich den Winkel zwischen Hobeleisen und Werkstück, aber m. E. ist das nicht der eigentliche Grund für das vorteilhafte Schneidverhalten.

Ich habe schon immer den Begriff „ziehender Schnitt“ vom Schneiden mit einem Messer abgeleitet.
Je Spitzer der Winkel zwischen Werkstück Schneide, um so leichter geht es.
Kleine Winkelveränderungen erleichtern den Schneidvorgang erheblich. Beim Schneiden mit einem Messer macht man das automatisch.
Ich vermute, dass die Schneide so immer die kürzeste Kontaktfläche zum Werkstück hat und der Widerstand deshalb am geringsten ist.
Der Span, der beim Hobeln ausreißen will, ist somit bei schräg geführten Hobel am kleinsten und am schwächsten.
Da der Hobel nie ganz parallel geführt wird, kommt es auch immer zu kleinen Winkelveränderungen.

Beim Bestoßen von Hirnholz ist der Hobel geführt, eine Winkelveränderungen findet nicht statt.
Daher ist der ziehende Schnitt auf freier Fläche viel wichtiger.

Beim Bestoßhobelhobel ist es aber m. E. dennoch vorteilhaft (hat keiner bezweifelt, ich weiß), ein schräges Eisen zu haben:

1. Der schon genannte kleinere Winkel zwischen Werkstück und Eisen

2. I. d. R. bestößt man rechtwinkelige Werkstücke.
Da das Eisen dabei erst in die untere, vordere Ecke eintaucht und aus der oberen, hinteren Ecke auftaucht, hat man einen kurvenartigen Kraftaufwand,
der m. E. vorteilhaft ist.

Viele Grüße

Markus



Michael Meyer
Beiträge: 407
Registriert: Sa 12. Nov 2016, 20:26

Re: Konstruktion Stoßlade

Beitrag von Michael Meyer »

[In Antwort auf #152567]
Besten Dank an alle für die zahlreichen Ideen, Bilder und Beiträge. Und allen wünsche ich frohen Holzwerken!

Liebe Grüße,
Michael

Wolfgang J
Beiträge: 353
Registriert: Fr 26. Apr 2019, 21:49

Re: Konstruktion Stoßlade

Beitrag von Wolfgang J »


Irgendwie ist mein Wunsch nach einem Bestosshobel mit schrägem Eisen kräftig gestiegen....... ;-)

Gruß Wolfgang

Horst Entenmann
Beiträge: 1154
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: ziehender Schnitt

Beitrag von Horst Entenmann »

[In Antwort auf #152596]
Hallo Pedder,

In dem Fall ändert sich nur die Richtung in die geschnitten wird. Man könnte genau so gut das Werkstück etwas verdrehen.
Richtig, erst wenn man den Hobel selber schräg stellt entsteht ein ziehender Schnitt.

Der ziehende Schnitt hat verschiedene Vorteile:
1. Das Werkstück wird nicht nur gegen den Anschlag hinten gedrückt sondern auch gleichzeitig nach unten (wenn man das mit der Schrägstellung richtig rum macht).
2. Beim Anschnitt, also wenn das Eisen ins Holz eindringt, erfolgt das nicht mehr über die ganze Werkstückbreite gleichzeitig und wird dadurch viel sanfter (und füich zumindest subjektiv angenehmer).
3. Der effektive Schnittwinkel verringert sich etwas, dadurch benötigt man weniger Kraft.

Die ersten beiden Gründe waren ausschlaggebend für mein Experiment. Ich benutze den Hobel immer noch, obwohl der Wunsch nach einem etwas professionelleren Bestoßhobel schon besteht.
Der dritte Grund war damals für mich nicht interessant, ich bin mir aber inzwischen nicht mehr sicher ob ich diesen Effekt nicht unterschätzt habe. Als Mitnahmeeffekt auf jeden Fall akzeptabel...

Gruß Horst

Johannes F
Beiträge: 172
Registriert: Di 26. Sep 2017, 22:18

Re: Konstruktion Stoßlade

Beitrag von Johannes F »

[In Antwort auf #152602]
Hallo Pedder,

ich habe das schon verstanden, wir sind uns einig.

Ich wollte nur illustrieren, woher - meiner Vermutung nach - der Begriff kommt. Und vielleicht kann es so der eine oder andere besser nachvollziehen, wenn er sich vorstellt, ein Messer zu sich hinzuziehen, wogegen ein westlicher Hobel vom Anwender gesehen ja nur geschoben wird.

Viele Grüße

Johannes

Johannes F
Beiträge: 172
Registriert: Di 26. Sep 2017, 22:18

Re: Konstruktion Stoßlade

Beitrag von Johannes F »

[In Antwort auf #152599]
Hallo Uwe,

Danke für die Antwort. Sowas muss ich mir bei Zeiten auch mal noch bauen, es kommt gar nicht so selten vor, dass meine Werkstücke für meine vorhandenen Spannmittel zu dünn sind.

Frohes Werken

Johanes

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