Grathobel

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Wolfgang J
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Registriert: Fr 26. Apr 2019, 21:49

Grathobel

Beitrag von Wolfgang J »


Hallo,
Ich habe mir zum Anfertigen von Gratleisten einen gebrauchten Ulmia Grathobel zugelegt welchen ich nun aufgearbeitet habe.
Da ich noch Anfänger in Sachen Hobeln bin und ansonsten ausschließlich Metallhobel habe fällt es mir noch schwer durch Klopfen das Eisen ein zu stellen.
ABER, was mir beim Hobeln bisher, egal mit welchem Hobel aufgefallen ist, beim Hobeln gegen die Maserung entstehen Ausbrüche.
Da ich aber bei dem Grathobel bauartbedingt bei einer Seite der Gratleiste immer gegen die Maserung Hobeln muss, was ist dann?
Oder muss ich mir nun noch einen zweiten, Spiegelverkehrten, zulegen?
Eventuell wird ein erfahrener Holzwerker/Handhobler darüber schmunzeln oder den Kopf schütteln, aber für mich als Anfänger fehlt da etwas das Verständnis.

Gruß Wolfgang

Andreas Ranogajec
Beiträge: 582
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Re: Grathobel

Beitrag von Andreas Ranogajec »


Hallo Wolfgang,
beim Grathobel gelten die gleichen Regeln, wie beim Putzhobel. Um optimale Ergebnisse zu erzielen beachte 3 Dinge:
A) enges Hobelmaul, B) scharfes Eisen und C) geringe Spanabnahme (Eisen nicht zu weit vorstehen lassen).
Zusätzlich sollte der Vorschneider in einer Linie mit der rechten Eisenkante liegen und gut schneiden.
Die Gratkante sollte sauber ausgearbeitet sein, falls sie "ausgefranst" ist, kann man sie nachschleifen, während
die Wange ja unsichtbar bleibt und keiner Nachbearbeitung braucht, weil sie eng in der Nut anliegen sollte.
Falls dein Eisen also nicht zuviel abnimmt, können Dir kleine Ausrisse egal sein.
Achte bei der Holzauswahl auf die Jahresringe, sie sollten stehend oder liegend sein, je nachdem, um welche Gratleiste
es bei dem Werkstück geht.
Gruß
Andreas

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
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Re: Grathobel

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Wolfgang,

das hat alles so erst mal seine Richtigkeit, aber daran kann man natürlich auch was tun.

Das Einstellen des Eisens durch Klopfen ist reine Übungssache und mit einem kleinen Hämmerchen dann auch erstaunlich präzise. Ich selbst habe auch nur Metallhobel und einen hölzernen Ulmia-Grathobel, das ist eigentlich problemlos.

Ausrisse (oder, wie Du schreibst, Ausbrüche) sind beim Hobeln gegen die Faser nicht immer zu vermeiden. Bei den Bankhobeln mit Fase unten muss man den Spanstaucher (oder: Spanbrecher) möglichst dicht an die Schneide einstellen, und er sollte auch korrekt geschliffen sein. Bei Hobeln mit Fase oben hilft ein Eisen mit großem Keilwinkel, und ein enges Maul ist immer gut.

Der Grathobel bietet nur begrenzte Möglichkeiten, die Ausrisse zu unterdrücken, er hat weder einen Spanstaucher noch ein enges Maul. Man sollte das Eisen sehr scharf machen und den Span dünn, das hilft schon. Eine Gegenfase am Eisen ist sicher auch günstig, weil sie den Schnittwinkel vergrößert.

Einen spiegelbildlichen Grathobel gibt es meines Wissens nicht. Eigentlich braucht man ihn auch nicht. Denn kleine Ausrisse an der Gratleiste sind doch wenig störend, weil man sie im gefügten Zustand nicht sehen wird.

Grüße, Friedrich


Wolfgang J
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Re: Grathobel

Beitrag von Wolfgang J »


Hallo,
Dann werde ich mir das Eisen wohl nochmals vornehmen. Rasieren war „so grad eben möglich.
Was mir aufgefallen ist,!im Gegensatz zu meinem no Name Grathobel ist das Eisen an der Außenseite nicht 90 Grad, sondern soweit „abgeschrägt“ das nur die Kante zur Spiegelseite (also oben) außen ansteht.
Das Eisen so fein ein zu stellen ist für mich NOCH die größte Schwierigkeit. Mit meinen Eisenhobeln geht es wesentlich leichter.
Außerdem, bevor ich ans Projekt Bank gehe an Reststücken üben üben üben......

Gruß Wolfgang

Andreas Ranogajec
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Re: Grathobel

Beitrag von Andreas Ranogajec »


Hallo nochmal,
Geduld und Beharrlichkeit ist die Mutter allen Erfolges, wenn man mit Handhobeln arbeitet, die keine Schrauben-
verstellung haben. Nur zu...
Schönen Abend noch
A.


Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Grathobel

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Wolfgang,
noch zur Einstellug des Ulmia- Grathobels: Da ist (jedenfallsbei meinem) eine Querbohrung im Hobelkörper, durch die man einen Metallstift o.Ä. stecken und damit und mit einem Hämmerchen das Eisen nach außen drücken kann.Vielleicht hilft Dir das beim Einstellen.

Grüße, Friedrich

Wolfgang J
Beiträge: 353
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Re: Grathobel

Beitrag von Wolfgang J »


Hallo Friedrich,
Als ich das gelesen habe bin ich sofort noch einmal in die Werkstatt. Leider hat mein Hobel diese Bohrung nicht, aber so ich Probleme habe das Eisen „nach außen“ zu bekommen, eventuell kann ich ja so eine Bohrung selbst anbringen. Dann eventuell ja sogar irgendwie ein Gewinde rein und mittels Schrauben „einstellen“ , ähnlich der Veritas Hobel.
Auf Bildern im Internet ist mir aber solch eine Bohrung auch nicht aufgefallen

Gruß Wolfgang

Andreas Ranogajec
Beiträge: 582
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Re: Grathobel

Beitrag von Andreas Ranogajec »


Guten Morgen,
habe einen link gefunden, der gut veranschaulicht, was die wichtigen Punkte bei der Herstellung von
Gratleisten sind.
https://www.youtube.com/watch?v=dX5g1eXyW-I
Gruß
Andreas

reinhold
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Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Grathobel

Beitrag von reinhold »


hallo,
wenn ich mir das Video so anschaue, dann scheint mir die wichtigste Erkenntnis zu sein, dass man aufpasst, auf welche Kante man den Grat anhobelt. An zwei diagonal gegenüberliegenden Kanten den Grat anzubringen, dürfte ja nicht sehr zielführend sein.

Gruss
reinhold

Andreas Ranogajec
Beiträge: 582
Registriert: Do 16. Sep 2021, 02:04

Re: Grathobel

Beitrag von Andreas Ranogajec »


Hallo Reinhold,
das Video besteht aus 3 Teilen, in denen von A-Z alles erklärt wird, was meines Erachtens nach wichtig ist, wenn man Leiste und
Nut per Hand herstellt. Leider geht er zu wenig auf den Grathobel ein, aber egal.
Ich hab nur den 2.Teil verlinkt, der für Wolfgang relevant sein könnte. Wenn du dir das ganze Video (II.) angesehen hättest,
dann hättest du bemerkt, das seine anzufertigende Gratleiste aus Eiche war. Das Stück, auf das du ansprichst, war nur ein Probestück,
mit dem er erklärt hat, wie der Hobel zu führen ist, damit die Kante rechtwinklig ausgearbeitet wird. Die diagonal gegenüberstehende
Gratfederhälfte ist das Beispiel, wie man sie NICHT aushobeln sollte.
Ois Kloa? Guuut.
Schöne nachmittägliche Grüße and dich und alle Mitleser
Andreas

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