Arbeitsschutz...

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Thomas.M
Beiträge: 163
Registriert: So 3. Jan 2021, 20:57

Arbeitsschutz...

Beitrag von Thomas.M »


Moin zusammen,

ich habe mal ein Thema, das meiner Meinung nach meist eher am Rand behandelt wird - sei es in Büchern oder anderen Medien.

Und zwar geht es einmal um Schleifstaub bei Harthölzern und zum anderen Ausdünstungen von Hölzern.

1. Wie handhabt ihr es mit dem Schutz vor Schleifstaub? Ich habe in meiner Werkstatt auch einen Mundschutz und eine Schutzbrille. Die Brille kommt fast nie zum Einsatz und der Mundschutz auch nur dann, wenn es wirklich wild zur Sache geht. Bei kleineren Schleifarbeiten nutze ich meist keinen Mundschutz.
Wie handhabt ihr das? Wird bei jeder kleineren Schleifarbeit der Mundschutz aufgezogen oder nur bei den gröberen Arbeiten? Mir fällt es schwer, das einzuschätzen, da es ja auch an sich ein sehr wichtiges Thema ist.

2. Aldehydausdünstungen aus Holz
Das zweite hat nur am Rande mit Arbeitssicherheit zu tun. Mir war bislang nie bekannt, dass Hölzer - wohl besonders harzhaltige Hölzer - schädliche Ausdünstungen produzieren. Zum ersten Mal hörte ich davon, als ich dieses Video zu Gratleisten angeschaut habe. Er erzählt ab ca. Minute 16:00 davon: https://www.youtube.com/watch?v=YauOamSmEx8
Wie geht ihr damit um, wenn ihr entsprechende Hölzer verarbeitet? Oder meidet ihr dieselbigen?

Ein paar Anregungen würden mich freuen.

Besten Gruß
Thomas

Torger Fink aka ToFi
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Re: Arbeitsschutz...

Beitrag von Torger Fink aka ToFi »


Also ich nehme Atemschutzmasken nur, wenns nicht anders geht (zB. beim Wechseln der Spänesäcke unserer Absauganlage). Beim Handschleifen eigentlich nie und beim Schleifen an der Drechselbank auch nur bei größeren Arbeiten. Der Hauptgrund: als Brillenträger beschlägt eigentlich immer die Brille, auch bei hochwertigen Masken mit Ventil. und alle 5 minuten die Arbeit unterbrechen, alles runterfummeln, putzen, Gerödel wieder drauf - so lang ist kein Wochenende!
Bei der Auswahl der Hölzer bin ich im Moment etwas unsicher: Für den Hobelbau und diverse andere Projekte wollte ich mir in nächster Zeit ein "kleines" Holzlager einrichten und habe dazu die Daten und Eigenschaften vieler Hölzer im Internet recherchiert- durchaus auch von "Exoten" (auch im Sinne von einheimischen, aber selten verwendeter Arten).
Und war etwas entsetzt, bei wievielen Warnhinweise wie krebserregend, allergieauslösend, reizend, giftig und ähnliches zu lesen war.
Aber eigentlich ist es ja auch klar: Bäume/Pflanzen wollen leben und nicht so gerne gefressen werden, und gegen Feinde hilft ab besten Gift oder zumindestens schlechter "Geschmack". Da kümmert es so'nen Baum herzlich wenig, das wir was schönes draus bauen wollen ;-(
Aber ich denke, auch hier gilt der Grundsatz: "Die Dosis machts..."
Wenn ich also ein Holz schlecht vertrage, muß halt doch die Maske ran, die Schleifstaubabsaugung fürs Drechseln ist auf der Wunschliste eher nicht so weit vorne....
Es muß mich aber auch keiner als Vorbild nehmen.........
ToFi

Christoph Schmitz
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16
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Re: Arbeitsschutz...

Beitrag von Christoph Schmitz »


Hallo,

ich versuche, überhaupt so wenig wie möglich zu schleifen. Wenn es nur mal eine Kleinigkeit ist, gehe ich wenigstens vor die Tür. Sonst benutze ich recht konsequent eine Maske 3M 6100. Bei Elektrowerkzeugen, die sich gut absaugen lassen (Bosch-Tauchsäge, Oberfräse DW622) lasse ich die je nach Arbeitsgang allerdings auch schon mal weg; kommt halt sehr drauf an, was man macht (Nut fräsen lässt sich besser absaugen als an der Kante).

Grüße
Christoph



Michael Meyer
Beiträge: 408
Registriert: Sa 12. Nov 2016, 20:26

Re: Arbeitsschutz...

Beitrag von Michael Meyer »

[In Antwort auf #152438]
Hallo Thomas,

eine Maske trage ich nie beim Holzwerken, habe früher beim Hausrenovieren (Schlitze fräsen) eine getragen. Schutzbrille und Gehörschutz trage ich immer bei maschineller Arbeit, die Schutzbrille allerdings nur für die TKS. Mein Opa hat als junger Mann ein Auge durch einen Splitter von der TKS verloren und trug dann 60 Jahre lang ein Glasauge.

Aber ich lege sehr viel Wert auf eine gute Absaugung bei Maschinen. Ich habe eine sehr starke Absaugung mit Feinfilterpatrone für meine TKS (mit oberer 80mm und unterer 100mm Absaugung) und für meinen Tellerschleifer (100mm). Und für den handgeführten Exzenterschleifer habe ich einen starken Industriesauger, Klasse M.

Und, was nicht vernachlässigt werden soll, ich lüfte viel! Auch im Winter, wenn es sein muss.

Ich halte diese Maßnahmen für außerordentlich wichtig und würde es jedem ans Herz legen, sich in einer wirkungsvollen Weise darum zu kümmern, daß die Luft in der Werkstatt sauber bleibt.

Liebe Grüße,
Michael

Reinhard Scheck
Beiträge: 34
Registriert: So 3. Okt 2021, 15:17

Re: Arbeitsschutz...

Beitrag von Reinhard Scheck »

[In Antwort auf #152438]
Hallo Thomas,

für mich ist gute Absaugung an der Quelle schon mal sehr wichtig. Das praktiziere ich nicht nur für den Exzenterschelifer und Bandschleifer, sondern auch bei Säge und Hobelmaschine. Der bei Handarbeit anfallende Staub ist eher unproblematisch - am schlimmsten ist in meiner Werkstatt die Bandsäge.

Bei elektrischer Arbeit habe ich eigentlich immer eine gute Staubmaske auf - nicht so'n Baumark-Dings. Hörschutz vom Akustiker wird eigentlich nur bei Handarbeit nicht benutzt. Die Sicherheitsbrille benötige ich schon alleine der Sehschärfe im Handarbeits-Entfernung wegen. Nach jeder "Session", häufig auch zwischendrin wird der Werkstattsauger bemüht. Da ich nur ca. 12 qm zur Verfügung habe achte ich schon auf Sauberkeit, weil ich den Dreck sonst nur hin- und herschiebe. Gut - in de Ecken habe ich in diesem Jahr noch nicht gesaugt ;-)
Auch beiom Ölen und Lackieren nehme ich die Maske, da bleibt der Geruch schön draußen.
Dazu kommt noch eine kleine, selbstgebaute Feinstaub-Raumluft-Absaugung. Übrigends bin ich auch Brillenträger und habe mit der Ausrüstung keine größeren Probleme.

Gruß
Reinhard

Pedder
Beiträge: 5681
Registriert: So 8. Dez 2019, 14:41
Kontaktdaten:

Re: Arbeitsschutz...

Beitrag von Pedder »

[In Antwort auf #152438]
Hallo Thomas,

ich hasse Masken. Arbeiten wird für mich gefühlt dopplt anstrengend.
Beim Arbeiten mit Handwerkzeugen finde ich sie auch total entbehrlich.

Auf der lauten Seite sauge ich soviel ab wie geht.
Schon wegen des Staubs, den ich sonst aus meiner Werkstatt saugen müsste.

Kritische Hölzer wie Cocobolo oder andere aus der Familie verarbeite ich möglichst nicht oder nur unter totalem Schutz. Draußen, wenn es geht.

Liebe Grüße
Pedder

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Arbeitsschutz...

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #152438]
Hallo Thomas,

ich arbeite weit überwiegend händisch, entsprechend wenig Holz zerspane ich, und die Projekte werden kleiner, ja. Schleifen tu ich wenig und wenn, dann von Hand. Ich habe keine Maske gegen Stäube oder andere Luftschadstoffe. An schädliche Ausdünstungen des Holzes (bzw. dass die relevant sind), glaube ich nicht so recht. Nur als ich Holz wiederverwerten wollte, das ich vor ca. 40 Jahren mit Lasur (!) behandelt hatte, habe ich gemerkt: Es stank giftig. Habe ich entsorgt als "gebrauchtes Holz", die Menge war klein.. Heutzutage behandle ich das Holz nur noch mit Leinölfirnis oder Nussöl, das kann ja wohl nicht so schlimm sein. Wenn ich mal Verdünnung brauche oder Azeton, reisse ich Fenster und Tür auf (die Werkstatt ist ebenerdig mit Ausgang in den Garten) und bemühe mich, wenig zu verbrauchen und verwendete Lappen sofort zu verbrennen.
Die Kreissäge hat eine Absaugung (ohne Feinfilter). Ab und zu geh ich mit dem Werkstattsauger durch den Raum und bemühe mich dann, auch die Ecken zu erfassen.

Auf diese Weise (und ohne Rauchen) bin ich 72 geworden, die Lunge ist gesund. Also, ich werde nicht mehr Aufwand treiben. Ich denke, ich habe gute Aussichten die 80 zu schaffen und irgendwann ist auch gut ;-)

Grüße, Friedrich

Georg Pfab
Beiträge: 235
Registriert: Mi 6. Nov 2019, 19:01

Re: Arbeitsschutz...

Beitrag von Georg Pfab »

[In Antwort auf #152438]
Hallo,
das ist jetzt interessant.
Wenn sich also die Harze in der Kiefer zersetzen entstehen daraus Aldehyde und Säuren ( https://www.deutschlandfunk.de/die-last-mit-der-raum-luft.676.de.html?dram:article_id=20573 )
Da frag ich mich, was ich von den viel beworbenen Zirbelholz halten soll. Ob dann der Schlaf in einem solchen Bett wirklich so gesund ist.
VG
Georg Pfab

Ich habe Leerzeichen um den Link gesetzt. Dann kann man ihn auch anklicken.

Konrad Holzkopp
Beiträge: 1721
Registriert: Do 2. Nov 2017, 12:23

Re: Arbeitsschutz...

Beitrag von Konrad Holzkopp »

[In Antwort auf #152444]
Guuden,

Jeder wie er mag, aber gemessen an der Expositionszeit sind Hobbywerker eher ungefährdet.
Im lauten Bereich ist Absaugen selbstverständlich und inzwischen auch sehr wirkungsvoll.
Zum umfangreichen Handschleifen gibt es absaugfähige Schleifklötze und Absaugtische.
Unangenehm ist Staub in jedem Fall, Masken sind es aber auch.

Die Krebsgefährdung ist glücklicher Weise geringer als häufig kolportiert,
bereits vor Jahren konnte das Krebsforschungsinstitut Heidelberg keine Kausalitäten
in Zusammenhang mit Holzstaub feststellen.

Gut Holz! Justus.

Torger Fink aka ToFi
Beiträge: 89
Registriert: Mi 29. Mai 2019, 20:08

Re: Arbeitsschutz...

Beitrag von Torger Fink aka ToFi »


So etwas ähnliches kam mir neulich auch unter: Im Zusammenhang mit der (üblichen) Kundenfrage nach Ausdünstungen von Spanplattenmöbeln las ich dann ein paar Tage später eine Meldung in einem Fachblatt, das irgendein Hersteller jetzt eine Verleimung in "Bio"Qualität entwickelt habe und damit die Freisetzung von Schadstoffen (spez. Formaldehyd) geringer sei als bei Massivholz!
Es gab zwar keine Zahlenwerte, aber zumindens ist das eine Bestätigung für den TV-Beitrag.
ToFi

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