Schrupphobeleisen mit Spanbrecher *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Wolfgang Jordan
Beiträge: 1348
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Re: Schrupphobeleisen mit Spanbrecher

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Hallo,

der von Kurt angesprochene Artikel ist auf meiner Webseite zu finden.

https://www.holzwerken.de/werkzeug/hobel.phtml

Gruß, Wolfgang

Horst Entenmann
Beiträge: 1154
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: Schrupphobeleisen mit Spanbrecher

Beitrag von Horst Entenmann »


Hallo Wolfgang,

Danke fürs Verlinken dieses interessanten Artikels.

Die Euphorie des Autors bezüglich des engen Hobelmauls kann ich bei Hobeln mit Spanbrecher allerdings nicht so ganz nachvollziehen.
Wann immer ich problematisches Holz hatte, hat mir eine Verengung des Hobelmauls auch nicht weitergeholfen, Bei den Bevel-up-Hobeln schon, aber mit Spanbrecher war da eher das Problem daß dann die Späne stopften.
Ich hätte vielleicht am Hobelmaul noch etwas nachfeilen können, wollte ich aber nicht.

Etwas gestutzt habe ich auch bei den Winkelangaben.
Keilwinkel 40° ist recht robust, da habe ich in vergleichbaren Skizzen meist flachere Winkel gesehen, um 30°, einmal sogar 25°.
Das erschien mir immer zu niedrig. Ich schleife Hauptfase immer 35° und dazu noch ein paar Grad für die Schneidfase.
Aber die 90° für den Spanbrecher finde ich jetzt wiederum ein bißchen viel. Ich habe schon welche auf 45° angeschliffen und war zufrieden damit.

Hat das jemand so wie beschrieben bei seinem Spanbrecher? Wie sind da die Erfahrungen?

Gruß Horst

Kurt Heid
Beiträge: 293
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Re: Schrupphobeleisen mit Spanbrecher

Beitrag von Kurt Heid »


Hallo
Meine Meinung. Der Unterschied liegt in den vergangenen 85 Jahren. Die Meinung von damals und die Erfahrung die in dieser vergangenen Zeit gemacht wurden haben zu den momentanen Ergebnissen geführt. Neuere Forschungen u. u. u. werden "meist" zu Verbesserungen beitragen.
Gruß, Kurt

Pedder
Beiträge: 5671
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Re: Schrupphobeleisen mit Spanbrecher

Beitrag von Pedder »


Aber die 90° für den Spanbrecher finde ich jetzt wiederum ein bißchen viel. Ich habe schon welche auf 45° angeschliffen und war zufrieden damit.
Hat das jemand so wie beschrieben bei seinem Spanbrecher? Wie sind da die Erfahrungen?


Keine Erfahrung, nur angesehnes: Das berühmte japanische Video favorisiert nach meiner Erinnerung 80° für den Spanbrecher.

LG Pedder

Georg Pfab
Beiträge: 235
Registriert: Mi 6. Nov 2019, 19:01

Re: Schrupphobeleisen mit Spanbrecher

Beitrag von Georg Pfab »


Hallo,
da gibt es ja unterschiedliche Meinungen.
Veritas schleift die Spanbrecher auf 30°
andere Experten und auch der Autor des Artikel empfehlen 45°
und das oft zitierte japanische Video erzielt die besten Ergebnisse bei ca. 70°.
Das Geheimnis bei all den Angaben bleiben aber immer die restlichen Parameter, wie z.B,. Holzart Spandicke Holzfeuchte Schnittwinkel , .... Es kann schon sein, dass z-B. bei Fichte ein 30° Spanbrecherwinkel besser ist als ein 70°Winkel oder umgekert
Mir am plausibelsten und universellsten erscheint 45°, was zu einer Spanumlenkung von 90° bis 95° führen sollte.
Ich habe meinen Veritas Spanbrechen auch schon mal auf 70° geschliffen, konnte aber kein besseres Hobelergebnis erzielen,, außer das man mehr Kraft benötigt (gefühlt).
Jetzt hat der Spanbrecher wieder 40, weil ich das gerade noch so mit der Schleifführung bewerkstelligen konnte.
Mit den beiden andern Parametern Abstand Schneide-Spanbrecher und Hobelmaulweite verhält es sich ähnlich. Da ist es auch immer eine Gratwanderung . Sind die Abstände zu klein funktioniert der Hobel nicht oder es geht sehr schwer sind sie einen Tick zu groß bleibt die Wirkung aus.
Deutlich effektiver als der Spanbrecherwinkel erscheint mit der Schnittwinkel.
Bsp.
Ich habe einen Veritas Falzhobel Dieses ist ein BD Hobel ohne Spanbrecher und Hobelmaulverstelltung. Das Hobelergebnis kann nur durch die Spandicke und Schneide bestimmt werden.
Jetzt habe ich ein dickeres Eisen eingebaut und eine Gegenfase von 7° angeschlifen (schnittwinkel neu ca 52°). Diese Gegenfase bei dem dickeren Eisen ist so groß geschliffen das eine Hobelmaulöffnung von ca. 0,1mm entsteht (man hätte natürlich auch des vorhandene Eisen unterlegen können). Damit wird aus einem Schlichthobel ein Putzhobel auch ohne Spanbrecher.
VG
Georg Pfab


Alexander Frey
Beiträge: 82
Registriert: Di 29. Sep 2015, 21:33
Wohnort: Bahlingen

Re: Schrupphobeleisen mit Spanbrecher

Beitrag von Alexander Frey »

[In Antwort auf #152232]
Danke Wolfgang für den Link! Ein sehr interessantes historisches Dokument.

Hallo Horst,

ein enges Hobelmaul und Spanbrecher funktionieren durchaus zusammen.
Allerdings muss alles richtig aufeinander abgestimmt sein. Die gebogenen Spanbrecher wie z.B. von Stanley eignen sich dafür nicht.
Spanbrechern die eine Phasenwinkel von 25-30° haben eignen sich besser. Z.B. von Veritas oder auch japanische Hobel.
Mit einer Zusatzphase von 70-80° die 0,2-0,5mm breit ist habe ich gute Erfahrungen gemacht.
Wenn alles richtig eingestellt ist entsteht ein flacher Span.
Wenn der Span gerollt ist dann ist die Funktion des Spanbrechers noch nicht gegeben.

Gruß
Alex


Horst Entenmann
Beiträge: 1154
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: Schrupphobeleisen mit Spanbrecher

Beitrag von Horst Entenmann »


Hallo Georg,

Ja, daß es von der Spandicke und anderen Parameter abhängig sein kann ist einleuchtend.
Bei 80° wird dem Span aber wenigstens noch eine Richtung gegeben, bei 90° finde ich das nicht so einsehbar.
Sei's drum, bisher konnte ich noch fast alles hobeln was ich hobeln wollte, mit einem ansprechenden Ergebnis, und wenn das mal nicht klappt dann bin ich mir auch nicht zu fein zu schleifen.
Aber nur wenn es nicht anders geht, wegen dem ganzen Staub und Dreck...

Gruß Horst

MarkusB
Beiträge: 1194
Registriert: Mo 15. Mär 2021, 07:21

Re: Schrupphobeleisen mit Spanbrecher

Beitrag von MarkusB »


Hallo Alexander, hallo auch an alle anderen,

ich finde den Begriff "Spanbrecher" etwas unglücklich, auch wenn er das macht, wonach er benannt wurde.
Es ist klar, dass der Spanbrecher Ausrisse verhindert und genau das ist ja seine Aufgabe, aber doch nicht dadurch, dass er den Span bricht.

Ursache für die Ausrisse beim Hobeln sind die Spaltkräfte, die beim Schneiden des Holzes durch das Eisen entstehen.
Sobald der Span geschnitten wurde verhält er sich wie ein Brett, das man an einer Seite hochheben will.
Der Trennungsvorgang wird durch die Winkelveränderung ein Stück weit vor der Schneide verlegt, so dass nicht mehr geschnitten wird, sondern gerissen.
Es gilt also, die Spaltung des Holzes zu verhindern.
Ein enges Hobelmaul ist die eine Maßnahme, die diesen Spaltvorgang sprichwörtlich unterdrückt.
Die zweite Maßnahme ist, dass durch die Klappe (Spanbrecher) eine Kraft auf den Span in Richtung Schneide ausgeübt wird, die den Spaltkräften entgegen wirkt.
Die Spaltlänge wird damit soweit verkürzt, dass geschnitten und nicht gerissen wird.
Das ganze funktioniert natürlich nur, wenn die Klappe knapp hinter der Schneide angebracht wird, so das der Kraftaufbau nicht durch das Ausweichen des Span verloren geht.
Die Klappe darf aber nicht nicht so nah an der Schneide sein, dass sie den Schneidevorgang behindert, dies wurde wenn ich mich recht erinnere in dem japanischen Video auch gezeigt.
So funktioniert m. E. die Klappe.
Ich gebe zu, das nirgends gelesen zu haben, aber es ist die einzige Möglichkeit, die ich sehe, bei der eine Aktion oberhalb der Schneide (Berührung des Spans mit dem Spanbrecher) eine Wirkung unterhalb der Schneide (Verhinderung von Ausrissen) hat.
Diese Kraft zum Stauchen des Spans an der Schneide muss natürlich vom Hobelnden aufgebracht werden, weshalb der Doppelhobel bei gleichen Rahmenbedingungen mehr Kraftaufwand erfordert als der Schlichthobel.
Das Brechen des Spans sehe ich für das Erreichen einer glatten Oberfläche sogar als hinderlich an, da im Moment des Brechens die auf den Span wirkende Kraft gleich Null ist und erst wieder aufgebaut werden muss und in der Zwischenzeit das Holz wieder reißen kann.
Vielleicht ist das aber auch zu theoretisch...

Den gleichen Effekt wie mit einer Klappe erzielt man mit einem steileren Schneidewinkel. Der Widerstand für den Span erhöht sich, die Stauchwirkung wird größer.
Nur muss das Eisen mit steigenden Schneidewinkel auch immer schärfer werden, damit auch wirklich geschnitten und nicht geschabt wird.
Dies hat aber wiederum einen bekannten Nachteil: aufwendigere und weniger langlebige (benötigte) Schärfe.

Ganz extrem ist dieser Effekt m. E. bei der Ziehklinge.
Der Grat schneidet den Span. Der Span trifft sofort nach dem Schneiden auf das überstehende Metall und wird dabei gestaucht, so dass kein reißender Spalt entstehen kann.
Mit einer Ziehklinge kann man bekanntlich ausrißfrei arbeiten, auch gegen die Holzfaser.
Das nicht ganz so saubere Ergebnis im Vergleich zu einem Hobel sehe ich in der mittelmäßigen Schärfe der Schneide, die ja durch Verformung entsteht.

Ich ziehe aus den o.g. Gründen einen steilen Winkel (80° - 90°) an der Klappe vor, um eben diese Stauchwirkung zu erzielen.

Viele Grüße

Markus
(heute sehr theoretisch unterwegs...;-))

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Bezeichnung "Spanbrecher"

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Markus,

Du hast natürlich recht- Das Ding bricht den Span nicht (soll es gar nicht!) sondern staucht ihn, daran kann es keinen Zweifel geben.

Ich denke, der Begriff ist aus dem Metallbereich, wo es bei manchen Werkzeugen auch so ein Formelement an der Schneide gibt und tatsächlich um das Brechen des Spanes gehen kann, übernommen worden. Schön finde ich die Bezeichnung auch nicht. Aber immerhin besser als "Klappe", das wird manchmal auch benutzt und dann weiss man nicht: Meint der nun den "Spanbrecher " oder das Ding, von dem Das Eisen festgehalten wird und im Eglischen so schön "lever cap" (Hebelkappe) heißt.

Oder sollten wir zukünftig "Spanstaucher " sagen? Wäre wirklich eine Überlegung wert. Ich wäre auch bereit, meine Schärfanleitung umzustellen ;-)

Grüße, Friedrich

Georg Pfab
Beiträge: 235
Registriert: Mi 6. Nov 2019, 19:01

Re: Schrupphobeleisen mit Spanbrecher

Beitrag von Georg Pfab »


Hallo,
da fragt man sich, wie weit darf der Spanbrecher bei einem Putzhobel, der einen Span von 2/100mm abnimmt, höchstens zurückversetzt sein, damit dieser in der Lage ist, ausreichend Druck auszuüben, um eine stauchende Wirkung zu erzielen. Ich würde behaupten so nah kann man den Spanbrecher überhaut nicht zustellen.
Also bei sehr dünnen Spänen kann man sich den Spanbrecher (Spanstaucher ) auch sparen. Um hier noch eine Verbesserung zu erzielen muss man den Schnittwinkel erhöhen. Darauf geht aber das japanische Video nicht ein.
Bei dickeren Spänen, so ab 0,04mm ist allerdings ein Spanbrecher, zusammen mit einem engen Hobelmaul, sehr effektiv.
Ich kann mit einem Klappenhobel wesentlich dickere Späne ausrissarm hobeln als mit einem Flachwinkler. Das erspart, wenn man viel Hobeln muss Zeit und Kraft.
VG
Georg Pfab

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