Schrupphobeleisen mit Spanbrecher *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Andreas Ranogajec
Beiträge: 582
Registriert: Do 16. Sep 2021, 02:04

Re: Schrupphobeleisen mit Spanbrecher

Beitrag von Andreas Ranogajec »

[In Antwort auf #152136]
Hallo zusammen,
ich glaube hier im thread werden gerade Äpfel mit Birnen zusammengeschmissen! Diese Eisenklappen(-fein)verstellung ist nichts anderes als
das verbesserte System die Klappenvorderkante (mit der Spanbrecherwirkung) präzise und durch Gewindeverstellung an die Schneideisenkante heran-
zuführen. Der große Vorteil ist, dass keine Schraube UNTER der Klappe die Positionierung festhält (was zum Durchdehnen der Klappe führt und
die Geometrie verändert) sondern eine in Längsrichtung verstellbare Schraube. Dieses System haben die Hobel von Joh.Weiß/Wien bis in die
jüngsten Jahre beibehalten im Gegensatz zu anderen Herstellern, was meines Erachtens nach nachvollziehbar ist, weil die Vorteile sich logisch
erschließen. 1) die Klappe kann bei harten Hobelstößen nicht verrutschen und 2) die Form der Klappe bleibt unverändert, was den Holzkeildruck
nahezu konstant hält.
Das andere ist,...natürlich kann ein verrundetes Eisen mit der entsprechenden Klappe zum Schruppen oder Schlichten genutzt werden, wenn die Klappe nach oben
gezogen wird und ihre Funktion als Spanbrecher( man spricht dann von ca 1mm Abstand zur Schneide) außer Funktion gesetzt wird. Aber warum soll ich
dann eine Klappe anlegen, wenn sie außer Funktion ist?. Daher wieder die Schlußfolgerung - zum Schlichten und Schruppen bedarf es einfach keiner Klappe!!!
Jeder kennt die Situation, wenn gestauchter Span das Hobelmaul zustopft,...dies würde auch passieren, wenn ich zum Schruppen gerade dieses oben von
Wallace beschriebene Eisen mit diesem Hobel benutzen würde!
Deshalb komm ich nochmal zu dem Schluß, nachdem ich auch von Kurt nichts anderes gelesen habe, das Hobel und Eisen nicht zusammengehören.
Der Breite des Hobelkastens nach zu schließen, ist es ein Schrupphobel, während das Eisen zu einem Hobel gehört, der eine runde Sohle hat, ähnlich einem
Kehlhobel wie in Wolfgangs Seite beschrieben und bebildert,...
https://www.holzwerken.de/museum/profilhobel/kehlhobel4.phtml

Beste Grüße Andreas



Horst Entenmann
Beiträge: 1154
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Re: Schrupphobeleisen mit Spanbrecher *MIT BILD*

Beitrag von Horst Entenmann »


Hallo Uwe,

Danke fürs Verlinken.
Der große Schabhobel am Schluß, zum Verputzen des Fasses erinnert doch stark an den, den ich im Internet bekommen habe.
Zumindest von der Größe her.

Gruß Horst



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Uwe.Adler
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Re: Schrupphobeleisen mit Spanbrecher

Beitrag von Uwe.Adler »


Halo Horst,

der Hobel sieht aus wie ein Schabhobel Nr. 80 mit verlängerten Handgriffen. Der kleine 80iger ist ein gutes Werkzeug um auch schwierige Hölzer zu bearbeiten. Meine Verwendung wird meist mit einer dünnen Ziehklinge gepaart.

Herzliche Grüße

Uwe

Kurt Heid
Beiträge: 293
Registriert: Mi 25. Aug 2021, 13:35

Re: Schrupphobeleisen mit Spanbrecher

Beitrag von Kurt Heid »

[In Antwort auf #152142]
Hallo Uwe
in diesem Film und in einigen anderen wird gezeigt und gesagt warum und weshalb in bestimmter Weise gehobelt wird. Schon in meiner Jugendzeit habe ich den Küfern zugeschaut und "helfen dürfen" .
Da in Deutschland keine Küferschule existiert müssen Lehrlinge in Österreich in die Berufsschule. Einige dieser Werkzeuge habe ich in der Fernsehsendung "Dings vom Dach" vorgeführt da niemand zu finden war der manche Werkzeuge kannte. Leider wird die Sendung zum Jahresende eingestellt.
Gruß, Kurt

Horst Entenmann
Beiträge: 1154
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: Schrupphobeleisen mit Spanbrecher

Beitrag von Horst Entenmann »


Hallo Uwe,

Ich habe einen #80 von Veritas und der hat schon eine gewisse Ähnlichkeit, aber die Dimensionen von dem Schabhobel sind schon heftig.
Das Eisen ist ca. 100mm breit. Da besteht keine Verwechslungsgefahr. ;-)

Gruß Horst



Frank Zimmermann
Beiträge: 162
Registriert: Do 9. Jan 2020, 15:03

Re: Schrupphobeleisen mit Spanbrecher *MIT BILD*

Beitrag von Frank Zimmermann »

[In Antwort auf #152126]
Hallo,

vor ein paar Jahren hatte ich einen alten 45er Ulmia Putzhobel, anscheinend mittlerweile verkauft oder verschenkt, jedenfalls finde ich ihn nicht mehr.. der hatte ebenso ein Goldenberg Eisen. Allerdings wurde der Hobelkasten entsprechend angepasst.
Vom letzten Wintertreffen bei Jörch in Siegen hatte ich mir einen neuen La Chapelle Schropphobel mit einem Goldenberg Eisen mitgebracht. Das Schropphobeleisen von Goldenberg entspricht augenscheinlich den allgemeinen Standards.

Nur mal zum Vergleich ein paar Bilder.















Beste Grüße
Frank

Wallace Fryer
Beiträge: 3
Registriert: Do 10. Okt 2019, 11:05

Re: Schrupphobeleisen mit Spanbrecher

Beitrag von Wallace Fryer »

[In Antwort auf #152143]
Erstmal vielen Dank für die Antworten! Ich war für das Wochenende abwesend, daher erst jetzt meine Reaktion.

@ Andreas: vielen Dank für die Info's. Ich hatte gehofft, dass es möglicherweise eine Anwendung für diesen Hobel gegeben hatte, den ich übersehen habe. Ansonsten, finde ich Deine Erklärung die überzeugendste, dass vermutlich hier ein Eisen aus einem Kehlhobel in den Körper eines Schrupphobel eingesetzt wurde. Der gute Zustand des Körpers deutet ja auch auf eine sehr geringe Nutzung, das heißt wenn es eine vorgesehene Funktion gegeben hatte, dann sicher keine besonders viel verwendete.

Die Diskussion hier hat mich an der Idee zweifeln lassen den Hobel, so wie er ist für die Herstellung sauberer gekehlter Oberflächen zu verwenden. Die Kombination einer flachen Hobelsohle mit einem so stark verundeten Eisen erzwingt ja geradezu eine entsprechend große Spanstärke. Das Beste scheint mir zu sein das Eisen in einem richtigem Kehlhobel einzusetzen, gegebenfalls, falls ich mich traue, einen Hobel mit diesem Eisen zu bauen. Es scheint ja durchaus Vorteile, wie Andreas geschrieben hat, von solchen Eisen mit Spanbrechereinstellung zu geben, so dass es nett wäre es "korrekt" einsetzen zu können. Schruppen werde ich weiterhin mit einem Ulmia Schrupphobel mit Einfacheisen ...
Danke auch für den Exkurs in die Küferei! Auch wenn vielleicht nicht ganz relevant für meine Frage ist es trotzdem spannend etwas über solche selten gewordenen Techniken zu erfahren!


Andreas Winkler
Beiträge: 1123
Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Re: Schrupphobeleisen mit Spanbrecher

Beitrag von Andreas Winkler »


Hallo Wallace,

etwas späte Nachricht, aber dennoch.

Schrupphobel mit Doppeleisen waren "früher" nicht unüblich und sind in diversen alten Katalogen angeboten worden.
Nachfolgend mal einige Links zu alten Katalogen von Wolfgang Jordans "holzwerken.de"-Seite:

https://kataloge.holzwerken.de/ottf/002/04_Seite_07.jpg

https://kataloge.holzwerken.de/ottf/003/05_Seite_01.jpg

Habe selbst auch einige alte Kataloge, da sind überall Schrupphobel mit Doppeleisen aufgeführt. Angeboten und verkauft sind sie also geworden.

Ein direkter Vergleich "Schruppen mit und ohne Klappe" wäre mal interessant.

Über die Klappenbefestigung hat mein Namenskollege schon einiges geschrieben. Die erwähnte "lange Schraube" war wohl ein Konkurrenzmodell zu der heute üblichen Befestigung und hat sich nicht durchsetzen können. Wird aber ebenfalls in vielen alten Katalogen erwähnt und angeboten, z.b. hier:

https://kataloge.holzwerken.de/ottf/001/06_Seite_03.jpg

Gruß, Andreas



Wallace Fryer
Beiträge: 3
Registriert: Do 10. Okt 2019, 11:05

Re: Schrupphobeleisen mit Spanbrecher

Beitrag von Wallace Fryer »


Danke, Andreas, für die "späte" Antwort!
Deine Hinweise sind für mich sehr interessant, es genau solche Hinweise auf die ich gehofft hatte. Natürlich wäre es toll einen Goldenberg Katalog zu Gesicht zu bekommen, aber es zeigt sich ja auch so, dass der Hobel nicht einfach unsachgemäß mit einem unpassenden Eisen ausgestattet sein könnte.
Und es zeigt auch, welche Informationen in einem Website stecken, den ich offensichtlich nicht gründlich genug gelesen habe ... , klasse.

Ich werde sobald ich praktische Vergleichstest gemacht habe hier darüber berichten



Kurt Heid
Beiträge: 293
Registriert: Mi 25. Aug 2021, 13:35

Re: Schrupphobeleisen mit Spanbrecher

Beitrag von Kurt Heid »

[In Antwort auf #152126]
Hallo
in der Zeitschrift Hobel 5. Jhrg. Nr. 11 Feb. 1934 und 12 hat der Gewerbeoberlehrer K. Krechberger aus Kiel einen ausführlichen Artikel über die Klappe etc. Geschrieben. Den Artikel kann ich wegen des Umfangs nicht wiedergeben.
Er hat sich intensiv damit beschäftigt.
Gruß, Kurt

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