Schrupphobeleisen mit Spanbrecher *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Wallace Fryer
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Schrupphobeleisen mit Spanbrecher *MIT BILD*

Beitrag von Wallace Fryer »


Hallo alle,
noch ein Neuling mit einer Frage ...
Es geht um einen Hobel, den ich vor einiger Zeit auf einem Flohmarkt erworben habe. Er hat fast alle Merkmale eines Schrupphobel:

Der Hobel hat eine flache Sohle. Eisenbreite 30mm, stark gebogen. Das einzige für mich Seltsame ist, dass das Eisen einen Spanbrecher hat und sogar einen mit einer Feineinstellung. Das Eisen (und der Spanbrecher) ist von der Firma Goldenberg über die ich auf den Werkzeugmuseumsseiten von Wolfgang Jordan die bisher beste Information gefunden habe. Allerdings auch nicht über solche Eisen in Schrupphobeln ...



Nun meine erste Frage ist, ob jemand das schon mal gesehen hat. Welche Funktion könnte dieser Hobel erfüllen sollen? Oder war die Idee das Eisen mit einem Spanbrecher nur eine Schapsidee des Herstellers? Meine bisherige Recherche im Netz und ausserhalb war ziemlich erfolglos ... Die Theorie sagt ja auch, dass ein Spanbrecher bei Schrupphobeln eigentlich ein Witz ist.

Die zweite Frage ist natürlich ob ich für den Hobel einen guten Zweck finden kann. Da muss ich einfach testen und Tipps sind willkommen. Kann ich mit einem solchen Hobel zum Beispiel Oberflächen einer guten Qualität herstellen? (OK, die Oberfläche wird gewellt sein, aber das kann ja auch für manche Zwecke gewollt und schön sein.)
Erste Experimente haben zumindest gezeigt, dass man mit ihm überhaupt hobeln kann, auch wenn ich nicht sehen kann das die Oberfläche viel besser wäre als mit einem herkömmlichen Schrupphobel.

Andreas Ranogajec
Beiträge: 582
Registriert: Do 16. Sep 2021, 02:04

Re: Schrupphobeleisen mit Spanbrecher

Beitrag von Andreas Ranogajec »


Hallo Wallace,
ich hab auch ein "verrundetes Hobeleisen" mit Spanklappe in der Breite 30mm. Allem Anschein nach ist es genauso beabsichtigt und im Aufbau weit weg von einem Schrupphobel.
Jeder weiß, dass ein Hobel mit Spanklappe zum "Putzen " benutzt wurde, ..daher geht meine Vermutung dahin, dass solche Hobel eine besondere Aufgabe hatten.
Denkbar ist z.B. das Nachbearbeiten von Treppenhandläufen oder das Ausputzen von Simsleisten.
Demnach müsste die Hobelsohle auch verrundet sein,...ist die Hobelsohle flach, so wurde das Hobeleisen mit Klappe zweckentfremdet hinzugefügt.
Mein rudimentäres Wissen ist nicht das A und O in der Erkundung von Holzbearbeitungswerkzeugen, deshalb sind spezialisierte Sammler und Forscher eher
qualifiziert, dir eine befriedigende Antwort zu geben!
Gruß Andreas



Horst Entenmann
Beiträge: 1154
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: Schrupphobeleisen mit Spanbrecher

Beitrag von Horst Entenmann »


Hallo Wallace,

Irgendwie verstehe ich nicht wie die Verstellung funktioniert.
Ist die nur dazu da den Spanbrecher auf dem Eisen zu verschieben oder ist die für die Spandicke?
Zuerst hatte ich den Verdacht daß der Spanbrecher nur als Widerlager für die Verstellung des Eisens dient. Also ein früher Versuch zur Feineinstellung, aber die braucht man für einen Schrupphobel auch nicht so dringend.
Und wie das funktionieren soll, in Verbindung mit dem Keil, das verstehe ich nicht.

Gestern habe ich eine Fernsehreportage über einen Küfer bei der Arbeit gesehen. Der hat die Dauben nach der seitlichen Bearbeitung (die Dichtflächen) noch auf der Außenseite etwas verrundet und innen etwas hohl gehobelt weil die sich dann leichter biegen lassen.
Der Hobel selber war nicht so deutlich zu sehen. Ich könnte mir aber vorstellen daß man dabei mehr Wert auf eine saubere Oberfläche legte. Vielleicht daher der Spanbrecher?



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Volker Hennemann
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Re: Schrupphobeleisen mit Spanbrecher

Beitrag von Volker Hennemann »

[In Antwort auf #152126]
Hallo Wallace,

Vielleicht hat man den Hobel dazu verwendet, dass man vor dem Verleimen gefügter Bretter einen "Raum für Leim" schafft.
Die Brettkanten wurden deswegen mit einer leichten Hohlkehle versehen.
Da nach dem Fügen zu diesem Zweck eher ein sehr feiner Span abgenommen werden musste, macht ein Spanbrecher Sinn.

Ist eine Theorie - sicher bin ich mir nicht.
Herzliche Grüße
Volker

Kurt Heid
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Registriert: Mi 25. Aug 2021, 13:35

Re: Schrupphobeleisen mit Spanbrecher

Beitrag von Kurt Heid »


Hallo
Wie oder wo wurde das Video gesendet? Kann mir nicht vorstellen was du meinst!
Gruß, Kurt

Rainer Zinserling
Beiträge: 189
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Re: Schrupphobeleisen mit Spanbrecher

Beitrag von Rainer Zinserling »


Ich habe den Film (auch) gesehen. Der ist aus der Reihe "Der Letzte seinen Standes". Ich habe die Fernsehzeitung der letzten Woche bereits entsorgt, ich meine, der Film kam auf ARD-alpha, die haben z.Zt. eine Reihe ARD-Retro, alpha-retro oder so ähnlich. Da werden alte Film-Schätze gezeigt, aus der o.a. Reihe, auch Filme der Reihe "Unter unserem Himmel".

Rainer

Kurt Heid
Beiträge: 293
Registriert: Mi 25. Aug 2021, 13:35

Re: Schrupphobeleisen mit Spanbrecher

Beitrag von Kurt Heid »

[In Antwort auf #152131]
Hallo
Dauben Seiten werden nicht mit Kehle gehobelt. Habe selbst schon einen Bottisch gefertigt. Verleimt wird ein Fass nie!!!! Der Boden wird angefasst und mit Schilf abgedichtet. Undichte Seitenenden sind auch mit Schilf gedichtet.
Habe 2 Bücher über Fassmacher geschrieben und mich sehr lange mit der Fertigung beschäftigt.
Gruß, Kurt

Georg Pfab
Beiträge: 235
Registriert: Mi 6. Nov 2019, 19:01

Re: Schrupphobeleisen mit Spanbrecher

Beitrag von Georg Pfab »

[In Antwort auf #152126]
Hallo,
das ein Schrupphobel einen Spanbrecher hat ist nichts ungewöhnliches. Ich habe einen neueren Schrupphobel von Ulmia der hat ebenfalls einen Spanbrecher.
Meines erachtens erhöht der Spanbrecher das Einsatzspektrum des Hobels.
Der Hobel ohne Spanbrecher ist dafür gemacht viel Material pro Hobelstoß bei geringer Kraftanstrengung abzunehmen. Hier ist eine Vorspaltung bei Hobeln längs zur Faser günstig, sprich ein Spanbrecher der gerade das verhindern soll nachteilung und quer zur Faser nicht erforderlich.
Verwendet man den Hobel allerding um dekorative (geschruppte) Oberflächen herzustellen und diese vielleicht auch noch zu Beizen, ist ein ausrissfreieres Hobelergebnis gewünscht, was einen Spanbrecher und eine geringere Spanabnahme erfordert.
Was die Tiefeneinstellung für einen Zweck erfüllen soll kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Vielleicht um ein reproduzierbareres Ergebnis zu erzielen.
VG
Georg Pfab

Horst Entenmann
Beiträge: 1154
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: Schrupphobeleisen mit Spanbrecher

Beitrag von Horst Entenmann »


Hallo Kurt,

Richtig, aber die Innenseiten der Dauben wurden hohl gehobelt. Mit einem Handhobel.
Die Dichtflächen wurden auf einem Küferhobel geglättet, wobei da die Dauben über den feststehenden Küferhobel gezogen (oder geschoben) werden.

Gruß Horst

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Uwe.Adler
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Registriert: So 27. Dez 2020, 22:52

Re: Schrupphobeleisen mit Spanbrecher

Beitrag von Uwe.Adler »


Hallo werte Holzwerker,

https://www.youtube.com/watch?v=_ufq4FWxAEE und dann ab 9:30 wird das Werkzeug eingesetzt. Davor ist der Fügebock und der Hobel für die Aussenseite zu sehen.

Herzliche Grüße

Uwe

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