Projektdokumentation Nachttischplatten

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Tobias Werner
Beiträge: 177
Registriert: So 24. Feb 2019, 18:13
Kontaktdaten:

Projektdokumentation Nachttischplatten

Beitrag von Tobias Werner »


Guten Abend zusammen,

neben dem Messerblock ist nun seit letzter Woche das nächste Projekt in Arbeit. Alles fing
Anfang des Jahres mit einer Anfrage meiner Tante an, ob ich nicht 2 Platten für ihr
Schlafzimmer herstellen kann. Nach den ersten Skizzen war klar, es musste etwas
Geschwungenes und Rundes in Buche her. Nach Monaten des Gedanken und
Ideenaustauschs, war dann endlich alles fix und die Späne konnten fliegen....

Alles beginnt relativ unspektakulär mit der Schablonenherstellung. Konstruktionen von
regelmäßigen Kreisbögen sind nicht so ganz ohne, aber hier im Forum findet man ja viel
hilfreiches, bzw. meine Festplatte ist inzwischen auch ein guter Suchort für solche Tricks.


Eine wirklich lohnende Anschaffung war ein aufschraubbares Kurvenlineal, um die
Schablonen auszufräsen. Inzwischen bereue ich nur, dass ich es nicht länger gekauft habe.
Aber ein umsetzen in die bestehenden letzten Schraubenlöcher für den nächsten Abschnitt
funktioniert auch ganz gut:


Ausfräsen der Schablone:


Die 2 fertigen Schablonen aus Sperrholz


Am Montag war ich dann beim Holzhändler meines Vertrauens und habe mir eine
Leimholzplatt ein 27mm geholt, da die Zeit und meine Erfahrung noch nicht für die
Eigenherstellung reicht, außerdem möchte ich das nicht an einem Projekt für
Verwandte/Bekannte ausprobieren. Also fix drauf los mit der Stichsäge


Für Buche war ich doch ein bisschen optimistisch, was die Schnittleistung meines Sägeblatts
angeht. Wie ich jetzt weiß, war das Blatt zwar für Querschnitt noch gerade geeignet, für den
Längsschnitt aber zu fein..... Naja das Ergebnis waren ein paar bleibende Erinnerungen, zum
Glück nur im Holz.


Also Planänderung, zum Glück ließen sich die beiden Platten durch Verschieben trotzdem
noch aus dem Stück Holz schneiden, allerdings diesmal mit anderem Sägeblatt und
Entlastungsschnitten in den Kurven:


Große Spanmengen später sind die Grobkonturen ausgesägt:


Nun ging die "Sauerei" gerade weiter. Oberfräse ausgepackt und mit dem Bündigfräser alles
Überstände zur Schablone entfernen. Die Absaugung habe ich extra durch die Laufsohle mit
kleiner Öffnung ausgebremst, damit mein Staubsauger nicht seinen Beutel auffüllt. In dem
Fall war mir kehren im Anschluss lieber...


Platte No. 1 ist schon fast fertig:


Nachdem Nummer 1 ja problemlos lief, musste die 2. ja Probleme machen. Die Fräsrichtung
bei der Kantenbearbeitung findet im Gegenlauf, sprich gegen den Uhrzeigersinn, statt. Jetzt ist
das aber in meinem Fall dooferweise gegen die Maserung des Holzes, sodass sehr unschöne
Stellen entstehen und teilweise sogar ganze Stücke aus dem Holz gerissen werden. Ich habe
mir dann beholfen, dass ich ganz vorsichtig im Gleichlauf gefräst habe.....

------ Wie kann ich das in Zukunft besser lösen? ------




Uff, auch geschafft, nachdem ich die Schablone noch einmal ein bisschen verrückt habe, um
die unschönen Stellen zu korrigieren:


Nun war eine anstrengende Runde Handschleiferei gefragt, aber nach dem ganzen
Maschinenlärm, war es sogar eine entspannende Arbeit:


Aber die Arbeit hat sich gelohnt, nachdem noch eine 4mm Rundung angefräst wurde und die
Oberflächen, sowie Kanten bis 240 geschliffen wurden, fehlt jetzt nur noch das Finish:




Viele Grüße

Tobi



Tobias Werner
Beiträge: 177
Registriert: So 24. Feb 2019, 18:13
Kontaktdaten:

Re: Projektdokumentation Nachttischplatten

Beitrag von Tobias Werner »


Soooo noch einmal ich,

damit meine Fragen nicht in den Bildern untergehen, jetzt noch schnell als Nachtrag:

Ich möchte die Platten ölen.

1) Ist es sinnvoll beide Seiten der Platten gleichzeitig zu ölen, oder kann ich auch am ersten Tag die Unterseite ölen , dann über Nacht trocknen lassen und am nächsten Tag wenden und die Oberseite sowie die Kanten umlaufend ölen?

2) Ich habe mir aus Multiplex 3-Eck-Leisten gesägt (Toblerone-Profil) nimmt die Platte Oberflächenschäden, wenn ich sie während des Ölens darauf liegen lasse? Das betrifft nur den Fall, wenn ich Ober und Unterseite quasi gleichzeitig ölen soll.

3) Wie verhindere ich, dass sich das Hirnholz farblich extrem von der Oberfläche unterscheidet, in meinen Versuchen wurde es um einiges dunkler, als die Oberfläche. Zu einem gewissen Grad ist das ok, aber es ging schon ins tief dunkelbraun und bildete einen extremen (hässlichen) Kontrast.

Vielen Dank im Voraus und viele liebe Grüße

Tobi



Daniel Baum / DaBa
Beiträge: 230
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Projektdokumentation Nachttischplatten

Beitrag von Daniel Baum / DaBa »


Hallo Tobias,

wenn möglich öle ich immer beide Seiten. Erst die untere dann die obere. Die Werkstücke liegen bei mir auch auf dreikant Multiplex Reststücken. Je nach Holz und Öl sind winzige Streifen auf der Unterseite zu sehen.
Deine dritte Frage interessiert mich auch sehr … bislang habe ich mich immer damit abgefunden … bestimmt kommen hier aber einige gute Vorschläge zusammen die man dann mal ausprobieren kann.

Übrigens : Sehr schöne Dokumentation, Danke dafür.

Gruß DaBa



jockel

Re: Projektdokumentation Nachttischplatten

Beitrag von jockel »


Hallo Tobi,
schöne Dokumentation!
Für das Ölen des Hirnholzes könntest du folgendes Ausporbieren:
Nur das Hirnholz vor dem Ölen mit einer stark verdünnten Grundierung behandeln.
Entweder Schellack stark mit Alkohol verdünnen, oder eine (Schleif)Grundierung welche früher oft auf Nitrobasis war verwenden. Allerdings würde ich das vorher auf einen Testbrett ausprobieren, ich habe damit noch keine Erfahrung, war nur so ein Gedanke. Wenn du keine Grundierung hast kannst du dir bei mir welche abholen.
Gruß Jockel



Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Projektdokumentation Nachttischplatten

Beitrag von Heiko Rech »

[In Antwort auf #64743]
Hallo Tobias,

saubere Arbeit hast du da geleistet!

Die Platten kannst du zum Trocknen auf die Hinterkante stellen. Bei 28mm Materialstärke bleiben diese auch auf der Kante stehen. Dann kannst du auch problemlos beide Seiten ölen, was auf jeden Fall zu empfehlen ist. Das ist ja das Schöne an den meisten Ölen, dass man ein Bauteil in einem Rutsch Rundum behandeln kann.

Zu vermeiden, dass Hirnholz nicht dunkker wird, als die Flächen ist nicht immer möglich. Ich versuche das in den Griff zu bekommen, in dem ich das Hirnholz serh sorgfältig schleife. Meist eine Körnung feiner, als die Flächen. Lass dich nicht dazu verleiten, zu fein zu schleifen, dann kann es je nach Hozart passieren, dass du genau das Gegenteil erreichst und die Kante noch dunker wird.

Wichtig ist auch, die Hirnkanten gut zu säubern. Ich sauge sie mit voller Saugerleistung, direkt mit der Anschlussmuffe, also ohne Saugerdüse ab. Staub in den Poren begünstig ebenfalls das dunkler werden der Kanten.

Zeigst du uns auch Bilder der Platten im motieren Zustand?

Gruß

Heiko


Tobias Werner
Beiträge: 177
Registriert: So 24. Feb 2019, 18:13
Kontaktdaten:

Re: Projektdokumentation Nachttischplatten

Beitrag von Tobias Werner »

[In Antwort auf #64743]
Guten Morgen,

danke euch Jockel und Heiko für eure Ratschläge bzgl. des Ölens.
Für Experimente mit verdünnter Grundierung fehlt leider die Zeit. Ich schreibe am
Donnerstag noch Wasserbau und am Samstag machen sich die Platten schon auf ihren 250km
langen Weg zur Montage (Bilder kommen dann natürlich nach).....
Ich habe jetzt an den Kanten extrem aufgepasst, dass sie nicht so viel Öl abbekommen und ich
denke das hat auch ganz gut funktioniert, leider hat es eine Lamelle farblich ziemlich
rausgehauen in der großen Platte..... Naja ist ja Holz und somit ein Naturprodukt.... Kann man
so was vorher sehen/erkennen/prüfen? Schon beim Holzkauf? Mich persönlich würde es
weniger stören, aber ich weiß nicht, ob meine Tante das genauso sieht.

Hier noch ein paar Bilder nach dem ersten Ölauftrag:




Viele Grüße
Tobi



Martin Sprandel
Beiträge: 276
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Projektdokumentation Nachttischplatten

Beitrag von Martin Sprandel »


Servus Tobi,

die Platten sind schön geworden.

Das Thema mit den einzelnen abweichenden Lammelen kann man glaube ich kaum lösen. Selbst im Holzhandel der etwas besser ist als reine Baumarktqualität, hat man das laufend. Ich habe manchmal den Eindruck, als würden solche Erwägungen in der Produktioon keine Rolle spielen und wir Hobbyschreiner müssen es halt erdulden.

Ich finde dieses Totschlagargument "Ist halt ein Naturprodukt" zwar einerseits einleuchtend, andererseits ists auch ein wenig ein Kapitulation vor dem Material. Wer sich mit einem professionelen Schreiner unterhält, erfährt, dass es es durchaus möglich ist besser zu sortieren und zu verleimen und das oftmals nicht mal viel mehr Arbeit macht.

Nun gut - hat aber mit Deinem sehr schönen Projekt nichts zu tun.

Vielen Dank auch für die tolle Doku. Jetzt kann ich mir endlich den Einsatz eines Kurvenlineals gut vorstellen - ich denke das wandert gleich mal auf meine Wunschliste.

Schönen Gruß

Servus

Martin :o)


Olli Trappe
Beiträge: 412
Registriert: Sa 10. Mär 2018, 18:39

Re: Projektdokumentation Nachttischplatten

Beitrag von Olli Trappe »


Hallo Tobi,

Du bist auch immer sehr kritisch. Aber das ist eine Garant für tolle Ergebnisse. Also ich finde die Platten sind Dir wirklich gut gelungen. Auch das Holz an sich gefällt mir sehr gut. Durchgehende Lamellen und kein Baumarktstückelwerk. Deine Tante wird bestimmt begeistert sein, wie gut sich das Holz anfühlt.

Gegen die unterschiedliche Farbe der einzelnen Lamellen ist wohl kein Kraut gewachsen. Ich habe schon Buche Leimholzplatten aus einer Bohle mit nahezu identischer Orientierung der Jahresringe hergestellt, wo anfangs die einzelnen Lamellen nicht mehr zu erkennen waren. Mit der Zeit sind die Lamellen interessanterweise unterschiedlich nachgedunkelt und so wieder leicht sichtbar geworden. Holz ist halt ein Naturprodukt.

Viel Efolg bei den Klausuren!

Olli



Tobias Werner
Beiträge: 177
Registriert: So 24. Feb 2019, 18:13
Kontaktdaten:

Re: Letzte Ölaufträge mit Problem/Bildern

Beitrag von Tobias Werner »

[In Antwort auf #64743]
Hallo zusammen,

vielen Dank für eure lobenden Worte, hier nochmal 2 Bilder von den letzten 2 Ölaufträgen.

Den 3. Ölauftrag habe ich mit einem Tuch aufgebracht, nachdem ich bei beiden Platten
jeweils eine Seite geölt habe, wurde von mir sofort mit einem neuen Tuch das Öl abgewischt
und ich habe diese graue Scheibe auf den Excenter gelegt und den restlichen Ölfilm (sehr
dünn) damit aufgenommen und einpoliert. Diese Scheibe habe ich bei einem ortsansässigen
Händler dazubekommen, mit dem Hinweis das doch mal zu probieren, da es im
Parkettlegehandwerk in groß immer so gemacht wird.... Prinzipiell sieht die Oberfläche
danach wie geleckt aus, einfach genial, allerdings auch hier wieder das Problem, dass ich trotz
vollständiger Entfernung der Ölreste ein klebrige Oberfläche zurückbehalte.....
Deswegen noch einmal die Frage.... Hat diese Erfahrung schon einmal jemand mit Danish Oil
gemacht? Oder eine mögliche Lösung dafür?

Der 4. Auftrag war dann die Korrektur der klebenden Reste. Zum x-ten Mal ganz ganz wenig
anschleifen, und dann mit einem Öl benetzten Lappen die ganze Platte einmal abreiben.

Das Ergebnis ist wie eine Bombe eingeschlagen und hat für große Verzückung gesorgt :)
Mission accomplished!

Ich werde, sobald ich sie selber bekommen habe, die Bilder der montierten Platte
nachreichen.

Ich würde mich freuen, wenn sich eine Lösung für das "Klebe" - Problem findet, denn die
Oberfläche an sich und die Präsentation des Holzes durch Danish Oil gefällt mir sehr gut.
Allerdings werde ich mir nicht nochmal so einen Stress machen und mir sonst beim nächsten
Mal ein anderes Öl kaufen und das wäre schade....





Viele liebe Grüße
Tobi



Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Letzte Ölaufträge mit Problem/Bildern

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo Tobias,

ich habe noch nie mit dem von dir verwendeten Öl gearbeitet. Aber nach meiner Erfahrung kommen klebrige Stellen von Öl, dass nicht vom Holz aufgenommen wurde. Das einpolieren des Öls, wird bei Fussbodenölen gemacht, das stimmt. Das Festool Surfix Öl wird ähnlich verarbeitet und auch das NL Hartöl von Asuso, dass ich momentan verwende kann aufpoliert werden. Ob das mit allen Ölen geht, weiß ich allerdings nicht.

Das Pad, das man auf den Bildern sieht ist kein Pad, dass ich für das polieren kenne. Es scheint mir eher ein Schleifvlies zu sein. Nicht alle Öle sollten eingeschliffen werden. Es gibt Öle, bei denen das eben nicht funktioniert und der Schleifstaub sich zwar mit dem Öl vermischt und Poren füllt, aber auch sehr lange zum Trocknen benötigt.

Ein Polierpad hat keine Schleifkörper und nimmt keinen Abtrag vor. Vielleicht kannst du mal ein Bild des Pads zeigen.

Was die Hirnholtproblematik angeht, kann man das zu starke Abdunkeln des Hirnholzes durch zwei Maßnahmen mildern:

1. Fein schleifen. Dabei keine Körnung auslassen und bei extrem grobporigen Hölzern wie Fichte nicht übertreiben. Der Schleifstaub sollte nicht so fein sein, dass er die groben Poren wieder zusetzt.Bei Buche kannst du ruhig bis Korn 320 gehen, bei Nadelhölzern bis Korn 240

2. Gründlich entstauben: Der Staub in den Poren nimmt viel Öl auf und macht die Kanten dunkler. Der Staub muss raus. Am besten geht das mit einem starken Staubsauger. Ich sauge immer direkt mit der Anschlussmuffe am Schlauchende die Kanten ab. Die Muffe direkt auf die Hirnholzfläche setzen und absaugen. Probier es mal aus und schau dir den Unterschied zu einer lediglich abgebürsteten Fläche an.

So habe ich heute Meranti Werkstücke bearbeitet und es ist kaum ein Farbunterschied vom Hirnholz zum Rest des Holzes zu sehen.

Gruß

Heiko



Antworten