Beistelltischchen aus Birke *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Peter Niebuhr
Beiträge: 3
Registriert: Mo 3. Mai 2021, 20:24

Beistelltischchen aus Birke *MIT BILD*

Beitrag von Peter Niebuhr »


Guten Abend an alle zusammen,

nach längerem stillen Mitlesen möchte ich nun auch mal etwas beitragen und mein letztes Projekt vorstellen. Es handelt sich um ein Beistelltischchen fürs Sofa, für das Getränk beim Fernsehen und so weiter.
Durch einige Unterbrechungen (i.W. Bau einer neuen Hobelbank) zog sich dieses Projekt insgesamt über zwei Jahre, aber für mich geht es ohnehin eher um den Weg zum Ziel und nicht so sehr um das Endprodukt selbst. War am Ende dann aber doch ganz schön, es fertig zu haben ;-)
Zum Tisch: Es ist ein Tischchen aus Birke, Platte ca. 30x80 cm. Ich habe zuvor als Übungsobjekt einen vergleichbaren Tisch aus KVH aus dem Baumarkt gefertigt und war schon damit recht zufrieden. Steht jetzt als Nachttisch im Gästezimmer. Diese Erfahrung kennen sicherlich die meisten hier: All die kleinen Macken, die man unterwegs so fabriziert, sehen Außenstehende hinterher nur, wenn man sie drauf stößt…

Das Ausgangsmaterial waren sägerauhe Bohlen vom örtlichen Holzhändler, alle Schritte habe ich mit Handwerkzeug durchgeführt. Im Wesentlichen waren ein Record No.5, ein Stanley No. 4, ein alter Schrupphobel, ein Satz Stechbeitel von Aldi, ein alter Spear & Jackson Spearior 88 Fuchsschwanz und ein alter Grundhobel mit Holzkörper beteiligt. Eine der Bohlen hat mir wirklich zu schaffen gemacht. Wilde Richtungswechsel beim Faserverlauf, gefühlt alle 10 cm. Ich schätze jemand, der weiß was er tut, hätte sie schnell als Feuerholz identifiziert, ich wusste es aber nicht besser und habe mich durchgewühlt. Für die Zargen wollte ich die Holzstärke um gut 5 mm reduzieren, mit dem Schrupphobel war jedoch nichts zu machen, er riss das Holz förmlich auseinander. Also mit dem Fuchschwanz Sägefurnier hergestellt, das ging erstaunlich gut.

Insgesamt war es in toller Prozess, ich habe viel gelernt, insbesondere was das Ausbessern von Fehlern angeht. Regelmäßig brach mir beim Hobeln hier und da irgendwo eine Kante aus, die wieder angeleimt werden musste, und das waren noch die kleinsten Übel. Bei der Positionierung der Zapfenlöcher stand ich wohl neben mir, da war hinterher viel Nacharbeit nötig, das ganze Gestell war verzogen. Aber man lernt ja ständig dazu… nächstes Mal mit mehr Sorgfalt. Besonders zufrieden bin ich mit der Oberfläche der Platte. Auch hier hatte ich, insbesondere bei der mittleren Lamelle, mit ungnädigem Faserverlauf zu kämpfen, bin aber mir viel Mühe und häufigem Schärfen einigermaßen durchgekommen. Eine kleine Gegenfase am Eisen des Schlichthobels, um den Schneidenwinkel zu erhöhen (ich habe das als „York pitch“ kennengelernt) hat hier deutliche Erleichterung gebracht. Die letzten Ecken konnte ich mit der Ziehklinge bändigen. Aller Schweiß und Mühe macht sich durch eine fast perlmuttartige Oberfläche bezahlt, mir gefällts sehr gut. Behandelt habe ich mit 3-4 Schichten Hartwachs-Öl mit leichtem Zwischenschliff.

Viele Grüße
Peter

Das Testprojekt:


Das Ausgangsmaterial:


Teil 1 - Das Gestell entsteht (noch in der alten Werkstatt auf der alten Werkbank):




Teil 2 - Weiter am Gestell (in der neuen Werkstatt auf der neuen Hobelbank):

Hier ist noch viel Nacharbeit erforderlich:



Teil 3 - Die Tischplatte zum Abschluss:




Noch ein bisschen klobig...

Die Fase mit der No. 4 anzuhobeln war eine tolle Arbeit, das hat richtig Spaß gemacht!



Oberfläche und fertig:




Tom B.
Beiträge: 413
Registriert: Mi 20. Mär 2019, 14:18

Re: Beistelltischchen aus Birke

Beitrag von Tom B. »


Hallo Peter,

ein schönes Projekt. Meinen Respekt hast Du schon allein dafür, so lange durchgehalten zu haben - und alles mit Handwerkzeug gemacht zu haben!

Mir gefällt der Tisch - an sich. Ich habe mir die Bilder jetzt 2 mal angeschaut und bleibe "an irgend etwas" hängen. Irgend etwas bei den Proportionen stört - mein - Auge. Vielleicht sind es die recht hohen/breiten Zargen? Am Ende zählt meine Meinung da aber nicht. Es muss Dir gefallen und das tut es ja. Und das ist die Hauptsache. Und wie angstrengend das Anhobeln einer Schweizer Kante sein kann, durfte ich auch schon erfahren. Ich freue mich aber jeden Tag darüber, wenn ich an unserem Esszimmertisch sitze.

Schöne Osterfeiertage.

Herzliche Grüße

Tom


Matthias E
Beiträge: 45
Registriert: So 23. Jun 2019, 19:39

Re: Beistelltischchen aus Birke

Beitrag von Matthias E »


Hallo Peter,

ein schönes Projekt, das Dir gut gelungen ist! Mir gefallen sowohl die Holzauswahl als auch die Proportionen gut. Ich habe gleich meine Projektideen-Liste um einen Eintrag erweitert. Meinen Respekt gilt auch Deinem Durchhaltevermögen, denn Birke kann nach meiner Erfahrung bei der Bearbeitung mit Handhobeln ziemlich widerspenstig sein. Gut, dass Du Dich von diesen Hindernissen nicht entmutigen lassen hast. Du hast dabei sicher viel gelernt.

Schöne Osterfeiertage,
Matthias


Pedder
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Re: Beistelltischchen aus Birke

Beitrag von Pedder »

[In Antwort auf #151230]
Hallo Peter,

vielen Dank für den Beitrag über den Tisch. Handwerklich gefällt er mir sehr. Die Oberfläche ist sehr schön und die Verbindungen sitzen alle.
Dass Du die Beine auch auf den Außenseiten verjüngt hast, Stört mich im Gesamteindruck etwas.

Liebe Grüße
Pedder


Johannes F
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Registriert: Di 26. Sep 2017, 22:18

Re: Beistelltischchen aus Birke

Beitrag von Johannes F »

[In Antwort auf #151230]
Hallo Peter,

Einen schönen Tisch hast Du da gebaut. Und dem reinen Einbau von Handwerkszeug gebührt auf jeden Fall Respekt! Ich habe auch in letzter Zeit Birke gehobelt. Ein sehr schönes Holz wie ich finde. Aber ich hatte auch die gleichen Probleme wie Du sie hier schilderst. Schlussendlich hilft wohl nur ein sehr scharfer Hobel mit dicht eingestelltem Spanbrecher und geringer Abnahme. Oder aber großzügiger aussortieren - aber es spricht wohl auch nichts dagegen, sich mal durch so ein widerspenstiges Brett durchzuarbeiten. Man lernt dabei viel.

Viele Grüße

Johannes

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Volker Hennemann
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Re: Beistelltischchen aus Birke

Beitrag von Volker Hennemann »

[In Antwort auf #151230]
Hallo Peter,

ist doch ein tolles Ergebnis für die Mühe.
Schmunzeln musste ich über deine Verbannung des alten Beistelltisches in das Gästezimmer.
Bei uns gibt es auch noch ein paar Werke von mir die ich am liebsten entsorgen würde.
Meine Frau will sie aber nicht hergeben........ was mir zu Denken gibt.

Vielen Dank fürs Zeigen!

Gruß
Volker

Peter Niebuhr
Beiträge: 3
Registriert: Mo 3. Mai 2021, 20:24

Re: Beistelltischchen aus Birke

Beitrag von Peter Niebuhr »

[In Antwort auf #151230]
Vielen Dank an alle für die freundliche Rückmeldung.
Ich stoße mich auch hier und da an dem Entwurf, würde beim nächsten Mal insbesondere an den Beinen noch einiges anders machen. Ich finde sie sind unten zu dünn geworden, und wie auch Pedder angemerkt hat, ist die außenseitige Verjüngung gewöhnungsbedürftig. Ich hatte mir im Vorfeld einige Zeichnungen gemacht und war guter Dinge, aber in der Realität sieht ja bekanntlich vieles nochmal anders aus. Diese Spinnenbeine habe ich so nicht kommen sehen ;-)

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