Hobelbank

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Matthias_M
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Hobelbank

Beitrag von Matthias_M »


Guten Abend Miteinander

Ich bitte Pedder höflichst um Entschuldigung bezgl. des Fotohochladen-Fauxpas. Ich war wohl etwas arg müde und habe dies vermtl. im FAQ überlesen. Und frei nach dem Moto: "Wer nicht fragt bleibt ewig dumm" ... und den Rest kann man ja nachlesen.

So nun zum Thema, hoffentlich ödet es nicht schon an: Hobelbänke. Was ich nicht möchte und suche: Einen (weiteren?) Kleinkrieg lostreten. Ich habe lediglich ein paar Fragen zu diesem Thema und suche eher eure Praxiserfahrungen. Vor- und Nachteile der Hobelbänke zu diskutieren scheint mir nicht so sehr sinnvoll. Ich habe da immer so bisschen den Eindruck es geht um die Frage: Fahre ich jetzt lieber Mittelklasse A oder Mittelklasse B Wagen (Tut mir Leid für den banalen Vergleich, aber etwas besser fiel mir nicht ein).

1) Gibt es eine Liste mit den Hobelbankbauprojekten hier im Forum? Wäre es nett, wenn es so was gäbe? Ich frage dies mal aus lauter Blödsinn.

2) Ich habe mir einige Forenbeiträge zu Roubo vs. europäische klassische Bankversion durchgelesen. Was ich dabei immer wieder gelesen habe: Die Hinterzange kann - muss aber anscheinend nicht - mit der Zeit nachgeben und ist dann nicht mehr eben mit der Bankoberfläche insbes. auch beim Spannen. Meine Frage dazu lautet: Habt ihr schon Hobelbänke gesehen, wo dies der Fall war? Wie oft kommt das vor? Was verursacht das Nachgeben maßgeblich? Schwarz et alt. erzählen das ja auch ständig. Aber mich interessiert die Praxis und eure Erfahrungen.

3) Ich habe selber eine Bank bei mir - keine Ahnung wie alt und welche Marke - das Problem ist: Die ist ziemlich verhunzt. Hat eine Delle in der Mitte und beim letzten Bankhakenloch (quadratisch) ist ein gutes Stück weg. Grundsätzlich ist das Ding nicht (mehr) brauchbar. Ich habe jetzt versucht zwei kleine Nussbaumbrettchen mit einem Flachwinkler 62er von ca. 17mm auf 10mm runter zu hobeln. Was soll ich sagen: geht fast gar nicht. Die Brettchen bewegen sich dermaßen stark auf dem Tisch, da kommt nur "krumm" raus.
Fragen dazu: Wie wichtig ist eine absolut plane Fläche auf der Hobelbank? Da habe ich auch schon so einige sehr gegensätzliche Meinung dazu gehört. Gehen wir davon aus, dass ich stinknormalen Möbelbau betreiben werde inkl. Kistchen, Schubladen, Türen, usw.

4) Ich fasse so langsam den Mut mir eine Bank selber bauen zu wollen. Ohne gerade Referenzfläche wird doch dies extrem schwierig oder (gehen wir davon aus, ich habe eine krumme alte Bank oder zumindest gescheite Zimmermannsböcke)? Wie bringe ich die grossen Flächen der Bohlen ohne gescheite Referenzfläche wirklich für eine optimale Leimfuge hin? (Wer mich kennt weiss: Ich habe Zugriff auf einige Profiwerkstätten - das ganze maschinell zu machen wäre kein Problem. Das will ich aber nicht und ich will auch nicht diskutieren warum nicht. Ich will von Hand.). Mit was prüft ihr 2.20-2.30 m Bohlen auf Ebenheit? Langes Richtscheit aus Alu? Oder Wasserwage? Die Dinger haben aber sicherlich ziemlich hohe Abweichungen von ein paar Zehntel auf die Distanz oder? Wie ist da eure Erfahrung? ... Ich sage mal so: Maschinenlineale ab 2m sind unbezahlbar. Ich habe ein 1m - ... das nützt mir aber auf die Länge nichts.

Danke wie immer für eure Antworten und Inputs - wie immer im Voraus.

Beste Grüsse
Matthias M.


Hartmut H
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Re: Hobelbank

Beitrag von Hartmut H »


Hallo Matthias,

Ich kann es voll verstehen, wenn du eine Hobelbank selbst bauen möchtest, aber die beschriebenen Probleme können ja wohl kaum der Grund dafür sein. Eine unebene Bankplatte kann man abrichten, zur Not mit der Oberfräse auf einem Führungsschlitten. Fehlende Stücke in einer Hobelbankplatte kann man einleimen. Wenn du die Reparaturen machst, hast du auf jeden Fall eine ebene Fläche für den Bau der eigenen Bank.

Die Hinterzange in meiner 70 Jahre alten Ulmia hängt nicht.

Viele Grüße
Hartmut

Pedder
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Re: Hobelbank

Beitrag von Pedder »


Hallo Matthias,

überhaupt kein Problem.

Ich habe das mal wieder zum Anlass genommen, die FAQ zu Prüfen (und zu verbesssern) und eine Funktion ausprobiert, die ich noch nie genutzt habe.

Liebe Grüße
Pedder

Nikolaus
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Re: Hobelbank

Beitrag von Nikolaus »

[In Antwort auf #151176]
Hallo Mathias,

ich würde Dir auch raten, erstmal deine alte Hobelbank plan zu machen. Das geht wie schon erwähnt mit der Oberfräse und einem Schlitten, oder mit der Rauhbank. Dann hast Du schonmal eine plane Fläche um Deine Bank zu bauen und vielleicht schon vorher für das eine oder andere Projekt und Du lernst das Planhobeln größerer Flächen, auch für Deinen Selbstbau.
Das Hobeln ist wirklich garnicht so schwer! Ich habe mir vor einigen Jahren auch eine Roubo aus Buche gebaut und mußte sie nach einem Jahr nochmal abrichten, weil die Platte gearbeitet hatte. Das ist ein bisschen anstrengend, aber hat nur eine gute Stunde gedauert.
Wichtig sind 2 Wasserwaagen o.ä. und immer wieder gucken! Und rechtzeitig das Eisen nachschärfen.

Den Bau meiner Hobelbank habe ich auch im Forum dokumentiert: http://www.woodworking.de/cgi-bin/forum/webbbs_config.pl/md/read/id/57561/sbj/neue-werkbank/

Nikolaus

Rolf Richard
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Re: Hobelbank

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #151176]
Hallo Matthias,

Gibt es eine Liste mit den Hobelbankbauprojekten hier im Forum? Wäre es nett, wenn es so was gäbe?


Auf der Seite ( https://www.feinewerkzeuge.de/werkstatt.html ) ganz unten findest Du einiges, das als Anschauungsmaterial dienen kann.

(Hinterzange) Meine Frage dazu lautet: Habt ihr schon Hobelbänke gesehen, wo dies der Fall war? Wie oft kommt das vor?


Habe ich gesehen. Woran es genau liegt kann ich nicht sagen, da ich eine Doppelspindel-Zange (mit Kettenkopplung der Spindeln) verbaut habe. Die ist jetzt seit 12+ Jahr4en in Betrieb und zeigt keine Veränderung - auch nach Zerlegen der Bank wegen Umzugs nicht.

- das Problem ist: Die ist ziemlich verhunzt. Hat eine Delle in der Mitte und beim letzten Bankhakenloch (quadratisch) ist ein gutes Stück weg


Wie schon die Vorredner anführten - die Bankplatte kann man mit einer Oberfräse mit vertretbarem Aufwand einebnen. Ausbrüche zuvor ausflicken!

Fragen dazu: Wie wichtig ist eine absolut plane Fläche auf der Hobelbank?


Wenn man keine gerade Oberfläche hat, braucht man auch keine Bank! Sie muss aber nicht auf den letzten Zehntelmillimeter plan sein - aber je genauer je besser! Kratzer, Schmarren etc. sind hingegen uninteressant.

Ich fasse so langsam den Mut mir eine Bank selber bauen zu wollen. Ohne gerade Referenzfläche wird doch dies extrem schwierig oder (gehen wir davon aus,


Nicht unbedingt! Meine Bank entstand auch ohne Referenz - es ist halt schwieriger und aufwendiger.

Wie bringe ich die grossen Flächen der Bohlen ohne gescheite Referenzfläche wirklich für eine optimale Leimfuge hin?


Die Güte der Leimfuge hat nichts mit der Ebenheit zu tun.

Mit was prüft ihr 2.20-2.30 m Bohlen auf Ebenheit? Langes Richtscheit aus Alu? Oder Wasserwage?


Richtscheit ist gut, dazu Sichttest auf Lichtspalt und ggf. Fühlerlehren.

Ich sage mal so: Maschinenlineale ab 2m sind unbezahlbar. Ich habe ein 1m - ... das nützt mir aber auf die Länge nichts.


Die normalen Alurichtscheite sind im Allgemeinen gut genug. Das Meterteil ist aber - richtig eingesetzt - schon ein guter Anfang.

Oder Wasserwage?

Fragwürdig! Wenn Dein Aufbau z.B. auf einem schiefen Boden steht, spiegelt sich die Schräge des Bodens wider, auch wenn die Platte an sich völlig eben wäre. Also eher überflüssig. Aber man kann die Wasserwaage als Richtscheit einsetzen.

Gutes Gelingen!
Rolf



Oskar Sedell
Beiträge: 47
Registriert: Do 11. Jan 2018, 08:20

Re: Hobelbank

Beitrag von Oskar Sedell »

[In Antwort auf #151176]
Hallo Matthias;

ich habe letztes Jahr mir ein Art Roubo gebaut. Ein paar Anregungen zu deiner Fragen (punkt 4):

Ich habe mein Hobelbank mit Akkuschrauber (fürs Ausbohren von Zapfenlöcher) und Handwerkzeuge gebaut. Erstens habe ich 2 Böcke aus Fichtenholzgebaut, vorauf ich die Hobelbankplatte und das Gestell gebaut habe.

Wie bringe ich die grossen Flächen der Bohlen ohne gescheite Referenzfläche wirklich für eine optimale Leimfuge hin?

- Mit einem Raubank. Die Leimfugen müssen gut sein, aber nicht maschinell perfekt. Mit ein paar gute Schraubzwingen werden die Passung trotzdem gut, und Leimflächen sind eh so gross das es stark wird. Leg die zu fügende Bretter auf einander,

Mit was prüft ihr 2.20-2.30 m Bohlen auf Ebenheit?

-Mit die Augen und "Winding Sticks"; wenn es gerade/eben aussieht, ist es vermutlich sehr nah. Quer über die Bankfläche reicht eine normale Lineale, oder ein von den "Winding Sticks". Mit deine 1m-lineale, kannst du auch Etappenweise die länge überprüfen. Wenn die Lineale überall in der mitte eine lichtspalt zeigt, dann ist der Bohle krumm nach unten, und wenn es überall in der mitte balanziert, dann ist es krumm nach oben. Oder die Hälfte so, und der andere Hälfte andersrum. Man braucht nicht eine Lineale der so Lang ist wie das Werkstück, genau so wenig wie ein Raubank der so lang ist wie der Bohle.

Tut mir Leid für die Grammatik-fehler. Ich hoffe, dass es lesbar ist.

Viel Spass mit dem Hobelbankbau!

Oskar



Matthias_M
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Registriert: Mo 15. Apr 2019, 20:04

Re: Hobelbank

Beitrag von Matthias_M »

[In Antwort auf #151180]
Hallo Hartmut

Danke für Deine Rückmeldung. Naja, es ist schon noch mehr zu machen: Hinterzange und Vorderzange sind noch mit Holz geführt (Spindel ist bereits Stahl) und müssten komplett getauscht oder neu gefertigt werden. Hinten hat es noch eine Lade die mir persönlich gar nicht passt. Usw. es gibt also noch mehr Gründe eine neue zu bauen. Allerdings bin ich auch gegen das Wegwerfen von funktionierenden Gegenständen. Naja mal schauen wie ich mich entscheide. Ich studiere jetzt mal eure Inputs.

Gruss
Matthias

Matthias_M
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Registriert: Mo 15. Apr 2019, 20:04

Re: Hobelbank

Beitrag von Matthias_M »

[In Antwort auf #151189]
Lieber Richard

Herzlichen dank für deine Antworten.

Zu erwähnen: Die Wasserwage hätte ich vorgehabt wie ein Richtscheit zu verwenden - also Lichtspaltmethode. Wie Du richtig schreibst sind die Lamellen der Wasserwage zu ignorieren.

Darf ich noch keine Rückfrage stellen zu Deinen Bemerkungen? Folgende Aussage hast Du getroffen:
Die Güte der Leimfuge hat nichts mit der Ebenheit zu tun.


Was meinst Du damit genau? Ich bin mir nicht sicher ob ich diese Aussage richtig verstehe (das ist dem vermtl. dem asychronen Textaustausch geschuldet, welcher uns das WelweiteWirrWarr bringt.)
Oder vielleicht einfacher zurück gefragt: Mit was erreiche ich denn Deiner Meinung nach eine höhere Güte der Leimfugen?

Gruss
Matthias

Matthias_M
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Re: Hobelbank

Beitrag von Matthias_M »

[In Antwort auf #151186]
Hallo Nikolaus

Danke auch Dir für Deine Antwort. Auch Dir hätte ich gerne ein Rückfrage gestellt: Was möchtest Du mit diesen zwei Wasserwagen genau machen? Eine Auflagefläche aka Schienen für den Traverse für die Oberfräse konstruieren?

Beste Grüsse
Matthias


Matthias_M
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Re: Hobelbank

Beitrag von Matthias_M »

[In Antwort auf #151193]
Lieber Oskar

Herzlichen Dank für Deine Ausführungen resp. Antworten.

Die Schreibfehler haben eine erfolgreiche Kommunikation nicht verhindert - also passt das soweit :-).

Beste Grüsse
Matthias

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