Fugen im Dielenboden schließen

[Jörg Ed. Hartge]

Liebe Holzwerker und Dielen-Fachleute,

am vergangenen Wochende war es endlich soweit: in mühvoller Arbeit habe ich in zwei Räumen den etwas über hundert Jahre alten Dielenboden freigelegt, abgeschliffen und mit Hartwachsöl behandelt.

Ein schönes Erfolgserlebnis!

Allerdings gibt es nun einen Wermutstropfen. Die beiden weiblichen Familienmitglieder fänden es ja auch ganz schön - wenn da nicht die 2 bis 10 mm breiten Fugen zwischen den Dielen wären. Die Fagen waren zwar vorher auch schon da, allerdings mit einer recht homogenen und festen Masse aus Sand, Dreck, Lack, Bohnerwachs und wer-weiß-was-sonst-noch-alles dauerhaft gefüllt. Diese Füllung ist nun beim schleifen (erwartungsgemäß) rausgeflogen.

Die Kritik von Frau und Tochter will trotz aller meiner Argumente nicht verstummen. In meiner Not fange ich nun doch an, entgegen aller eigener Überzeugung und holzwerkerlichen Weltanschauung darüber nachzudenken, ob "man da nichts machen kann".

Ich weiß und bin fest davon überzeugt, dass Bauschaum, Silikon- und Acryldichtmassen zu den größten Katastrophen im Bauwesen gehören - aber es gibt Dinge und Argumente im Leben, denen man sich nicht widersetzen kann.

Also, habt Ihr eine Idee, wie man die Fugen schließen kann oder Erfahrung mit ähnlichen Maßnahmen?

Füll-Leisten scheinen mir zu aufwändig - jede Fuge ist anders und ungleichmäßig.

Also doch irgendein Aryl-Schmierzeugs? (Vielleicht hälts ja eine Weile und wenn's später nach und nach im Staubsauger verschwindet wär's vielleicht auch nicht schlimm...)

Für eine Lösung, die meinen Seelenfrieden wiederherstellen hilft, wäre ich Euch dankbar.

Beste Grüße
Jörg

[Ottmar]

Hallo Joerg,

das Ganze geht einfacher als man denkt. Ich habe Ritzen in Dielenboeden, mit keilfoermig gschnittenen Streifen verleimt. Durch die Herstellung von verschieden breiten Streifen, glich ich Ungleichmaessigkeiten im Spaltverlauf aus, einfach wo etwas klafft einen schmaeleren Keilstreifen einsetzen, Je nach der Form des Spaltes ausprobieren von welcher Seite der Keilstreifen besser passt, evtl duennere Streifen von beiden Seiten einsetzen. Ich verwendete Weissleim und machte die Streifen in der Laenge so dass diese an den Enden auf Balken auflagen.Die hoehe der Streifen entsprachen der Dielenstaerke bis zur Balkenauflage + 3 mm, nach dem Trocknen des Leimes, hobelte ich die Streifen mit dem kleinen Ralihobel eben, ein kleiner Kunz 100 Taschenhobel aus dem Laden des Haushern eignet sich dafuer gut.

Auf diese Weise bekam ich einen ca 80jaehrigen Weichholzdielenboden "Ameisendicht", ein Nachteil war, die Auffaelligkeit der eingesetzten Fuellstreifen, mit einem geringen Zusatz von Pigmenten in Leinoelfirnis konnte ich dies etwas mildern.

Als Gedankenanstoss.

mfg

Ottmar

PS: Um zu verhindern, dass ein Streifen beim Eintreiben eines Fuellstreifens unter Dielenniveau absank, , Leimte ich den Laengsstreifen nur einseitig und drueckte diesen mit kleinen Keilen( halbe Plastik Waescheklammern) gegen eine Dielenseite Nach dem Trocknen des Leimes, entfernte ich die Keile und leimte nun die notwendigen Fuellstreifen ein. Auch die Keilrichtung des Streifens, einmal breite Seite unten und Fuellstreifen breite Seite Oben ergibt eine saubere Verfuellung. Am besten trocken ausprobieren.

[helmut hess]

Hi Joerg,

eine andere variante waere die dielen aufzunehmen und neu, dichter aneinander, zu verlegen. dazu muesstest du aber zuerst testen, ob du sie verlustfrei "bergen" kannst. sind sie verdeckt oder offen genagelt, ist da auch eine wichtige frage.

bei dieser variante bleibt aber am ende eine grosse ritze und du musst wenigstens eine neue diele gleicher staerke und mit passender nut/feder anfertigen.

das problem der trocknung der vorhandenen dielen und der damit verbundenen schrumpfung hast du ja offensichtlich bereits hinter dir...

gruss
helmut

[Bernhard D.]

Die Fuge

Gott schuf das Holz, mal hart, mal weich.
Doch eins, sprach er, ist immer gleich,
es wird nie rasten und nie ruh'n,
wird arbeiten, wird immer etwas tun.

Und so gab er dem Holz die Zellen,
jetzt konnt es schwinden und auch quellen.
Doch als es schwand, wurd's plötzlich klar,
da war ein Stück, wo nichts mehr war.

Und da sprach der Herr, der kluge:
Mein liebes Holz, das ist die Fuge!
Trag sie mit Achtung und mit Stolz,
an ihr erkennt man dich als Holz.
Auch Fugen sind ein Stück Natur,
begreif das Mensch, sei nicht so stur!

(Ursprung unbekannt)

[Rolf Meier v. Grünhof]

Holzfugen im Dielenboden dauerhaft gefüllt:...
Der 2oo Jahre alte Weichholzdielenboden in meinem Wohnzimmer hat bis zu 15mm. breite Fugen.Ich entschied mich für den "Dr. Schutz Fugen Fill Kitt" mit Schleifstaub anzuwenden.Für die Oberflächenversiegelung das Hartwachs-Öl von Osmo Color.
Im Ergebnis habe ich einen dauerhaft glatten , barfuß begebaren wunderschönen antiken Landhausdielenboden...ohne Fugenausrisse erhalten! Selbst im näheren Bereich des offenen Kamins bleiben die Fugen dauerhaft geschlossen , trotz der hohen Temperaturschwankungen bei voller Belastung.
Meine Dielenrestauration hält nun seit über 12 Jahre und ist nach wie vor eine Augenweide!

[heidi]

Vielen Dank, Herr Rolf Meier - Ihre Antwort spricht mir aus der Seele !!! So werden wir das in unserem alten Haus mit denselben Fußbodenproblemen (wunderschöner Boden, aber breite Fugen )auch versuchen ! Bin gespannt ! Viele Grüße !

[fritz-rs]

[In Antwort auf #115649]
Meine Lösung wäre besser vor der Oberflächenbehandlung gekommen:
Ich würde die offenen Fugen mit gleichmäßig breiten Streifen, z.B. 25 mm, mit der Tauchkreissäge heraustrennen und durch neue Holzstreifen ersetzen, die einseitig geleimt werden.
Die Holzstreifen könnten dann auch aus einem leicht dunkleren Material, z.B. Lärche, sein.

Gruß Fritz

[Massi]

Gibt es Bilder zum Ergebnis?