Schellack wird wieder uneben *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Harry Dietz
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Schellack wird wieder uneben *MIT BILD*

Beitrag von Harry Dietz »


Hi!

Ich habe noch nicht allzuviel Schellack genutzt, aber die Platten bisher gingen eigentlich ganz gut. Zunächst Poren füllen, dann polieren. Die Oberfläche wird immer besser je länger ich poliere.

Jetzt ist aber was merkwürdiges geschehen: ich habe ein kleines Kästchen - etwa 30 x 10 cm groß und habe nach dem Poren füllen mit dem polieren angefangen (mit Zwischenschliff). Alles schien gut, aber seit ich gestern am Morgen einen winzigen Tropfen Öl (Polieröl) genommen habe wird die Oberfläche wieder rauh. Auf dem Bild kann man das hoffentlich etwas erkennen.

Was entstanden ist: es sieht so aus, als ob da ganz viele Verunreinigungen wären, etwa wie winzige Fusseln oder so.

Was macht man da? Inzwischen habe ich schon zwei mal ohne Polieröl wieder versucht zu polieren, aber es wird irgendwie nicht besser.

Woran kann das liegen? Was mache ich falsch? Wie bekomme ich die Oberfläche wieder glatt? Nochmal abschleifen?

Grüße
Harry

Michael Formanek
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Re: Schellack wird wieder uneben

Beitrag von Michael Formanek »


Hallo Harry,

also spontan würde ich sagen, dass der Schellack noch nicht fest genug war und du zu früh weiter politiert hast. Da die Oberfläche aufgerissen wirkt wäre mein Tipp daher: Ruhe bewahren, Tee trinken und dem Schellack Zeit lassen. Wenn der Schellack gut durchgetrocknet ist kannst du durchaus die Fläche mit Nassschleifpapier glätten und dann weiter politieren. Ich würde das Öl auch erst am Schluss verwenden, dann dauerts zwar länger aber du merkst schneller ob der Lack noch Zeit braucht, weil der Ballen viel früher reagiert und nicht mehr gut gleitet.

Schöne Grüße, Michael

Ulrich Leimer
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Registriert: Fr 11. Jan 2019, 10:43

Re: Schellack wird wieder uneben

Beitrag von Ulrich Leimer »


Hallo Harry,

von Weitem ist hier eine Diagnose recht schwierig. Es sieht ein wenig so aus, als wenn du die Grundierung wieder aufgerissen hättest. Also das Bimsmehl wieder aus den Poren auf die Oberfläche gezogen hast. Für mich sieht das
irgendiwie gar nicht wie eine polierte Fläche aus. Und vor allem geht hier kein Weitermachen. Diese Unebenheiten kriegst du nie wieder weg, wenn man da jetzt drüberpolieren wollte.
Es sieht nach alles auf Anfang aus.
Aber auch Ursachenforschung wäre wichtig. Der Lack noch in Ordnung? Test mit Daumen und Zeigefinger, ob er in kurzer Zeit richtig! trocken wird. Wenn er zu alt oder verdorben ist, wird er nicht richtig trocken/hart,
dann kannst du ihn wegtun. Dann trocknet er auch auf der Fläche nicht schnell genug, bis der nächste Zug darüber fährt, und reißt die alte Fläche wieder auf. Darauf würde ich mal tippen. (dann geht er nur noch für im Schubkasten)
Oder Falte im Ballen gehabt. Wobei: Es sieht auch ein bisschen so aus, als würde dein Ballen fusseln oder der Arbeitsplatz kriegt viel Staub ab, egal woher.
Ich würde alles gründlich trocknen lassen, fein schleifen in Maserrichtung (und nur in die!) und wenn der Lack wieder bei der Grundierung, also den gefüllten Poren, angekommen ist, entscheidest du, ob die Fläche gut zu ist,
oder ob das auch nochmal passieren muss. Ich nehme an, das Objekt ist ein Neubau. Ansonsten, wenn es nahe durchgeschliffenes Furnier ist, Ammoniak-Alk mischung und alles abwaschen, da geht ja schleifen nicht mehr...
Homäopatische Dosis an Lack zum Grundieren, und das bis zu 5-6 Mal. Am Ende dürfen nur die Poren glänzen!! Trocknen lassen, dann neue Politur mit neuem (anderem) Ballen.
Ist aufwändig, aber wenn du eine perfekte Oberfläche haben willst, ist schon einige Mühe nötig.

Viel Erfolg
Uli

Friedrich Kollenrott
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feedback

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Uli,
wenn es hier am feedback fehlt - vielleicht ist es doch so, dass die Arbeit mit Schellack sehr, sehr speziell ist und nur sehr wenige dazu etwas sagen können? Ich bin auch so ein Verweigerer und vermeide jeden Aufwand bei der Oberflächenbehandlung, mehr als ölen gibts nicht.
Also, gräme Dich nicht.
Grüße, Friedrich

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Harry Dietz
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Re: Mal bischen feedback? wär schön irgendwie... *MIT BILD*

Beitrag von Harry Dietz »


Hi!
Feedback hat etwas gedauert, weil ich ja ein paar Tage lang probieren musste was der bessere Ansatz ist (warten-und-weiter oder neu machen)

Ich habe zunächst mal warten-und-weiter gewählt, weil das einfacher war. Ich habe also von zweimal am Tag Schellack polieren auf einmal am Tag umgestellt und vorher noch einen extra-Tag pausiert. Das hat recht gut geklappt. Die Oberfläche ist jetzt besser. Leider aber immer noch nicht perfekt, naja ich hab ja noch ein-zwei Tage.


Grüße
Harry

Ulrich Leimer
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Re: feedback

Beitrag von Ulrich Leimer »


Hallo Friedrich,

ich meinte da weniger das Kollegium, als den Fragesteller. Natürlich interessiert auch mich, was denn nun aus dem Patienten geworden ist. Aber Harry hat ja nach der nötigen
Versuchs- und Ruhezeit geantwortet, alles in Ordnung.

Hallo Harry,

die Arbeit mit Schellack ist ja nun nicht so speziell. Er ist nicht giftig, (kommt sogar als eßbarer Überzug auf Schokolinsen) läßt sich auch streichen und spritzen (was mancher ja auch tut)
und vor allem ist alles reversibel. Nur eben die Ergebnisse sind recht unterschiedlich, ob am Ende dann ein "Überzug" da ist oder eine schöne Schellackpolitur..... und die ganze Range dazwischen.
Und das ist dann sicher wieder sehr speziell. Lernt man auch nicht in 2-3 Wochen. Ich finde die Oberfläche noch nicht so optimal, aber es muss natürlich Deinen Ansprüchen genügen, klar.
Und ich hab gemerkt (was mir bei anderen Materialien so noch nie untergekommen war) es gibt eine Tagesform. Manchentags geht es gar nicht, da lass ich es dann stehen bis nächsten Tag...
...der Wind muss stimmen, die Sterne und der Mond...

Beste Grüße und frohe Weihnachten Euch allen
Uli

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Harry Dietz
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Re: feedback

Beitrag von Harry Dietz »


Hi!
Ja das habe ich mittlerweile auch gelernt: Geduld Geduld Geduld. Und wenn es nicht klappt, warten.
Bisher hatte ich auch nur einfache Flächen und diesmal eine Kiste mit Deckel - das ist nochmal ganz anders. Ich habe echt Probleme beim Festhalten, weil ja alle Seiten poliert werden. Mittlerweile versuche ich immer nur bestimmte Flächen zu bearbeiten und dann nach einem halben Tag die restlichen Flächen. Eine Hand mit Gummihandschuh für den Polierballen und eine Hand mit Wollhandschuh zum Festhalten - und ganz oft die Position wechseln sonst gibts Abdrücke.

Grüße
Harry

KayU.
Beiträge: 16
Registriert: Mi 11. Apr 2018, 22:52

Re: Schellack wird wieder uneben

Beitrag von KayU. »

[In Antwort auf #150620]
Wenn ich mir deine Bilder ansehe, hast du bei der Verarbeitung wohl gleich mehrere kapitale Fehler begangen. Der größte und schwer zu behebende ist: Deine Schellack-Lösung ist viel zu fett. Man sieht es an den Verarbeitungsspuren, die in der Lampenspiegelung zu erkennen sind. Es darf bei der Politur keine Schlierspur zu erkennen sein. Der Lack muss schon nach dem Abdunsten des Alkohols nahezu spiegelglatt sein. Der zweite, daraus resultierende Fehler, ist eine zu geringe Ablüftzeit zwischen den Schichten. Man löst die alte Schicht mit der folgenden immer etwas mit an. Hier sieht es aus, als würde die Altschicht zu stark angelöst und sich als Bröckchen mit über die neue ziehen. Alternativ ist deine Geschwindigkeit, gepaart mit der zu fetten Lösung der Grund. Letzter Punkt sind vermutlich deine Auftragungsbewegngen. (Ich weiß nicht, wie ich es anders ausdrücken soll) Da ich mal nicht davon ausgehe, das die in den Lampenspiegelungen zu sehenden halbrunden Spuren noch Überreste deines Schleifpapieres sind, sondern eher von deinen Bewegungen mit dem Ballen herrühren, liegt die Vermutung nah, dass du durch die „falsch“ ausgeführten Bahnen eine zu starke Überlappung und somit einen zu dicken Auftrag pro Durchgang hast, womit wir wieder den Fehlerkreis geschlossen hätten.
Ich persönlich würde die Oberfläche komplett runter nehmen und neu beginnen. Es wird dann zwar nicht bis Weihnachten fertig, aber die Optik um ein vielfaches besser. Mache deine Lösung dünner und ziehe die Ballenbahnen nicht halbkreisförmig, sondern gerade und nicht zu stark überlappt.

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Harry Dietz
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Re: Schellack wird wieder uneben

Beitrag von Harry Dietz »


Hi!
Danke für die Tipps. Das mit den zu fetten Schellacklösung kann sein. Ich versuche es beim nächsten mal nicht mit Grundlösung in 1:3 zu verdünnen, sondern mal mit 1:4 (Grundlösung mache ich wie in den Videos von Lothar Jansen-Greef). Durch die "Größe" der Schachtel habe ich vielleicht auch zu viel poliert und damit wieder alten Schellack angelöst. Das mit der Trockenzeit habe ich ja schon angepasst.
Würdest du länger als einen Tag zwischen den Polituren warten?

Als Abschluss habe ich jetzt noch zweimal mit Benzoeharz poliert, dadurch verschwinden die Polierspuren und der Schellack "leuchtet" besser. Aber klar, bin noch Anfänger, da ist das noch nicht perfekt.

Bei der nächsten Schachtel mache ich es hoffentlich besser und werde die Tipps gleich schon von Anfang an beachten.

Grüße
Harry


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