Schlichthobel

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Rafael
Beiträge: 839
Registriert: Do 6. Jul 2017, 18:43

Re: Schlichthobel - Spanraum Geometrie?

Beitrag von Rafael »

[In Antwort auf #150306]
Hallo Tom

Du schreibst:
Die Schärfe des Eisens hat natürlich auch Einfluss darauf, wie "leicht" ein Hobel gleitet. Wobei dieser Einfluss bei einem so kurzem Hobel "gefühlt" nicht so groß sein sollte. Das mag bei einer Nr. 7/Rauhbank anders sein.

Ich habe versucht diese Sätze nachzuvollziehen, doch komme ich nicht dahinter.
Welchen Einfluß soll die Länge des hobels dabei haben? Bei einem langen Hobel fällt es mehr ins Gewicht, ob das Eisen stumpf ist oder nicht, als bei einem kurzen Hobel? Oder meinst Du das Gleitvermögen an sich? Meinst Du, dass ein langer Hobel grundsätzlich schwerer gleitet als ein kurzer?

Rafael

Tom B.
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Registriert: Mi 20. Mär 2019, 14:18

Re: Schlichthobel - Spanraum Geometrie?

Beitrag von Tom B. »


Hallo Rafael,

gemeint ist: ein kurzer Hobel hat eine kleinere (Reib) Fläche als ein langer. Letzterer hat daher eine größere Reibung. Aus diesem Grund gibt/gab es auch metallene Hobel mit genuteten Hobelsohlen. Hinzu kommt, dass die "Schärfe" eines Eisens Einfluss darauf haben, wie "leicht" ein Hobel das Holz schneidet (ebenso wie Bettungswinkel, Fasenwinkel).

Herzliche Grüße

Tom

Rafael
Beiträge: 839
Registriert: Do 6. Jul 2017, 18:43

Re: Schlichthobel - Spanraum Geometrie?

Beitrag von Rafael »


ein kurzer Hobel hat eine kleinere (Reib) Fläche als ein langer. Letzterer hat daher eine größere Reibung.

Der erste Satz ist durchaus richtig. Der zweite physikalisch falsch.
Die Reibungskraft ist abhängig von der Kraft, mit der die zwei Flächen aufeinander drücken, und dem Reibungskoeffizienten (abhängig von der Materialpaarung). Wie groß die Kontaktoberfläche zwischen den beiden Materialien ist, hat auf die Reibungskraft keinen Einfluß.
https://de.wikipedia.org/wiki/Reibung

Rafael

Tom B.
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Re: Schlichthobel - Spanraum Geometrie?

Beitrag von Tom B. »


Schönen guten Abend Rafael,

sicherlich kannst Du die richtigen physikalischen Zusammenhänge besser & richtiger verstehen als ich, der ich kein gelernter Physiker bin. Daher sind Deine Ausführungen und der Verweis auf Wikipedia sicherlich richtig & korrekt.

Ich gebe hier nur meine - beschränkten - Erfahrungen wieder. Ob es jetzt physikalisch richtig "Reibung" oder vielleicht sogar "Arbeit" heißen muss und wie die Zusammenhänge da sind - zu wenig Ahnung bei mir. Für mich schiebt sich eine Nr. 7 schwerer über eine Bohle als eine Nr. 4; unabhängig davon, ob das jetzt an der Reibung oder der zu verrichtenden Arbeit liegt oder an.... ?. Ein Bild kriege ich in diesem Zusammenhang auch nicht aus den Kopf. Nämlich das eines Rennautos - mit breiten Reifen und das eines mit schmalen Reifen. Meine Erfahrung sagt mir, dass das mit breiten Reifen schneller durch die Kurven fahren kann - warum auch immer.

Herzliche Grüße

Tom

Rafael
Beiträge: 839
Registriert: Do 6. Jul 2017, 18:43

Re: Schlichthobel - Spanraum Geometrie?

Beitrag von Rafael »


Hallo Tom

Deine Antwort liest sich so, als ob Du dich persönlich durch meinen Beitrag angegriffen fühlst. Sollte es tatsächlich so sein, so tut es mir leid, das war nicht meine Absicht.
Ich wollte lediglich darauf hinweisen, dass ein längerer Hobel nicht deswegen schwerer über das Holz zu bewegen ist als ein kurzer, weil die Kontaktoberfläche größer ist. Die Auflagekraft des schwereren Hobels ist höher als die des kurzen hobels und daher kommt der Unterschied beim schieben.
Das gilt schon alleine bei eingezogenem Eisen. Beim hobeln kommt noch hinzu, dass die Nr 6 meistens einen breiteren Span abnimmt als die Nr 4 und man dadurch auch fester drücken muss.

Beschwere doch mal deinen Nr 4 mit zusätzlichen Gewichten, damit seine Masse genauso groß ist wie die des Nr 6 und versuche beide zu schieben (bei eingezogenem Eisen).

Was die genuteten Sohlen bei manchen Metallhobeln angeht ist wieder was anderes. Sowohl in deutschen, als auch in englisch-sprachigen Foren wurde diese Frage oftmals angesprochen und ich habe noch nie eine belastbare Erklärung gefunden.

Bei Autoreifen spielen noch gaaanz andere Faktoren eine rolle. Ich nehme an, dass ein schmaler Reifen, gleicher Gummimischung, unter gleicher Belastung, viel früher an seine thermische Grenze kommt und unbrauchbar wird. Aber da möchte ich mich nicht weiter zu äußern, eine kurze Suche im Netz hat ergeben, dass dieses Thema sehr umfangreich ist.

Rafael

Johannes F
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Schlichthobel - Rundung

Beitrag von Johannes F »

[In Antwort auf #150308]
Hallo Markus,

herzlichen Glückwunsch zu Deinem Neuerwerb. Da der Schlichthobel in Deinem sowie in meinem Hobel-Thread recht großen Zuspruch erfahren hat, habe ich mir auch gleich einen in der Bucht geschossen. Die sind ja nicht teuer.
Von vielen wurde angesprochen, dass das Schlichthobeleisen auch rund geschliffen werden sollte. Meins war im Lieferzustand gerade.

Daher die Frage an Alle:
Wie stark soll ich jetzt das Eisen verrunden? Mein 33mm Schrupphobeleisen hat die Ecken um 7mm zurückgenommen, was einem Radius von 23mm entspricht. Ich dachte daran beim 48mm Schlichthobeleisen die Ecken vielleicht um so 2-3mm (entspr. 100 - 150mm Radius) zurückzunehmen, sodass nur eine sehr leichte Krümmung entsteht. Andere Ideen?

Frohes Hobeln!

Johannes

Gerd Fritsche
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Re: Schlichthobel - Rundung

Beitrag von Gerd Fritsche »


Hallo Johannes,
die Rundung sollte so sein, dass die Kanten des Hobeleisens keine Spuren auf der bearbeiteten Fläche hinterlassen.
Das heisst. wenn du einen Span mit 0,2 mm eistellst sollten die Kanten ca. 0,25 mm zurückgesetzt sein.
Das entspricht einem Radius bei einem Hobeleisen von 48 mm Breite von ca. 1150 mm
Viele Grüsse
Gerd.

MarkusB
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Re: Schlichthobel - Rundung

Beitrag von MarkusB »


Hallo Johannes,

Glückwunsch, ich hoffe, dass dich der Schlichthobel ebenso positiv überrascht wie mich.

Ich mache den Versatz zwischen Eisenmitte und Eisenecken so groß wie die maximale Spanabnahme.
Mit Zahlen kann ich gerade nicht dienen, aber ich würde mich an das halten, was Gerd schon schrieb:
Keine Riefen durch aus dem Hobelmaul stehenden Ecken.

Viele Grüße

Markus

Horst Entenmann
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Re: Schlichthobel

Beitrag von Horst Entenmann »

[In Antwort auf #150303]
Hallo Friedrich,

Da hast du völlig recht, wenn eine Firma wie Veritas zum Beispiel einen eisernen Schrupphobel baut aber keinen Schlichthobel, dann ist das schon verwunderlich, denn ansonsten schrecken die ja auch vor sehr speziellen Hobeln nicht zurück. Und Stanley noch mehr, da gab es ja etliche Hobel, die schon lange nicht mehr gebaut werden aber bei Sammlern beliebt sind. Man hätte von einem Schlichthobel ohne Spanbrecher sicherlich schon gehört.

Ich könnte mir vorstellen, daß man früher den auf stärkere Spanabnahme eingestellten Schlichthobel einfach aus dem Grund verwendet hat, damit man den auf ganz feine Spanabnahme eingestellten Putzhobel nicht verstellen musste und schnell die vom Schrupphobel hinterlassene Oberfläche einebnen konnte.
Vielleicht wollte man den "guten" Putzhobel auch etwas schonen, damit der sich nicht frühzeitig abnutzt, das war ja damals durchaus üblich zum Beispiel Ärmelschoner im Büro zu tragen oder Schonbezüge auf den Möbeln zu haben. Und wenn man die Arbeit auf mehr Hobel verteilt, dann halten die Eisen auch länger und man muß nicht so oft schärfen.
Ich könnte mir auch vorstellen daß man bei stärkerer Spanabnahme den Spanbrecher nicht so dicht an der Schneidkante haben sollte, wie das bei fein eingestellter Spandicke wünschenswert ist, auch eine Sache die ich nicht ständig umstellen wollte.

Gruß Horst



Horst Entenmann
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Re: Schlichthobel - Rundung

Beitrag von Horst Entenmann »

[In Antwort auf #150315]
Hallo Johannes,

Gerd und Markus haben natürlich recht, mehr als die Spandicke braucht man die Ecken nicht zurücknehmen.
Ich frage mich allerdings ob das beim Schlichthobel wirklich nötig ist, denn normalerweise (nach meinem Verständnis) wird die Fläche nachher mit dem Putzhobel geglättet und da wäre es sinnvoll wenn beim Putzhobel die Ecken etwas zurückgenommen wären, wenn nach dem Schlichthobel noch etwas zu sehen ist, dann sollte das ja nicht so schlimm sein. Oder bin ich mal wieder im ganz falschen Film?

Gruß Horst

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