Schlichthobel

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
MarkusB
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Registriert: Mo 15. Mär 2021, 07:21

Re: Schlichthobel

Beitrag von MarkusB »


Hallo Johannes,

für mich ist es auch nicht so wichtig, beim Schärfen eine Minute rauszuholen.
Aber ich bin neugierig, wie der Unterschied zu einem Doppelhobel nun tatsächlich ist.
Und da der Schlichthobel traditionell zur klassische Tischlerausrüstung gehört, wird der seine Vorteile haben.
Das mit dem Sammler war mehr so ein Witz, sicherlich mit nem Schuss Wahrheit.

Viele Grüße

Markus


Paul Reichert
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Re: Schlichthobel

Beitrag von Paul Reichert »

[In Antwort auf #150131]
Hallo Markus,

ich denke der Schlichthobel ist einfach das richtige Werkzeug für seinen Job.
Das Eisen wurde traditionell mit sehr großem Radius geschliffen, dadurch lassen sich leichter stärkere Späne abhobeln als mit einem Doppeleisen. Er hat keine Klappe, das Spanloch ist meist etwas größer. Dadurch ist er optimal geeignet um nach dem Schrupphobel eingesetzt zu werden.
Wenn man mehrere Bretter hintereinander abrichtet ist es vermutlich auch sehr mühsam ständig das Hobeleisen zu wechseln oder etwas anderes umzubauen.
Ich finde einen Schlichthobel sehr nützlich und würde ihn nicht missen wollen.
Neu kostet ein deutscher Schlichthobel unter 70€ dementsprechend gebraucht sehr wenig und so viel Platz nimmt er auch nicht weg.

Viele Grüße
Paul


Andreas Ranogajec
Beiträge: 582
Registriert: Do 16. Sep 2021, 02:04

Re: Schlichthobel

Beitrag von Andreas Ranogajec »


Yepp Paul,...
ungefähr so ists auch mit Schrupphobeln, hab 8 oder so davon,...und ein paar Schlichthobel auf Reserve sind auch nicht verkehrt, wenn man ohne
Maschinen abrichtet! Echte traditionelle Schlichthobel sind seltener zu finden, als Doppelhobel,...deshalb würde ich jeden Cent ausgeben,...um
Schlichthobeleisen zu ergattern,...Im Zweifelsfalle ein Eisen entfremden und einfach einbaun. Hab kleine Rauhbänke mit Einfacheisen, die darauf
schließen lassen, dass Schlichthobel vor der DIN Einführung in sämtlichen Längen üblich waren,...von daher ein echt relevantes Werkzeug, dass
schnell in Vergessenheit geraten ist aus Gründen, die wir alle nachvollziehen können,...aber nicht akzeptieren müssen. Cheers!


MarkusB
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Registriert: Mo 15. Mär 2021, 07:21

Re: Schlichthobel *MIT BILD*

Beitrag von MarkusB »

[In Antwort auf #150131]
Hallo zusammen,

ich bin jetzt glücklicher Besitzer eines Ulmia Schlichthobel.

Den Unterschied zum Doppelhobel wird deutlich, wenn man beide gleichzeitig benutzt (wie schlau ;-) ).
Es galt, die Seitenwände einer alten Schublade aus Eiche um 5 - 8 mm niedriger zu hobeln.
Aus meiner Sicht die richtige Arbeit für den Doppelhobel.

Eiche hat aber sehr groß Poren und wenn sie alt ist, dann neigt sie dazu, zu bröseln.
So jedenfalls meine Erfahrungen.

Folge war, dass der Doppelhobel ruckzuck verstopft war.
Diesen gepressten Brösel wieder aus dem Hobelmaul zu kriegen ist nicht so einfach und geht manchmal nur, wenn man das ganze Eisen raus nimmt.
Ohne wirklich große Hoffnung auf Besserung zu haben dachte ich mir, versuch es doch mal mit dem Schlichthobel.
Und siehe da, er machte seine Arbeit vorzüglich.
Kaum Verstopfung und wenn doch, konnten die Brösel nur durch umdrehen und leichte in die Hand schlagen des Hobels die Brösel aus dem Hobelmaul entfernt werden.
Die gehobelte Hobelfläche war von guter Qualität, obwohl ich einen ziemlich dicken Span eingestellt hatte.
Auch ging der Hobel viel leichter, was nicht verwunderlich ist, da er ja nicht verstopfte.
Ich ärgere mich aber jetzt gerade, dass ich nicht auch anderes Holz zum Vergleich genommen habe.
Ich wollte halt fertig werden...

Fazit: Der Hobel hat überzeugt und ist sehr sinnvoll, obwohl die eigentliche Aufgabe, das Schlichten bzw. Zwerchen einer Platte, noch gar nicht angegangen wurde.

Hier ein paar Bilder

so sahen die Späne aus


links der Schlichthobel, rechts der Doppelhobel, beide direkt nach ein paar Hobelzüge über die Kante der Schubladenseitenwand (seht ihr im Hintergrund)


Viele Grüße

Markus



Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
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Re: Schlichthobel

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Wenn das so ist (dass also ein Bankhobel ohne Spanbrecher deutlich müheloser hobelt, mit dem erhöhten Risiko von Einrissen, selbstverständlich), wie kann es denn sein, dass es bei den eisernen Hobeln keine Schlichthobel gibt? Stanley und auch die zahlreichen anderen Hersteller eiserner Hobel haben sowas nicht angeboten, und die haben doch ansonsten jede tatsächliche oder vermeintliche Marktnische bedient.

Bei den hölzernen Hobeln ist ja der mit Spanbrecher die neuere Variante. Und wenn er einen Keil hat, hindert den Benutzer nichts daran, den Spanbrecher sehr weit zurückzuziehen. Bei eisernen Hobeln der gängigen Bauart (Stanley und Konsorten) ist das anders: Der Zustellmechanismus gleift mit seinem Finger in den Spanbrecher, der darum nur wenig zurückgezogen werden kann. Ist das eine Einschränkung, die man in der Begeisterung über diese praktische Technik übersehen und an die man sich dann einfach gewöhnt hat?

Interessanterweise sind Flachwinkelhobel von dieser Einschränkung frei und wie ein Schlichthobel einsetzbar, mit etwa 35° Keilwinkel am Eisen und weitem Maul.

Man müsste mal einen Vergleich zwischen einem Schlichthobel und einem Doppelhobel mit weit zurückgezogenem Spanbrecher machen. Ist da wirklich noch ein spürbarer Unterschied? Geht natürlich nur, wenn beide aus Holz sind, denn dass eiserne Hobel nicht so gut gleiten ist klar.

Grüße, Friedrich


MarkusB
Beiträge: 1200
Registriert: Mo 15. Mär 2021, 07:21

Re: Schlichthobel

Beitrag von MarkusB »


Hallo Friedrich,

ich habe nicht geschrieben, dass der Hobel leichter geht wegen der Klappe, sondern dass der Hobel wegen der Klappe schneller verstopft und deshalb schwerer geht.
Ich gehe davon aus, dass bei weit zurückgezogener Klappe der Doppelhobel genauso leicht geht. Alles andere wäre für mich sehr überraschend.

Interessanter ist aber die Frage, ob bei normaler Klappenstellung und wenn es zu keiner Verstopfung kommt, der Schlichthobel immer noch leichter geht als der Doppelhobel.
Müsste er ja, da die Klappe ja den Span erst staucht und dann bricht und somit den Hobel bremst.

Eins bleibt aber, was immer wir auch raus finden werden:
Der Schlichthobel hat bei dem Schubladen-Job wesentlich besser funktioniert. Er verstopfte eben nicht.
Erkauft wird dies durch die größere Gefahr von Ausrissen.

Wir werden es am WE testen, ich bringe alles mit.
Da können wir auch über die Klappengeometrie noch mal reden.

Ob man eiserne Hobel in diesem speziellen Fall so mit den hölzernen Hobel vergleichen kann, weiß ich nicht.
Vielleicht verstopft der eiserne nicht so schnell wie der Doppelhobel.

Viele Grüße

Markus



Tom B.
Beiträge: 413
Registriert: Mi 20. Mär 2019, 14:18

Re: Schlichthobel - Spanraum Geometrie?

Beitrag von Tom B. »


Hallo Markus,

am Ende zählt doch: das (gute) Ergebnis!?

Wenn Du/Ihr da jetzt Testreihen anstellen wollt (?) dann wäre es in meinen Augen durchaus relevant, wie der Spanraum der beiden Hobel ausgeformt ist und welchen Bettungswinkel die beiden Hobel haben. Unterscheiden sich die beiden Hobel wirklich nur durch das Eisen/Spanbrecher oder ist der Aufbau des Hobels insgesamt ein anderer?

Aus meiner sehr begrenzten Erfahrung stopft (m)ein Hobel, wenn z. B. der Spanbrecher nicht richtig aufliegt oder der Spanraum zu klein ist/der Winkel "nicht stimmt". Die Schärfe des Eisens hat natürlich auch Einfluss darauf, wie "leicht" ein Hobel gleitet. Wobei dieser Einfluss bei einem so kurzem Hobel "gefühlt" nicht so groß sein sollte. Das mag bei einer Nr. 7/Rauhbank anders sein.

Einen hölzernen "Fase oben" Hobel kenne ich nicht. Bei dieser Bauart ist der "Spanbrecher" die Fase des Eisens, die den Job den Span zu brechen (oder müssen wir eigentlich besser "stauchen" sagen?) übernimmt.

Herzliche Grüße

Tom

Rolf Richard
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Re: Klappe nicht in Ordnung?

Beitrag von Rolf Richard »


ich habe nicht geschrieben, dass der Hobel leichter geht wegen der Klappe, sondern dass der Hobel wegen der Klappe schneller verstopft und deshalb schwerer geht.


Hallo Markus,

für mich hört sich das stark nach einer nicht richtig dicht auf dem Eisen aufliegenden Klappe an. Da verfangen sich dann die Späne, klemmen fest.

Ursache ist oft eine falsch angeschliffenen Front der Klappe. Sie ist nicht rechtwinklig, liegt nicht überall gleich gut auf.

Etwas anderes ist mir gerade mit meiner 7er Rauhbank passiert. Der Hobel verstopfte auch. Ursache war aber keine fehlerhafte Klappe, sondern dass sich diese (vermutlich während unseres Umzugs) gelockert hatte. Richtig festziehen und das Problem war weg.

Gruss
Rolf

MarkusB
Beiträge: 1200
Registriert: Mo 15. Mär 2021, 07:21

Re: Schlichthobel *MIT BILD*

Beitrag von MarkusB »

[In Antwort auf #150305]
Hallo zusammen,

ich hatte da noch ein Stück Buchenbohle, an der habe ich mal ein bisschen rumprobiert... :-)

Aber zunächst einmal zur Geometrie der Hobel.
Bettungswinkel, Länge und Breite sind identisch.
Das Hobelmaul des Schlichthobels ist 1 mm breiter.
Das Widerlager des Schlichthobel liegt näher am Hobelbett. Logisch, da ja keine Klappe mit festgeklemmt werden muss.
Die Querschnittsgeometrie der Keile ist ebenfalls gleich, aber der Keil des Schlichthobels ist 6 mm kürzer. Das sieht man deutlich.

Dann der Hobeltest.
Ob nun der eine oder andere Hobel schwerer oder leichter geht kann ich nicht sagen, mir ist kein signifikanter Unterschied aufgefallen, solange keiner verstopfte.
Mit dem Schlichthobel konnte ich aber die sägerauhe Oberfläche gut hobeln, was mit dem Doppelhobel gar nicht ging.
Dann habe ich beim Doppelhobel die Klappe mal ungefähr so hoch gemacht, wie der Keil beim Schlichthobel ist.
Kein Unterschied, außer dass etwas mehr Raum zum verstopfen da war und dies dann ein paar Hobelzüge später eintrat.
Die Klappe liegt übrigens auf ganzer Breite voll auf, hat aber keine ausgeprägte Brechkante sondern ist recht scharfkantig. Müsste dem Verstopfen ja eher entgegen wirken.
Nachdem aber die sägerauhe Oberfläche weg war, trumpfte der Doppelhobel auf. Er machte dünner Späne (hatte ich so eingestellt, sonst geht gar nichts, wenn die Spandicke so groß wie bei dem Schlichthobel ist) und die Oberfläche wurde wunderbar seidig glatt, wie wir es alle so lieben.
So eine Oberfläche bekommt man mit dem Schlichthobel nicht hin.

Ich habe dann noch die Kante der Bohle bearbeitet, und auch da hatte jeder seine Stärken und Schwächen.
Mit dem Schlichthobel konnte ich mehr abtragen, was auf Kosten der Oberflächenqualität ging.
Verstopfen tat keiner mehr und wie ich schon schrieb, der Kraftaufwand war jetzt ebenfalls nicht signifikant unterschiedlich.

Fazit:
Der Schlichthobel und der Doppelhobel unterscheiden sich deutlich stärker als z.B. Doppelhobel und Putzhobel.
Sie haben ganz unterschiedliche Fähigkeiten und somit auch Aufgaben.
Der Doppelhobel ist aus meiner Sicht eigentlich ein länger Putzhobel, aber da bin ich mal lieber vorsichtig mit meiner Aussage.
Wahrscheinlich habe ich nur noch keine Ahnung, wo die Unterschiede genau liegen.
Der Putzhobel ist 2 cm kürzer und hat statt 46° einen Bettungswinkel von ca. 49°. Das war es aber auch schon mit meinem Wissen.
Das ist aber auch ein anderes Thema.

Hier noch ein paar Bilder
Verstopfter Doppelhobel mit und ohne Eisen



Das war drin, gehobelt auf einer sägerauhen Oberfläche


Hochgezogene Klappe


Lage der Widerlager


viele Grüße

Markus



Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Prima! Wieder was gelernt! *NM - Ohne Text*

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

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