Schlichthobel

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
MarkusB
Beiträge: 1195
Registriert: Mo 15. Mär 2021, 07:21

Schlichthobel

Beitrag von MarkusB »


Hallo zusammen,

ich habe letztens mal wieder mit dem Schrupphobel gearbeitet und anschließend mit dem Doppelhobel geschlichtet.
Einen echten Schlichthobel habe ich nicht.
Meines Wissens ist der einzige Unterschied zwischen Schlicht- und Doppelhobel, dass der Doppelhobel eine Klappe hat.
Aus bekannten Gründen werden damit Ausrisse vermieden.
Ich spreche hier natürlich nur von Holzhobeln.

Wenn der Schlichthobel wegen fehlender Klappe nicht leichter läuft, warum sollte ich dann einen Schlichthobel verwenden?

Ich will kein Werkzeug, nur um eine Sammlung voll zu haben. Mein Schrank ist voll genug.
Bietet der Schlichthobel einen echten Vorteil?

Viele Grüße

Markus

reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Schlichthobel

Beitrag von reinhold »


hallo Markus,

bloss ein Gedanke: bei mir hat der Schlichthobel ein etwas weiteres Maul. Das erlaubt die Abnahme eines dickeren Spans als beim Putzhobel (Doppelhobel). Von daher kann es vorteilhaft sein, nach dem Schruppen die Oberfläche zu Schlichten. Schlicht ist übrigens ein sehr altes deutsches Wort und bedeutet ursprünglich "eben" oder "gleichmässig".
Ob du einen Schlichthobel brauchst, musst du für dich selbst entscheiden. Gebrauchte sind sehr preiswert.

Gruss !
reinhold

reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

guck mal im Marktplatz *NM - Ohne Text*

Beitrag von reinhold »

MarkusB
Beiträge: 1195
Registriert: Mo 15. Mär 2021, 07:21

Re: Schlichthobel

Beitrag von MarkusB »


Hallo Reinhold,

Danke für die Infos.
Hat das Eisen für den Schlichthobel eigentlich ein Loch oder Schlitz?

Putzhobel sind natürlich auch Doppelhobel, meines Wissens sind die aber kürzer als „der Doppelhobel“.

Läuft dein Schlichthobel denn leichter als der Doppelhobel?

Viele Grüße

Markus

Rafael
Beiträge: 839
Registriert: Do 6. Jul 2017, 18:43

Re: Schlichthobel

Beitrag von Rafael »


Hallo

Die Eisen für einen Schlichthobel haben höchstens ganz oben ein Loch (nur bei einigen Herstellern). Das Loch sieht so aus, als ob es dazu dient das Eisen an einem Nagel aufhängen zu können.
Die klassischen, hölzernen Hobel sind nicht nur kürzer als die Doppelhobel, der Bettungswinkel des Eisens ist größer.
Ob ein Schlichthobel leichter als ein Doppelhobel "läuft"? In der Theorie auf jeden Fall, da der "Spanbrecher" (die Klappe) den Span staucht. Vergleichen kann man das nur ungenügend. Schwer wird es erst bei dickerem Span und einen so dicken Span stelle ich auf dem Doppelhobel nur selten ein. Bei einer Spandicke, welche ich normalerweise beim Doppelhobel einstelle, ist der Kraftaufwand viel geringer und dann lässt es sich wiederum schwer vergleichen. Trotzdem würde ich sagen, dass ein Schlichhobel, im direkten Vergleich, tatsächlich leichter läuft als ein Doppelhobel.
Ausrisse habe ich bis jetzt erfolgreich nur mit einem Putzhobel mit sehr eng eingestelltem Maul verhindern können. Bis ich den einsetzen konnte habe ich, unter Berücksichtigung des Faserverlaufs, sehr vorsichtig zuerst mit dem Schlichthobel und dann mit dem Doppelhobel gearbeitet.
Wenn ich viel Material wegnehmen muss und es abzusehen ist, dass es keine Ausrisse gibt, nehme ich eigentlich immer den Schlichthobel. Das Eisen ist viel schneller nachgeschärft, wenn es wieder nötig wird, da man nicht erst die Teile auseinander schrauben muss.

Rafael

Andreas Ranogajec
Beiträge: 582
Registriert: Do 16. Sep 2021, 02:04

Re: Schlichthobel

Beitrag von Andreas Ranogajec »


Hallo Markus,

also ich benutze den Schlichthobel zum Ebnen von sägerauhem Holz, wenn der Abtrag gering sein muß, der Schropphobel also nicht zur Anwendung kommen kann.
Das Einfacheisen hat nämlich eindeutig den Vorteil, dass die aufgestellten Holzfasern nicht stopfen, also nicht wie beim Doppelhobel zwischen Spanbrechklappe
und Schneideisen geraten. Dadurch läßt es sich zügig arbeiten.
Meinem Schlichthobel hab ich in der Hobelsohle Nuten "verpasst". Das hat meiner Meinung nach den Vorteil, dass die Sohle nicht so leicht bei sägerauhem Holz über
die Oberfläche hinwegrutscht und das Hobeleisen besser "angreift"!
Das Eisen kann an den Ecken etwas gerundet sein.

Gruß und viel Spaß beim Schlichten


Rafael
Beiträge: 839
Registriert: Do 6. Jul 2017, 18:43

Re: Schlichthobel

Beitrag von Rafael »


dass die aufgestellten Holzfasern nicht stopfen, also nicht wie beim Doppelhobel zwischen Spanbrechklappe
und Schneideisen geraten.

Hallo Andreas

Ich will jetzt nicht belehrend wirken, aber wenn irgendwelche Fasern zwischen die Klappe und das Eisen geraten, dann ist die Klappe nicht richtig angepasst bzw. die Spiegelseite nicht plan genug.
Bei richtig angepasster Klappe kann kein Span darunter kommen, da der Spalt zwischen dieser und der Spiegelfläche gegen Null geht.

Was auch noch für den Schlichthobel spricht ist die Tatsache, dass bei kurzen Spänen (wenn die Oberfläche des Holzes noch sägerauh oder uneben ist) sich beim Doppelhobel gerne mal ein "Stau" zwischen der Klappe und der Vorderkante des Hobelmauls bildet. Die Späne können sich da etwas verdichten, sodass es etwas schwieriger ist sie zu entfernen. Das gilt für den klassischen Doppelhobel aus Holz.

Schönes Wochenende an Alle,
Rafael

Meikel Brandmeyer
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Registriert: Fr 29. Mär 2019, 07:37
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Re: Schlichthobel

Beitrag von Meikel Brandmeyer »

[In Antwort auf #150135]
Man kann den Spanbrecher auch einige Millimeter von der Schneide wegschieben und ihn damit quasi "abschalten". Damit kann man auch starke Späne ohne Verstopfen abnehmen. Zumindest hatte ich mit meinem ECE-Doppelhobel bisher keine Probleme.

Was krafttechnisch sehr geholfen hat, war ein zweites Eisen für meinen Doppelhobel mit stärker gerundeter Schneide. Das hat den Kraftaufwand bei dicken Spänen erheblich reduziert.

Ein zweites Eisen ist wahrscheinlich günstiger als ein zweiter Hobel. Und es spart Platz im Werkzeugschrank.

MarkusB
Beiträge: 1195
Registriert: Mo 15. Mär 2021, 07:21

Re: Schlichthobel

Beitrag von MarkusB »

[In Antwort auf #150135]
Hallo Rafael, Andreas und Meikel,

vielen Dank für eure Infos, könnte ich alle gut gebrauchen.
Auch wenn ich die Idee mit der versetzten Klappe nicht schlecht finde, so spricht doch auch einiges für einen reinen Schlichthobel (sagt der Sammler „Mann“ ;-) )
Die Nuten in der Sohle kommen mir aber etwas suspekt vor.
Aus meiner Sicht kann ein Hobel gar nicht leicht genug laufen.
Ich öle sogar die Sohle, damit es leichter geht.

Viele Grüße

Markus

Johannes F
Beiträge: 172
Registriert: Di 26. Sep 2017, 22:18

Re: Schlichthobel

Beitrag von Johannes F »


Hallo Markus,

Richard Maguire hebt als zusätzlichen Vorteil hervor, dass das Schärfen schneller vonstatten geht, da die Demontage, Montage und Einstellen des Spanbrechers entfallen. Ich finde das jetzt nicht so signifikant, aber falls Du noch einen Grund für einen Hobelkauf benötigst ...
Persönlich schlichte ich im Moment mit einem Nr. 5, werde mir aber auch irgendwann mal einen Schlichthobel zulegen - wobei man auch ohne diesen gut auskommt.

Schöne Späne wünsche ich
Gruß

Johannes

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