Schärfen von Ziehklingen - neue Version! *LINK*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Horst Entenmann
Beiträge: 1154
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: Mehrmaliges Umformen.

Beitrag von Horst Entenmann »


Hallo Franz,

Nein, ich habe nicht den Eindruck daß damit die Arbeit von Friedrich in Frage gestellt wird.
Ich möchte an dieser Stelle erwähnen daß mich insbesondere die grafischen Darstellungen in seiner Anleitung positiv beeindruckt haben.
Aber auch das Bemühen sich klar und eindeutig auszudrücken und unmißverständliche Begriffe zu finden und zu verwenden und auch vorher zu erklären lässt mehr als nur Fleiß erkennen und ist hilfreich beim verstehen komplizierterer Zusammenhänge.

Friedrich selbst schreibt ja nicht daß man jedes Mal die Klinge abfeilen und schleifen muß, sondern nur daß er es so macht (ich hoffe ich habe das so richtig verstanden und wiedergegeben).
Meiner persönlichen Erfahrung nach kann man schon einen Grat mehrmals anziehen ohne erneute Vorbereitung der Klinge. Es gibt aber durchaus Gründe die dagegen sprechen und es spricht für Friedrichs Sorgfalt, daß er es nicht generell empfiehlt.
Ich würde es auch nicht vorbehaltlos empfehlen. In meinem Beispiel hatte ich eine kleine Scharte in der Klinge und die wurde durch nochmaliges andrücken zwar wieder scharf, aber die Scharte blieb, was keine so schöne Oberfläche ergibt.

Übrigens, wenn du den Versuch statt mit Kupfer mal mit Alu durchführst, dann wirst du feststellen daß Alu beim dritten mal biegen schon abgebrochen ist, während man Kupfer noch viel öfter biegen kann.

Gruß Horst



Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Also,

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #150118]
ich versuche mal,
auf die Posts zu der neuen Anleitung einzugehen (wo es sich anbietet):

@ Uwe: "Grat aufrichten". Es gibt eine solche Technik, und sie ist auch beschrieben in der alten Anleitung von 1950, die Wolfgang Jordan ins Netz gestellt hat (erster Link in Kapitel 7.8). Das scheint mir eine deutsche Spezialität zu sein bei den Amerikanern (denen ich meien ersten Informationen verdanke) habe ich sowas nie gesehen. Die Geräte von Ulmia und Veritas zum Gratandrücken sehen auch sowas nicht vor. Ich hätte auch ein bißchen Bedenken, wenn man den Grat hin- und herbiegt... aber gemacht habe ich das nie so.

@ Franz: Ich denke auch, dass es durch das Andrücken des Grates zu einer Kaltverfestigung kommt, wie ausgeprägt die ist, weiss ich nicht. Beim nächsten Schärfen der Ziehklinge schleife ich den alten Schneidgrat weg, aber ich schleife nur so viel, dass ich wieder eine saubere 90°- Kante habe. An die lässt sich dann genau so ein Schneidgrat andrücken wie das Mal davor, und die Ziehklinge zeigt dann auch keine Tendenz zu Schneidenausbrüchen oder Ähnliches. Ich halte es darum für überflüssig, mehr als unbedingt nötig wegzuschleifen. Welche Probleme durch Kaltverfestigung Du befürchtest, verstehe ich nicht so ganz.

@ RScholz: Den Unterschied zwischen Schaber und Ziehklinge definiere ich so: Ziehklinge ist, was einen angedrückten Schneidgrat hat, ein Schaber hat den nicht, der hat einen geschliffenen Keil. Ob man die Ziehklinge als "schabendes Werkzeug" bezeichnen kann? Ich tue es nicht, weil der Mechanismus der Spanbildung ein anderer ist, man vergleiche mal eine 90°- Kante als Schaber und eine 90°- Ziehklinge. Bei den 45°- Ziehklingen ist es, jedenfalls bei dem Beispiel das ich in meiner Anleitung zeige, eindeutig: Die schneidet, und zwar ziemlich genauso wie ein Hobel.

"Der Unterschied zum Schaber, besteht meiner Meinung nach in der Arbeitsweise. Der Schaber wird zum Körper hin gezogen - die Ziehklinge vom Körper weg. Sehe ich das richtig" Sicher nicht. mit dem Arbeiten zum Körper hin oder vom Körper weg hat das bestimmt nichts zu tun. Ich habe in einem älteren Fachbuch für Tischler mal gelessen, man solle die Ziehklinge ziehen (also zum Körper hin) und nicht schieben, das finde ich auch nicht ganz nachvollziehbar.

Eine Schwanenhals- oder eiförmige Ziehklinge kann man natürlich genauso wie eine schmalere Ziehklinge mit gekrümmter Schneiode mit einem Grat versehen, (das zeige ich ja) aber eben abschnittsweise. Ich halte die Schwanenhalsziehklinge für ein unpraktisches Werkzeug, mehrere kleinere Klingen mit unterschiedlichen Radien sind m.E. besser zu handhaben und zu schärfen, aber das ist natürlich Geschmackssache. In Bild 2 meiner Anleitung ist die Klinge 2, sozusagen ein Teil-Ei mit veränderlichem Radius. So eine Klinge lässt sich sehr gut schärfen und handhaben.

"Der Begriff Wate ist ein Synonym für die Schneide, Fase, Facette je nach " Ja, eben. Ist es die Fase an der Schneide (das wäre, glaube ich die Facette) oder doch die Schneide selbst? Als Maschinenbauer der viel mit Normen arbeiten musste wo jeder Begriff eindeutig definiert sein muss , ist man da etwas ratlos ;-)

Erstmal an alle vielen Dank für das wohlwollende Interesse!
Friedrich


Dirk Boehmer
Beiträge: 2638
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Schärfen von Ziehklingen - das Video dazu

Beitrag von Dirk Boehmer »

[In Antwort auf #150118]
Hallo,

ich habe zusammen mit Friedrich Kollenrott ein kleines Video
zum Schärfen der Ziehklinge erstellt. Viel Spaß damit!

https://www.youtube.com/watch?v=1QZfDVKX7Io

Gruß
Dirk


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Volker Hennemann
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Re: Schärfen von Ziehklingen - das Video dazu

Beitrag von Volker Hennemann »


Hallo Dirk,
Hallo Friedrich,

klasse erklärt - verstehe sogar ich 😉

Die Schärfanleitung für Ziehklingen als pdf hab ich mir auch angesehen. Super, weil auch Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie man runde Ziehklingen schärfen kann. Das wusste ich bisher noch nicht.
Vielen Dank
Gruß
Volker

MarkusB
Beiträge: 1195
Registriert: Mo 15. Mär 2021, 07:21

Re: Schärfen von Ziehklingen - das Video dazu

Beitrag von MarkusB »


Hallo Dirk und Friedrich,

super Video, beschränkt sich auf das wesentliche und ohne viel Gequatsche drum herum.

Davon müsste mehr geben auf deutsch.

Viele Grüße

Markus

Micha P
Beiträge: 279
Registriert: Di 16. Jun 2020, 22:16

Re: Schärfen von Ziehklingen - das Video dazu

Beitrag von Micha P »

[In Antwort auf #150846]
Hallo Dirk,

wirklich ein tolles Video. Unsere Gemende der Holzwerker Neandertalensis kann euch und insbesondere Friedrich für seine richtungsweisenden und ingenieurtechnisch belegten Beiträge nicht genung danken!

Das sind Beiträge, die das traditionelle Holzwerken braucht.

LG Micha

Franz Kessler
Beiträge: 2298
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: Schärfen von Ziehklingen - das Video dazu

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo

Auch ich finde das dieser Beitrag gelungen ist und es würde unserem Forum sicherlich gut tun, wenn ähnliche Aktivitäten öfters zu bewundern wären.

Alles Gute

Franz

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Andreas S.
Beiträge: 303
Registriert: So 1. Feb 2015, 15:46

Re: Schärfen von Ziehklingen - das Video dazu

Beitrag von Andreas S. »

[In Antwort auf #150846]
Moin.
Euch beiden ganz herzlichen Dank.
Nach der Print-Schärfanleitung im wahrsten Sinne großes Kino. :-)
Kurz und knackig auf's Wesentliche konzentriert.
Danke!

Herzlichen Gruß Andreas

Mondo88
Beiträge: 63
Registriert: Di 27. Nov 2018, 06:09

Re: Schärfen von Ziehklingen - das Video dazu

Beitrag von Mondo88 »

[In Antwort auf #150846]
Und wie Geil es funktioniert. Als ich meine erste Ziehklinge nach Friedrichs Anleitung hergerichtet habe, und dann der erste Span rauskam, bin ich fast durchgedreht wie einfach das war. Danke für das Überschreiten dieser Barriere.
Grüße ... Sascha

Georg Pfab
Beiträge: 235
Registriert: Mi 6. Nov 2019, 19:01

Re: Schärfen von Ziehklingen - das Video dazu

Beitrag von Georg Pfab »

[In Antwort auf #150846]
Hallo,
was mich erstaunt ist die Tatsache, dass man mit diesem gerigem Aufwand eine Ziehklinge schärfen und den Grat anziehen kann.
Man schleift nur mit einem Abziehstein? in wenigen Zügen den alten Grat weg und zieht ohne die Kante zu verdichten mit einem rein drücken Zug den neuen Grat an.
Das kann ja dann nur ein sehr feiner Grat sein, oder?
Wie lange hält dann dieser Grat?
VG
Georg


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