Flugrost!!

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Franz Kessler
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Re: Flugrost!!

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Werner

Ich stimme Deinen Ausführungen zu, allerdings ein solch massiven Rost-befall wie bei mir, da vermute ich noch eine vierte Komponente, ich hab im Netz nachgeschaut, da wird von Sauerstoff-Korrosion und von Säure-Korrosion gesprochen, wobei ich eher es so abgespeichert habe, ist Säure mit im Spiel, geht es ungleich schneller, ich hab im Netz eine Anleitung gefunden, ein Metall gezielt zur Korrosion zu bringen, da wird vorhergesagt, das schon nach einer Stunde die ersten Anzeichen zu beobachten sind.

Man hat da in Salzsäure zusätzlich noch Kupfer gelöst, um Ionen frei zu stellen und um so die Korrosion zu beschleunigen.

( Die Schilderung ist sicherlich nicht fachgerecht, mit der Chemie hab ich es nicht so)

Das deckt sich auch, was ich noch aus meiner Werkstatt-Zeit in Erinnerung habe, hatte man nur vergessen das Salzsäure Gefäß richtig abzuschließen, wurde im näheren Umfeld alles rostig.

Übrigens, vor einigen Tagen las ich einen Bericht in unsere Tageszeitung, der bevorstehende Herbst und die damit beginnende Heizperiode war Anlass über Kaminfeuerung zu berichten, es gab allerlei Tipps, am Schluss dann noch eine Bemerkungen zur Baumrinde, da wurde geschildert, am sinnvollsten wäre es, Holz generell ohne Rinde zu verbrennen, der Chemiemix und die daraus entstehenden Gasen wäre für die Umwelt nicht gerade zum Besten.

Gruß Franz



Werner
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Re: Flugrost!!

Beitrag von Werner »


Hallo Franz,

Du hast richtig recherchiert, ja, es gibt natürlich auch andere Korrosionsarten als atmosphärische/Sauerstoff-Korrosion.

In dem von Dir geschilderten Fall mag ich nicht so richtig an Säurekorrosion glauben. Wenn wirklich saure Komponenten mitspielen, dann haben sie „nur“ einen stimulierenden Einfluß über den pH-Wert, der die Korrosionsrate erhöht.

Aber auch hier ist die Gegenwart von Feuchtigkeit ein wesentlicher Punkt.

Was bedeutet das für die Praxis?

Werkzeuge nach der Nutzung säubern/abputzen und „ab in die trockene Stube“.

Grüße

Werner

Bernd Grunwald
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Re: Flugrost!!

Beitrag von Bernd Grunwald »


Hallo Franz,

Auch in meiner kleinen Kellerwerkstatt in einem Altbau (Baujahr ca. 1933) geht die Luftfeuchtigkeit bisweilen (vor allem bei sommerlichem Schmuddelwetter) extrem hoch. Trotzdem sind meine Schnitzeisen und sonstigen Werkzeuge seit Jahren frei von jedwedem Rost. Warum? Nun, ich messe die Luftfeuchtigkeit in der Werkstatt, und bei Bedarf schalte ich den elektrischen Luftentfeuchter ein. Das ist der Vorteil einer kleinen Werkstatt (die ja sonst eigentlich nur Nachteile hat): man kann mit einem einfachen Baumarkt-Luftentfeuchter das Thema Rost komplett ausschließen. Im Laufe eines Sommers "produziert" der Luftentfeuchter allerdings etwa eine Regentonne voll Wasser. Erstaunlich, was da so aus der Raumluft zusammenkommt. Dieses Wasser kommt bei mir im Winter in den Luftbefeuchter im Wohnzimmer. Ein weiterer Vorteil: der Luftbefeuchter muss nicht mehr entkalkt werden. Der Nachteil: es kostet Strom, aber diesen Nachteil nehme ich in Kauf.

Gruß
Bernd

Franz Kessler
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Re: Flugrost!!

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo

So langsam hab ich ich Zweifel, den gereinigten Winkel (aber noch nicht konservierten) hatte ich heute wieder in der Hand, da sind schon wieder leichte Anzeichen von Flugrost, das Mittel hab ich zwar schon, hab es aber noch nicht angewendet, übermorgen ist das meine Arbeit.

Die Schnitzeisen hab ich letzte Woche ein gesprüht, zumindest die sind sicher.

Mir kam die Idee Feuer zu machen, wäre sowie so sinnvoll, die Abfallkiste ist übervoll.

Welche Wassermassen in der Luft sein können, das erstaunt immer wieder, es gibt da sonderbare Naturgesetze, ich erinnere mich, als wir in der Technikerschule mal rechnerisch den Nachweis erbrachten, das feuchte Luft leichter ist als trockene, das hat uns damals alle verwundert, wäre dem nicht so, würde unser Klima so nicht funktionieren.

Gruß Franz

Bernd Grunwald
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Re: Flugrost!!

Beitrag von Bernd Grunwald »


Hallo Franz,

Feuer machen ist auf jeden Fall eine wirkungsvolle Maßnahme gegen zu hohe Luftfeuchtigkeit (wenn ein Holzofen vorhanden ist). Das haben die alten Schreiner früher auch gemacht, bei Bedarf sogar mitten im Sommer.

Gruß
Bernd

reinhold
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Re: Flugrost!!

Beitrag von reinhold »


hallo Franz,

Du schreibst :
Mir kam die Idee Feuer zu machen, wäre sowie so sinnvoll, die Abfallkiste ist übervoll.


Dann passiert folgendes : der Ofen erwärmt die Luft, sie kann noch mehr Feuchtigkeit aufnehmen und durch Konvektion transportieren.
Die Werkzeuge aber erwärmen sich langsamer, bleiben vorerst kalt, vor allem der Stahl, die Luft in unmittelbarer Nähe der kalten Werkzeuge kühlt ab, der Taupunkt wird unterschritten, und der Stahl wird durch die ausfallende Feuchtigkeit benetzt.

Wasser + Stahl = Rost

Flugrost, um genau zu sein.

Wenn das Feuer dann wieder aus ist und der Raum langsam abkühlt, wird grossräumig der Taupunkt unterschritten, die Feuchtigkeit kondensiert aus. Folge : Wasser + Stahl = Rost

Hinweis: bei einem bekannten (Süd)deutschen Discounter gibt es derzeit elektrische Luftentfeuchter zu vernünftigem Preis.

viele Grüsse
reinhold

Bernd Grunwald
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Re: Flugrost!!

Beitrag von Bernd Grunwald »


der Ofen erwärmt die Luft, sie kann noch mehr Feuchtigkeit aufnehmen und durch Konvektion transportieren.


Richtig. Das ist genau der Effekt, der mit dem Heizen erreicht werden soll: die Feuchtigkeit muss aus dem zu feuchten Raum raus. Dazu soll sie von der warmen Luft aufgenommen werden. Dann sollte sie allerdings mittels Lüften den Raum verlassen. Wird nicht ordentlich gelüftet, bleibt die Feuchtigkeit im Raum und kehrt nach dem Heizen wieder dorthin zurück, wo sie her kam und hat - wie Reinhold richtigerweise schreibt - dabei sogar noch einen zusätzlichen Schaden angerichtet.

Heizen ist also durchaus ein wirkungsvolles Mittel, die Feuchtigkeit aus dem Raum zu holen, vorausgesetzt, es wird dabei auch ordentlich gelüftet.

Eleganter als die alte Methode ist allerdings der Betrieb eines elektrischen Luftentfeuchters. Da stimme ich uneingeschränkt zu.

Gruß
Bernd

Werner
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Re: Flugrost!!

Beitrag von Werner »


Hallo,

wenn geheizt wird verändert sich ausschließlich die relative Luftfeuchte, der reale Wassergehalt bleibt identisch!!! Demnach bringt das reine erwärmen der Luft garnichts in Sachen „rosten“. Erst durch einen Luftaustausch mit einem geringeren Feuchtigkeitsgehalt könnte den gewünschten Effekt erzielen.

Würde man nur die Bauteile erwärmen den Taupunkt verschieben, Wasser aus der Luft kondensiert dann später.
Die reaktionsfreudigkeit des Eisens nimmt mit erhöhter Temperatur aber auch zu (bis ca. 40 Grad).

Die sinnvollste Variante bleibt demnach die Reduzierung der Feuchtigkeitsfracht.

Grüße

Werner

Franz Kessler
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Flugrost, Ursache gefunden

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo

Ich könnte mir sonst wo hin beißen, die Ursache meiner Misere war eine offener Salzsäure-Behälter, allerdings bin ich heilfroh, die Ursache gefunden zu haben.

Es ist noch nicht so lange her, für eine Familienfeier wollte ich den Garten mit unserem alten Rasentraktor mähen, wie immer, ich schaute nach dem Ölstand und fuhr dann los, nach einiger Zeit bemerkte ich Rauch der vom Motor kam, bei näherem Hinsehen sah ich, ich hatte das Ölmessrohr nicht wieder verschlossen, der Motor warf etwas Öl aus, ich hatte gleich die Vermutung, der Verschluss war ins Mähwerk gekommen und schaute mich nach einem Ersatz um.

In meiner Hütte hatte ich gleich eine Flasche im Visier und tatsächlich , der Verschluss passte gut.

In der Eile hatte ich kein Auge für die Flasche und ihren Inhalt, so stand sie nun in einem etwas vermüllten Bereich meiner Werkbank und müffelte still vor sich her.

Es ist eine Flasche, in der früher Beize von Zweihorn enthalten war, in großen schwarzen Buchstaben steht," Achtung : Salzsäure".

Die anhaltende Anzeichen, das die Ursache des Rostanfalles noch präsent ist, lies mich eine generelle Aufräumaktion starten, die ich heute beendete und ganz am Schluss kam es dann heraus, was die Ursache war.

Beim Aufräumen entdeckte ich noch einige befallene Teile, wie mein uraltes Ziehmesser, das in einem fürchterlichen Zustand war, die Aufnahme meiner Leppscheibe, ganz rot vor Rost, also schon eine schlimme Angelegenheit, erträglich dabei, der Rost hatte noch keine Zeit in die Tiefe zu gehen, z.B. die Aufnahme der Leppscheibe, ich hab die Scheibe kurz laufen lassen und ein Schmiergel daran gehalten, es staubte kurz auf und das Teil war wieder sauber, beim Ziehmesser dauerte es allerdings länger, das Rostschutzmittel ist schon zum Teil verbraucht.

Es überwiegt die Erleichterung, die Ursache gefunden zu haben, ärgerlich ist es allemal.

Gruß Franz

Georg aus'm Westen
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Wohnort: NRW

Re: Flugrost, Ursache Salzsäure

Beitrag von Georg aus'm Westen »


Hallo Franz,
du kannst froh sein, die Ursache entdeckt zu haben, denn Salzsäure kann mit der Zeit eine komplette Werkstatt zerfressen:
Vor vielen Jahren hat meine Heimatstadt ein neues Jugendzentrum bauen lassen, welches auch einen gut ausgestatteten Werkraum zur Holzbearbeitung bekommen sollte. Gegen Ende der Bauarbeiten war der Zeitdruck groß, es wurde hier und da etwas geschlampt. Bei der Abnahme wurde deshalb der Zementschleier auf dem Boden und den verklinkerten Wänden beanstandet, die Firma musste nachbessern und hat mit Salzsäure für Abhilfe gesorgt. Dummerweise war aber schon die Einrichtung geliefert worden und stand, zum Teil schon ausgepackt, in den Räumen. Kurze Zeit später war wirklich alles Werkzeug von leichtem Rost befallen. Die Werkstatt ging natürlich nicht in Betrieb, sondern es musste erst ein Gutachten erstellt werden, Rechtsabteilung stritt mit Subunternehmer, währenddessen konnte der Rost, begünstigt durch die Restfeuchte des Neubaus, schön weiterfressen..
Am Ende war die Einrichtung fast komplett hin, der Rost hatte sich sogar in die Lager der Maschinen gefressen und teilweise die Lackschichten unterwandert. Tischfräse, Standbohrmaschine, Hobelmaschine usw. sahen aus wie vom Schrottplatz, das Hand-Werkzeug in den Ulmia-Schränken nur ein klein wenig besser. Erst lange Zeit später, nach Beendigung des Rechtsstreits, wurden einige Maschinen kostenintensiv repariert und konnten dann endlich genutzt werden, etliche Hand-Werkzeuge wurden von einer Schreinerin und den ersten Kursteilnehmern wieder in einen gebrauchsfähigen Zustand versetzt. So manche Maschine und etliches Werkzeug war aber leider nur noch Schrott.
Gruß aus dem Westen,
Georg

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