Standzeit Ziehklingen

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Georg Pfab
Beiträge: 235
Registriert: Mi 6. Nov 2019, 19:01

Re: Standzeit Ziehklingen

Beitrag von Georg Pfab »


Hallo Franz,
ich bekomme mit meinen Ziehklingen ziemlich genau 0,3m² Buche (entspricht etwa 5min reine Einsatzzeit) hin, bevor ich sie nachschleifen muss. Wie es bei dir gleich mehrere Stunden sein können kann ich nicht ganz nachvollziehen.
Ich habe auch schon versucht den Grat einer neu geschärften Ziehklinge beim Nachlassen der Schärfe wieder neu anzuziehen ohne dabei die Ziehklinge zu schleifen, allerdings ist das Resultat was die Schärfe und Standzeit betrifft sehr dürftig.
Gruß
Georg

Georg Pfab
Beiträge: 235
Registriert: Mi 6. Nov 2019, 19:01

Re: Standzeit Ziehklingen

Beitrag von Georg Pfab »

[In Antwort auf #149890]
Hallo Friedrich,
wie es in 2 Minuten gehen soll ist mir nicht klar, Vielleicht kannst du die Zeit ja noch ein bischen aufbröseln, damit es mir klar wird.
Grüße
Georg Pfab

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
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Re: Standzeit Ziehklingen

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Georg,

Die Ziehklinge ist stumpf.

1. Ich überschleife auf dem 1000er Stein die Kantenfläche (die schmale Blechkante) bis alle Spuren des letzten Andrückvorganges beseitigt sind. Der Stein ist plan, die Kante gerade. Ich führe die Klinge ein wenig schräg zur Schleifrichtung (skew), das erhöht die Abtragsleistung erheblich. Ganz zuletzt wie eine Schlittschuhkufe (nicht mehr schräg) für bessere Oberfläche. 90°- Winkel nach Augenmaß. Dieser Arbeitsschritt ist der zeitaufwändigste.

2. Ich überschleife die Seitenflächen der Klinge auf dem 6000er Stein, um die Reste der Grate zu entfernen. Das geht ganz schnell.

3. Ich überschleife die Kantenfläche und die Seitenflächen jeweils ganz kurz wechselnd auf dem 6000er, um saubere gratfreie Kanten zu erhalten. Auch das geht sehr schnell.

4. Ich spanne die Klinge in den Spannstock und gehe je einmal mit dem Ziehklingenstahl über beide Kanten. Das geht am schnellsten.

Die 2 Minuten sind real. Aber ich habe mich dafür auch beeilt, doch.

Grüße, Friedrich

Franz Kessler
Beiträge: 2298
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: Standzeit Ziehklingen

Beitrag von Franz Kessler »

[In Antwort auf #149898]
Hallo Georg

Wie soll man die Standzeit eines Werkzeuges beurteilen, ich meine etwas schabt die Klinge wohl immer noch ab, wann ist sie nun stumpf?

Ich hab damals, so wie ich es immer tue, in einigen unterschiedlichen Vorgehensweisen versucht mir ein Gefühl für die Materie zu erarbeiten, dabei hab ich schon oft an meine Versuche denken müssen, meine Schnitzwerkzeuge zu schärfen.

Ich hatte damals zuerst überhaupt keinen befriedigenden Erfolg, als ich zum ersten Male versuchte, meine Schnitzmesser zu schärfen, damals entwickelten wir auf meiner Arbeitsstelle 7 Jahre lang an einem neuem Vorzählergerät, wir waren genötigt in immer bessere Laborgeräte zu investieren, so auch in ein neues komfortables Mikroskop, es war gerade die Zeit mit den Schnitzmessern, so nahm ich dann einige frisch geschärfte Schnitzmesser mit auf die Arbeit und sah mir sie unter dem Mikroskop an, was ich da sah war fürchterlich, die Schneidkante glich eher einer Säge, als einer Schneide, damals lernte ich einiges,

Zu den Ziehklingen, was glaubst Du wie eine Kante nach groben feilen und oberflächlichen abziehen unter dem Mikroskop aussieht?

Sicherlich auch in Richtung Säge, gehe ich über diese Kante mit dem Abzieheisen, verschwindet die Säge keineswegs, sie wird vielleicht eingeebnet, das Resultat wird keine stabiler, durchgehender Grat sein.

Zu den Standzeiten, ich hab nachgesehen, der Link datiert von 2007, damals fing ich mit Ziehklingen an, in der Zwischenzeit hab ich maximal drei oder 4 mal die Klinken nach geschärft, hab sie zwischendurch oft benutzt, allerdings hab ich insgesamt 7 Klingen, 2 Schwanenhals, drei Rechtecke, ein Oval und eine Tropfenform, letztere beiden sind 0.4mm dünne Klingen.

Gruß Franz

Georg Pfab
Beiträge: 235
Registriert: Mi 6. Nov 2019, 19:01

Re: Standzeit Ziehklingen

Beitrag von Georg Pfab »


Hallo,
Die Ziehklinge Freihand zu schleifen hatte ich auch schon versucht, hat aber bei mir nicht richtig geklappt.
Ich schleife meine Ziehklinge im wesentlichen immer noch in meiner selbst gebauten Vorrichtung ( http://www.woodworking.de/cgi-bin/forum/webbbs_config.pl/md/read/id/73536/sbj/ziehklinge-schaerfen-in-einer-aufspannung/ ).
Damit erhält man ein sehr gutes, reproduzierbares Schleif und Grat Ergebnis, allerdings nicht in 2 Minuten.
Heute hatte ich eine alte, verworfene Idee wieder aufgegriffen und versucht ob es nicht doch möglich ist, den Grat öfters anzuziehen, und siehe da es hat sehr gut funktioniert.
Begonnen habe ich mit einem leichten steil angezogenem Grat von ca 5°, den ich nach jedem Zurückdrücken und Neuanziehen um ca 2° vergrößert und von der Andrückintensität gesteigert habe. Bei 13° habe ich aufgehört, weil ich sonst die Ziehklinge zu flach führen musste.
Ich hatte das Gefühl, dass sich die Qualität des Grates beim 2. und 3. mal sogar noch verbessert hat. Damit relativiert sich natürlich die benötigte Zeit zum schleifen ganz erheblich.
Gruß Georg

Sebastian
Beiträge: 12
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Standzeit Ziehklingen

Beitrag von Sebastian »

[In Antwort auf #149880]
Ich finde die Diskussion unheimlich spannend. Ich selber tue mich noch sehr schwer mit der Verwendung von Ziehklingen.

Was ich mir gerade überlege, ob die Standzeit nicht auch stark von der Arbeitsweise abhängt. Der Grad ist ja relativ filigran. Wenn jemand mit sehr viel Kraft arbeitet, ist die Abnutzung vermutlich anders.

Viele Grüße

Sebastian

reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Standzeit Ziehklingen

Beitrag von reinhold »


hallo Sebastian,
du denkst schon in die richtige Richtung.
Es kommt sehr darauf an, wie man die Ziehklingen ansetzt, ob man Holz glättet oder einem Lack den letzten Schliff gibt. Oder alten Lack ganz abzieht. Es kommt darauf an, welches Material die Ziehklinge ist, wie man sie schärft. USW.

Ich meine, eine Ziehklinge ist das Werkzeug, das am meisten durch den Anwender beeinflusst wird und bei dem auch die Rückwirkung auf den Anwender am stärksten ist.
Daher kann man kein Patentrezept abgeben, das auf JEDEN Anwender passt.

Gruss
reinhold

Daniel Baum / DaBa
Beiträge: 230
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Standzeit auch früher schon ein Thema

Beitrag von Daniel Baum / DaBa »

[In Antwort auf #149880]
Hallo Holzfreunde,

es verhällt sich mit den Ziehklingen wie mit jeder anderen Klinge auch – sehr unterschiedlich.
Und das war auch schon früher so …
Ich zitiere mal aus dem "Praktischen Möbelschreiner" in der Ausgabe von 1933:

“Das Schärfen der Ziehklinge

Unsere Ziehklinge ist zweifellos eines der einfachsten Werkzeuge im ganzen
Werkzeugkasten. Und doch erfordert ihr Schärfen so viel Übung, Gefühl und
Geschicklichkeit wie kaum ein anderes Werkzeug. Die Ziehklinge des einen wird
nach dem Schärfen beim Abputzen bald wieder stumpf, während der andere mit seiner Ziehklinge stundenlang nahezu mühelos arbeiten kann.
Meist gibt man entweder der Ziehklinge oder dem Ziehklingenstahl die Schuld, während diese doch nicht selten am Schärfen selbst liegt.
…
Auch beim Arbeiten mit der Ziehklinge muß mit Verständnis verfahren werden.
Drückt man eine gut geschärfte Ziehklinge mit der ganzen Schnittbreite auf das Holz auf und läßt sie beim Rückwärtsführen
womöglich noch auf dem Holz laufen, so ist es verständlich, daß Grat und Schnitt bald verlorengehen.
… "

(Die Schärfmethode in diesem alten Fachbuch ist interessant und recht umfangreich beschrieben und bebildert)

Die Ziehklinge ist ein tolles Werkzeug hinter dem sich weit mehr verbirgt als man bei so einem einfachen Stück Blech vermutet.

Viel Spaß allen die damit experimentieren
Gruß Daniel



Franz Kessler
Beiträge: 2298
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: Standzeit auch früher schon ein Thema *MIT BILD*

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Daniel

Das spiegelt ja in etwa unsere Diskussion wieder, kannst Du ein Resümee über den Schärfvorgang kurz schreiben, wäre für mich von Interesse wie man damals vorgegangen ist.

Ich hab beim schärfen einige Bilder aufgenommen, zuerst vom abziehen, dazu möchte ich noch ergänzen, zu Beginn des Abziehens haftete ja noch der Grat an der Kante, der beim Feilen entstand, beim Abziehen löst sich dieser Grat irgendwann und schwimmt dann ich der schwarzen Abziehpaste, erkenne ich diesen Umstand, wasche ich den Stein plus Klinge kurz aus, will so verhindern, dass der Grat in der Paste mit unter die Kante gerät und so zu Marken führt.
Allerdings, bis sich der Grat löst, es dauert schon eine gewisse Zeit.



Dann zeige ich wie ich das kleine Oval abziehe, dabei ist zu sagen, durch das dünne Blech bedingt, muss man versuchen kurz einzuspannen, sonst biegt sich das Blech beim Kraft aufbringen zu stark weg.

Zum einspannen der Klinge, ich benutze immer Holzbeilagen, spanne ich eine frisch geschärfte Klinge auf den frischen Grat, drücke ich ja den Grat wieder zurück, nur beim ersten Einspannen kann ich auf die Holzbeilagen verzichten, da gibt es noch kein Grat.
Auf dem Bild kann man meinen Abzieher sehen, ich hab ihn früher schon mal gezeigt, es ist ein 8mm Vollharmetall-Fräser, den ich in einem stabilen Eichenholz eingelassen habe, eine lange 8mm Bohrung bis etwa über die Hälfte des Holzes, dann in der Mitte etwas frei gearbeitet und den Fräser in diese Bohrung reingetrieben, ich kann mit diesem Holz kompakt mit zwei Händen zugreifen und gut Kraft aufbringen.

Zum Probestück benutze ich eine kleine Schale, die ich aus Grünholz gefertigt habe, unser armer alter Apfelbaum hat schon wieder einen Ast verloren, die Äpfellast war einfach zu groß.



Die Schale enttäuscht mich ein wenig, sie hat sich um einiges verzogen, die Symmetrie ist gestört, wir Saarländer würden sagen, die Schale ist leicht bavverisch.

Das Beispiel Schale, ich wüsste nicht, wie ich so geschickt und so einfach, eine solche Kontur auf andere Art bearbeiten könnte.

Das gleiche gilt für den Schwanenhals.

Ich hab nun mit Schwanenhals und Oval die Schale soweit fertig bearbeitet, ich merke ganz klar, das die Klingen geschärft sind, hab aber nicht im geringsten das Gefühl, das die Schärfe nach einigen Anwendungen auf der Strecke bleibt und hab auch schon soviel Erfahrung damit, das es schon eine Weile dauern wird, bis ein neuer Schärfvorgang nötig sein wird.





Gruß Franz



MarkusB
Beiträge: 1195
Registriert: Mo 15. Mär 2021, 07:21

Re: Standzeit auch früher schon ein Thema

Beitrag von MarkusB »


Hallo Franz,

ist die Oberflächenbehandlung mit der Ziehklinge eigentlich die letzte außer Ölen oder ähnliches?
Oder wird nach der Ziehklinge noch geschliffen?

Viele Grüße

Markus

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