Geometrie eines Hobelmauls

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Christoph Schmitz
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Geometrie eines Hobelmauls

Beitrag von Christoph Schmitz »


Hallo,

vielleicht hat sich der eine oder die andere schon einmal gefragt, wie das Maul eines klassischen Holzhobels im Detail aussieht. Besonders der Übergang von einem Wangenwiderlader zum Hobelmaul, wenn man ein feines Hobelmaul für Spandicke "fast null" haben will, hat mich immer vor Rätsel gestellt.

Dieser Tage habe ich dazu einen schönen Artikel von Bob Rozaieski gefunden, der das Ganze am Beispiel von mehreren verschieden aufwendig gemachten Coffin Smoothers illustriert:

http://brfinewoodworking.com/wooden-plane-throat-geometry/

Vielleicht ist das für jemanden von Interesse.

Viele Grüße
Christoph

Georg Pfab
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Re: Geometrie eines Hobelmauls

Beitrag von Georg Pfab »


Hallo,
ich habe schon oft versucht meinen Ulmia Reformputzhobel so zu tunen, dass er eine Alternative zu meinen Metallhobeln darstellen könnte. Holzhobel hätten ja eigentlich interessante Eigenschaften (Haptik, leichteres Gleiten, geringers Gewicht, Eingebaukonstruktionen, ...)
Es ist mir bis jetzt allerdings noch nicht gelungen. Ein Problem ist das verstopfen des Spanraums. Man ist ständig damit beschäftigt die Späne aus dem tiefen Spanraum herauszufischen.
Wenn ich dann die abgebildeten Spanräume des verlinkten Beitrags ansehe, kann ich mir nicht vorstellen das diese funktionieren.
Der Spanraum muss meiner Ansicht nach sofort nach der Hobelmaulkante weit werden und sollte nicht zu hoch sein, sonst funktioniert der Hobel bei dünnen Spänen nicht. Weniger problematisch sind da sicher Hobel die dicke,eigenstabile Späne produzieren.
Gruß
Georg Pfab

Konrad Holzkopp
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Re: Geometrie eines Hobelmauls

Beitrag von Konrad Holzkopp »


Guuden,

Bei meinem Ulmia Reformputzhobel sind die Späne froh, ins Freie zu gelangen,
bei den meisten meiner anderen Holzhobel ebenfalls.
Ich bemühe mich allerdings auch, mit möglichst hoher Schnittgeschwindigkeit zu hobeln,
dann fliegen die Späne regelrecht.
Die Spanräume meiner Hobel sind außerdem silbergleitgeschmiert.

Gut Holz! Justus.



Rafael
Beiträge: 839
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Re: Geometrie eines Hobelmauls

Beitrag von Rafael »


Hallo Georg

ich sehe das genauso wie Du. Diese 100°, oder 115° in den Skizzen sehe ich als völlig unpraktikabel an.
Ich habe einen ECE Primus-Hobel bei dem jemand ganz dilletantisch das Hobelmaul aufgeweitet hat. Dabei wurde wohl von der Sohle her rumgefeilt und es ergab sich ein Winkel ähnlich wie in den Skizzen in den Links.
Es war vollkommen unmöglich mit diesem Hobel zu arbeiten ohne, dass die Späne ständig das Maul verstopften. Erst nachdem ich ein Holzstück eingesetzt habe, mit dem Das Hobelmaul wieder auf etwa 0,5mm kam und der erwähnte Winkel 90° betrug, konnte gehobelt werden. Es war noch etwas Arbeit bei dem Spanbrecher nötig, der bei ECE normalerweise sehr flach und spitz zuläuft, da er bei diesem Hobel zu sehr gebogen wurde.

Rafael

Gerd Fritsche
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Re: Geometrie eines Hobelmauls *MIT BILD*

Beitrag von Gerd Fritsche »

[In Antwort auf #149791]

Hallo Cristoph,
ich gestalte bei meinen Krenov Hobeln den Spanraum so,dass die Späne gut abfliessen können.
Viele Grüsse
Gerd.

Friedrich Kollenrott
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Re: Geometrie eines Hobelmauls

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #149791]
Hallo,
ich benutze ausschliesslich Metallhobel, kenne natürlich hölzerne auch.
Die in dem link gezeigten kaminartig engen "Spankanäle" kommen auch mir sehr merkwürdig vor. Ich würde, wie von Gerd gezeigt, bei der Hobelkonstruktion möglichst viel freien Raum für den Span lassen. So wie das bei eisernen Hobeln üblich ist.

Grüße, Friedrich

Christoph Schmitz
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Re: Geometrie eines Hobelmauls

Beitrag von Christoph Schmitz »

[In Antwort auf #149791]
Hallo,

ich kenne das Problem, dass solch ein enges Hobelmaul gerne verstopft, von einem Coffin Smoother mit Doppeleisen, den ich mal in England gekauft habe. Vermutlich wäre das Gegenargument sowas wie "dann darf man eben nur sehr dünne Späne abnehmen". Bei diesem Hobel stellt sich die Vorderkante des Hobelmauls genau so dar, wie auf der genannten Webseite gezeigt, also ca. 75 Grad zur Sohle nach hinten geneigt, über 25 mm hoch (sprich: sehr knapp über dem Spanbrecher).

Bei John Whelan, "Making Traditional Wooden Planes" (S. 30) findet sich eine ähnliche Darstellung und dazu: "The throat front ... is designed as a compromise between two objectives. One, it must allow the shavings to escape... Two, the sole will wear with time, and will periodically require dressing to restore flatness. ... if the front of the throat slopes forward, the throat will widen and the cut will suffer."

Viele Grüße
Christoph

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