Spiegelseite wird immer ballig!

[Ansgar]

Hallo liebe Holzwerker,
ich bin grade wieder mal dabei, ein altes Stecheisen herzurichten, und versuche dafür gerade, die Spiegelseite zu planen. Nun habe ich das Problem, dass die Spiegelseite einfach immer ballig wird. Über die größte Fläche (hinten) ist sie plan, aber die letzten 3 mm vor der Schneide hebt die Fläche sich immer ein bisschen ab.
Was merkwürdig ist: Wenn ich das Eisen Schräg halte, und in schräger Richtung über den Stein bewege, dann ändert sich scheinbar nichts an der balligkeit. Die Fläche hinter der Schneide wird überschliffen, auf den ersten 3 mm tut sich nicht viel.
Halte ich das Eisen hingegen längs zum Stein, so überschleife ich auch ganz vorne die Fläche, die ich ansonsten nicht erreiche. Ich habe mich dann mehrmals der illusion hingegeben, dass die Oberfläche nun entsprechend grob geschruppt, aber ansonsten plan sei. Beim Wechsel auf einen feineren Stein (mit quer gehaltenem Eisen) taucht das feinere Schliffbild allerdings wieder nur weiter hinten am Eisen auf, es ist nicht durchgängig bis zur Schneide, und die letzten 3 mm fehlen wieder.

Ich glaube also, dass ich das Eisen automatisch ballig Schleife, wenn ich das Eisen längs zum Stein halte, und bewege (obwohl ich das Eisen die ganze Zeit den Stein drücke, und versuche, eine "Wiegebewegung" zu vermeiden. Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht, und ist das der Grund, weshalb man das Eisen eher quer oder schräg halten sollte?

Viele Grüße,
Ansgar

[Horst Entenmann]

Hallo Ansgar,

Es kann viele Gründe geben warum du Probleme hast mit der Spiegelseite.

Daß der Stein nicht plan ist, davon gehe ich mal nicht aus.

Ein anderer Grund wäre daß du evtl. versuchst zu weit hinten zu schleifen wo das Heft beginnt. Bei meinen Beiteln zumindest wird das Eisen vor dem Griff dicker und wenn dort versucht zu schleifen, dann wird der Beitel hinten angehoben und man schleift evtl. vorne etwas mehr weg ohne es zu wollen.
Das ist mir auch schon passiert und ich habe es zuerst gar nicht gemerkt. Inzwischen halte ich meine Beitel so, daß mein rechter Zeigefinger zuerst an den Stein stößt bevor das passiert.

Den Beitel schräg halten oder quer, kenne ich so nicht als Regel. Ich schleife zwischendurch auch mal schräg, damit ich wie du anhand der Riefen erkennen kann wo abgetragen wird. Das mache ich auch mit Hobeleisen.

Gruß Horst

[Friedrich Kollenrott]

Hallo Ansgar,

auch wenn der Stein plan ist, darf nicht erwarten, bei der Bearbeitung der Spiegelseite eine ebenso exakte Planfläche zu erhalten. Das liegt daran, dass man ja nicht die ganze Länge der Spiegelseite hont, sondern mal mehr (in Längsrichtung des Steines), mal weniger (quer), und ganz hinten zum Heft hin trägt man gar nichts ab. Es wäre eher Zufall, wenn das eine exakte Planfläche ergäbe.

Ich schleife (und ziehe ab) vorzugsweise etwa 45° schräg (Werkzeug zur Längsrichtung des Steines) und nehme hin was dabei herauskommt. Ich habe mal neulich aus Neugierde eine Haarlineal längs auf meine seit Jahren benutzten Stecheisen gelegt: Sie hatten alle eine Vertiefung von ein paar Hundertstel ungefähr auf halber Länge. Und wenn man mal drauf achtet, man erhält beim Abziehen der Spiegelseite nie eine wirklich gleichmäßige Fläche. Nicht ideal, aber es geht.

Grüße, Friedrich

[Gerd Fritsche]

[In Antwort auf #149423]
Hallo Ansgar,
wenn die Spiegelseite nicht eben wird, dann machst du etwas falsch.

Ich habe mir für alle Eisen eine Aufnahme aus Siebdruckplatten Resten gemacht, darauf werden die Eisen fixiert und mit einem kleinen Real Earth Magneten, der in die Siebdruckplatte eingelassen ist, festgehalten, auf der Rückseite ist ein Griff aufgeleimt.
Ich verwende normalerweise Wassersteine mit den Körnungen 200, 400 und 1000. den 200er nur bei extremen Schäden.
Das wichtigste ist, die Steine während des Schleifvorgangs häufig abzurichten. Dazu verwende ich eine Diamantplatte Z.B. von DMT mit 200er Körnung. Meine abgerichteten Kanalklinker benutze ich nicht mehr.
Mit der Aufnahme schleife ich nur in Längsrichtung bis die Schleifspuren der Flachschleifmaschine verschwunden sind.

Danach poliere ich die Spiegelseite auf gehärteten MDF Platten mit Diamantpasten. Hier habe ich drei verschiedene Platten mit folgenden Körnungen 28-40 Micron, 10-14 Micron und 2-3 Micron.
Bei einer guten Mattierung durch den 1000er Wasserstein sind für jede Körnung nur ca 40 Quer-Hübe erforderlich.

Auch mit dem Haarlineal ist keine Balligkeit zu sehen.
Viele Grüsse
Gerd.

[Rolf Richard]

[In Antwort auf #149423]
Hallo Ansgar!

Wenn man von Hand schleift ist es schon recht mühsam, die gesamte Spiegelseite abzuziehen. Deswegen macht man das ja meistens nur auf den ersten Zentimetern hinter der Schneide.

Oder man geht gleich an die Maschine, zieht die Spiegelseite darauf ab, dann kanns auch über die nahezu komplette Länge gehen. Hier mal ein Beispiel:



Zugegeben, das Bild ist bezüglich Schärfe suboptimal, aber das Wichtigste zeigt es. Weitere Aufnahmen:







Auf dem zweiten Bild spiegelt sich etwas in Richtung Decke. Das hat mich dann auf die Idee gebracht, das Lineal eines Starrett Kombinationswinkel mit der Spiegelseite abzubilden um die Güte zu zeigen. Geschliffen wird auf einer Tormek mit einem normalen Stein und im zweiten Durchgang mit dem sog. "Japanischen Wasserstein". Im übrigen nicht wie man oft lesen kann auf den flachen Aussenseiten des Steins. Das wird nichts Gescheites! Ich habe mir eine Vorrichtung gebaut, mit der das Eisen auf dem Umfang des Steins bearbeitet wird.

Auch hier gilt: Kommt man in den Endbereich der Speigelseite zum Griff hin, kann durch die sich ändernde Dicke das Einsen verhunzt werden.

Gruss
Rolf

[Gerd Fritsche]

Hallo Holzwerker,
auch bei den Stechbeiteln kann ich keine Balligkeit sehen. Hier schleife ich auch nur bei breiten Beiteln in Längsrichtung, bei schmalen schiebe ich nicht hin und her sondern ziehe entgegen der Schnittrichtung.
Auch auf den Diamantplatten verfahre ich ebenso.
Viel Grüsse
Gerd.