Fehlendes Hobelmaul in Opa's Reformputzhobel *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Florian Sawallich
Beiträge: 9
Registriert: So 31. Jan 2021, 22:10

Fehlendes Hobelmaul in Opa's Reformputzhobel *MIT BILD*

Beitrag von Florian Sawallich »


Hallo zusammen,

ich folge mal der Tradition und stelle mich auch kurz vor:

Ich bin 25 Jahre alt und Student. Was das Holzwerken angeht bin ich quasi "Autodidakt" und aufgrund von Zeit-, Geld- und Platzmangel auch noch in den Anfängen. Mein nächstes Ziel ist den richtigen Umgang mit Hobeln zu erlernen: Nun bin ich im zur Zeit dabei mir die nötigen Mittel für das "Schärfen nach Kollenrott" zu besorgen und dieses zu erlernen. Und nebenher bin ich auf der Suche nach den nötigen Hobeln.

Nun habe ich einen alten Reformputzhobel der Firma Ulmer -nach meinem Kenntnisstand- aus dem Erbe meines Großvaters erhalten. Dieser Bedarf allerdings einiger Aufmerksamkeit:



Nach Entfernen der Metallteile und des lockeren Griffs und Handschutzes. Hier habe ich vor den Hobel vorsichtig mit Alkohol und feiner Stahlwolle zu reinigen und dann mit Leinölfirnis zu ölen. Diese Vorgehensweise habe ich aus einem Youtube-Video von Steve Hay (Woodworking Masterclass). Mir gefällt dabei, dass der alte Look bestehen bleibt. Anschließend die losen Teile erneut verleimen, wobei ich hoffe Weißleim wird reichen?! (Kein Epoxidkleber im Haus)



Die Hobelsohle wurde bereits einmal ausgebessert und ist dennoch noch in schlechtem Zustand und ich werde sie planen (ich werde es mit Schleifpapier auf einer alten Fensterbank probieren).
Das Hauptproblem des Hobels ist allerdings das fehlende verstellbare Hobelmaul. Anscheinend hat dieses sich iwann von dem Unterbau aus weicherem Holz gelöst.



Passender Weise habe ich noch ein Stück altes, sehr sehr hartes Holz aus dem Erbe des anderen Großvaters. Dieses sieht dem Holz der Sohle (vermutlich Pookholz??) sehr ähnlich. Aus diesem habe ich vor ein neues Hobelmaul zu bauen. An diesem Punkt bin ich aber überfragt wie ich das am besten umsetze: Wie eng muss das Hobelmaul sitzen, muss es am eigentlichen Hobelmaul konisch zugesägt werden und lasse ich es lieber etwas zu dick oder zu dünn, um es nachher beim Planen der Sohle anzupassen??



Zuletzt hier noch die Metallteile vor dem Entrosten. Meiner Meinung nach sind diese in akzeptablen Zustand, bis auf das sehr weit runtergeschliffene Hobeleisen. Da wird vermutlich ein neues von Dieter Schmid nötig werden: Würde da ein ECE-Doppeleisen seinen Dienst erfüllen?
Die restlichen Teile werde ich mit Rostlöser behandeln, ölen und gegebenenfalls ein bisschen zurechtschleifen.

Vielleicht hat ja der ein oder andere Verbesserungsvorschläge :-) ? Oder ne Idee wie ich das Problem mit dem Hobelmaul am besten angehe?
Vielen Dank im vorraus!!!

Viele Grüße
Florian,
der gerade mehr Lust hat die Hobelrestauration zu planen, als fürs Studium zu lernen!!!



Andreas Winkler
Beiträge: 1124
Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Re: Fehlendes Hobelmaul in Opa's Reformputzhobel

Beitrag von Andreas Winkler »


Hallo Florian,

herzlichen Glückwunsch - tolles Hobby!

Zu Deinen Fragen - anbei einige Links zu Wolfgang Jordans toller Seite, die Dir evtl. etwas weiterhelfen.

ein älterer Reformhobel. als es der Deine ist, sehr aufwendige Lösung der Maulverstellung (würde selber nur "eine Lage" Holz nehmen):

https://www.holzwerken.de/museum/bankhobel/reformhobel1.phtml

Hier siehst Du die Geometrie des Maul"hölzchens" im Schnitt :

https://www.holzwerken.de/werkzeug/hobel3.jpg

Die Geometrie kann bei Dir aber anders sein, da würde ich ein Muster anfertigen und mich an die Lösung "rantasten".
Je enger das Maul in Bezug zur Schneide, desto weniger neigt der zu hobelnde Holzspan zum Einreißen oder Abspalten. Allerdings leider auch: je enger das Maul in Bezug zur Schneide, desto mehr neigt der ganze Hobel zum Verstopfen, was das Arbeiten nervig machen kann. Da mußt Du Deinen Kompromiß finden.

Ich würde anhand des vorhandenen Hölzchens mal Versuche machen, ob man mit dem Hobel hobeln kann. Auch dazu kann ein Versuchsmuster aus irgendeinem weicheren Holz zur Probe nützlich sein.

Bei der kompletten Neuanfertigung des Hölzchens wirst Du irgendeine Art Muffe für die Verstellschraube einbohren müssen. Dabei würde ich Dir bei hartem Holz zu Versuchen mit dem Vorbohr-Durchmesser der Muffe raten (und eher einen halben mm größer bohren). Sonst läufst Du Gefahr, daß das Hölzchen kaputt geht. Oder Du hast keine Chance, die Muffe eindrehen zu können. Oder die Muffe sitzt zu Locker. Ein bißchen Öl oder Fett schadet beim Eindrehen auch nicht.
Das vorgesehene Holz zur Neuanfertigung schaut verdreht aus? Gleiche Feuchte von Hobel und Holz also sehr wichtig. Wenn sich nach Einpassen die Feuchteverhältnisse sehr ändern, kann es sein, daß sich das neue Maul"hölzchen" wieder wirft.

Wenn Du an den losen Teilen den alten Leim gut enfernst, müßte Weißleim eigentlich gut leimen. Beim Verleimen gut Spannen! Diverse tropische Hölzer lassen sich nicht besonders gut verleimen. Wenn sich das Holz speckig anfühlt, die Verleimfläche des Holzes vor Verleimen mit Verdünnung o.ä. entfetten (und ablüften lassen), das hilft zumindest etwas. Im Zweifel - Ausprobieren.

Viel Erfolg!

Gruß, Andreas

MarkusB
Beiträge: 1195
Registriert: Mo 15. Mär 2021, 07:21

Re: Fehlendes Hobelmaul in Opa's Reformputzhobel

Beitrag von MarkusB »


Hallo Florian,

Willkommen im besten Forum für Holzhandwerker since ever 😉.

Einen so abgearbeiteten Hobel aufzuarbeiten ist schon ein eine Herausforderung.
Man muss da sehr genau arbeiten.
Gerade die Leimflächen vom Hörnchen müssen sauber und dicht sein, da dort große Belastungen auftreten.
Schlechte Leimfugen halten nichts.

Ich versuche mich mal in Antworten.
1. Ganz wichtig: Erst Leimen dann Ölen, sonst hält der Leim nicht.
2. Alten Leim vollständig entfernen
3. Leimflächen sollten glatt und flächig schließend sein
4. Alle nachträglich eingebauten Hobelmäuler, die ich gesehen habe, waren extrem passgenau. Ich schließe da eine Notwendigkeit raus, kann Sie mir aber auch denken. BTW das Hobelmaul kann ja auch unverschieblich eingelassen werden...
5. Die Idee, das neue HM rausschauen zu lassen ist gut. Kannste dann ja runterhobeln 😂
Im Ernst, so bleibt beim Sohleplanen am meisten von der Sohle übrig.
6. zum Eisen kann man wenig sagen außer dass es sehr rostig ist und kurz vor dem Ende ist.
Ich würde ein neues nehmen.

Deine Vorhaben in Ehren, aber hol dir lieber einen gebrauchten aus der Bucht, der noch gut aussieht und verschiebe das Projekt auf später.
Allein für das Geld für ein neues Eisen von Dieter bekommst einen ganzen Hobel.
Da kann man wenig falschmachen und du kannst dich gleich mit dem Schärfen beschäftigen.
Schließlich brauchst du für dein Projekt ja auch scharfe Stechbeitel...

Noch ein Tipp zum Schärfen:
Solltest du noch keine Schärfsteine haben, dann kauf dir gute von Dieter.
Kauf dir keine Steine aus dem mittleren oder gar unteren Preissegment im Netz.
Habe ich alles ausprobiert, funktioniert nicht.
Mir reichen ein 200er Schruppstein, ein 1000er Schärfstein und ein 8000er für die Microfase.
Zur Not wirst du die hier immer für akzeptables Geld wieder los.
200€ sind da schnell zusammen, sind aber der einzige Weg zur Frustvermeidung

Viele Grüße

Markus
.



Horst Entenmann
Beiträge: 1154
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: Fehlendes Hobelmaul in Opa's Reformputzhobel

Beitrag von Horst Entenmann »

[In Antwort auf #149007]
Hallo Florian,

Du hast dir nicht unbedingt einen leichten Einstieg ausgesucht mit diesem Hobel.
Da ist ja nun ziemlich viel kaputt. Ich habe mal so einen ähnlichen geschenkt bekommen und den umgearbeitet, aber das ist eine andere Geschichte.

Das Hobelmaul war bei meinem ganz gleich aufgebaut, bei mir war das verstellbare Teil auch aus dem Leim gegangen aber ich hab das wieder aufgeleimt.
in deinem Fall würde ich das aufzuleimende Stück etwas größer lassen und nach dem Aufleimen einpassen.

Das Eisen ist verbraucht, das würde ich gleich ersetzen, der Spanbrecher und die Klappe sehen aber gut aus.

Bei mir hatte das alte Horn ziemlich viel Luft, das könnte beim einleimen Probleme geben. Aber ich hatte da sowieso eine andere Verwendung.

Die Sohle abzurichten sollte kein Problem darstellen, das wirst du nach der Reparatur des Mauls sowieso machen müssen. Man könnte da evtl. mit einem zweiten Hobel vorarbeiten, sofern vorhanden.

Gruß Horst



Ernst Spangenberger
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Beitrag von Ernst Spangenberger »

[In Antwort auf #149007]
Meiner Ansicht nach ist der Hobel zu stark lädiert, und das Eisen ist fertig. Bei Ihhbähh werden jede Menge Hobel angeboten, die noch besser in Schuss sind. Mehr als 10 Euro incl. Versand würde ich da nicht investieren. Achte bei den Bildern darauf, dass man das Eisen beurteilen kann, und dass man keine Wurmlöcher sieht. Und nimm dir Zeit.
Habe gerade letzte Woche einen "Schiffssimshobel" (Wölbung der Sohle quer und längs) für unter 6 Euro incl. Versand erstanden, und das Teil sieht noch fast aus wie neu, lediglich das Eisen muss noch etwas geschärft werden.

Claus Keller
Beiträge: 346
Registriert: Mi 13. Aug 2014, 14:08

Re: Fehlendes Hobelmaul in Opa's Reformputzhobel

Beitrag von Claus Keller »

[In Antwort auf #149007]
Servus Florian,

Entrosten mit Zitronensäure (dazu gibts viele Anleitungen im Netz) geht prima, Rostlöser taugt meist nichts oder ist problematisch für die Natur.

Versuch gleich mal, Schärfen von Hand zu lernen -- ist nicht schwer, macht Freude, verhilft zu stets scharfen Schneiden aller Art und braucht außer Steinen keine Hilfsmittel.

Freundlich grüßt aus dem Neandertal

Claus Keller

Oskar Sedell
Beiträge: 47
Registriert: Do 11. Jan 2018, 08:20

Re: Fehlendes Hobelmaul in Opa's Reformputzhobel

Beitrag von Oskar Sedell »

[In Antwort auf #149007]
Hallo Florian,

tolles Projekt! Auch wenn der Hobel in schlechtem Zustand ist wirst du viel davon lernen, und höchst vermutlich ein gut brauchbares Hobel bekommen.

Du hast schon viele gute Ratschläge bekommen, und ich will nur eins zufügen: es handelt sich um ein Doppelhobel und deshalb ist einen engen Hobelmaul nicht so wichtig. Wenn der Hobelmaul wirklich gross wird (mehr als sag mal ein paar oder drei mm) kann es Probleme geben am Anfang und ende des Brettes, aber sonst spielt es keine grosse Rolle.

Kümmere dich darum, dass der Klappe? (cap iron, ich bin leider kein Muttersprachler) gut poliert ist, ohne schaden, und dass es nahtlos am Hobeleisen anschliesst. Ausreisse beim Hobeln wird beschränkt oder total vermieden durch eine sehr feine Einstellung des Doppeleisens.

Viel Erfolg, und viel Spaß!

Oskar

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Fehlendes Hobelmaul in Opa's Reformputzhobel

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #149007]
Hallo Florian,

willkommen im Forum.

Zur Sache: Opa hat den Hobel offenbar ganz schön rangenommen. Das Eisen müsste auf jeden Fall auch ersetzt werden, da ist womöglich schon der gesamte gehärtete Bereich verbraucht. Ich würde mich Markus B. anschliessen: Besorg Dir erst einmal einen Hobel, der in besserem Zustand ist. Diesen stellst Du als Erinnerungsstück an den Opa aufs Regal; Du kannst da immer noch rangehen.

Grüße, Friedrich

Hans Dieter
Beiträge: 134
Registriert: Mo 24. Okt 2016, 22:52

Re: Fehlendes Hobelmaul in Opa's Reformputzhobel

Beitrag von Hans Dieter »

[In Antwort auf #149007]
Hallo
Wie breit ist denn das Eisen ?
Gruß HD

Florian Sawallich
Beiträge: 9
Registriert: So 31. Jan 2021, 22:10

Opas Hobel

Beitrag von Florian Sawallich »

[In Antwort auf #149007]
Hallo zusammen,

toll wie schnell man hier wirklich informative Antworten bekommt. Vielen Dank schonmal dafür.

Ich teile meine Antwort mal auf:
Hier erstmal allgemein zu Opa's alten Hobel:

Ich dachte mir schon, dass die Restauration hier keinen wirtschaftlichen Mehrwert hat. Aber da er für mich einen gewissen ideelen Wert hat, nehme ich es als willkommene Möglichkeit das Hobel-Aufarbeiten zu üben.
Habe allerdings auch schon mal auf einer Kleinanzeigen- Plattform gesucht und ein paar Notfall-Ersatzteillager für dieses Hobel gefunden :-).

Zum Verleimen von Hörnchen und Handschutz: Laut diesem Artikel handelt es sich vermutlich um Birnenholz, also gibt es hoffentlich kein Problem mit fettenden Tropenholz.

https://www.holzwerken.de/museum/bankhobel/putzhobel2.phtml

Die Tipps zum sorgfältigen Verleimen werde ich berücksichtigen.

Zu den Metallteilen: Auch auf den Spannbrecher werde ich wohl ein besonderes Augenmerk richten ( Polieren und plan auf dem Eisen aufliegen lassen). Habe schonmal gelesen, dass man diesen ein bisschen biegen kann, wenn er schon recht weit runtergeschliffen wurde. Das könnte nötig sein.
Das Entrosten mit Zitronensäure finde ich auch ne super Sache, das werde ich auf jeden Fall bald mal testen. Allerdings hatte ich noch Altbestände an Rostlöser zur Verfügung ... also erstmal Resteverwertung.

Zum alten Eisen: Das wollte ich vielleicht noch als Übungsgegenstand für die ersten Schleifversuche nutzen. Die Wasserstein Grundausstattung gabs zu Weihnachten :-). Allerdings bin ich mir net mehr sicher ob das Sinn macht, nachdem Friedrich angemerkt hat, dass der gehärtete Teil vermutlich schon weggeschliffen wurde?!
Wahrscheinlich werde ich dem Erbstück ein neues gönnen. Bei den Abmessugen bin ich mir gerade net sicher ich meine 44 mm aber das muss ich nochmal überprüfen.

Zur Hobelsohle: Ich habe häufiger von der Problematik des Pookholz-Hobeln gelesen. Wäre es möglich wenigstens die grobe Vorarbeit mit einem Hobel zu leisten (einen funktionsfähigen Doppelhobel besitze ich bereits)? An das Thema Ziehklinge habe ich lich bisher noch nicht dran getraut. Oder sollte ich dann lieber beim Schleifen auf der Granitplatte bleiben?

Vielen Dank nochmal für die Hilfen. Fotos vom Fortschritt folgen.

Gruß Florian

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