Fragen zum (Hand-)Bohren

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Johannes F
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Fragen zum (Hand-)Bohren

Beitrag von Johannes F »


Liebe Holzwerker,

ich möchte in Zukunft auch das ein oder andere Loch stromlos bohren und habe hierzu einige Fragen.

Welche "(Hand-)Maschinen" und Bohrer nehmt ihr hierfür und warum? Beziehungsweise für welche Bohrdurchmesser was?

Benutzt man Schlangenbohrer hauptsächlich in der Bohrwinde oder auch in den 2 stufigen, 2 gängigen Handbohrmaschinen?
Welche Vor- und Nachteile haben die alten Schneckenbohrer?
Ist die Kombination Bohrwinde+Vierkantadapter+moderner Sechskantschaftbohrer empfehlenswert oder sind die Vierkantschaftbohrer besser geeignet?
Benötigt man beides: die kleine 1 stufige Bohrmaschine mit offenem Kegelradgetriebe und die große gekapselte 2 Stufige? So eine große schaltbare von Venusberg habe ich mir kürzlich ersteigert

- also kurzum: was braucht man alles?

Ich würde mich über ein paar Antworten freuen.

Einen Schönen Advent und viele Grüße.

Paul Reichert
Beiträge: 49
Registriert: Do 19. Jan 2017, 22:48

Re: Fragen zum (Hand-)Bohren

Beitrag von Paul Reichert »


Hallo Johannes,

die Antworten auf diese Fragen fallen sicher sehr individuell aus.
Ich bohre eigentlich fast alles ohne Strom. Am kritischsten finde ich dabei die Bohrerauswahl.

Meiner Meinung nach ist es nicht möglich einen Schlangenbohrer mit größerem Durchmesser erfolgreich mit einer Handbohrmaschine mit Kurbel zu verwenden. Mit einer solche Bohrmaschine würde ich ausschließlich Spiralbohrer verwenden. Ich habe da lange gesucht und finde die Spiralbohrer von Alpen (https://www.alpen-drills.com/de/bohrsortiment/holzbohrer-9/) dazu am besten (die ersten drei auf der Seite). Die gibt es mit dieser Spitzenform zum Teil auch bei Hornbach. Es sind die einzigen bei denen ich ohne Ausriss in allen Hölzern löcher bohren kann. Leider gibt es den speziellen Anschliff erst ab 4 oder 5 mm. Diese Bohrer sind auch sehr gut zur Verwendung in mechanischen Standbohrmaschinen mit mechanischem Vorschub verwendbar. Aufgrund der kleinen Umdrehungszahl hatte ich dort mit anderen Bohrern immer Probleme mit Ausrissen.

Die kleine Bohrmaschine mit offenem Rad verwende ich sehr gerne für kleinere Bohrdurchmesser. Ich finde man hat mehr Gefühl damit. Ob man die wirklich braucht weiss ich nicht, aber ich könnte mir vorstellen, dass man sehr kleine Bohrer mit der großen Handbohrmaschine leichter abbricht.

Sehr gerne verwende ich auch die Star-M Bohrer im Satz mit der kleinen Bohrwinde. Größere Durchmesser bohre ich mit Star-M und Hex-Adapter oder mit alten Vierkantschaftbohrern, die ich noch habe, mit einer großen Bohrwinde.. Die Star-M Bohrer verhalten sich meiner Meinung nach etwas gutmütiger und sind vor allem scharf wenn man sie kauft. Die alten Bohrer muss man meist schärfen. Ich habe einige alte, die fabrikneu waren, aber ich musste die meist auch schärfen um gute Ergebnisse zu erzielen.

Mein Akkuschrauberersatz für schnelle und mobile Arbeiten ist ein Drillschrauber mit Bithalter (Yankee) und ein Bithalter. Hier verwende ich meist Metallbohrer oder die Alpen Bohrer mit Sechskant. Nachteil ist, wenn man bei dem Drillschraubendreher keinen Bithalter mit Arretierung hat kriegt man die Bohrer schlecht wieder raus. Den Bithalter (weiss den Typ nicht genau, ist von Wera, hat eine Arretierung) verwende ich auch manchmal mit den Bohrern von Star-M.

Das letzte erwähnenswerte Teil ist ein Schnellspannfutter das auf einen Hex-Adapter montiert ist. Das verwende ich wenn von den Bohrern sonst nichts passt, ich nur einen passenden normalen Bohrer mit Rundschaft habe und mit der Bohrwinde bohren möchte.
Durch die Adapter habe ich bislang keine nennenswerten Nachteile feststellen können. Es sieht vielleich etwas wacklig aus, aber ich kann damit gerade und sauber bohren

Forstnerbohrer verwende ich sehr selten, wenn es doch notwendig ist, bohre ich mit einem kleinen Bohrer bis zur gewünschten Tiefe vor und nutze den Forstnerbohrer mit dem Schnellspannadapter. Hier hatte ich einmal Widerspruch zu der geäusserten Methode geerntet und es dann ohne vorbohren mit einem frisch geschärften einfachen Forstnerbohrer probiert. Ich konnte problemlos Bohren wenn ich vorgebohrt hatte, sonst nicht.

So das war jetzt ziemlich viel und ich hoffe nicht zu verwirrend.

Meine Empfehlung ist, dass Du Deine Bohrmaschine erstmal mit Metallbohrern oder den Alpen Holzspiralbohrern testest.
Für größere Löcher, ab 8-12 mm, je nach Material, scheint mir eine Bohrwinde erforderlich.
Als seltene Notlösung kann man Forstnerbohrer mit einem Adapter verwenden. (Schnellspannfutter auf Hex und Hex auf Vierkant). Das Bohrfutter und den Adapter findet man in der Bucht. Besser sind Schlangenbohrer mit Vierkant, die aber kaum noch zu bekommen sind und sehr gut Star-M Bohrer mit entsprechendem Adapter.
Ich würde Bohrer auf keinen Fall ohne Adapter einspannen, das geht meist nicht gut und das Futter der Bohrwinde verträgt es meist auch nicht sehr gut.
Wenn Du eine Bohrwinde willst, würde ich versuchen (z. B. in der Bucht) eine gebrauchte Bohrwinde zu finden. Die sind meist besser als die heute hergestellten. Was mir gerade noch einfällt ist, dass sich mit einer Bohrwinde auch sehr gut und gefühlvoll schrauben lässt.

Viele Grüße
Paul

.

Reinhold

Re: Fragen zum (Hand-)Bohren

Beitrag von Reinhold »


hallo Johannes,

zuerst einmal herzlichen Glückwunsch zu der Venusberg-Maschine. Sie sind erstklassig und technisch den Modellen mit umsteckbarer Kurbel (bei denen man immer auch den Handgriff umschrauben muss) weit überlegen.

Ich habe zwei , eine kleinere und eine grössere.

In der kleineren ist ein Senker (die Sorte mit Querloch) eingesetzt und sie hängt griffbereit um Schraubenlöcher zu senken. Brauche ich fast täglich.

Mit der grösseren bohre ich so ziemlich alles, mit Bohrern für Metall und mit Holzspiralbohrern.

Die Schlangenbohrer, die ich habe, haben alle mehr als 10 mm Durchmesser (bis 32) und werden mit einer Bohrwinde gedreht. Die elektrische Bohrmaschine dreht zu schnell. Die handgetriebene Bohrmaschine ist zu schwach.

Schneckenbohrer habe ich in mehreren Grössen. Sie sind bauartbedingt für kleine Drehzahlen, also Bohrwinde, geeignet. Der Vorteil von Schneckenbohrern ist das raue Bohrloch, in dem Schrauben oder Nägel gut halten. Wenn das Bohrloch sauber sein soll, muss man andere Bohrer nehmen.
Über meiner Werkbank hängen 4 Bohrwinden, bei drei von ihnen sind ständig Schneckenbohrer in unterschiedlichen Durchmessern eingespannt. Insgesamt habe ich 6 Bohrwinden im Einsatz und möchte keine missen. Zwei dienen als Schrauber, siehe unten.

Ist die Kombination Bohrwinde+Vierkantadapter+moderner Sechskantschaftbohrer empfehlenswert

Klare Antwort aus meiner Sicht : nein. Die Bohrer fallen ständig heraus, wenn man den Bohrer aus dem Holz zieht. Traditionelle Bohrer mit konischem Vierkantschaft sind vorzuziehen.

Wenn schon Adapter, dann diejenigen für Schrauberbits mit Sicherungsschraube. Damit werden die Bohrwinden zu äusserst kraftvollen Schraubern!

Wenn du auf handgetriebenes Bohren umsteigen willst, solltest du noch eine Spezialfeile für Schlangenbohrer anschaffen. Gibts bei Dieter. Die meisten Bohrer für Handbetrieb sind relativ weich und müssen öfters mal nachgefeilt werden. Ist mit dieser Feile kein Hexenwerk und 2-3 Feilstriche reichen in der Regel. Schneckenbohrer werden übrigens mit Schabern geschärft, lohnt sich aber nur bei den grossen.

Handbohrmaschinen mit offenliegendem Zahnrad sind in den USA als Eggbeater-Drill bekannt. Nach meiner Erfahrung sind sie auch nur dafür gut geeignet. Aber meine Frau schlägt den Eischnee elektrisch....

viel Erfolg!
reinhold



Bernd Zimmermann
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Re: Fragen zum (Hand-)Bohren

Beitrag von Bernd Zimmermann »

[In Antwort auf #148747]
Hallo Johannes,
also ich habe eine Tischbohrmaschine (A..i-Billigheimer), die aber fast nicht mehr genutzt wird, eine el. Handbohrmaschine incl. stabilem Bohrständer und für das stromlose Arbeiten (was ich zwischenzeitlich lieber mache) die kleine SCHRÖDER für Bohrer bis 6 mm, 3 große Bohrwinden (mit 2-, 3- und 4-Backenfutter) und die kleine KURI KURI Bohrwinde mit 6-kant-Schaft. Außerdem noch eine alte, geerbte Brustleier (2-Gang-Version durch umstecken der Kurbel).
Wie immer und überall ist beim Umgang mit diesen stromlosen Werkzeugen Übung nötig und von Vorteil. Mir fällt es manchmal schwer, die Bohrer mit der Winde senkrecht anzusetzen. Und je größer der Bohrdurchmesser wird, desto mehr Kraft zum Drehen der Winde ist nötig. Da würde eine Winde mit größerer Ausladung helfen, habe ich aber (noch) nicht. Aber trotz allem, missen möchte ich meine Bohrwinden nicht mehr.

Viele Grpße
Bernd

Johannes F
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Registriert: Di 26. Sep 2017, 22:18

Re: Fragen zum (Hand-)Bohren

Beitrag von Johannes F »

[In Antwort auf #148747]
Ein frohes und glückliches Jahr 2018 an alle!

Ich danke Euch für Ihre Antworten bis hierhin zur Handbohrthematik. Ein paar Fragen hab ich noch:
So wie es aussieht, benötige ich also eine (oder mehrere) Bohrwinde(n). Hat jemand einen Tipp zur Beschaffung der Vierkantbohrer - in der Bucht finden sich recht selten Sätze in vernünftigem Zustand (teilweise sieht es aus, als ob die Vorschneider schon komplett runtergeschliffen sind). Oder setzen hier noch mehr Leute erfolgreich Hex-Adapter mit den modernen Schlangenbohrern ein? - Ich gehe davon aus, dass die alten Bohrer einen anderen Schnittwinkel haben, da der ja drehzahlabhängig sein müsste.

Hat jemand eine normale Bohrwinde mit Dreibackenfutter? Die scheint es gebraucht nicht zu geben, das wäre aber noch eine Alternative, wenn man keine Vierkant-Bohrer auftreiben kann.

Ist die kleine Bohrwinde Kuri-Kuri einfach eine alternative zur Brustleier (wegen ähnlichen Bohrdurchmessern) oder hat die noch andere Qualitäten?

Viele Leute (auch in anderen Threads) schreiben, Sie hätten 3 Bohrwinden und mehr - lohnt sich das für mich auch, selbst wenn ich (noch) gar keine Werkzeuge mit Vierkantkonus besitze?
Auf was achte ich am besten bei Bucht-Käufen? - das Angebot ist ja riesig und von 1€ bis 60€(+) kann man alles ausgeben.

Viele Grüße

Johannes

P.S: Mit der Venusberg habe ich nun etwas gebohrt und bin sehr zufrieden. Ich hätte nicht gedacht, dass es so praktisch ist, die Übersetzung schnell umschalten zu können - aber das ist es ungemein. Üben muss ich trotzdem noch etwas - einen Bohrer habe ich schon abgebrochen.



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Mario Zimmermann
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Re: Fragen zum (Hand-)Bohren *MIT BILD*

Beitrag von Mario Zimmermann »


Hallo Johannes,

vor dieser Aufgabe stand ich auch und habe lange täglich in der Bucht Ausschau gehalten, bis ich meinen Satz vollständig hatte. Komplette Sätze wirst du heute kaum noch finden.
Dann noch einen Kasten dafür gebaut (6,8,10,12,14,16,18,20,22,24,26,28,30mm):



Bei meiner Jagd nach den Bohrern ergab es sich, dass ich jetzt die Durchmesser 12mm und 20mm mehrfach habe und davon welche abgeben könnte:



Wenn du da Interesse hast, melde dich mal per Mail.

Die Kuri-Kuri besitze ich auch und ich setze sie sehr gern ein. Handlich und präzise!

Von den großen Bohrwinden habe ich auch mehrere, eine mit 4-Backen-Futter, und 3 mit 2-Backen-Futter. Die Restauration macht Freude, wenn man aus einem verrosteten Stück, das auf den Schrott sollte, wieder ein sauberes funktionsfähiges Werkzeug macht. Einige davon habe ich aus der Bucht, andere aus dem Bekanntenkreis, die beim Kelleraufräumen gefunden wurden und entsorgt werden sollten.

Eine Bohrwinde mit 3-Backen-Futter wäre schön, ideal für 6-Kant-Schäfte. Ist aber tatsächlich nicht zu bekommen. 6-Kant-Schäfte passen aber auch in 2-Backen-Futter.

Viele Grüße,
Mario

Johannes F
Beiträge: 172
Registriert: Di 26. Sep 2017, 22:18

Danke! Ich schreibe Dir eine Mail *NM - Ohne Text*

Beitrag von Johannes F »

Horst Entenmann
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Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: Fragen zum (Hand-)Bohren

Beitrag von Horst Entenmann »

[In Antwort auf #148747]
Hallo Johannes,

Ich habe eine Bohrwinde mit 4-Backenfutter, eine Bohrleier mit dem Kegelradgetriebe und die kleine Kuri kuri.
Die Bohrwinde habe ich angeschafft in erster Linie für den konischen Aufreiber von Veritas (passend zu den Zapfenschneidern).
Zum Bohren verwende ich die Sechskantaufnahmen (aber selten) . Damit kann man auch ganz gut und mit viel Kraft schrauben.

Die Bohrleier verwende ich manchmal zum vorbohren von Schraubenlöchern. Wenn zum Beispiel Schraubhaken gerade in einem Brett sitzen sollen. Da bohre ich dann mit 1,5 oder 2mm vor, danach ist es viel leichter den Schraubhaken gerade einzudrehen.

Die Kuri kuri ist zwar handlich und sauber, dazu nicht furchtbar teuer und bringt einen ganzen Satz praktischer Bohrer mit, harrt aber leider noch ihrer Verwendung.

Für weitere Bohrwinden sehe ich bei mir derzeit keinen Bedarf, seit ich mir den Kress Akkuschrauber mit dem abnehmbaren Bohrfutter gekauft habe, ist der Bedarf sogar eher noch gesunken da jetzt der Wechsel von Bohrer auf Schraubwerkzeug extrem fix geht.

Gruß Horst

Daniel Baum / DaBa
Beiträge: 230
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Kuri-Kuri *MIT BILD*

Beitrag von Daniel Baum / DaBa »

[In Antwort auf #148935]
Hallo Johannes,

die kleine Kuri-Kuri Bohrwinde ist sehr gut für feine, präzise Bohrungen geeignet.
Störend habe ich aber die billige „Plastik-Rändelschraube“ empfunden.
Ich habe die gegen eine aus Messing ausgetauscht … und bei der Gelegenheit gleich den Knauf ausgewechselt.

Gruß Daniel



rene.
Beiträge: 50
Registriert: Sa 27. Feb 2016, 23:16

Re: Kuri-Kuri

Beitrag von rene. »


Hallo Daniel,

ich habe die Kuri-Kuri oft im Einsatz.
Die Plaste-Rändelschraube stößt mir auch jedes Mal wieder auf.
Wie hast du den Ersatz bewerkstelligt?

grüßend,
René

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