3-Kirschen Stemmeisen abgesplittert

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Uwe Behle
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Update 2-Kirschen Stemmeisen abgesplittert

Beitrag von Uwe Behle »

[In Antwort auf #148856]
Habe heute mit dem nachgeschliffenen Eisen ein hartes Stück Esche bearbeitet.
Die Klinge (35°) hält und man kann sich auch anschließend noch damit "rasieren"

Es war wohl ein Mikroriss, der möglicherweise während der Produktion entstanden ist.
Rechnung noch gefunden - Kauf war 1999 - Reklamation macht also keinen Sinn.
Der Satz kostet heute in Euro, was er damals in DM gekostet hat...

Vielen Dank für euren Input!

Ulrich Leimer
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Preis Euro-DM

Beitrag von Ulrich Leimer »


Hallo Uwe,

das machen die, damit man nicht immer so viel und umständlich umrechnen muss.

Trotzdem fröhliche Weihnachten und einen werkzeuglastigen Weihnachtsmann

Wünscht Allen
Uli L

Christoph Meyer
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Re: Preis Euro-DM

Beitrag von Christoph Meyer »


Oder man nennt es ganz einfach Inflation.
Jedes Jahr 3 Prozent Preissteigerung ergibt nach 23 Jahren fast eine Verdoppelung des Ausgangswertes.

Grüße
Christoph

Uwe Behle
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Re: Preis Euro-DM

Beitrag von Uwe Behle »


Verdoppelung in 18 Jahren sind aber schon durchschnittlich 3.9% pro Jahr.
Stahl scheint verdammt teuer geworden zu sein.

Johannes M
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Ne, ne, ne

Beitrag von Johannes M »


Hallo zusammen,

das muß man etwas breiter betrachten. Vor 30 Jahren gab es ca. 5 -8 mal soviele Mitarbeiter in den Schreinereien wie heute. Jeder Mitarbeiter hatte seinen eigenen Stechbeitelsatz, auch Lehrlinge. Manche Gesellen haben es geschafft ihre Beitel innerhalb von 10Jahren komplett zu verbrauchen. Lehrlinge durfte teilweise ihr Werkzeug nach guter Gesellenprüfung behalten. Es gab in Deutschland kaum Alternativen. Heute sieht das ganz anders aus. Die Produktionszahlen für Stechbeitel bei Kirschen dürften ordentlich zurückgegangen sein. Da lohnt es sich dann nicht, ein neues Produktionsverfahren zu entwickeln, um die Stückpreise zu verringern. Also steigt der Preis.

Es grüßt Johannes

Uwe Behle
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Re: Ne, ne, ne

Beitrag von Uwe Behle »


Haben Schriener heute überhaupt noch sowas? Ein paar Japan Sägen sehe ich bei meinem, aber hauptsächlich verarbeitet der Plattenwerkstoffe. Massivholz nur bei Treppen.

Bei Kirschen könnten die z.B. auf die Verchromung und den blöden PU-Klarlack verzichten und die Eisen einfach in Ölpapier liefern, so wie Dieter die japanischen Sägen. Die Preise erhöhen, wenn der Absatz zurückgeht wird schiefgehen...

Sei's drum - ich brauch keine mehr - hab sogar zwei von diesen gebrauchten "Geselleneisen", die so kurz sind, daß man sie kaum noch irgendwo zum Schärfen einspannen kann - da geht nur noch frei Hand... aber es steht "Ulmia" und "Spannsäge" drauf und bei 10 Euro im fünfer Pack kann man auch nicht meckern.

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Nee, nee, nee

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Uwe,

bei 10 Euro im fünfer Pack kann man auch nicht meckern.


aber gruseln kann es einen, oder? Ich nehme an, dass Du den 5er Pack irgendwo geschossen hast.

Die Situation der letzten Hersteller von Stecheisen, die wir hier noch haben, ist sicher schwierig. Ich frage mich, offen gesagt, auch wovon die noch leben. Wenn ein Stecheisen für 20 € über den Ladentisch geht, was bekommt dann der Hersteller noch? Ich will es gar nicht wissen.

Ich bin komplett mit Stecheisen und Verwandtem ausgerüstet, fast alles Kirschen / Dastra. Und die werden mich alle überleben. Im gewerblichen Bereich konmmen die Dinger kaum noch vor. Einige ausländische Edelanbieter setzen tatsächlich auf die Hochpreisstrategie, so wie die Japaner mit ihren superedlen Showeisen auch. Aber ich glaube, der Markt für sowas ist wirklich winzig. Und auch da ist jeder Käufer nur einmal zu bedienen.

Was die "Verchromung" der Kirschen- Eisen angeht, das ist Politur, und auch die ist höchst überflüssig, ja schädlich. Unpolierte Spiegelseite als Variante anzubieten (und nicht ganz darauf umzustellen), ist ein Witz. Die möglichen Innovationen haben auch Grenzen, kurze Stummelbeitel oder solche mit Seitenfase bis zur Spiegelseite zu machen, ist ja nett, aber sicherlich sind das alles keine Umsatzträger.

Das Einzige, was hilft, wären mehr Leute die mit Handwerkzeugen arbeiten. Aber gibt es eine solche Entwicklung wirklich?

Man sollte sich Sorgen machen um die Reste der deutschen Werkzeugindustrie.

Grüße, Friedrich



Wolfgang L.
Beiträge: 111
Registriert: Mi 14. Mär 2018, 16:15

Re: Nee, nee, nee

Beitrag von Wolfgang L. »


Hallo Friedrich,

so schlecht wird es um die Werkzeughersteller auch wieder nicht stehen. Wenn es MHG schafft "Made in Germany" Stemmeisen ab ca. 10€ auf den Markt zu bringen, dann sollte es Kirschen für ca. das Doppelte auch schaffen gewinnbringend zu agieren. Selbiges mit anderen Herstellern, wie zB Pfeil, "Swiss Made" zu in etwa dem selben Preis wie Kirschen. Die Schweiz ist jetzt auch nicht gerade ein Niedriglohn-Land...

Wahrscheinlich sind die gewerblichen Kunden seit einigen Jahrzehnten so gut wie ausgefallen, aber was ist mit den Hobby-Handwerken wie uns hier? Die Gemeinde der begeisterten Holzwerker scheint ziemlich stark zu wachsen, zig Internet-Shops, neue Hersteller von qualitativ hochwertigen und innovativen Werkzeugen, alteingesessene Hersteller, die plötzlich wieder neue Werkzeugserien auflegen, tausende Youtube-Videos zu dem Thema uvm. belegen das.
Gab es das auch vor 10, 20 Jahren in dem Ausmaß schon? Ich denke nicht.

Dinge wie Stechbeitel kaufen sich nicht nur reine Neandertaler, sowas hat auch bald ein "Maschinenarbeiter" in seinem Fundus.

Und eines darfst du nicht unterschätzen: bei vielen Menschen, die das Holzwerken als rein kontemplatives Hobby betreiben, sitzt das Geld locker. Ansonsten würden all die schönen neuen Eisenhobel um mehrere hunderte Euro nicht über den Ladentisch gehen, oder gar Stechbeitel für 60€+ pro Stück, bei japanischen tlw. sogar noch viel mehr. Solche Holzwerker kaufen sich auch öfter mal neue Stechbeitel - nicht weil sie den alten Satz verbraucht haben, sondern einfach weil sie was neues probieren wollen, das kann eine andere Marke, ein anderer Stahl oder eine andere Konstruktion (japanische Werkzeuge) sein.

Viele Hersteller (auch europäische, nicht nur in den USA), erkennen was am Markt gefragt ist und springen auf den Zug auf, bieten ihre Werkzeuge nun in "Premium" oder "Classic" Ausführungen an, zB die Narex-Stechbeitel Woodline Plus, oder auch bei MHG: nicht lackierte, nur geölte Hefte, keine Politur, Fasen bis zur Spiegelseite...
Nur bei den alteingesessenen deutschen Werkzeugherstellern ändert sich kaum was. Entweder läuft also das Geschäft auch so zufriedenstellend, dann ist das sehr erfreulich und ich gönne es ihnen ehrlich.
Oder es läuft nicht mehr so gut, dann sind sie aber in gewisser Weise auch ein bisschen selbst schuld daran. Ein Blick zur Konkurrenz könnte eventuell helfen.

Ein gutes Sprichwort lautet: "Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe."

LG Wolfgang

Rüdiger
Beiträge: 124
Registriert: Mi 16. Jun 2021, 12:17

Re: Nee, nee, nee

Beitrag von Rüdiger »


Wahrscheinlich sind die gewerblichen Kunden seit einigen Jahrzehnten so gut wie ausgefallen, aber was ist mit den Hobby-Handwerken wie uns hier? Die Gemeinde der begeisterten Holzwerker scheint ziemlich stark zu wachsen, zig Internet-Shops, neue Hersteller von qualitativ hochwertigen und innovativen Werkzeugen, alteingesessene Hersteller, die plötzlich wieder neue Werkzeugserien auflegen, tausende Youtube-Videos zu Thema uvm. belegen das.
Gab es das auch vor 10, 20 Jahren in dem Ausmaß schon? Ich denke nicht.

Und eines darfst du nicht unterschätzen: bei vielen Menschen, die das Holzwerken als rein kontemplatives Hobby betreiben, sitzt das Geld locker.


Ja, tatsächlich scheinen derzeit sehr viele Amateure (eigentlich "Dilettanten" im besten Wortsinn, also diejenigen, die sich daran erfreuen) als Käufer auf dem Markt. Wie sich der Markt weiter entwickeln wird? Keine Ahnung. Als ich vor knapp 40 Jahren mein Abi machte, ging es los, dass viele Mitschüler "irgendwas mit Holz" machen wollten, das wurde auch für Abiturienten attraktiv, und hier war auch der Umgang mit traditionellen Werkzeugen gefragt: Bootsbauer, Musikinstrumentenbauer, Restauratoren waren Wunschberufe und sich es auch heute noch. Da sind auch heute noch viele traditionelle Werkzeuge im Einsatz. Bei "normalen" Fenster- und Möbeltischlern oder auch Zimmerleuten scheint es mir weiter abgenommen zu haben.

Ob dieser Markt eingehen wird? Nein, dazu sind einfach zu viele Anwender auf dem Markt. Ich kann mir vorstellen, dass die Zahl der Hersteller sinken wird, allerdings nicht unbedingt die Zahl der Marken, und dass Hersteller eine Mehrmarkenstrategie fahren werden.

Ob dieser Markt aber großartig wachsen wird? Da bin ich skeptisch: Die Babyboomer (die jetzt zahlungskräftige Käufer auf dem Markt sind) sind jetzt alle Mitte 50 und älter. (Gibt es eigentlich eine Altersstatistik für das Forum?) Die haben teilweise noch die alten Handwerke erlebt oder haben über ihre Eltern eine Verbindung dazu. Das dürfte bei den folgenden Generationen schon deutlich abnehmen. Klar gab es früher weniger Videos, aber heute sind sie auch deutlich leichter zu drehen. (Heute kostet eine Youtube-fähige Videocam so viel, wie ein besser Satz Stemmeisen...)

Aber es gibt eben auch spannende Entwicklungen, wie die Minibrauereien, die vor wenigen Jahren so nicht vorhergesehen wurden. Mal sehen, ob und wann die Hipster auf Holzverarbeitung umsteigen werden... Was mir auffällig erscheint: Die Invididualisierung der Marken scheint voranzuschreiten. Es ist eben nicht mehr die Fa. xyz, die ein Werkzeug herstellt, sondern der Meister abc (auch wenn er bei xyz arbeitet), vgl. die Kennzeichnung bei Gränsfors und anderen Firmen. Natürlich gab es derartige Kennzeichnungen schon immer. Neu scheint mir zu sein, dass das als Merkmal im Marketing herausgestellt wird.

Frohe Weihnachten!


André Meisenbaum

Re: Nee, nee, nee

Beitrag von André Meisenbaum »


Hallo zusammen,
was bei den Ausfüührungen nicht berücksichtigt wird ist, dass der Markt für die Handwerkzeughersteller nicht an den Grenzen Deutschlands endet.
Mir ist bekannt, dass gerade auf andere Kontinente ein signifikanter Anteil der im Bergischen Land hergestellten Werkzeuge geht.
In Ländern die mit verhältnismäßig geringen Personalkosten agieren, wird noch über viele Jahre Handarbeit wesentlicher Bestandteil der Wertschöpfungskette sein.
Somit wird auch der Bedarf an Werkzeugen vorhanden sein.

Wenn man zudem einen Blick in die Bilanzen einiger Hersteller wirft siehts daher auch recht gut aus.
Letzlich wird eine optimierte Prozesskette auf zumeist abgeschriebenen Maschinen abgebildet.
Im EU-Vergleich sind die Löhne in DE nur wenig gestiegen.

Beste Grüße

André

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