Fehler beim Erst-Schleifen von Stemmeisen *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Ansgar
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Fehler beim Erst-Schleifen von Stemmeisen *MIT BILD*

Beitrag von Ansgar »


Hallo liebe Holzwerken-Gemeinschaft.
Ich hab mir neue Stemmeisen gekauft (Marke Kirschen), und bin nun grade dabei, sie für den Erstgebrauch plan zu schleifen. Als Hilfsmittel dienten mir dabei ein King 1000, ein Ziegelstein zum abrichten, und (für den Fall) Schleifpapier auf einer Glasplatte.

Ich habe das Eisen (1 cm Breite) von Anfang an flächig auf den Schleifstein aufgelegt, Druck auf den vorderen Teil des Eisens ausgeübt, und dann auf diese Art geschliffen (den King 1000 so alle 30 - 40 Striche neu abgerichtet). Trotzdem ist die Spiegelseite beim weiteren Schleifen schräg geworden: Während ich auf der einen Seite schon direkt an der Grenze des Eisens war, ist auf der anderen immernoch eine 2 bis 3 mm breite Schicht, die nicht mit dem Schleifstein in Berührung kommt. Wie kann das sein?


Habe ich Anfangs nicht genau genug darauf geachtet, dass der "Anfangs-Schliff" wirklich parallell zum Stemmeisen liegt?

Ich dachte dann anschließend, ich behelfe mir eben mit Schleifpapier (Körnung 200 auf einer Glasplatte). Mit der groben Körnung bekam ich auch das Stemmeisen komplett flächig überschliffen. Ich dachte dann "hey, jetzt bin ich plan, jetzt kann ich ja auf dem Schleifstein weitermachen). Doch sobald ich wieder mit dem Stein geschliffen habe, tauchte wieder das Muster auf: Auf der rechten Seite (und vorne an der Schneide) kommt das Eisen nicht mit dem Stein in Berührung.

Ist das ein generelles Problem von Schleifpapier, dass es doch nicht ganz so plan macht, wie man erwarten könnte?

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
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Re: Fehler beim Erst-Schleifen von Stemmeisen

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Ansgar,

Du bist sicher, dass Dein Ziegelstein (und damit Dein Schleifstein) plan ist (Kontrolle mit Lineal)?

Es ist normal, dass die Spiegelseiten fabrikneuer Stecheisen nicht ganz ideal plan sind und man schleifen muss bis man sie soweit hat. Aber bei einem 10 mm- Eisen kann das nicht viel sein, da ist ein 1000er King sicher ausreichend. War es denn wenigstens so, dass die nicht vom Stein erfassten Flächenenteile mit dem Fortgang des Schleifens kleiner werden? Wenn Du in meiner neuen Anleitung mal das Kapitel 8.10 anguckst, siehst Du, was mit einem 1000er Stein geht. Deine Eisen müssen sehr, sehr viel besser sein. Mehr als 10 Minuten dürfte es auf gar keinen Fall dauern, bis die Spiegelseite eines neuen 10mm- Eisens plan ist.

Schleifpapier auf planer Unterlage schleift nicht so gut plan wie man vermuten könnte, das kenne ich. Ich habe das immer auf die Elastizität des Papieres zurückgeführt, ob das stimmt weiss ich nicht. Aber ich habe es auch schon lange nicht mehr so gemacht. Jedenfalls kann das nicht das Mittel der Wahl sein, das muss mit einem normalen Schleifstein zu schaffen sein.

Wenn Du einen neuen Satz Eisen hast, müssten deren Spiegelseiten doch unterschiedlich sein. Probier das doch mal aus: Hast Du mit anderen Eisen das gleiche Schliffbild oder ein anderes? Im ersten Fall würde ich vermuten, dass an Deinem Schleifstein irgendwas nicht stimmt.

Mein Angebot steht: Ich zeig es Dir hier (aber es ist zu weit, wenn ich mich recht erinnere)

Grüße, Friedrich

Amadeus
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Re: Fehler beim Erst-Schleifen von Stemmeisen

Beitrag von Amadeus »


Moin!

Da möchte ich Friedrich zustimmen.

Wie hast du denn dein Schleifpapier fixiert? Gerade wenn man feucht schleift, wellt und rollt sich das Schleifpapier auf. Daher wird es meist nicht ideal plan. Und wenn man zu sehr drückt, baut es sich gerne etwas auf.

Ich habe bereits vor längerer Zeit aufgehört Stechbeitel von Kirschen zu kaufen. Irgendwie hat jeder die polierten Modelle, die durch die Politur völlig krumm sind. Es gibt zwar auch die matten unpolierten Beiteln im Katalog, die ich gerne mal ausprobieren würde, aber praktisch habe ich die nirgends gefunden. Daher kaufe ich mittlerweile nur Pfeil oder Stubei. Die Beitel sind von Werk aus plan und ideal geschärft. Da muss man nicht nachdenken. Mein Pfeil Stechbeitelset habe ich seit einem Jahr und bisher nur 2 mal mit 6000er Stein abgezogen. So lange bleiben die HSS Messer selbst bei wochenendlicher Nutzung selbst in Buche scharf.

Aber ich möchte deinen Kauf nicht in der Freude schmälern.

Ich würde daher anraten erst einmal deinen Stein auf der Glasplatte mit dem Schleifpapier zu planen und danach dein Stechbeitel damit planen. Zumindest klappt es bei mir so.

Schicken Gruß,
Amadeus

Ansgar
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Registriert: So 12. Mär 2017, 21:02

Re: Fehler beim Erst-Schleifen von Stemmeisen

Beitrag von Ansgar »


Hallo Amadeus,
das Schleifpapier hab ich zunächst mit einer Schicht Doppelseitigem Klebeband auf der Platte fixiert. Als ich gemerkt habe, dass sich das Klebeband zusammendrücken lässt (und deshalb das Eisen nicht ganz Plan wird), hab ich es weggelassen, und das Schleifpapier einfach so auf die Glasplatte gedrückt. Damit es nicht wegrutscht, hab ich's dann eben mit einer Hand festgehalten. Sichtbar gewellt hat es sich nicht dabei, aber vielleicht braucht es auch nicht viel Krümmung, damit das Eisen nicht mehr Plan wird.

Einen planen Stein hab ich. Damit dauert es nur sehr viel länger, als mit dem dem Schleifpapier.

Viele Grüße

Ansgar
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Registriert: So 12. Mär 2017, 21:02

Re: Fehler beim Erst-Schleifen von Stemmeisen

Beitrag von Ansgar »

[In Antwort auf #148762]
Hallo Friedrich,

ja, mit einem Lineal erkenne ich keine größeren Lichtspalte, und mit einer Fühlerlehre sind es weniger als 4 Mykrometer, die der Stein nicht eben ist. Und ja, die vom Stein erfassten Flächenteile sind mit dem Fortgang des Schleifens auch immer größer geworden. Ich denke eigentlich nicht, dass es an der Planheit des Steines liegen kann, da ich mit dem Eisen gleichmäßig an jeder Stelle des Steines Schleife, ohne dass die Position des Eisens auf dem Stein wesentliche Auswirkungen auf das Schleifbild hat.
Ich hatte nur das Gefühl, dass es sehr lange dauert, bis ich endlich alles weggeschliffen habe, das Eisen sah nach einer Stunde Schleifen immernoch so aus, wie auf meinem ersten Bild gezeigt. Ich bin deshalb dann auf das Schleifpapier gewechselt, habe mich darüber gefreut, dass ich nun endlich überall Abtrag habe, und habe dann beim nochmaligen Wechseln zurück auf den Schleifstein festgestellt, dass der Stein nicht überall abträgt, sondern wieder einige Stellen des Eisens nicht erreicht.

Meine Vermutung war, dass ich, als ich mit dem Schleifen angefangen habe, das Eisen "Schief" angesetzt habe, und deshalb nun auf einer Seite weniger abgetragen ist, als auf der anderen. Ich werde auf jedenfall mit einem der anderen Stemmeisen ausprobieren, ob ich damit dieselben Probleme habe.

Grüße,
Ansgar

Michael W.
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Re: Fehler beim Erst-Schleifen von Stemmeisen

Beitrag von Michael W. »


Hallo,
ich hatte die selben Erfahrungen mit den polierten Kirscheneisen gemacht, da sah die Spiegelseite aus wie bei dir. Ganz viel schleifen und Geduld haben den meisten zu einer planen Spiegelseite verholfen. Inzwischen sind die Kirschen meine Beitel fürs eher Grobe, für die feineren Arbeiten hab ich andere (die kurzen von der pummeligen Konkurrenz), deren Spiegelseite von Anfang an in besserer Verfassung war und die mir besser in der Hand liegen. Auch habe ich inzwischen Schleifsteine gefunden, mit denen ich besser zurecht komme, wie mit den weichen King Steinen.
Ich denke deine Eisen haben einfach keine plane Spiegelseite gehabt......
Grüssle aus dem Schwarzwald
Micha

Wolfgang L.
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Registriert: Mi 14. Mär 2018, 16:15

Re: Fehler beim Erst-Schleifen von Stemmeisen

Beitrag von Wolfgang L. »

[In Antwort auf #148761]
Hallo Ansgar,

da hast du absolut Recht, mit Schleifpapier wird selten etwas perfekt plan.
Der Grund liegt meines Erachtens in der Nachgiebigkeit des Trägermaterials (Papier) und der idR unzureichenden Befestigung auf dem Untergrund, die zusammen immer dafür sorgen, dass das Schleifpapier in Bewegungsrichtung gesehen vor dem Werkstück etwas gestaucht wird und damit "Falten" wirft (übertrieben gesagt), was dazu führt, dass in Kantennähe mehr abgetragen wird.
Verschärft wird dies noch bei grober Körnung und wenn die Auflagefläche in Bewegungsrichtung (Schleifrichtung) klein ist, zB wenn man Stechbeitel nicht in Längs- sondern Querrichtung über das Schleifpapier bewegt.

Wenn es so wie in deinem Fall polierte Stemmeisen sind, wo die Bereiche nahe der Kanten wahrscheinlich von Werk aus schon etwas verrundet sind, dann führt das dazu, dass zwar die gesamte Spiegelseite nun Kontakt mit dem Schleifmittel hat, aber da das Schleifmittel selbst nicht plan ist, ist es auch die Spiegelseite nicht.

Abschließend würde ich dir aber raten der perfekten und vollständigen Planheit von Spiegelseiten keine übertrieben große Bedeutung zuzumessen, sonst verzweifelst du bei der stundenlangen Schleiferei und kommst erst gar nicht zum wesentlichem: dem stumpf machen der Werkzeuge.
Wichtig ist die perfekte Planheit nur vorne an der Schneide. Bei einem Stemmeisen genügt es m.E. darüber hinaus wenn es hinten so Beschaffen ist, dass es sicher aufliegt, wenn man es flach auf dem Holz führt. D.h. dass insbesondere neben der vollständig planen Spiegelseite auch eine konkave oder über einen Großteil der Breite plane Spiegelseite OK ist. Bei dir sind es nur geschätzte 2mm, die nicht ganz plan sind, das sollte keinen negativen Einfluss haben (wenn vorne an der Schneide alles plan ist). Bei jedem mal Schärfen planst du auch die Spiegelseite zB eine Minute, dann wird das ohnehin immer weniger.

LG Wolfgang

Ansgar
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Registriert: So 12. Mär 2017, 21:02

Re: Fehler beim Erst-Schleifen von Stemmeisen

Beitrag von Ansgar »


Was für Steine verwendest du denn, die du dem King 1000 vorziehst? Und inwiefern unterscheiden diese sich? Der King schleift sich sehr schnell hohl, das ist wahr.

Amadeus
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Re: Fehler beim Erst-Schleifen von Stemmeisen

Beitrag von Amadeus »


Moin!

Schön, dass ich nicht der einzige bin, der nicht viel von den polierten Kirschen Stechbeiteln hält... Kirschen ist nicht schlecht, nur findet man die unpolierten Beitel irgendwie ausschließlich im Katalog.

Wenn du auf härtere Steine aus bist, dann gab es zum Thema hier mal ein Thread, als Friedrich anfing seine sehr schicke Schärfanleitung zu erneuern:

http://www.woodworking.de/cgi-bin/forum/webbbs_config.pl/md/read/id/75284/sbj/abziehsteine-das-ewige-thema/

Vielleicht hilft dir das. Ich habe Steine von Sun Tzu oder sowas. Die sind aber auch weich. Ich bevorzuge aber weiche Steine, die ich öfter planen muss, als zu harte Steine, die sich beim Schärfen kratzig anfühlen und irgendwie kaum Abtrag schaffen.

Schicken Gruß,
Amadeus

Michael W.
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Registriert: Mi 5. Aug 2020, 19:19

Re: Fehler beim Erst-Schleifen von Stemmeisen

Beitrag von Michael W. »


Hallo Ansgar,
ich habe die Shapton Glass Stones im Einsatz und bin sehr zufrieden damit. Ich finde sie nicht "kratzig" - sprich sie haben für mich ein schönes Schleifgefühl (ist ja subjektiv, ich weiss) und schleifen sich nicht so schnell hohl, was meiner "Faulheit" entgegenkommt. Auch schleifen sie gefühlt mehr weg wie die King Steine, da habe ich allerdings noch keine statistisch belastbaren Versuchsreihen gemacht ;-) Der einzige Nachteil ist, dass sie nicht ganz billig sind (und es sie beim Hausherren nicht gibt).
Grüssle aus dem Schwarzwald
Micha

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