Fragen zu Rahmen/Füllung und Plattbank *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Johannes F
Beiträge: 172
Registriert: Di 26. Sep 2017, 22:18

Meine Klobsäge zum Auftrennen *MIT BILD*

Beitrag von Johannes F »

[In Antwort auf #148325]
Hallo zusammen,

mit diesem nächsten Schritt schreite ich weit hinab in die Untiefen des Neandertals. Mal schnell eine Fase anhobeln, das kann ja noch jeder nachvollziehen. Aber Holz in der Dicke auftrennen, von Hand? Das machen vermutlich nur eine Hand voll Verrückter, welche sich hier im Forum versammeln. Nach unzähligen gelesenen Forumsbeiträgen und Youtube-Videos zum Thema Rahmen-/Klobsäge hat mich die Begeisterung gepackt. Ich brauche auch so eine. Dann kann ich mir mein Holz für die angestrebten dünnen Füllungen auch noch selbst herstellen.
Für das Blatt habe ich auch in Erwägung gezogen, es komplett selbst zu machen, habe mich aber schlussendlich aus mangelndem Angebot von Rohmaterial, mir fehlenden Werkzeugen zur Metalltrennung und nicht zu vergessen des gigantischen Zeitaufwands für das Bezahnen dagegen entschieden. Gerd Fritsche war so nett und hat mir ein Blatt nach meinen Vorgaben gemacht - ich danke Ihm recht herzlich dafür. Blattlänge 1000mm Blattbreite 84mm Blattstärke 0,8mm Zahnweite 8,5mm (eigentlich 3TPI, aber ich verwende nur widerstrebend imperiale Einheiten) Neigung 1° (war eigentlich auf 0° gelasert, aber ich habe mich beim anfertigen der Schärfhilfe vertan) Schrägung 0° (klar). Es ist das erste Sägeblatt, bei dem ich den Zähnen eine Mikrofase verpasst habe. Paul Sellers zeigt das in einem Video. Da es für mich plausibel erscheint, die Standzeit zu erhöhen habe ich es mal ausprobiert.

Der Rahmen besteht aus Rotbuche und Birke. Das war noch da. Die Rahmenteile sind durch gestemmte Zapfen verbunden. Geleimt habe ich nicht. (Nachdem darauf schon an meinem Bett und Regal verzichtet habe, beschleicht mich die Befürchtung, das ich womöglich am gemeinen Neandertalsyndrom erkrankt bin. Betroffene verzichten ohne den Grund plausibel erklären zu können auf praktische Dinge wie Schleifpapier, Schrauben, Leim ganz zu schweigen von elektrisch angetriebenen Maschinen. Bisher gibt es keine Therapiemöglichkeit.)
Die Griffe habe ich mit Hohlbeiten, Raspel und Feile ergonomisch meinen Händen angepasst. Die Schnecken am oberen Träger wären natürlich nicht notwendig gewesen, aber ich wollte wenigstens ein bisschen eine persönliche Note setzen. Alle übrigen Flächen sind gehobelt. Die Birke hat sehr gerne Ausbrüche produziert, da muss ich mir für meinen Schrank, der auch aus Birke werden soll, was einfallen lassen. Die Buche habe ich mit rohem Leinöl behandelt, die Birke mit Schellack.

Ein der Säge angemessener Probeschnitt steht noch aus. Ich habe bis jetzt nur mal eine 80mm breite Latte aufgetrennt. Am Anfang startet sie etwas schwer, aber nach zwei Zügen ist das kein Thema mehr und dann frisst sie sich durchs Holz! Dagegen kann meine Ulmia Schlitzsäge einpacken. Das breite Sägeblatt hilft die Spur zu halten und meine Schnitte trafen sich mit minimalem Versatz sodass ich zuversichtlich bin, mit etwas Übung richtig gute Ergebnisse zu erzielen.

Viele Grüße

Johannes

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Meine Klobsäge zum Auftrennen

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Johannes,

so geht es dahin mit Dir - schade, aber es ist ja ein schöner Untergang.

Da ich auch eine Klobsäge habe (ja, wir harten Jungs), finde ich natürlich interessant wie Deine geworden ist. Warum verzichtest Du auf den Leim? Klar fällt die Säge auch ohne Leim nicht auseinander, aber ich würde befürchten, dass sie sich irgendwie windschief zieht - oder Deine Zapfenverbindungen sind präziser als meine, das kann ja durchaus sein.

1m Länge ist sicher reichlich. Meine hat 700 mm Blattlänge (wegen Verfügbarkeit solcher Blätter) und ist zu kurz, ja. Die Überleghenheit größerer Zahnteilungen (bei mir 7,5mm nach früher 5mm) merkt man aber auch bei ihr. Besonders danke ich Dir für den tendenziösen Hinweis auf die imperiale Zahnteilungsangabe ;-)

Interessant finde ich die Bezahnung mit Mikrofase. Da hätte ich gern einen Erfahrungsbericht im Forum, wenn Du dabei bleibst und einige Male nachgeschärft hast. Man kann ja die verrücktesten Sachen machen - ich hab mal einem Fuchsschwanz hakenförmige Zahnspitzen gemacht (kleiner Schlag mit Hammer und einem Durchschläger auf jede Zahnspitze), schnitt gut aber das Nachschärfen war indiskutabel aufwändig.

Also, sehr schön! Am besten wird natürlich der Waschbrettbauch, der ganz sicher kommt.

Grüße, Friedrich



Johannes F
Beiträge: 172
Registriert: Di 26. Sep 2017, 22:18

Re: Meine Klobsäge zum Auftrennen *LINK*

Beitrag von Johannes F »


Hallo Friedrich,

danke für Deinen Kommentar. Ja so eine Klobsäge ist wirklich nur was für Härtefälle wie uns. Gestern habe ich fleißig mit ihr gesägt. Diesmal 140mm breite Hainbuche. Geht gut. Manchmal hat die Hobelbank etwas gezittert aber mehr als ein paar Millimeter hat sie sich nicht bewegt. Meine kleine Spannzange tut sich da schon schwer, aber mit einem aufgespannten Widerlager in Form einer Zwinge ging das auch. Der Sägefortschritt ist wirklich beachtlich im Vergleich zu einer Säge mit 5mm Zahnteilung. Nur leicht steuern lässt sie sich nicht, da muss ich evtl. noch die Schränkung minimal erhöhen, da lass ich aber erstmal die Finger davon und probiere so noch etwas aus. Ja die 1000mm kann man schon ausnutzen. Shannon Rogers hat ein ausführliches Video über die Blackburn Tools Rahmensäge gemacht, welche ja auch bei Dieter im Programm ist. Er besitzt eine 900mm und eine 1200mm Variante und sagt er würde fast nur die lange benutzen. Soviel dazu. Die Blackburn ist mit ihren 2 1/3 TPI natürlich auch in Sachen Zahnteilung noch eine Spur krasser. ... 2 1/3! Ja Friedrich über sowas muss man sich doch auch aufregen. Ich tue es jeden Tag auf der Arbeit. Es sind ja nicht nur die Einheiten, das schlimme sind die Normen (DIN/EN - ANSI). Da darf bloß nichts zusammenpassen ob Gewinde, Flansche oder Netzfrequenz, etc.

Warum ich gerne auf Leim verzichte? Ersten mag ich es, wenn man die Stücke völlig problemlos wieder auseinander nehmen kann. Zweitens und viel wichtiger: Die Holzbearbeitung mit Handwerkzeugen ist doch Entspannung pur. Wenn der Hobel zischt, da vergisst man die Zeit und taucht ein in einen Zustand der Glückseligkeit (zumindest wenn es denn mal klappt, das Brett gerade wird und es keine hässlichen Ausbrüche gibt, ansonsten ...). Ja und das Leimen, ist für mich genau das Gegenteil. Alles Planen, bloß nichts vergessen, hetz hetz, doch eine Zwinge zu wenig geholt, Oh das war zuviel es tropft, warum verrutschen die Zulagen ständig?, etc. Ich weiß, das mag jetzt übertrieben klingen, aber während des Leimens bin ich einfach alles andere als entspannt.
Das aber meine Zapfen exakter wären als Deine kann ich mit absoluter Sicherheit verneinen. Aber im gespannten Zustand wackelt da nichts. Und ich glaube auch nicht, dass in diesem Fall der Leim Verzug aufhalten könnte. Falls die Holme sich drehen wollen, tuen sie das doch auf ganzer Länge oder liege ich falsch?

Wegen der Mikrofase häng ich mal den Link dran. Ab ca. der 25 Minute macht er das. Ich finde deshalb dass es Sinn macht, weil auch Du schön öfter von Standzeit bei den Hobeleisen in Beziehung zum Keilwinkel gesprochen hast. Stichwort: Hirnholz hobeln mit Keilwinkel 25°. Bei den Sägezähnen kann man den Keilwinkel so von 60° auf ca. 80° erhöhen. Ob da Welten dazwischen liegen? Leider schiebe ich das Schärfen immer etwas hinaus, da ich nicht so einen schönen, immer bereit stehenden Schärfplatz wie Du habe. Da musst Du Dich also entweder noch längere Zeit gedulden, oder einfach mal selbst testen.

Wenn ich soviel sägen würde, wie ich Lust habe, hätte ich sicher auch einen Waschbrettbauch. Aber lassen wir das Waschbrett im Museum, die Wäsche darf bei mir in die Waschmaschine. Irgendwo muss auch Schluss sein mit dieser Elektrizitätsphobie!

Viele Grüße!

Pedder
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Registriert: So 8. Dez 2019, 14:41
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Re: Meine Klobsäge zum Auftrennen

Beitrag von Pedder »


Hallo Johannes,

eine beeindruckende Säge hast Du da! Vielen Dank für den Beitrag und die Bilder.
In der Tat wäre ich vorichtig damit die Schränkung zu erhöhen. Das kostet dann auch gleich mehr Kraft bei jedem Zug.

Die Microfase würde ich weg lassen. Das ist doch die gleiche Menge Arbeit, wie kurz nachzuschärfen, wenn es soweit ist.
Und man verschenkt Zahnlückentiefe = Spanraum = Geschwindigkeit.

Liebe Grüße
Pedder.


Wolfgang J
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Re: Meine Klobsäge zum Auftrennen

Beitrag von Wolfgang J »


Hallo,
Eine sehr schöne Säge hast du dir da gebaut, gefällt mir gut.
So eine steht weit oben auf meiner „haben wollen Liste“. Na ja, kommt Zeit kommt Säge.......

Eine schöne Adventszeit, Gruß Wolfgang

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Markus B. sägt... *MIT BILD*

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #148696]
Hallo Johannes,
auf die Schnelle:
Meine (zu kurze) Säge ist gerade im Gebrauch, Markus Busch sägt in meiner Werkstatt Füllungen für ein Nachtschränkchen. Rotbuche, 290mm tief. Der arme Kerl ist schon ziemlich erschöpft, 2 m hat er schon gesägt, 1 m muss er noch. Erstmal gibt es gleich was Kräftigendes zu Essen ;-))

Grüße, Friedrich





Gerd Fritsche
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Re: Meine Klobsäge zum Auftrennen

Beitrag von Gerd Fritsche »

[In Antwort auf #148696]
Hallo Johannes,
es ist eine sehr schöne Säge geworden, und ich freue mich, dass du mit meinem Sägeblatt zufrieden bist. Mir schien die Zahnteilung etwas zu weit zu sein aber ich lasse mich gerne belehren.
Viele Grüsse
Gerd

Christoph Meyer
Beiträge: 675
Registriert: Sa 8. Aug 2015, 22:44

Re: Meine Klobsäge zum Auftrennen

Beitrag von Christoph Meyer »

[In Antwort auf #148689]
Hallo Johannes,

das ist schon ein Trumm von Säge. Wenn du da wirklich häufig mit Holz auftrennst hast du meinen Respekt. Das ist eine schwere körperliche Arbeit.

Bei stundenlangem Sägen bekommen die Mitbewohner dann schnell einen Eindruck woher der Begriff NervenSÄGE stammt ;-)

Grüße
Christoph

MarkusB
Beiträge: 1200
Registriert: Mo 15. Mär 2021, 07:21

Re: Meine Klobsäge zum Auftrennen

Beitrag von MarkusB »

[In Antwort auf #148696]
Hallo Johannes,

herzlichen Glückwunsch zu deiner Rahmensäge/Klobsäge.
Ein schönes Teil und ich hoffe, dass du sie oft und vor allem auch gerne benutzen wirst.

Ich habe ja am Wochenende Friedrich Kollenrotts Säge ausgiebig testen können und wage es daher mal, ein paar Behauptungen aufzustellen bzw. kritische Bemerkungen zu machen:

8,5 mm Zahnweite mag für eine 8 cm breite Latte aus Weichholz ausreichend sein, ist für ein Buchenbrett mit 29 cm Breite aber zu wenig.
Friedrichs Säge hat 7,5 mm und die waren definitiv zu wenig.
Zunächst war es von uns nur eine Vermutung, aber als ich den 3. Schnitt beendet hatte und die Bretter auseinander fielen, sahen wir die kleben gebliebenen Abdrücke von den vollgestopften Zahntälern.
Außerdem gingen die ersten 2 Zentimenter sehr viel leichter und schneller, weil (so vermute ich) die Späne auch noch oben rausfliegen konnten.
Ich würde eher auf 10, vielleicht sogar auf 11 mm gehen, so dass die Späne mehr Platz haben. Natürlich hat man dann mit jedem Hub auch weniger Zähne, die sägen...
Es ist wahrscheinlich sehr sinnvoll, je nach Brettbreite eine andere Zahnweite zu nehmen.

Deine Griff würde ich um 90 Grad drehen, so dass die Gelenke senkrecht stehen.
Fritz hat in seinen Griffen sogar noch ein kleine Neigung eingebaut, ich schätze mal so 10 Grad.
Fand ich angenehm. Seine Griffform ist aber auf Dauer unangenehm.
Die Handballen drücken sehr oft und stark gegen den Griff, das bedeutet, dass möglichst die gesamte Ballenflächen gleichmäßig gedrückt werden sollte.
Da man aber nicht auf ein Brett drücken soll und man ja auch noch anschließend ziehen muss, kommt eine Figur als Griff heraus, für die ich keinen Ausdruck finde.
Es geht in die Richtung "offener, breiter Pistolengriff mit leichter Innenneigung".

Ich habe auch eine Frage:
Wo hast du die Befestigungsbeschläge her?
Könntest du vielleicht ein paar genauere Bilder davon machen?
Das Blatt scheint darin sich nicht drehen zu können (was ja m.E. gut ist).

Ich mache einen neuen Thread auf, in der ich die Mitglieder des Forums auffordere, Ihre Rähmensägen zu zeigen und detailliert zu beschreiben.
Erfahrungsberichte sind natürlich auch sehr willkommen.

Ich würde mich freuen, wenn du da mitmachen würdest.

Viele Grüße

Markus



MarkusB
Beiträge: 1200
Registriert: Mo 15. Mär 2021, 07:21

Markus B. ist fertig... *MIT BILD*

Beitrag von MarkusB »

[In Antwort auf #148699]
Hallo zusammen,

die Überschrift kann man auf das Holz als auch auf mich beziehen.
Es war sehr anstrengend.
Ich denke, insgesamt habe ich mindestens 7 h reine Sägezeit gehabt.
Für den letzten und schnellsten Schnitt habe ich ca. 2 h gebraucht. Kurze Trink- und Gesprächspausen eingeschlossen.
Der erste war der langsamste, da das Blatt nicht gut genug geschärft und und nicht ausreichend geschränkt war.
Da kann Friedrich aber sicherlich mehr zu sagen.

Die Ergebnisse sind aber toll.
Solche Bretter kann man nicht kaufen...



Bei dem eingespannten Brett sieht man übrigens noch unten ein Tal mit Sägespuren.
Die anderen Spuren kommen vom Holz (mir fällt gerade der Begriff nicht, Ahorn ist dafür eigentlich glaube ich bekannt...)

Vielen Dank noch mal an Friedrich, bei dem ich nicht nur ausgiebig sägen durfte, sondern wo ich auch noch einige der Bretter hobeln durfte und immer mit frisch geschärften Eisen versorgt wurde.
Von der tollen Gastfreundschaft mal ganz abgesehen.

Viele Grüße

Markus



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