Verschließen von Rissen, Löchern mit Schellack *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Martin Graf
Beiträge: 194
Registriert: Mo 15. Feb 2021, 20:33

Verschließen von Rissen, Löchern mit Schellack *MIT BILD*

Beitrag von Martin Graf »


Hallo zusammen,

gelegentlich ist man gezwungen, kleinere Fehlstellen, wie Risse, Astlöcher, etc. verschließen zu müssen. Oftmals wird hierzu Epoxid-Kleber empfohlen. Ich wollte eine Methode ausprobieren, bei der man nicht mit gesundheitsbedenklichen Stoffen umgehen muss. Zu diesem Zweck habe ich mir Schellack-Flocken besorgt (einfache Qualität, wachshaltig) und diese mittels Wasserbad und einem Tablettenröhrchen zu einer Stange verschmolzen:


Hier meine erste Fehlstelle:


Mit einer kleinen Lötpistole wird etwas Schellack abgeschmolzen und in die Öffnung eingearbeitet. Je kleiner die Öffnung, desto schwieriger geht es.


Nach einer recht kurzen Abkühlfase kann das überstehende Material abgetragen werden. Am besten funktioniert haben bei mir ein kleiner Taschenhobel oder ein breites Stecheisen. Die Klingen müssen scharf sein, sonst platzt zu viel Material auf einmal ab. Mit Ziehklingen war ich nicht so erfolgreich, das liegt aber vielleicht auch an meinen hier ungenügenden Schärfkünsten.
Meist zeigen sich nun noch kleine Vetiefungen. Entweder weil zu wenig Schellack aufgetragen wurde oder weil sich Luftblasen eingeschlichen haben. Dann einfach so lange nachlegen, bis das Ergebnis zufriedenstellend ist.
Hier der Zustand nach dreimaligem Auftrag, Hobeln und Schleifen mit 240er Papier (leicht angefeuchtet):


An einer Brettkante war ein größeres Loch zu füllen. Damit seitlich nichts herausfließen kann, habe ich eine mit Klebeband versehene Leiste dagegen geklemmt. Hier kann man sehr schön den Schellack aufgeben und mit der Lötpistole richtig darin herumrühren, so dass der Schellack schön in jede Ecke fließen kann.


Nach dem ersten Hobeln/Schleifen sieht es dann folgendermaßen aus:


Nun wurde das Brett gedreht und von der Kante aus Schellack eingebracht. Der Endzustand, mit dem ich mich zufrieden gebe, sieht dann so aus:


Ich habe auch schon mit Epoxid-Harz experimentiert. Auch dort ist es mir nicht gelungen, auf Anhieb eine zufriedenstellende Oberfläche zu erzeugen. Der Umgang mit dem Kleber ist für mich sehr unangenehm und es dauert recht lange, bis der Kleber richtig durchgehärtet ist.
Mit Schellack habe ich diese Probleme nicht und kann ggf. unmittelbar weiter arbeiten und mit der Oberflächenbehandlung beginnen. Wem die dunkle Farbe des Schellacks stört, der kann natürlich auch eine hellere Variante verwenden. Außerdem gibt es auch extra für diesen Zweck hergestellte Schellack-Stangen in allen erdenklichen Farben zu kaufen. Diese habe ich allerdings noch nicht selbst ausprobiert.

Gruß
Martin


Bernd Zimmermann
Beiträge: 246
Registriert: Mi 15. Apr 2015, 20:15

Re: Verschließen von Rissen, Löchern mit Schellack

Beitrag von Bernd Zimmermann »


Hallo Martin,
Zwei Dinge sind mir beim Lesen Deines (sehr interessanten) Berichtes durch den Kopf gegangen:

Du hast die Schellackflocken im Tablettenröhrchen im Wasserbad zu Stangen geschmolzen. Das heißt, dass wohl keine sehr hohen Temperaturen zum Schmelzen nötig sind (?). Könnte man dann vielleicht mit einem (alten) Bügeleisen anstatt einer Lötpistole die Flocken direkt auf dem Riss erwärmen und so den Schellack besser/schneller/raumfüllender in den Riss bekommen?

Meines Wissens wird Schellack für Polituren in Alkohol gelöst. Wenn man jetzt für Dein Vorhaben (Risse verschließen) nur soviel Alkohol zugibt, dass eine pastöse Masse entsteht, könnte man doch selbige direkt in die Risse spachteln. Gut, dauert dann wahrscheinlich eine Zeit lang, bis der Alkohol verdunstet und der Schellack wieder fest ist.

Sind nur so Gedanken von jemanden, der noch nie mit Schellack gearbeitet hat.

Viele Grüße
Bernd

Elmar
Beiträge: 283
Registriert: Mo 4. Jun 2018, 18:00

Re: Verschließen von Rissen, Löchern mit Schellack

Beitrag von Elmar »


Hallo Martin,

zum Ausbessern kleiner Schadstellen im Holz hatte ich mir einst auf der Holzhandwerk (Messe in Nürnberg)
als Alternative zu Hart- und Weichwachsen ein Kofferset der Firma Novoryt erworben. Das Material wird mit
einem Schmelzgerät in die Schadstelle eingebracht und kann dann praktisch sofort bearbeitet werden, auch
im direkten Kantenbereich wie bei Deinem Beispiel.

Für weitere Informationen füge ich einen Link bei:

http://novoryt.ch/index.php?id=88&L=3%20and%201%3D1--%20onfocus%3DblurLink%28this%29

Grüße

Elmar

PS: Ich bin weder Mitarbeiter obig genannter Firma noch erhalte ich eine Provision oder sonstige Vergünstigungen ! :-)



Markus Kaps
Beiträge: 184
Registriert: Sa 24. Aug 2013, 22:08

Re: Verschließen von Rissen, Löchern mit Schellack

Beitrag von Markus Kaps »


Hallo Elmar,
weißt Du, woraus dieser Schmelzkitt besteht? Die Firma macht darüber keine Angaben. Für meinen Dielenboden könnte ich sowas brauchen, aber ich möchte schon auch wissen, ob das Produkt und die Verarbeitung gesundheitlich unbedenklich ist. Der Parkettleger, der vor 15 Jahren meinen Boden restauriert hat, hat damals auch mit solchen barrenförmigen Klötzchen hantiert, dies aber als Wachs bezeichnet.

Viele Grüße
Markus

Christof Hemmerich
Beiträge: 39
Registriert: Mi 28. Okt 2020, 14:47

Re: Verschließen von Rissen, Löchern mit Schellack

Beitrag von Christof Hemmerich »


Dieser Schmelzkitt sieht aber sehr nach dem klassischen Hartwachs aus.

Martin Graf
Beiträge: 194
Registriert: Mo 15. Feb 2021, 20:33

Re: Verschließen von Rissen, Löchern mit Schellack

Beitrag von Martin Graf »


Hallo und danke für die Rückmeldungen!

Bernd:
Ich habe auch Versuche mit dem Schmelzen der Flocken unternommen. Es ist dann eigentlich eine recht große Schmiererei und man muss lange arbeiten, bis man genug Material geschmolzen hat. Ein Bügeleisen halte ich auch nicht für besonders praktikabel, denn ich denke es ist besser, wenn man die Wärme sehr zielgerichtet auf kleiner Fläche einbringen kann.
Mit einer Heißluftpistole habe ich es auch versucht, aber der Luftstrom ist da zu stark und bläst das flüssige Material weg.

Eine (dickflüssige) Lösung in Alkohol habe ich noch nicht ausprobiert. Ich nehme aber an, dass diese recht lange zum Trocknen brauchen wird und man dann doch wieder sehr lange warten muss, bis es weiter gehen kann. Auch könnte es sein, dass die Masse beim Verdunsten des Alkohols etwas einfällt.

Elmar:
Das ist sehr interessant. Bisher kannte ich nur die Schellack-Stangen von Bao (Aber verwendet habe ich sie noch nicht.). Wie sind denn Deine Erfahrungen mit dem Schmelzgerät? In der Anleitung, die ich mir gerade mal durchgelesen habe, wird vor Überhitzung gewarnt. Das ist auch bei der Lötpistole eine Schwierigkeit, durch getaktetes Ein- und Ausschalten, die richtige Temperatur an der Spitze zu erreichen. Ich überlege schon, die Leistung der Lötpistole zu drosseln, um eine vernnünftige Temperatur zu erreichen. Auch werde ich mal meinen regelbaren Lötkolben ausprobieren. Vielleicht lässt der sich so weit herunter regeln. Der Schmelzbereich von Schellack soll so bei 60 bis 85°C liegen.
Mich würde auch interessieren, aus welchem Material Deine Stangen bestehen. Können die ausgebesserten Stellen lackiert oder geölt werden?

Markus:
Diese Fragen habe ich mir auch gestellt. Man findet leider nicht wirklich was im Netzt dazu. Vielleicht müsste man die Hersteller mal direkt anschreiben.

Gruß
Martin



Hans Dieter
Beiträge: 134
Registriert: Mo 24. Okt 2016, 22:52

Re: Verschließen von Rissen, Löchern mit Schellack

Beitrag von Hans Dieter »

[In Antwort auf #148611]
Hallo
Hier die Rezepte http://www.historisches-spiel.de/Bibliothek/Artikel/siegelwachs-handwerk.html?mode=printable
Statt Zinnober nehmen wir farblich passende Pigmente.
Gruß HD

Ulrich Leimer
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Registriert: Fr 11. Jan 2019, 10:43

Re: Verschließen von Rissen, Löchern mit Schellack

Beitrag von Ulrich Leimer »

[In Antwort auf #148612]
Hallo,

in der Möbelrestauration und beim Schellackpolieren wurde früher recht oft mit dieser Methode gearbeitet. Fehlstellen wurden "zugebrannt". (Irreführende Bezeichnung) Dabei wurde z.B. ein breites Buttermesser über einer Spiritusflamme erhitzt und dann
wie ein heißer Spachtel mit den Blättern vom Schellack die Fehlstellen zugekittet. Da die Stellen dann hart gefüllt waren, konnte man nach dem Schleifen gut polieren, was auf Wachs nicht so problemlos möglich war.
Mein alter Polierer hat kaum mit diesen Stangen gearbeitet, meist mit größeren Plättchen aus seinem Schellack-Sack.

Gruß Uli

Ulrich Leimer
Beiträge: 473
Registriert: Fr 11. Jan 2019, 10:43

Re: Verschließen von Rissen, Löchern mit Schellack

Beitrag von Ulrich Leimer »

[In Antwort auf #148611]
noch was...
ich dachte, davon war schon die Rede, is aber doch noch was Anderes:
Ich hatte auf der Messe ein Gerät von www.woodrepair.dk erworben. Da wird ein Schmelzkleber mit einer leistungsstärkeren Schmelzkleberpistole als heiße Masse in die Fehlstellen im Holz gebracht,
ein Aluklotz mit Griff dient als Press- und Abkühlblock und am Ende wird mit einem speziellen Hobel (Griff-Holzklotz mit recht scharfer 6mm Klinge) die überstehende Masse entfernt.
Nach dem Schleifen sieht die Oberfläche ganz brauchbar aus. Ich hab das Teil samt 2 Packs Schmelzkleber schwarz für meine rustikalen Eichenbohlen mitgenommen, da dort einige
Risse /Augen zu verschließen sind und sich dunkler Füllstoff als optisch gut geeignet herausgestellt hat.

Gruß Uli


Elmar
Beiträge: 283
Registriert: Mo 4. Jun 2018, 18:00

Re: Verschließen von Rissen, Löchern mit Schellack *MIT BILD*

Beitrag von Elmar »

[In Antwort auf #148611]
Hallo Markus und Martin,

welche Zusammensetzung der Schmelzkitt hat entzieht sich meiner Kenntnis.

Ich bringe das Material mit einem kleinen Lötkolben (8 W) ein, der allerdings etwas schwach ist,
d.h. die nötige Schmelztemperatur gerade so erreicht. Für meine Zwecke geht das
noch, für größere Ausbesserungsarbeiten sollte das Schmelzgerät aber leistungsstärker sein.

Das Material kann nach dem Einbringen sofort bearbeitet werden. Ich verwende hierzu Stechbeitel
und Ziehklinge.

Weiteres bei Bedarf.

Grüße

Elmar



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