Ein Bücherregal (1/3) *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Johannes F
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Registriert: Di 26. Sep 2017, 22:18

Ein Bücherregal (1/3) *MIT BILD*

Beitrag von Johannes F »


Liebe Holzwerker,

das Wissen was ich mir durch dieses Forum aneignen konnte ist schon jetzt immens. Und so möchte ich auch gleich wieder etwas - in Form einer kleinen Projektvorstellung - zurückgeben. Handwerklich kann ich noch lange nicht mit dem mithalten, was hier sonst so gezeigt wird und so richtet sich mein Beitrag auch vor allem an andere Anfänger, die dort stehen wie ich, mit all dem Unwissen, (Noch-)Nicht-Können und dem unbändigen Willen es trotzdem irgendwie hinzukriegen.

Es fing an als ich Anfang des Jahres in einem Buch ein Regal sah, dessen Fächer nach oben hin weniger hoch und weniger tief waren. "Geniale Sache, das wird mein nächstes Projekt"

Da ich eh beim Holzhändler für Leimholzplatten für ein Lowboard war, nahm ich unter anderem diese Bohlen aus Kiefer mit:



In einer befreundeten Kellerwerkstatt wurde einiges per Hand aufgetrennt (... und auch die Kreissäge hat sich ein paar Bretter gemopst - pssst ;) )



Meine ersten Versuche eine Fläche auszuhobeln waren nicht von Erfolg gekrönt und da das Regal bereits in diesem Stadium im Lieferverzug war, lies ich es doch bei einem Freund durch die Maschine. Im nächsten Projekt werde ich wesentlich mehr handhobeln, mittlerweile ist auch viel Zeit vergangen und ich habe einiges dazugelernt:



Einem Bekannten erklärte ich was Besäumen ist, worauf er erwiderte "Warum das Schöne alles wegschmeißen?". Ich versuchte es zu erläutern. Später dachte ich, Recht hat er. Ich lasse die Waldkante einfach dran und bearbeite sie nur grob mit einem Schweifhobel:

Johannes F
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Ein Bücherregal (2/3) *MIT BILD*

Beitrag von Johannes F »


Aus logistischen Gründen wurde des öfteren im Wohnzimmer verleimt:



Dazu gleich eine Frage: Wie breit macht ihr Euere Lamellen? Meine sind teilweise sehr breit >15cm was sich im Nachhinein als nachteilig herausgestellt hat. Ein Schreiner hat mir 5-8cm empfohlen. Aber ich finde man nimmt dem Holz dann viel von seiner natürlichen Schönheit. Schmale Lamellen wirken für mich nach Industrie-Möbel. Wie seht ihr das?

Die urspüngliche Konstruktion im Buch hatte verkeilte Zapfen - ich wollte lieber einseitige Gratnuten machen. Ich habe nur ein Miniprobestück angefertigt, die restlichen Versuche sind jetzt meine fertigen Gratverbindungen.

Die Gratfeder anstoßen mit einem Ulmia-Grathobel, hier im Sommer in einem Garten. Wenn man den Dreh raus hat, das Ding endlich richtig eingestellt zu haben (Schnittkante-Sohle-parallel; Eisen-Hobelwange-Vorschneider-fluchtend) geht der richtig gut:



Für die Gratnut habe ich mir eine Eichenkantel gehobelt als Anschlag und mit der Gratsäge vorgesägt:



Dann mit dem Stemmeisen vorgestemmt:



Und mit dem Grundhobel ausgeräumt. Der Grundhobel von LieNielsen hat nur ein Eisen. Ich glaube gerade hier wäre das spitz zulaufende Eisen, das beim Veritas dabei ist, nicht schlecht, weil man auf der schrägen Seite der Gratnut immer mit dem Schaft des Eisens oben an die Spitze der Gratnut kommt und so nicht besonders schön unten in die Ecke kann (ja man kann den Hobel schräg laufen lassen, so habe ich es gemacht, aber ich könnte mir vorstellen, dass es mit dem anderen Eisen besser geht)





Johannes F
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Ein Bücherregal (3/3) *MIT BILD*

Beitrag von Johannes F »


erstes probeweise Zusammenstecken. Es geht rein. Auf den letzten Zentimetern benötige ich die Zwinge - gar nicht so verkehrt für den Versuch. Die Fugen habe ich aber wie man sieht nicht dicht bekommen:



insgesamt bemerkte ich, dass die Böden auf halbem Weg in der konischen Nut viel Widerstand hatten. Nach einigem Kontrollieren fand ich den Fehler: Die Seitenbretter hatten infolge breiter Lamellen (nur eine Leimfuge) gearbeitet und sich nach außen gewölbt. Ich musste also die Rundung raushobeln und alle Nuten nacharbeiten:



Für einen rustikalen Look wollte ich das Holz bürsten. Gemacht habe ich es mit einem Aufsatz für die Bohrmaschine. Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden, kann dieses Vorgehen jedoch nicht für die Größe der Flächen weiterempfehlen. Auch war die Arbeitshöhe meiner Balkonklapphobelbank für die Maschinenarbeit viel zu hoch. Ob sowas auch per Hand geht? ... Anschließend habe ich Kalkwachs aufgetragen:



Und hier das fertige Regal:



Das war mein erstes Schnittholzprojekt mit starkem Handwerkzeugseinsatz. Es hat viel Spaß gemacht, ich habe viel gelernt und ich freue mich über das Ergebnis und auf Eure Anregungen, Kommentare und natürlich auch Kritik.

Frohes Werken!



UweM
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Re: Ein Bücherregal (3/3)

Beitrag von UweM »


Hallo Johannes,

das Regal sieht gut aus, vielen Dank fürs teilen.
Haben die Seitenteile vorne leichte Schwünge?
Holz kannst du z.B. mit einer Drahtbürste strukturieren, wobei ich nicht verstanden habe
was du genau unter einem "rustikalen Aussehen" verstehst.
Es gibt natürlich auch andere Wege, ist halt abhängig von dem was man erreichen möchte.

Viele Grüße
Uwe


Ernst Spangenberger
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Re: Ein Bücherregal (3/3)

Beitrag von Ernst Spangenberger »


Gute Arbeit. Ich hätte allerdings noch eine Rückwand eingebaut als Stabilisierung und zum Schutz der Bücher vor Spinnweben, die sich mit der Zeit zwischen Wand und Regal bilden werden.

Amadeus
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Registriert: Do 26. Jan 2017, 12:22

Re: Ein Bücherregal (3/3)

Beitrag von Amadeus »


Moin!

Die kurzen Leisten hinter den Boards sind ganz oben und ganz unten auch breiter ausgeführt. Zumindest erweckt das auf mich den Eindruck. Demnach sollte das mehr als ausreichend stabild sein. Zudem habe ich einige rückwandfreie Regale und da habe ich noch nie Spinnenweben hinter den Büchern gesehen.

Daher auch von mir: Gelungenes und wunderschönes Regal. Einzig die Holzauswahl trifft meinen Geschmack nicht. Aber das ist auch kein valider Kritikpunkt. Ich habe bereits deinen Post über deine Balkon-Werkbank eifrig verfolgt und eingespeichert, weil ich ein paar Details mopsen und abkupfern werde... irgendwann... wenn Zeit und Geld für Holz da ist... vielleicht...

Schicken Gruß,
Amadeus

Pedder
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Re: Ein Bücherregal (3/3)

Beitrag von Pedder »

[In Antwort auf #148266]
Hallo Johannes,

mir gefällt Dein Regal sehr gut! Vielen Dank für den BEitrag.

Liebe Grüße
Pedder

Friedrich Kollenrott
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Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Ein Bücherregal (3/3)

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #148266]
Hallo Johannes,

gefält mir sehr gut, auch und gerade die Holzauswahl.

Die Baumkante stehen zu lassen, ist eine wirklich gute Idee. Das Regal wird ja sicher an der Wand festgemacht (schon damit Deine Kinder nicht zu Schaden kommen!!), da wirst Du keine Probleme haben dass es aus dem Winkel geht. Für ein wirklich freistehendes Regal braucht man schon minestens eine Diagonale oder auch senkrecht angesetzte Bretter auf oder unter mehreren Böden. Eine Rückwand würde ich nie, niemals in ein solches Regal einbauen. Vom Aussehen mal abgesehen - genau dahinter sitzen dann die Spinnen. Hinter Büchern nicht.

Mach weiter, es ist noch viel zu tun!

Grüße, Friedrich

beate_r
Beiträge: 102
Registriert: So 2. Jul 2017, 00:40

Re: Ein Bücherregal (3/3)

Beitrag von beate_r »


Hallo, schick geworden. Hut ab!

Hinten offene Regale kann man doch mit Dreiecken in den Ecken oder mit einem hinreichend breiten Brett entlang der Oberkante stabilisieren. So kenne ich es aus alten Regalen meiner Eltern, und so habe ich das auch selbst schon mehrfach gebaut.

Und das kann man natürlich bei Bedarf jederzeit und auch ziemlich unauffällig nachrüsten.

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Volker Hennemann
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Re: Ein Bücherregal (3/3)

Beitrag von Volker Hennemann »

[In Antwort auf #148266]
Hallo Johannes,

vielen Dank für die Projektvorstellung.
Sehr schönes Projekt für den Einsatz von Handwerkszeug und gut gemacht.
Die Holzwahl ist zwar so gar nicht mein Geschmack aber das interessiert hier nicht, weil es ist dein Projekt und muss nur dir Freude bereiten!
Herzliche Grüße
Volker

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