Bau eines Innenfensters Teil 1 *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Uwe.Adler
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Re: Teil 2 Bau eines Innenfensters

Beitrag von Uwe.Adler »

[In Antwort auf #147088]
Hallo Johann Daniel,

ich kann es einfach kurz machen, wie bereits im ersten Teil geschrieben, auch hier wiederholt - Tolle Arbeit!

Herzliche Grüße

Uwe

Johann Daniel
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Registriert: Di 19. Feb 2013, 19:58

Teil 3 Bau eines Innenfensters MIT BILDERN!

Beitrag von Johann Daniel »

[In Antwort auf #147044]
Falzen und Fasen

Liebe Wohlwoller,
vielen Dank für den ganzen Zuspruch.

Nachdem alle Teile des Fensterrahmens und der Flügel auf Maß gehobelt sind, beginnt die Detailierung. Alle Rahmenteile bis auf das unterste bekommen einen Falz, in den die Fensterflügel schlagen. Die seitlichen Rahmenteile bekommen zusätzlich an ihrer Aussenseite einen breiten Falz, der zwei Zwecke erfüllt. Zum einen werden hier die Schrauben sitzen, mit denen das ganze Fenster an der Aussenwand befestigt wird, zum anderen wird die Innenwand aus Stabprofilbrettern bis in den Falz laufen. Das unterste Rahmenteil bekommt auch einen Falz in den die Wandverbretterung geschraubt wird.
Man kann das alles sicherlich anders lösen, aber mir scheint es so recht elegant.
Wer das jetzt nicht verstanden hat, ist nicht zu blöd. Ich weiss es nur nicht, besser zu beschreiben. Irgendwann wird es Bilder geben, die zeigen, was ich meine.

Alle geraden Falze arbeite ich mit einem Record No.50 Kombihobel vor. Dazu verwende ich ein möglichst breites Eisen.

Mit dem Simshobel wird der verbleibende Steg entfernt und beide Flächen des Falzes auf ihr Endmaß gehobelt.


Kleiner Hobelexkurs: Hölzerne Hobel haben wunderbare Laufeigenschaften, speziell mit ein wenig (Bienen-)Wachs auf der Sohle. Einfach toll. Ich kann sie nur nicht vernünftig anfassen. Bei Rauhbänken z.B. gibt's hinten einen Griff. Und vorne? Mein linkes Handgelenk gibt die klassische Griffweise bei den Dingern auf Dauer nicht her. Den Simshobel habe ich im Zuge des Fensterbaus am hinteren Ende mit der Bildhauerfeile bearbeitet. Original war die Ergonomie genauso schlimm wie die einer Gestellsäge.
Die Eisenbefestigung mittels Keil finde ich seit Erfindung des Gewindes auch doof.
Deshalb habe ich vor kurzem für Studienzwecke einen 20’’-Transitional-Hobel erworben. Wir werden sehen.

Bei den breiten äusseren Falzen säge ich nach dem Nuten ca. alle 150mm quer ein und entferne große Teile mit Stoßaxt und Stecheisen. Anschliessend hobele ich die Fläche auf Maß. Es kommt dabei nicht auf den letzten Zehntelmillimeter und eine schöne Oberfläche an, da der Falz später mit einem Brett verdeckt wird.



Der Flügelquerschnitt sieht so aus. Oben links die nach innen gerichtete Fase, oben rechts der Kittfalz, in den später die Scheibe mit Leinölkitt eingesetzt wird. Unten rechts der Flügelfalz, der in das Gegenstück im Rahmen schlägt. Das Profil ist den nach aussen öffnenden Aussenfenstern sehr ähnlich. Bei denen sind aber Fase und Kittfalz vertauscht.

Bei den runden Flügelteilen lässt sich der Falz am Aussenradius mit Kombi- und Simshobel herstellen. Genau wie bei den geraden Teilen.



Die Falze der inneren Radien kann ich nicht hobeln. Dazu bräuchte es einen Schiffsfalzhobel, den ich zwar auf dem Papier bereits erfunden habe, dessen Umsetzung aber in absehbarer Zeit nicht geplant ist. Zwischenfrage an möglicherweise mitlesende Hobelexperten: Gibt es eigentlich Falzhobel mit im Radius verstellbarer Sohle?
Stattdessen säge ich den Falz kleinteilig quer vor. Je nach Faserverlauf kann man die Abstände der Schnitte mehr oder weniger groß machen.


Danach schlage ich ein angeschärftes Stückchen Ziehklinge bis fast auf den Grund in jeden Sägeschlitz und ziehe es anschliessend wieder heraus. Das Werkstück ist so stark ausgeleuchtet, dass das Bild trotz Blitzverzichts viel zu hell wird. Auch Photoshop kann da nicht viel helfen. Ich hoffe, man kann trotzdem ahnen, was ich da mache.


Die so definierten „Würfel“ arbeite ich zunächst mit dem Stecheisen weg.





So sieht es grob bearbeitet aus.


Danach schlichte und putze ich mit Stecheisen und Ziehklinge. Durch die unterschiedliche Schärfe auf dem Bild, sieht der Bogen ungleichmäßig aus. In echt strakt er allerdings.


Die großen Fasen mache ich bei den geraden Teilen mit den normalen Bankhobeln.
Bei den Bogenteilen ist die Fase geometrisch bertachtet ein Segment der Innenseite eines hohlen Kegelstumpfes. Ich arbeite mit dem Ziehmesser vor. Das geht schön schnell. Geglättet wird wieder mit dem Schifsshobel.


Fazit Teil 3:
Ich wünsche mir einen 40mm breiten Falzhobel mit Holzsohle und einer möglichen Falztiefe von 25mm. Die Eisenverstellung sollte über ein Gewinde erfolgen, die Anschläge unkompliziert zu bedienen sein.
Wenn ich häufiger Falze in Bögen machen müsste, würde ich über den Bau des Schiffsfalzhobels doch noch einmal nachdenken. Der seitliche Anschlag eines solchen Hobels müsste in sekundenschnelle ohne Verlust des eingestellten Maßes von links nach rechts umsteckbar sein, weil man bei Bögen fast immer in beide Richtungen hobeln muss.

In Teil 4 stelle ich die Eckverbindungen des Rahmens und der Flügel vor. Es wird ein paar Tage dauern, bis ich den Text einstelle.

So long
J.Daniel

Johann Daniel
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Re: Teil 2 Bau eines Innenfensters

Beitrag von Johann Daniel »

[In Antwort auf #147089]
Moin Uwe,
normalerweise finde ich Plastikgriffe ganz furchtbar. Diese sehen zudem ungefähr aus wie Bruyère-Holz. Das zusammen löst wahrscheinlich Mitleid bei mir aus. Deshalb mag ich sie fast.

Gruß,
J.Daniel

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Thomas Kaes
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Re: Teil 3 Bau eines Innenfensters

Beitrag von Thomas Kaes »


Erstmal klasse Beschreibung; wenn Pedder die Bilder noch repariert bekommt ...

Fazit Teil 3:
Ich wünsche mir einen 40mm breiten Falzhobel mit Holzsohle und einer möglichen Falztiefe von 25mm.


http://www.woodworking.de/cgi-bin/marktplatz/webbbs_config.pl/page/1/md/read/id/101050/sbj/ulmia-noch-ein-exote/
Abgefälzter Doppelhobel, ev. umbauen?

Wenn ich häufiger Falze in Bögen machen müsste, würde ich über den Bau des Schiffsfalzhobels doch noch einmal nachdenken.

https://hobelaxt.wordpress.com/2010/01/11/2-simsschiffhobel-oder-sind-es-schiffsimshobel-d/

Wie willst du das lösen? Auf beiden Seiten einen Vorschneider?

Gruss
Thomas


Johann Daniel
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Re: Teil 3 Bau eines Innenfensters

Beitrag von Johann Daniel »


Hallo Thomas,

die Idee, einen Hobel umzubauen, ist auf jeden Fall interessant. Das geht bestimmt schneller, als alles selbst zu machen.
Der Schiffsfalzhobel braucht eigentlich keinen Vorschneider, weil ja nicht quer zur Faser gehobelt wird. Falls das doch mal vorkommen sollte, wären zwei Vorschneider kein Problem.

Gruß,
J.Daniel

Pedder
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Beitrag von Pedder »

Johann Daniel
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Danke! *NM - Ohne Text*

Beitrag von Johann Daniel »

Johann Daniel
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Teil 4/1 Bau eines Innenfensters *MIT BILD*

Beitrag von Johann Daniel »

[In Antwort auf #147044]
Nach dem Bilderkuddelmuddel beim ersten Versuch diesen Beitrag zu schreiben, mache ich drei Abschnitte daraus und stelle ihn nochmal ein:

Teil 4/1 Eckverbindungen

Liebe Leute,

endlich komme ich dazu, weiter zu berichten. Vor Ostern ist die Zeit immer zu knapp.
Waren bei den vorigen Arbeiten hauptsächlich die Hände gefragt, so steht jetzt der Geist mit an der Hobelbank. Während beim Rahmen Schlitz und Zapfen noch halbwegs übersichtlich sind, muss ich mich bei den Flügeln mit den beiden Falzen, der großen Fase und den Bögen doch etwas mehr konzentrieren.

Beim Anreissen der Flügelverbindungen trumpft mein Anreissmesser auf. Es hat absichtlich keine Griffschalen, um solche Aufgaben besser bewältigen zu können. Hier lege ich es auf die Fase des einen Teils und übertrage den Winkel auf die schräge Fläche des anderen Teils.


Schlitze und Zapfen säge ich beim Rahmen mit der Gestellsäge und ihrer ungeliebten Ergonomie.


Für die Flügelteile kommen meine beiden Feinsägen zum Einsatz. Jene für Längsschnitte
stößt an ihre Grenzen. Das Blatt ist nicht tief genug, sodass ich von beiden Seiten schräg säge und den Rest später mit dem Stecheisen entferne.


Dann stemme ich die Schlitze aus.


Ich putze die gesägten Flächen mit Stoßaxt und Stecheisen, wobei das immer weniger nötig ist, je mehr Verbindungen ich gemacht habe.
Die schrägen Absätze säge ich erst gerade an, vielleicht 1/2mm tief, und schwenke dann in den Winkel.


Ende Teil 4/1, weiter mit 4/2.

Johann Daniel
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Teil 4/2 Bau eines Innenfensters *MIT BILD*

Beitrag von Johann Daniel »

[In Antwort auf #147044]
Fortsetzung von Teil 4/1

Teil 4/2 Eckverbindungen

Anprobe Rahmen, die überstehenden „Japanohren“ werden nach dem Leimen abgesägt.


Die Ecken sollen alle durch Holzdübel mit versetzten Bohrungen in Schlitz und Zapfen zusammengezogen werden. Im englischen heisst das „drawboring“. Zusätzlich wird geleimt.
Zunächst bohre ich die Löcher in die geschlitzten Teile. Anschliessend stecke ich die Ecke zusammen und übertrage die Position der Bohrung auf den Zapfen. Im Zapfen wird das Loch dann ca.1 bis 1,5 mm so versetzt gebohrt, dass sich beim Einschlagen der Dübel die Eckverbindung zusammen zieht.


Die 8mm-Dübel für den Rahmen spalte ich mit der Axt auf dem Hauklotz aus einem Stück Restholz.


Die 6mm-Dübel für die Flügel säge ich aus einem auf Dicke gehobelten Brett. Das geht nämlich schneller als mit der Axt. Beide Dübelgrößen bringe ich mit dem in die Vorderzange gespannte Millers Falls No.14 in Form. Auf einem Ende werden die Dübel angespitzt. Auch sind sie etwa doppelt so lang wie die Verbindung dick ist.


Den Durchmesser der Dübel sollte man nicht zu groß machen. Durch den Versatz der Bohrungen hält der Dübel auch ohne dass er viel dicker als das Loch ist.

Ende Teil 4/2, weiter mit 4/3.

Johann Daniel
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Teil 4/3 Bau eines Innenfensters *MIT BILD*

Beitrag von Johann Daniel »

[In Antwort auf #147044]
Fortsetzung von Teil 4/2

Teil 4/3 Eckverbindungen

Das ganze Projekt klappt völlig reibungslos. Ich bin ein Held!

Nee, natürlich nicht.
Beim letzten Teil, dem Bogenstück im linken Flügel, versemmel ich gleich beide Ecken. Auf der einen Seite stemme ich im Schlitz die Fase von der Aussenseite verkehrt herum. Die andere Ecke geht innen nicht zu, weil ich falsch angerissen habe. Beides korrigiere ich beim Zusammenbau mit eingeleimten Hölzchen.



Für die Verleimung benutze ich zum ersten Mal Kalk-Kasein-Leim (KKL). Dafür setze ich morgens pulverförmiges Kasein mit Wasser an und lasse es den Tag über quellen. Abends gebe ich Sumpfkalk hinzu, verrühre die Mischung gründlich und wundere mich über den sonderbaren Geruch. Aber nicht zu lange, denn der Leim muss zügig verbraucht werden.
Durch den Leim entstehen Verfärbungen im Holz, die sich nicht mehr entfernen lassen. Das ist mir aber egal. Das Fenster wird sowieso weiss gestrichen.
An einer Rahmenecke leime ich einen sehr dünnen Span mit in eine etwas zu breite Fuge. Der Span verfärbt sich selbst dort, wo er nicht direkt mit dem KKL in Kontakt kommt.


Ich lasse den Leim über Nacht trocknen. Anschliessend säge ich überstehendes Holz ab und putze die Ecken.


Endergebnis


Fazit Teil 4:
-Ein mittelgroße Rückensäge für Längsschnitte, das wär's!
-Statt der Stoßaxt hätte ich gerne ein großes Stecheisen mit langem Heft, bei dem die Seitenfasen bis zur Spiegelseite hinunter gehen.
-Wenn ich öfter Holzdübel herstellen sollte, wäre ein spezielles Locheisen, durch das man die Rohlinge schlägt, sicherlich hilfreich.
-Vom Kalk-Kasein-Leim bin ich noch nicht vollständig überzeugt. Ich denke aber, dass ich ihn etwas zu flüssig angerührt habe. Ein Kontrollstück hielt zwar, brach aber unter Gewalteinwirkung teilweise im Holz, teilweise in der Leimfuge. Da werde ich noch etwas experimentieren.
-Weil ich nach einem sehr anstrengenden und arbeitsreichen Tag unbedingt noch das letzte Teil in den Flügel einbauen wollte, habe ich die beschriebenen Fehler gemacht. Besser ist es, den eigenen Erholungsbedarf nicht zu ignorieren.

Im fünften Teil geht es um die Beschläge.
So long,
J.Daniel

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