Lochbeitel /-heft *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
MarkusB
Beiträge: 1195
Registriert: Mo 15. Mär 2021, 07:21

Lochbeitel /-heft *MIT BILD*

Beitrag von MarkusB »


Hallo zusammen,

ich habe mir auf dem Markt, dessen Name nicht genannt werden darf ( ;-) ), einen Lochbeitel gekauft.
Ohne Heft, 10 mm breit, inkl. Porto 10 €.

Ich habe den deshalb gekauft, weil ich letztens 4 Löcher 30x45 durch 100mm Buche stemmen musste.
Mein 30er Kirscheneisen musste ganz schön arbeiten und beim hebeln bin ich schnell an die Grenzen gekommen.
Also wollte ich mal ein Lochbeitel ausprobieren.

Hier die Dokumentation von dem Heftbau.

Holzart: Esche

Bild 1
So kam er an


Bild 2
Der Anschlag für das Heft musste begradigt und auf eine Höhe gefeilt werden.


Bild 3
Escheleiste, ca 40x60, längs aufgesägt.
Ausparung für den Dorn gestemmt, so dass er bündig zum Holz lag.


Bild 4
Hier musste es schnell gehen.
Epoxidkleber angerührt, Aussparung gefüllt, Dorn reingedrückt, Restfläche bestrichen, Deckel drauf, mit Zwingen zusammengedrückt


restliche Bilder
So sieht er nun aus.
Die Form habe ich von einem anderen Beitel übernommen.
Ich finde sie angenehm.
Diese Bilder sind nach 2 Probelöcher entstanden. Das Holz scheint die Schläge gut zu vertragen.




Das Schärfen entpuppte sich allerdings als sehr schwer.
Ich habe ihn nicht allzu scharf bekommen.
Die 25° Fase konnte ich nicht soweit schleifen, dass ich einen Grat spürte.
Ich habe dann eine kleine 30° Fase geschliffen und anschließend mit dem 8000er Stein eine 35° Microfase.
War aber immer noch nicht sonderlich scharf.
Musste aber reichen.
Also gestemmt und nach 2 Löchern zu meinem Erstaunen an der Schneide einen beidseitigen Grat gefühlt.
Ist das Stahl sehr schlecht oder was soll mir das sagen?
Als Logo habe ich ein "G" mit einem Vogel in dem "G" auf dem Eisen.
Die angegebene Breite von 10 sind tatsächlich 10,7 mm und das Eisen verjüngt sich Richtung Heft.
Nach ca. 2 cm sind es 10,3 mm
Qualität definiert sich bei mir anders...

Der Griff hat aber seine Feuerprobe bestanden, immerhin.

Viele Grüße

Markus



Rafael
Beiträge: 839
Registriert: Do 6. Jul 2017, 18:43

Re: Lochbeitel /-heft

Beitrag von Rafael »


Hallo Markus

Schöne Arbeit.
Das mit dem Verjüngen kenne ich auch und würde es als normal ansehen.
Schade, dass Du von der Qualität des Stahls so enttäuscht worden bist.
Hast Du eine vernünftige Lupe um genau zu sehen, wie die Schneide nun aussieht?
Als Logo habe ich ein "G" mit einem Vogel in dem "G" auf dem Eisen.

Ich habe mal ein Hobeleisen mit ähnlichem Zeichen erworben. Die Machart war so mies, dass ich gar nicht erst dazu gekommen um herauszufinden, ob der Stahl gut ist. Das Eisen war einfach so krumm, dass ich keine Lust hatte die Spiegelseite herzurichten nur um später, beim Schleifen der Fase, feststellen zu müssen, dass die Mühe umsonst gewesen ist.

Ich halte die Daumen, dass es vielleicht doch noch was wird.

Gruß,
Rafael

Mondo88
Beiträge: 63
Registriert: Di 27. Nov 2018, 06:09

Re: Lochbeitel /-heft

Beitrag von Mondo88 »


Hallo Markus,

hier ist der hoffentlich richtige link zu deinem Lochbeitel - Hersteller: http://www.holzwerken.de/museum/hersteller/sonstige.phtml

Es ist der neunte Eintrag von unten.

Schönes Wochenende.
Sascha

Mondo88
Beiträge: 63
Registriert: Di 27. Nov 2018, 06:09

Nachtrag

Beitrag von Mondo88 »


Nachtrag:

Hier geht zur Webseite dieser Firma, welche bis 2005 noch existierte.

http://www.alte-beitel.de/vogelfotos.html

Kurt Heid
Beiträge: 293
Registriert: Mi 25. Aug 2021, 13:35

Re: Lochbeitel /-heft

Beitrag von Kurt Heid »

[In Antwort auf #146887]
Hallo
Der Hersteller ist Gerhard Vogel. Firma gibt es nicht mehr.
Dicke des Eisens: das Eisen war einmal ein breiteres und der Vorbesitzer hat es abgeschliffen. Das Eisen ist durch öfteres schleifen nicht mehr hart, deshalb der Grat. Die Verjüngung zum Heft ist ok. Besonders die Bildhauer haben solche Eisen. Klemmt nicht so schnell. Die Öffnung im Holz wird sowieso nicht nur von einer Seite ausgestemmt.
Gruß, Kurt

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Lochbeitel /-heft

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #146887]
Hallo Markus,

Ein Pigsticker!

Also gestemmt und nach 2 Löchern zu meinem Erstaunen an der Schneide einen beidseitigen Grat gefühlt.


Ja, dann ist der Stahl nicht in Ordnung, mit 30/35° müsste das Eisen das können. Oder es ist nur nur der Bereich vorn an der Schneide von einem Vorbesitzer geschädigt, vorzugsweise durch Trockenschleifen am Schleifbock.

Das ist nichts Ungewöhnliches, bei alten Stecheisen erlebt man schlimme Dinge.. Lass Dich nicht entmutigen.
Grüße, Friedrich



Ulrich Leimer
Beiträge: 473
Registriert: Fr 11. Jan 2019, 10:43

Re: Lochbeitel /-heft

Beitrag von Ulrich Leimer »


Hallo,

das trifft sich ja prima! Habe bei einem Flohmarktbesuch ein sehr ähnliches Eisen erworben, ähnlicher Preis... Das Heft war wohl ein altes Feilenheft, hab ich entfernt.
Nun musste ja ein neuer Griff her, also Form mal bei Kirschen im Netz rausgesucht und dann aus einem Reststück Roteiche gedrechselt. Ist gar nicht so
schlecht geworden. Nun aber zum Problem: Du hast ja am Anfang die Angel sehr exakt eingestemmt. Müsste dazu jetzt das runde Heft aufschneiden.
Soll das so sein? Wie bekommt man eigentlich sonst so steile Angeln in die Holzhefte? Bei dem alten sah es so aus, als hätte der Vorbesitzer das ganze
heiß/glühend eingeschoben, das Holz sah verkohlt aus..... Stufig aufbohren? Im Moment weiß ich mir da keinen Rat, vielleicht hat jemand eine Idee?
Das Eisen ist leider total verschliffen, das ist dann die nächste Baustelle...

Gruß Uli

Kurt Heid
Beiträge: 293
Registriert: Mi 25. Aug 2021, 13:35

Re: Lochbeitel /-heft

Beitrag von Kurt Heid »


Hallo
Das selbe Problem hatte ich auch schon. Durch Mehrstufenbohrung habe ich es geschafft. Aber die Rechteckform der Angel beachten.
Gruß, Kurt

martin

Re: Lochbeitel /-heft

Beitrag von martin »


Hallo,

ich habe aus ähnlicher Quelle auch einen Satz von etwa 10 solcher Lochbeitel, Für mich ist das ein Werkzeug, das auch mal einen kräftigen Schlag vertragen muß, deswegen hat man die wohl massiv gemacht. Deshalb muß das Heft zwingend eine, besser zwei Zwingen haben.
Ich habe mir bisher ein Heft gedrechselt und dabei die Angel stufenweise eingebohrt. Ich habe drei kleine Bohrungen in einer Linie angeordnet und diese schrittweise erweitert.
Die Angel habe ich dann mit epoxy eingetrieben, vorher noch eine Lederscheibe zur Dämpfung auf die Angel geschoben.
Die Methode mit dem Auftrennen und Ausstemmen kann ich mir auch vorstellen, allerdings würde ich dann vor dem Drechseln zwei Hälften mit Papier als Trennlage zusammenleimen. So bleibt das Teil eher rund.

Gruß
martin

MaxS
Beiträge: 1549
Registriert: Sa 21. Jun 2014, 02:52

Re: Lochbeitel /-heft

Beitrag von MaxS »

[In Antwort auf #146902]
Hallo Uli,

erst stufig aufbohren und dann "aufbrennen" ist schon richtig, das wurde früher zumindest von manchen Schmieden so gemacht - wenige machen es auch heute noch so. Man erreicht damit einen exakt passenden Sitz in relativ kurzer Zeit und ohne Klebstoffe.

Nachdem die Angel sowieso weich ist, schadet das der Qualität des Eisens (wenn der vordere Teil kühl bleibt) nicht.

Gruß
Max

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