Zinkenschablone Dakota

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Guido Henn
Beiträge: 768
Registriert: Do 7. Dez 2017, 18:02

Re: Zinkenschablone Dakota

Beitrag von Guido Henn »


Hallo Jakob,

zunächst einmal prima, dass du so schnell geantwortet hast, dann kann ich mir gleich heute noch so ein Set bestellen.

Die Vorgehensweise ist bei beiden Schablonen absolut identisch. Auch bei der Stots aus meinem Buch werden die Fingerzinken an der Kammseite mit den geraden Fingern hergestellt (so steht‘s auch direkt am Anfang vom ersten Bild auf Seite 122). Das heißt du schiebst nur den Fräser mit dem Kugellager spielfrei zwischen die geraden Finger - rein und raus - so wie es auch in deiner Bedienungsanleitung steht.

Was die Fingerzinken angeht muss man auch beim Stots zunächst auf den 12,7 (1/2 Zoll) Bündigfräser das größere 5/8 Zoll Kugellager des Zinkenfräsers montieren, wenn man nicht noch mal Geld ausgeben will für einen fertig umgebauten Fräser. Dadurch ergibt sich dann eine Fingerzinkengröße von 12,7 mm und eine Schablonenteilung von 2 x 12,7 = 25,4 (1 Zoll). Das ist nicht schlecht und man kann damit auch am Anfang ganz gut leben. Aber ich finde persönlich die Fingerzinken ein wenig zu breit und mag lieber mehr davon und schmäler (so 6 bis maximal 10 mm) - aber das ist natürlich Geschmacksache ...

Die Fräser für die Dakota Schablone funktioniert nach meinen jetzigen Recherchen ein klein wenig anders. Beide Fräser - für Schwalben als auch für Zinken - haben ein 5/8 Kugellager, das am Schaft läuft (beim Stots hat nur der Schwalbenfräser ein 5/8 Kugellager, der Bündigfräser hat dagegen ein 1/2 Zoll Kugellager). Das heißt beim Dakota kann man nicht einfach den gleichen Bündigfräser mit einem anderen Kugellager wie beim Stots nehmen, sondern muss einen neuen Fräser kaufen, der zwar wieder ein 5/8 Kugellager hat, aber dafür einen Fräserdurchmesser von lediglich 9/16 Zoll. Und genau diese 9/16 Zoll (14,2875 mm) sind dann auch die Zinkengöße bei den Fingerzinken (beim Stots sind es 12,7 mm) und die Schablonenteilung beträgt beim Dakota dann 2 x 14,2875 = 28,575 mm (oder 1 1/8 Zoll). Diese Schablonenteilung finde ich bei offenen Zinken ehrlich gesagt schöner als beim Stots, bei Fingerzinken aber schon ziemlich weit auseinander. Aber wie schon gesagt reine Geschmackssache ...

Die Präzision der Fräser muss schon sehr genau sein, aus diesem Grund würde ich dir auch empfehlen: Kauf dir in jedem Fall den Originalfräser zum Fingerzinken!

Was die Ausreißbrettchen beim Fingerzinken angeht, musst du die nur austauschen, wenn sich die Fräserbreite und -höhe ändert. Sind die Einstellungen gleich kannst du auch das Ausreißbrett drin lassen. Man kann sich auch für bestimmte oft benötigte Einstellungen ein entsprechendes eigenes Ausreißbrettchen herstellen und dann bei Bedarf in der Vorrichtung einsetzen.

Mal sehen wie schnell Rutlands liefert, bin schon gespan(n)t auf die Schablone.

Vielen Dank für deine Infos zur Schablone und schöne Grüße

Guido



Jakob
Beiträge: 34
Registriert: Fr 26. Nov 2021, 11:41

Re: Zinkenschablone Dakota

Beitrag von Jakob »


Hallo Guido,

vielen Dank für die ausführliche Antwort. Rutlands liefert sehr schnell - bereits nach 3 Tagen wurde die Sendung angeliefert.

Ich habe irgendwie ein Verständnisproblem mit der Fräsergröße. Ich verstehe es einfach nicht warum man nicht eine "beliebige" Fräsergröße einsetzen kann wenn die der Anlaufring (im Fall meiner Schablone 5/8") in die Schablone passt? Warum könnte man z.B. keinen 14mm Nutenfräser nehmen - die Regelmäßigkeit der Abstände wird doch durch die Finger der Schablone vorgegeben? Ich habe das Gefühl, dass ich das Prinzipp des Zinkenfräsens noch nicht ganz verstanden habe, egal wie ich mich bemühe.. ;-)

Beste Grüsse
Jakob


Guido Henn
Beiträge: 768
Registriert: Do 7. Dez 2017, 18:02

Re: Zinkenschablone Dakota

Beitrag von Guido Henn »


Hallo Jakob,

das System dahinter ist auch gar nicht so leicht zu durchschauen, aber ich will versuchen es irgendwie anschaulich zu erklären, aber bei so vielen "krummen Zahlen" ist das nicht ganz so einfach.

Also bleiben wir mal bei den geraden Fingern deiner Schablone. Der Abstand vom Zentrum eines Fingers zum nächsten beträgt genau 28,575 mm (=1 1/8 Zoll), das nennt man Schablonenteilung. Dabei wird immer ein kompletter Finger und ein kompletter Zwischenraum zusammengerechnet. Das heißt später bei den Fingerzinken: ein kompletter Zinken und ein kompletter Zwischenraum. Beides zusammen wird also in jedem Fall immer 28,575 mm betragen. Zusammenstecken kannst du den späteren Fingerzinken in diesen Zwischenraum aber nur, wenn beide gleich groß sind, also beide genau die Hälfte von 28,575 mm ausmachen (also genau 14,2875).

Angenommen du würdest jetzt deinen 14 mm Fräser einsetzen, dann würde der Zwischenraum den du damit ausfräst natürlich auch nur 14 mm betragen und nicht die geforderten 14,2875. Es würden also 0,2875 mm fehlen und noch viel schlimmer diese 0,2875 wären an deinem Fingerzinken auch noch dran, so dass der Finger auch noch dicker wird und zwar um genau diese 0,2875. Das heißt 14,2875 + 0,2875 = 14,575

Der Fingerzinken wäre also um mehr als einen halben Millimeter dicker als der Zwischenraum der mit deinem 14er Fräser eben nur 14 mm beträgt. Nun gut -mit dickem Hammer und Zulage und noch mehr roherer Gewalt, kriegts du die Teile vielleicht zusammen, passgenau ist aber was ganz anderes ... ;-)

Damit ein 14 mm Fräser eingesetzt werden kann, müsste die Schablonenteilung genau 28 mm betragen. Sie beträgt aber 28,575!

Das Kugellager spiel hier "nur" eine Führungsrolle, hat aber bei einer - wohlgemerkt! - spielfreien Führung in den Fingern keinen Einfluß auf die Passgenauigkeit.

Das Ganze gilt vor allem bei Fingerzinken, bei offenen Zinken hättest du einen geringen "Spielraum", weshalb man auch hier durchaus nachgeschärfte Fräser einsetzen kann, denn die Passgenauigkeit wird über die schrägen Zinken eingestellt und das kann man ja beim Aufschrauben der Schablone auf das Holz ein wenig einstellen. Aber das will ich jetzt nicht auch noch vertiefen, sonst ist das Chaos perfekt.

Ich weiß es ist nicht einfach zu verstehen - sonst frag halt noch mal.

Schöne Grüße

Guido



Johannes M
Beiträge: 1587
Registriert: Di 21. Jul 2020, 09:09

Re: Zinkenschablone Dakota

Beitrag von Johannes M »


Hallo Jakob,

das Prinzip beim Fingerfräsen ist, das immer ein Stück weggefräst wird und dann ein Stück stehen bleibt. Diese beiden Teile müssen ganz genau gleich breit sein.
Und diese Breite, also 1 Finger + 1 Fingernut wird durch die Schablone festgelegt. Wenn Du also statt 9/16 (14,2875mm) einen 14mm Fräser nimmst, bleiben Finger von 14,575mm Breite stehen und Du kannst die Verbindung nicht zusammen kriegen.

Es grüßt Johannes



Jakob
Beiträge: 34
Registriert: Fr 26. Nov 2021, 11:41

Re: Zinkenschablone Dakota

Beitrag von Jakob »


@Guido, Johannes: Vielen Dank, jetzt habe ich es auch kapiert. Mir war das Zusammenspiel zwischen dem Finger und der Nut nicht so bewußt. Jetzt heißt es die passenden Fräser in den USA bestellen (bei rutlands sind sie leider nicht erhältlich) und die 1/4" Aufnahme für meine Fräse besorgen.

@Guido: Hoffentlich hast Du bei deiner Bestellung den Promotion-Code eingetragen? Dann gibt es nochmal 10% Rabatt auf alles..

Hier gibt es ein cooles Video mit der Peachtree(Dakota)-Schablone im Einsatz:

http://www.youtube.com/watch?v=RQyyH4LgRM4



Guido Henn
Beiträge: 768
Registriert: Do 7. Dez 2017, 18:02

Re: Zinkenschablone Dakota

Beitrag von Guido Henn »


Hallo Jakob,

ja bei dem Angebot konnte ich tatsächlich nicht widerstehen vor allem als ich die Preise in den USA gesehen habe. Da habe ich gleich das große Paket mit zwei Schablonen bestellt - zu dem englischen Preis fast unschlagbar ...

Schöne Grüße

Guido



Ralf Suitner
Beiträge: 57
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Zinkenschablone Dakota

Beitrag von Ralf Suitner »

[In Antwort auf #60343]
Hallo Guido,

Du schreibst:
"Angenommen du würdest jetzt deinen 14 mm Fräser einsetzen, dann würde der Zwischenraum den du damit ausfräst natürlich auch nur 14 mm betragen und nicht die geforderten 14,2875. Es würden also 0,2875 mm fehlen und noch viel schlimmer diese 0,2875 wären an deinem Fingerzinken auch noch dran, so dass der Finger auch noch dicker wird und zwar um genau diese 0,2875. Das heißt 14,2875 + 0,2875 = 14,575"

Jetzt bin ich es, der verwirrt ist......
Reicht es nicht, wenn die Zinkenzwischenräume der Schablone mit einem kleineren Bündigfräser entlang abgefahren werden? Denn die Zinkenbreite und die Räume zwischen zwei Schablonenzinken (Gilt natürlich nur bei den angesprochenen Fingerzinken.) wird doch durch die Schablone diktiert, oder habe ich hier einen Denkfehler? Wenn nur rein und raus gefräst wird, dann ist es sicher so.

Gruß
Ralf

P.S.: Dein Handbuch Oberfräse ist wirklich klasse!



Guido Henn
Beiträge: 768
Registriert: Do 7. Dez 2017, 18:02

Re: Zinkenschablone Dakota

Beitrag von Guido Henn »


Hallo Ralf,

bei den beiden angesprochenen Schablonen haben die Finger und die Zwischenräume unterschiedliche Maße. Das bedeutet, dass man hier mit einem einfachen Bündigfräser keine gleichmäßigen Fingerzinken herstellen kann. Zum Fingerzinken (nur dann und nicht bei offenen Zinken!) mit diesen Schablonensystemen wird immer ein Fräser benötigt, an deren Schaft ein etwas größeres Kugellager sitzt.

Beim Stots und beim Dakota betragen die Zwischenräume immer genau 5/8 Zoll (passend zum Kugellager) die Finger selbst betragen beim Stots aber nur 3/8 Zoll und beim Dakota 1/2 Zoll. Würde man also nur mit einem Bündigfräser die Finger abfahren, wären die Fingerzinken nicht gleichmäßig. Die Öffnungen wären alle 5/8 Zoll und die Finger 3/8 Zoll bzw. 1/2 Zoll - das würde besch...eiden aussehen ... und der Einsatz von Kitt und Klebeharz wäre immens ;-)

Das Problem ist einfach, dass diese Schablonen sowohl für offene Zinken, als auch für Fingerzinken benutzt werden sollen. Und um eine ansprechende offen Zinkenteilung zu erhalten, muss man diesen Kompromiss beim Fingerzinken leider hinnehmen.

Ich hoffe ich konnte es einigermaßen erklären, aber so was kann man natürlich besser am "lebenden Objekt" zeigen ;-)

Schöne Grüße

Guido



Jakob
Beiträge: 34
Registriert: Fr 26. Nov 2021, 11:41

Re: Und die Anleitung sogar in zwei Sprachen!

Beitrag von Jakob »


ja, in Englisch und in der Bildsprache.. ;-)


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