Zahngeometrie für eine Rahmensäge *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Micha P
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Zahngeometrie für eine Rahmensäge *MIT BILD*

Beitrag von Micha P »


Hallo,

eigentlich habe ich zwei Themen, die aber irgendwie zusammenhängen.

Ich habe heute mit meiner Gestellsäge LS ein Fichtebrett aufgetrennt, das eine Breite von ca. 30 cm hat.

Die Säge hat ein 70er Blatt mit einer Zahnteilung von 5 mm. Sie ist nicht mehr ganz scharf, aber ich möchte sie auch nicht als stumpf bezeichnen.
Das Auftrennen von Hölzern mit ca. 10 cm Breite funtioniert gut, sodaß ein geringer Abrichtbedarf erforderlich ist.

Bei dem 30 cm-Stück war es anders. Das Resultat dieses Schnitts hat mich über die Zahngeometrie nachdenken lassen,
denn ab einer Tiefe von ca. 8 cm fing der Schnitt im Mittelbereich an, zu verlaufen. Die Differenz zur "Sollschnittebene" beträgt
ca. 3 mm, sodaß dieses Stück fast ruiniert ist. Anders ausgedrückt, es entstand ein Berg und auf dem Gegenstück ein Tal.
Vermutlich ist dieser Effekt bei Weichhölzern noch ausgeprägter als bei Harthölzern.

Hier das Bild:

Welche Ursache(n) kann dieses Ergebnis haben?

Meine Interpretation geht in die Richtung, daß sich die Zähne in der Holzmitte schon mit Spänen zugesetzt haben und mit
größer werdendem manuellen Druck auf die Säge, um den Reibungswiderstand zu überwinden, der Schnitt verläuft.

Wie gesagt, bei Trennschnitten in 10 cm-Hölzern tritt dieser Effekt nicht ein, und der Schnitt läuft im Wesentlichen ohne nachsteuern zu müssen.

Kann hier auch die Ursache für das Schnittverlaufen bei Japansägen liegen, die zudem noch den "Nachteil" der wesentlich dünneren Blätter haben?

Fazit: Größe der Zahnzwischenräume und Blattstabilität haben direkten Einfluß auf des Verlaufen des Sägeschnittes in der Querschnittsmitte des Holzes.

Wenn dem so ist, welche Zahnteilung und welchen Neigungswinkel empfehlt ihr für ein Rahmensägeblatt. Ich beabsichtige
eine neue Rahmensäge zu bauen, um Trennschnitte in bis zu 50 cm breiten Hölzern vorzunehmen. Zu diesem Zweck will ich eine Schrotsäge
ersteigern und diese dann umfeilen. Das Sägeblatt soll eine Länge von ungefähr 1,10 m haben, damit die Späne auch wirklich aus dem Schnitt
heraustransportiert werden.

LG Micha

Gerd Fritsche
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Re: Zahngeometrie für eine Rahmensäge *MIT BILD*

Beitrag von Gerd Fritsche »



Hallo Micha,
meine Rahmensägen haben 5 TPI, eine Blattbreite von 48 mm, Blattstärke 0,8 mm und sind 1000 mm lang.
Ich habe 10° Rake gewählt und nach dem Schränken die Zähne rechts und links mit einer Diamantplatte egalisiert.
Vor dem Egalisieren war der Schnitt unregelmässig, danach sehr fein.
Ich habe kein Problem bei Hart- oder Weichholz.
Viele Grüsse
Gerd.

Micha P
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Re: Zahngeometrie für eine Rahmensäge

Beitrag von Micha P »


Hallo Gerd,

danke für die schnelle Antwort. Hast du mit der Säge auch schon Material mit >= 30 cm aufgetrennt?
Wenn ja, wie sieht der Schnitt aus?

LG Micha

Gerd Fritsche
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Sägeschnitt *MIT BILD*

Beitrag von Gerd Fritsche »


Hallo Micha,
das ist ein altes Nussbaumbrett mit ca 150 mm Breite, das ich ohne Beulen gesägt habe. Bilder von anderen Brettern habe ich derzeit nicht, kann aber, bei Bedarf, neue Schnitte machen.
Viele Grüsse
Gerd.

Micha P
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Re: Sägeschnitt

Beitrag von Micha P »


Hallo Gerd,

vielen Dank. Das Schnittbild überzeugt mich, und ich denke auch bei breiteren Brettern entstehen keine Probleme.
Beulen ist der bessere Begriff als meine Berg- und Tal-Bezeichnung.

Werde berichten, wenn die Rahmensäge fertig ist. Brauche wie gesagt noch ein paar Teile.

LG Micha


Philipp
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Rahmensäge zum Auftrennen

Beitrag von Philipp »

[In Antwort auf #146448]
Hallo Micha,

ähnliche Erfahrungen wie Du sie hier beschreibst, habe ich auch schon mit dem Auftrennen von tiefen Weichholzbrettern (bei mir Atlaszeder) mittels Rahmensäge gemacht. Das schmale und recht dünne Sägeblatt (0,7 mm) ist einfach anfälliger für Verlaufen, als das Sägeblatt eines Fuchsschwanzes (mit denen ich, was die Ebenheit der Sägefläche angeht, meist bessere Ergebnisse erziele. Wenn ich rundherum um das Brett mit einem Scheibennutfräser "anreiße" (http://www.woodworking.de/cgi-bin/forum/webbbs_config.pl/md/read/id/54184/sbj/auftrennen-von-hand-anreissen-mit-der-oberfraese/) erziele ich aber auch mit der Rahmensäge gute Ergebnisse.

Meine Herangehensweise wäre, wenn es denn eine Rahmensäge sein muß, folgende:

- Wahl eines möglichst breiten Sägeblattes, je breiter, desto besser.
- Sägeblatt nicht zu dünn wählen, bei Länge > ca. 80 cm 1 mm stark oder darüber.
- Beim Befeilen ggf. Räumzähne oder Zahnlücken mit einplanen.

Und natürlich immer den Sägeschlitz mit dünnen Keilen aufspannen, damit die Säge dorthin läuft, wohin Du willst, und nicht das Holz.

Gruß und weiterhin fröhliches Sägen, Philipp

Pedder
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Re: Zahngeometrie für eine Rahmensäge

Beitrag von Pedder »

[In Antwort auf #146448]
Hallo Micha,

Deine Diagnose enstprich auch meinen Erfahrungen.

Vor allem bei Leimholz, aber auch sonst würde ich erstmal das Brett in 100-150mm breite Streifen trennen
und die dann auf Dicke sägen und Hobeln und dann wieder verleimen.

Was die Zahl der Zähne in der Kerbe angeht, habe ich Empfehlungen von 6-20 Zähnen gelesen.
Selbst 20 Zähne entspräche bei 300mm einer Zahnweite von 15mm.

Liebe Grüße
Pedder


Micha P
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Re: Zahngeometrie für eine Rahmensäge

Beitrag von Micha P »

[In Antwort auf #146448]
Hallo Philipp,hallo Pedder,

danke für eure Hinweise.

zunächst einmal habt ihr bestätigt, dass meine Gedanken wohl in die richtige Richtung gehen. Neben den uns sowieso bekannten Faktoren wie der
Schränkung spielt ebenfalls die

- Blattstärke für die allgemeine Stabilität und das mögliche Volumen der Zahnzwischenräume zur Aufnahme der Späne,
- die Zahnteilung - auch für das Volumen der Zahnzwischenräume,
- die Zahnneigung (um bei Friedrichs Definitionen zu bleiben) für die Aggressivität des Schnittes

- der Stahl des Sägeblattes - verträgt es große Zähne oder nicht
- die Holzart - bei Weichholz entsteht ein höheres Spanvolumen als bei Hartholz und setzt die Zahnzwischenräume schneller zu
- die zu bearbeitende Holzbreite - je breiter, desto größer die Zahnteilung.

Ich habe vor geraumer Zeit, als meine Hobelbank entstand, schon einmal eine Rahmensäge mit einem sehr dünnen Blatt - ca. 0,5 mm gebaut.
Hier standen die japanischen Sägen in der Blattstärke Pate. Aber das war ein Schlag ins Wasser oder besser gesagt, hier war der Wunsch Vater des Gedankens,
das man mit dünnem Blatt schneller sägen kann. Im Hartholz verläuft diese Säge weniger stark als im Weichholz, aber sie arbeitet auf Stoß. und damit spielt die
Stabilität des Blattes und der Zähne eine ganz andere Rolle.

Zweimannsägen - also Schrot- oder Zweimann-Rahmensägen sind Zugsägen, haben aber trotzdem stabile Blätter und große Zähne.

@ Philipp - danke für den Tipp, aber eine Nut fräsen kommt für mich überhaupt nicht in Frage. Vielleich baue ich mal einen Kerf-Plane, wie er hier schon vorgestellt wurde.
Die Blattlänge und -höhe hängt dann davon ab, was ich für eine Schrotsäge bekomme. Wenn das Blatt dick genug ist, kann ich es länger machen, ist es dünner, wird es höher.
Räumzähne - das glaube ich, wird mir dann doch zu kompliziert.

@ Pedder - ich will möglichst breite Bretter auftrennen für Möbeltürfüllungen, und wenn die Maserung ein schickes Bild aufweist, dann finde ich es schade, das Holz aufzutrennen.
Auch hier muß es einen Kompromiß geben.
Darum - vielleicht 10 bis 12 mm Zahnteilung, je nach Blattstärke für eine hinreichende Stabilität der Zähne und dann einen höheren Zahnneigungswinkel, damit der Schnitt nicht zu aggressiv
wird und zuviele Späne die Zahnzwischenräume verstopfen. In Richtung 25 cm soll die zu trennende Holzbreite schon gehen.

Aber so eine richtige Faustformel, scheint es wohl nicht zu geben.

LG Micha

Pedder
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Re: Zahngeometrie für eine Rahmensäge

Beitrag von Pedder »


Hallo Micha,

ich kann mir nicht vorstellen, dass ein stärkeres Sägeblatt vorteilhaft beim Spantransport sein soll.

Bei einer gespannten Säge (Gestellsägen, Rückensägen) gibt es auch nicht wirklich einen Unterschied
zwischen auf Stoß und auf Zug. Allenfals der Druckpunkt ist relevant.

Liebe Grüße
Pedder


Micha P
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Re: Zahngeometrie für eine Rahmensäge

Beitrag von Micha P »


Hallo Pedder,

Zum Spantransport ist ein dickeres Blatt sicher nicht oder nur bedingt besser als ein dünneres, da stimme ich dir zu. Der Unterschied liegt m.E. darin,
daß der Zahn, insbesondere, wenn er größer ist, sich nicht im Sägeschnitt verbiegt, auch wenn er durch eine
höhere Masse der Säge und durch höheren Druck, infolge des größeren abzutragenden Spanvolumens pro Zahn auf das Werkzeug durch den Sägenden stärker beansprucht wird. Somit wird der
Tendenz zur Ausbildung von Beulen entgegengewirkt. Ich weiß nicht, wie sich die Zähne eines Blattes von 0,7 mm Stärke mit einer 12 mm Zahnteilung oder größer
bei einer schweren Rahmensäge verhalten.

Beim zweiten Punkt bin ich voll deiner Meinung.

LG Micha

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