Anschaffung eines Universal-Winkelmessers

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Jan Baumann
Beiträge: 64
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Anschaffung eines Universal-Winkelmessers

Beitrag von Jan Baumann »


Liebes Forum,

ich würde mir gerne einen Universal-Winkelmesser zulegen. Es gibt verschiedene Anbieter dieses Messwerkzeugs, z.B. Vogel. Dieser bietet, soweit ich es verstanden habe, zwei verschiedene Versionen an, eine Blue-Line und eine Silver-Line. Die Blue-Line Version kommt mit drei verschieden langen Schienen in einem Holzkasten, die Silver-Line Version kommt mit nur einer Schiene, ist aber 'kalibriert'.
Nun zu meiner Frage: Lohnt es sich die kalibrierte Version zu kaufen und wieviel ungenauer kann die unkalibrierte gegenüber der kalibrierten Version des Winkelmessers sein?

Viele Grüße
Jan



Johannes M
Beiträge: 1587
Registriert: Di 21. Jul 2020, 09:09

Re: Anschaffung eines Universal-Winkelmessers

Beitrag von Johannes M »


Hallo Jan,
entschuldige bitte die Frage, aber:
Wofür braucht man sowas?
Also ich habe ein paar Winkel und Schmiegen in meiner Werkstatt, und einen großen Winkelmesser mit 60cm Schenkellänge zum Einpassen von Küchenarbeitsplatten, den ich aber meist auch nur als Schmiege benutze. Und dann habe ich noch ein großes Geo-Dreieck mit 32cm Hypotenuse.
Fehlt mir da was?

Es grüßt Johannes



Jan Baumann
Beiträge: 64
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Anschaffung eines Universal-Winkelmessers

Beitrag von Jan Baumann »


Hallo Johannes,

ein paar Winkel habe ich, Schmiegen natürlich auch, obwohl diese sich leider nicht dazu eignen, Winkel zu messen.
Es kommt eben manchmal auf eine erhöhte Genauigkeit beim Messen an. Beispielsweise messe ich die Stärke von gehobelten Brettern viel lieber mit einem Messschieber als mit einem Lineal, da der Messschieber dafür einfach besser geeignet ist.
Beim Universalwinkelmesser ist es ähnlich. Stell Dir vor, Du möchtest ein 17-Eck herstellen. Viel Spass mit dem Winkelmesser aus dem Baumarkt....
Zur Zeit möchte ich zwei winklige Holzteile herstellen, bei denen der Winkel sich um ein viertel Grad unterscheidet. Deshalb schaue ich mich nach einem Universalwinkelmesser um.

Viele Grüße
Jan



Pedder
Beiträge: 5672
Registriert: So 8. Dez 2019, 14:41
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ein Viertelgrad?

Beitrag von Pedder »


Hallo Jan,

bitte schreib es meiner Neugier zu: Was wird das, dass es auf ein Viertelgrad ankommt? Wir reden doch über Holz, oder?

Liebe Grüße
Pedder



reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Anschaffung eines Universal-Winkelmessers

Beitrag von reinhold »


ich habe mir sagen lassen, dass es in der Astronomie auf 1/4 Grad ankommt...

Scherz beiseite:
Ich benutze gelegentlich einen Gradmesser von Preisser, der weniger als 20 Euronen gekostet hat und der normalerweise im Maschinenbau verwendet wird.
Für Holz reicht er dicke.

Ansonsten gibt es noch die Möglichkeit, den Winkel mit Winkelfunktionen anzureissen. Ich habs noch nie gemacht, aber mein Kollege am Schreibtisch nebenan (er ist Vermesser und erholt sich gerade von seinem Lachanfall) meint, damit könnte man sogar 1/10 Grad anreissen.

gruss
reinhold



Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Anschaffung eines Universal-Winkelmessers

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo Jan,

also ich habe einen Winkelmesser von Hedü, an dem es nichts zu meckern gibt. Der Schenkel ist 300mm lang. Damit konnte ich bisher soweit alles messen, was ich messen mußte und das war zugegeben nicht viel. Ich nutze diesen Winkelmesser oft genug als Schmiege, da er sich je nach Einsatzzweck besser handhaben läßt als meine Holzschmiege. Als echten Winkelmesser habe ich ihn selten im Einsatz.

Würdest du einen Winkelmesser kaufen wollen, mit dem du zuverlässig 1/4 Grad ablesen kannst, so müßte dieser eine entsprechende Skalierung haben und vor allem eine gewisse Größe haben. Bei meinem 150mm/300mm Modell wäre eine entsprechende Skalierung nicht machbar, weil das Gerät zu klein ist.

Auch mich würde mal interessieren, wo man eine solche Genauigkeit benötigt. Brennender würde mich interesseiren, wie du eine solche Genauigkeit in der Praxis umsetzen willst.

Winkelmesser werden meist an eher kleinen Werkstücken benutzt. Da spielt aber 1/4 Grad keine wirkliche Rolle. Für große Werkstücke, wie z.B. zwei Platten, zu einer Fläche entsprechend verleimt werden (Beispiel Arbeitsplatte in bestimmtem Winkel) geht man ganz anders vor.

Gruß

Heiko


Jan Baumann
Beiträge: 64
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Anschaffung eines Universal-Winkelmessers *MIT BILD*

Beitrag von Jan Baumann »


Hallo Reinhold,

mit Winkelfunktionen lässt sich zwar schön ein Winkel anreissen, allerdings lässt sich damit kein Gehrungsanschlag oder Maschinentisch einstellen.
Übrigens ist es schön, daß ich ein wenig zur Belustigung Deines Kollegen beigetragen habe. Besser wäre es jedoch gewesen, wenn er mit Hilfe seines Wissens meine ursprüngliche Frage beantwortet hätte...

Um zu veranschaulichen, wie stark sich ein viertel Grad auf das Endergebnis auswirken kann, betrachte man das beigefügte Bild. Die Schenkel der einzelnen Teile sind 50cm lang. Fertigt man jedes der Teile mit einem viertel Grad Abweichung, so entsteht zwischen dem ersten und dem letzten Teil am äußeren Ende eine Lücke von 35mm.
Ich will so etwas natürlich nicht bauen, aber das Beispiel zeigt, das ein kleiner Messfehler sich nunmal auch aufaddieren kann.

Viele Grüße
Jan



Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Anschaffung eines Universal-Winkelmessers

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo Jan,

sowas würe ich niemals mit einem Winkelmesser messen, sondern mittels Zirkel aufreißen.

Beschreib doch einfach mal, was du machen möchtest.

Gruß

HEiko


Jan Baumann
Beiträge: 64
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Anschaffung eines Universal-Winkelmessers

Beitrag von Jan Baumann »

[In Antwort auf #59483]
Hallo Heiko,

vielen Dank für Deine Antwort.
Ein Universal-Winkelmesser hat einen Nonius, mit dem man auf 1/12 Grad genau ablesen und einstellen kann. Natürlich benötigt man diese Genauigkeit bei der Holzbearbeitung nie.
Ein viertel Grad Genauigkeit hätte ich zur Zeit gerne beim Profilhobelbau nach Larry Williams. Der Winkel des Keils unterscheidet sich beim Bau um ein viertel Grad vom Winkel des sog. 'Escapements'. Williams empfiehlt einen Universal-Winkelmesser und deshalb bin ich auf der Suche nach einem. Natürlich geht es auch ohne dieses Werkzeug, aber ich habe sonst nur einen sehr ungenauen Winkelmesser, mit dem es keine Freude ist, zu arbeiten. Mit diesem Universal-Winkelmesser wäre ich für alle möglichen zukünftigen Winkelmessaufgaben gerüstet.

Viele Grüße
Jan



reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Anschaffung eines Universal-Winkelmessers

Beitrag von reinhold »

[In Antwort auf #59486]
hallo Jan,

Dein Beispiel ist nicht schlecht.

Wenn ich so ein 16-Eck herstellen müsste (möchte), dann würde ich das Holz sehr sorgfältig anreissen und sägen. (ich habe keine Kreissäge und keine Bandsäge)
Anschliessend die Stösse fügen und jeweils in mehrenen Stufen 8 Stücke zu einem halben 16-Eck verleimen.Zuerst einen viertels Kuchen, dann einen halben.
Anschliessend wieder die Stösse , also den "Durchmesser" fügen und dann endgültig verleimen. Da bleibt keine Fuge.

Das Ergebnis ist vielleicht nicht mathematisch genau, aber ausreichend für einen Tisch, den man vielleicht noch rund drechseln kann (will).

Übrigens, ich täte es so machen (Irrtum vorbehalten):
360:16 = 22,5 Grad
Bei 50 cm Schenkellänge ergibt das tan 11,25° (bezogen auf die Mittelinie) = 0,1989 . Mal 0,5 = 0,09945. Du misst also die Mittelachs jedes Stücks mit 50 cm, errichtest auf dem Endpunkt die Senkrechte nach beiden Seiten und misst hier jeweils gerundet 10 cm ab, ist genau genug, da der Fehler nicht mal 1 Winkelminute beträgt. Das gibt die Eckpunkte, von dem aus die Geraden zum Mittelpunkt, also der Kuchenstückspitze gezogen werden, anders ausgedrückt die Sägelinie. Die Aussenkanten des 16-Ecks würde ich erst nach dem kompletten Verleimen anreissen, sägen und passend hobeln, daher lass ich die Stücke eine Idee länger.

Gruss
reinhold



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