Ungeschränkte Dübelsäge *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Friedrich Kollenrott
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Ungeschränkte Dübelsäge *MIT BILD*

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo,

am 11.11. hat Klaus hier eine ungeschränkte Säge (für sehr feine Schnitte) gezeigt und auf Nachfrage auch, dass diese Säge in Hartholz durchaus relativ tiefe (allerdings nicht nachsteuerbare ) Schnitte schafft.

Das hat mich sehr verblüfft.

Meine einzigen Erfahrungen mit einer ungeschränkten Säge beziehen sich auf eine „Flexible Dübelsäge“ von Thos. Flinn (bei Dieter erhältlich), die ich schon seit einiger Zeit besitze, ich habe sie mir mal schenken lassen.

Diese Säge hat eine sehr feine Teilung von 1,1 mm, eine Blattdicke von 0,4 mm und eine Längsschnitt-Bezahnung. Sie hat mich in der Anwendung sehr enttäuscht: Sie klemmt beim Durchsägen von Buchenholz- Dübeln schon beim ersten Schnitt, sogar 6mm- Dübel lassen sich nur von beiden Seiten durchsägen und mit erheblichem Kraftaufwand, dickere eigentlich gar nicht mehr. Dabei fühlt sich das Blatt durchaus scharf an. Ich habe das aber nicht weiter verfolgt, benutze die Säge einfach nicht.

Nun kam Klaus mit seiner ungeschränkten Säge und tiefen Schnitten.

Daraufhin habe ich mir das Blatt der Flinn- Säge mal mit der Lupe genau angesehen und auch ein Foto gemacht:



Aha! Die Bezahnung ist gestanzt. Sehr sauber zwar, aber: Ein Merkmal einer mit einem Schneidstempel geschnittenen („gestanzten“) Kontur ist, dass die Kanten an der Einzugsseite (von wo der Schneidstempel kommt) gerundet sind durch die plastische Verformung des Werkstoffes. Und das sieht man hier sehr genau. Die seitlichen Kanten des Zahnes und ganz besonders seine Spitze sind abgerundet (die Rückseite sieht nicht so aus). Die Zähne können also an dieser Seite noch nicht einmal schaben. Kein Wunder dass eine ungeschränkte Säge mit solchen Zähnen keinen Schnitt zustande bekommt in dem das Blatt auch nur halbwegs klemmfrei bewegt werden kann.

Einen Beweis, dass dies die Ursache für das Versagen der Säge ist, kann nur ein Überfeilen bringen. Ich habe also die Bezahnung überfeilt, und zwar „blind“, also ohne Abrichten, mit einer schmalen Nadelfeile und 2 Feilenstrichen pro Zahnlücke. Längsschnitt, 4° Neigung. Eigentlich wollte ich mir solche artistischen Einlagen (Teilung 1,1 mm!) nicht mehr antun. Anschließend seitlich abgezogen, damit nicht etwa die Feilgrate so etwas wie einen Schränkungsersatz bilden.

So sieht die überfeilte Bezahnung aus (von der Seite, wo der Feilgrat sein müsste):



Und dann die Probe aufs Exempel: Sägen von Hartholz, längs und quer. Ja, jetzt geht es. Mit etwas Vorsicht (damit das leicht klemmende, rückenlose Blatt nicht knickt) kann ich jetzt auch tiefe Schnitte machen. Und Dübel jeder Dicke sind spielend leicht bündig abzuschneiden, so hatte ich mir das auch vorgestellt. Bilder habe ich davon nicht gemacht.

Es bleibt die Frage, wie es sein kann. dass ein Hersteller, der immerhin noch einen bekannten Namen hat, Werkzeuge herstellt und in Verkehr bringt, die nicht funktionieren. Die Ausrede, dass doch bitte der Anwender schärfen soll, zählt jedenfalls bei 1,1 mm Teilung nicht mehr.

Mit betrübten Grüßen

Friedrich

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Thomas Kaes
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Re: Ungeschränkte Dübelsäge

Beitrag von Thomas Kaes »


Es bleibt die Frage, wie es sein kann. dass ein Hersteller, der immerhin noch einen bekannten Namen hat, Werkzeuge herstellt und in Verkehr bringt, die nicht funktionieren. Die Ausrede, dass doch bitte der Anwender schärfen soll, zählt jedenfalls bei 1,1 mm Teilung nicht mehr.

Mit betrübten Grüßen

Friedrich


Ganz ehrlich Friedrich, ich frage mich, wie ein Hersteller für diesen Preis überhaupt eine Säge herstellen kann?

Da verzichte ich gerne auf einen bekannten Namen, traditionelle Optik und das Argument der Nachschärfbarkeit,
(die ich mangels Sehvermögen nicht mehr nutzen könnte)
und kaufe mir in der Preisklasse was mit gehärteter japanischer Bezahnung; die Teile sind wenigstens richtig scharf.

Gruss
Thomas


Thomas Schuermann
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Re: Ungeschränkte Dübelsäge

Beitrag von Thomas Schuermann »


Hallo Friedrich,
Danke für die Detektivarbeit.

Da werde ich mir meine auch gleich einmal vornehmen.

Liebe Grüße,
Thomas

Rafael
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Re: Ungeschränkte Dübelsäge

Beitrag von Rafael »

[In Antwort auf #145765]
Hallo Friedrich,

was Du schreibst deckt sich mit meinen Beobachtungen an meinem ersten Sägenschärfversuch. Es war eine Feinsäge aus dem Baumarkt, eher aus der alleruntersten Preisklasse, dafür aber nachschärfbar. Ich habe sie einzig und allein dafür gekauft um auszuprobieren, ob ich es mit dem Feilen hin bekomme.
Ich habe die symmetrische Originalverzahnung umgefeilt. Ohne genau zu messen dürfte ich bei 0° in der Neigung gelandet sein, Längsschnittverzahnung. Als ich mit dem Feilen fertig war, probierte ich die Säge, ohne sie zu schränken. Nun, sie funktionierte, und sogar sehr gut. Und nun ist sie so geblieben, ich nutze sie immer wieder.

Schön, dass ich deine Bilder sehen kann, die Säge von Klaus konnte ich leider nicht sehen (vielleicht weil ich zur Zeit im weit entfernten Ausland bin).

Gruß,
Rafael

Pedder
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Re: Ungeschränkte Dübelsäge

Beitrag von Pedder »

[In Antwort auf #145765]
Hallo Friedrich,

ich habe so eine mal unter Feile gehabt. Das ist wirklich nicht viel arbeit, aber man muss sie machen.
Nicht umsonst macht sich der eine oder andere eine Hybridsägen - Blatt von Veritas, Griff und Rücken von Flinn...

Liebe Grüße
Pedder

Friedrich Kollenrott
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@ Thomas Kaes und Pedder:

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #145765]
Hallo Thomas, hallo Pedder,

ich will nur noch mal kurz erläutern, warum die Sache mich ärgert.

Sicher ist diese Flinn- Dübelsäge ein einfaches, niedrigpreisiges Teil. Flinn macht auch andere Säge dieser Klasse, z.B. einfache Feinsägen ("William Greaves"). Davon habe ich mehrere. Natürlich sägen die, frisch aus der Fabrik, nicht besonders gut (wahrscheinlich haben die auch gestanzte Zähne). Aber sie sägen, und wer will, kann sie durch Schärfen verbessern, und dann sind sie wirklich gut. Dass man eine ungeschränkte Säge aufwändiger fertigen müsste und dass sie darum, wenn sie ähnlich wenig kostet wie die Feinsägen, kaum funktionieren kann (darauf läuft es hinaus) weiss doch der arme Anwender nicht, woher auch?

Diese Dübelsäge sägt im verkauften Zustand nicht. Sie ist wirklich vollkommen unbrauchbar. Und wenn Du schreibst, Pedder, das Überfeilen sei "nicht viel Arbeit, aber man muss sie machen", dann hast Du recht, aber: Wer außer Dir und mir ist denn so verrückt, eine Bezahnung mit 1,1 mm Teilung zu überfeilen?

Ich meine, das ist mal wieder ein Werkzeug, wie geschaffen dafür, den Leuten die Freude an Handwerkzeugen auszutreiben. Leider.

Grüße
Friedrich

Rafael
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Re: @ Thomas Kaes und Pedder:

Beitrag von Rafael »


Wer außer Dir und mir ist denn so verrückt, eine Bezahnung mit 1,1 mm Teilung zu überfeilen?


Hier, ich! Und vielleicht noch ein Paar wenige weitere.
Aber Du hast schon recht, es sind wohl wenige Verrückte, die es tun.
Die Beiträge in verschiedenen Foren zeigen auch, dass es für die meisten Menschen unverständlich ist, dass eine neugekaufte Säge eventuell erst geschärft werden muss.

Man sollte jedoch nicht vergessen, dass wir uns mit einem Handwerk beschäftigen, welches eben Jahrhunderte lang von Menschen ausgeübt worden ist, welche es gelernt und als Beruf ausgeübt haben. Diese Menschen wußten um die Zusammenhänge.
Heutzutage entscheidet sich der eine oder andere etwas mit Holz "machen" zu wollen und glaubt, dass man mit einer neuen Säge eben sägen können muss. Bei Kreissägen funktioniert es auch, also warum ist das bei Handsägen anders?
Werkzeuge waren früher eben etwas für die Leute, die damit gearbeitet haben (auch weil sie damals im Verhältnis viel Teurer waren) und wußten, wie damit umzugehen ist. Bedingt durch die allseits verfügbare Information und die billigen Werkzeuge (welche unterhalb einer gewissen Schwelle oft nur Müll sind) gehen viele Menschen davon aus, dass es einfach sein muß ein Loch in die Wand zu Bohren, irgendeinen Dübel da reinzustecken und den Küchenschrank aufzuhängen. Nur mal so als Analogie angeführt.

Ich hoffe, ich habe Euch nicht allzuviel mit meinen Ausschweifungen gelangweilt.

Gruß,
Rafael

Pedder
Beiträge: 5672
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Re: @ Thomas Kaes und Pedder:

Beitrag von Pedder »


Hallo Friedrich,

so ganz kann ich Deinen Ärger nicht verstehen, Du weißt doch, wie die Sägen gebaut sind.
Das einzige, worüber ich mich ärgern würde, ist dass Dieter (oder all die anderen Verkäufer) das nicht deutlicher zur Sprache bringt.
Es gibt ja funktionierendes Werkzeug. Einen weiter unten.

Liebe Grüße
Pedder



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Thomas Kaes
Beiträge: 715
Registriert: So 4. Apr 2021, 14:10

Re: @ Thomas Kaes und Pedder:

Beitrag von Thomas Kaes »

[In Antwort auf #145788]
Hallo Friedrich,

in einem gebe ich dir recht:
es ware schön, wenn Dieter an so eine "Säge" in der Beschreibung aufführen würde, das ein schärfen nicht nur möglich (mit Links auf die passende Feile und deine Schärfanleitung) sondern auch erforderlich sei. Erfolg seiner Ehrlichkeit: Er verkauft keine mehr davon. Punkt.

Wenn ich auf die Idee käme, mir diese Säge zu kaufen, würde ich mir sagen: geht geschärft für diesen Preis nicht, wenn ich die passende Feile mit Heft miterwerbe, kann ich sie immer noch nicht nutzen, da bei der Teilung höchstwahrscheinlich (garantiert) meine Augen & Nerven nicht mehr mitmachen, und wirtschaftlich die "häßliche" Veritas gebrauchsfertig bei mir ankommt und ihre Arbeit einfach macht. Die "Lebenshobbyzeit" ist nicht beliebig vermehrbar.

Ich besitze viele Holzhobel die nicht nur schön sind, sondern auch scharf und ihre Arbeit machen; die will ich auch nicht missen.
Die Bearbeitung meiner 50 qm Profilbretter der Dachuntersicht gehört trotzdem in den lauten Teil des Forums.

simonstucki
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Registriert: So 17. Jun 2018, 10:34

Re: @ Thomas Kaes und Pedder:

Beitrag von simonstucki »


in einem gebe ich dir recht:
es ware schön, wenn Dieter an so eine "Säge" in der Beschreibung aufführen würde, das ein schärfen nicht nur möglich (mit Links auf die passende Feile und deine Schärfanleitung) sondern auch erforderlich sei. Erfolg seiner Ehrlichkeit: Er verkauft keine mehr davon. Punkt.


unabhängig davon ob man sich jetzt darüber ärgert oder es einfach hinnimmt, ich bin der Meinung dass eine unbrauchbar verkaufte Säge (ohne hinweis darauf, dass sie geschärft werden muss, was in diesem falle nicht ganz ohne ist) weder Dieter Schmid noch dem Hersteller irgendwas bringt, lieber eine solche säge weniger verkaufen (abgesehen davon: bei Dieter Schmid (oder sonst einem Verkäufer) kauft sich ein interessierter Kunde halt einfach ein anderes funktionierendes Modell) und 2€ Gewinn in den Sand setzen als sich damit den Ruf zu versauen.

grüsse
simon

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