Zwei Terrassen als Hochzeitsgeschenk (mit Bildern)

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Stefan Krieger
Beiträge: 294
Registriert: Mo 19. Feb 2018, 23:08

Zwei Terrassen als Hochzeitsgeschenk (mit Bildern)

Beitrag von Stefan Krieger »


Hallo,

mein Vater und seine zukünftige Frau haben sich zu ihrer Hochzeit eine neue Terrasse gewünscht, da die alte (aus dem Jahr 2000) nicht mehr wirklich hübsch war und vor allem an einigen Stellen verrottet war und nicht mehr betreten werden konnte... Also habe ich mit meinem Vater zusammen überlegt und geplant, wie die neue Terrasse denn aussehen soll und vor allem, wie man es schafft, dass sie dieses Mal länger als 10 Jahre hält!

Die alte Konstruktion war aus imprägniertem Nadelholz, wobei die Unterkonstruktion aus einer Lage Balken bestand, die auf Pflastersteinen (und Dachpappe) auflagen. An der Vorderkante - zum Rasen hin - lagen die Balken im überdachten Bereich auf einem Betonfundament-Streifen auf (ist damals bei Bau des Hauses als Vorbereitung für einen Wintergarten mit errichtet worden) und in der anderen Hälfte lagen die Balken (mehrere übereinander) aber direkt im Boden. An dieser Stelle sind die Balken komplett weggegammelt. Ferner befindet sich an dieser Stelle auch noch ein kleiner Teich inkl. ausladenden Pflanzen, was vermutlich auch nicht optimal war. Weiterhin hatte sich der Rasen im vorderen Terrassenbereich teilweise breit gemacht.

Mein Vater wollte, dass die neue Terrasse einige cm höher liegt, damit sie mit den Stufen aus den beiden angrenzenden Räumen bündig ist, um den Übergang vom Haus zur Terrasse (und umgekehrt) einfacher zu gestalten. Ferner sollte das Gefälle größer werden. Das Holz sollte dieses Mal besser sein und ich konnte ihn zu Douglasie überreden (sib. Lärche wollte ich aufgrund des Raubbaus nicht!).
Statt einer Balkenlage sind es nun zwei Balkenlagen (45x70), die wir mit 6x140er Spax miteinander verschraubt haben an den Knotenpunkten. Hierauf wurden dann die Riffelbohlen (28X145) mit 5mm Fuge verschraubt mit je zwei Edelstahl-Spax (4x70). Die Verschraubungen wurden jeweils vorgebohrt und versenkt. Wir hatten diverse Bohrmaschinen und Akkuschrauber im Einsatz... Und wieder einmal konnte man deutlich merken, dass dieser ganze Billig-Mist einfach nichts taugt, die 140er Spax bekam man mit meinen beiden Bohrmaschinen (eine kleine Metabo mit 620 Watt und mein Bosch Bohrhammer mit Wechsel-Futter) sowie mit meinem Makita Akkuschrauber mit 14,4V NiMH-Akkus problemlos herein, während alle(!) Maschinen meines Vaters daran scheiterten... ;-)

An der Vorderkante zum Rasen hin liegt die Unterkonstruktion im überdachten Bereich wieder auf dem Beton-Fundament auf (auf 2cm dicken Pads aus so einer Art Bitumen-Kork, sind speziell hierfür gedacht). Im anderen Bereich haben wir das Beton-Fundament durch dicke Beton-Tiefbord-Steine (10x30x100) "verlängert". Zusätzlich haben wir ringsum auch noch Rasenkanten-Steine verbaut, um eine Rasen- und Sonstiges-Wurzelsperre zu schaffen. Weiterhin wollte mein Vater einen schmalen gepflasterten Streifen ringsum haben, zum einfacheren Rasenmähen und als sauberen Abschluss und um noch mehr Abstand zwischen Rasen und Holz zu gewinnen. Zum Schutz der Balkenköpfe der Unterkonstruktion haben wir noch ein Brett senkrecht an die Köpfe drangeschraubt, dass zum Untergrund hin selbstverständlich auch noch ca. 2cm Luft hat und das wiederum von den Dielen darüber verdeckt ist. Ein Nachteil hierdurch ist die fehlende Belüftung der Terrasse - bzw. zumindest ist die Belüftung jetzt stark eingeschränkt.

Ich bin jedenfalls gespannt, wie gut sich die Konstruktion macht und wie lange sie wohl halten wird. Von dem Douglasien-Holz bin ich jedenfalls sehr angetan. Mein Vater hat es noch mit pigmentiertem Öl von Osmo behandelt (nur einmal gestrichen, dafür aber satt...).

Nun aber erstmal die Bilder:


Hier kann man die alte Terrasse teilweise noch erkennen. Mein Vater hatte schon angefangen, die alten Dielen abzuschrauben, was leider gar nicht so einfach war, da damals Edelstahl-Spax mit Kreuzkopf verwendet wurden... Diverse abgedreht oder Kopf rundgedreht...
Die Balken sahen abgesehen von der vordersten Reihe noch recht gut aus. Aber bei genauerem Hinsehen gab es dann schon einige Stellen, die schon recht angegriffen waren.


Hier sieht man die alten und die neuen (noch nicht gestrichenen) Dielen direkt im Vergleich. Wir hatten die alten Dielen auf dem Rasen ausgebreitet, um die Dielen hier streichen zu können. Die Balken sind bereits gestrichen.


Auf diesem und den folgenden beiden Bildern sieht man, was von den Balken übrig bleibt, wenn sie direkten Erdkontakt und vermutlich auch feuchtes Milieu haben...




Hier kann man auch erkennen, wie das Erdreich sich in den Terrassenbereich vorgearbeitet hat. Im Hintergrund sieht man auch die schönen niedlichen vier Tiefbord-Steine (Gewicht ca. 65kg).


Das Beton-Fundament ist bereits mit Rasenkanten-Steinen und Pflaster-Streifen ergänzt. Im Hintergrund Papas selbst gebaute Feuerstelle, die schon sehr viele Grillabende und "Lagerfeuer"-Abende erlebt und überdauert hat... :-)


So sieht die ursprünglich durchgerottete Ecke jetzt aus: Tiefbord-Steine um die Ecke herum gezogen. Alles schön mit Sand aufgefüllt. Davor noch Rasenkanten-Steine und direkt an der Ecke vor den Fugen ist noch ein Stück Rasenkanten-Stein senkrecht davor gesetzt... Sollte hoffentlich den Rasen abhalten! :-)


Tadaa! Die ersten Balken liegen und sind ausgerichtet. Gerade am Anfang gar nicht so einfach, sich erstmal ein paar Bezugspunkte zu schaffen. Danach ging es dann eigentlich ganz gut.
Die kleinen Pflaster-Steine habe ich teilweise gegen die quadratischen Rasenkanten-Stücke ersetzt, weil ich Bedenken hatte, dass die Pflaster-Steine sich eingraben könnten. So sollte das auf jeden Fall ausreichend sein.


Und hier ist die Balkenlage bereits verschraubt und die ersten Dielen sind drauf! Die verschraubte Balkenlage ist enorm stabil und ich denke nicht, dass da irgendetwas wackeln oder sich durchbiegen wird...


Das Resultat am Ende des Tages (auch auf den folgenden Bildern). Irgendwann zwischen halb elf und elf Uhr haben wir zugunsten der Nachbarn dann mal aufgehört, die Steine mit dem Gummi-Fäustel auszurichten... ;-)


Sieht doch schon ganz gut aus... :-)




Tja, meine Wenigkeit, gerade am Vorbohren bzw. Senken der Balkenverschraubungen. Es war ziemlich warm gewesen an dem Wochenende (vor zwei Wochen)...


Und hier auch noch einmal. Diese blöde Ecke hat uns wirklich Nerven gekostet. Trotz Vorbohrens ist hier jede(!) Schraube (auf einer Balkenlänge von ca. 1m) erstmal abgerissen. Bis wir dann irgendwann mit einem 3,5mm Bohrer noch fast komplett im Balken vorgebohrt haben. Aber selbst dann war ist nochmal eine Schraube abgerissen...


So, und hier ist die Terrasse dann auch schon fertig. Während mein Vater und ich am anderen Ende noch die letzten Bretter angebracht haben, hat die Hausherrin bereits die Terrasse wieder eingerichtet...


Geschafft! Von den 700 Edelstahl-Spax, die ich vorher besorgt hatte, ist nicht eine übrig geblieben. Bei dem letzten halben Brett haben wir genau die letzte Schraube verbraucht! :-)


Hier und auf dem nachfolgenden Bild kann man die Ecke der Terrasse ganz gut sehen. Ich denke, dass das so ganz gut geworden ist. Und ich bin mit meiner Arbeit zufrieden (und mein Vater und seine Frau sind es auch!).


Es war jedenfalls ein leicht gewagtes Unterfangen, das Hochzeitsgeschenk direkt am Wochenende vor der eigentlichen Hochzeit zu bauen (für mich war es dank Fronleichnam und aus NRW kommend ein langes Wochenende) (und danach war erstmal lange Zeit kein langes Wochenende mehr in Sicht), aber es hat alles geklappt in den vier Tagen. Ich hatte meine beiden Töchter auch noch mit dabei und die haben dann teilweise in der Sandkiste daneben gespielt oder geschaukelt oder sich mit der Oma oder der neuen "Stief-Oma" vergnügt... Oder sie waren zusammen mit mir Sand holen beim örtlichen Zement-Werk - allerdings bekam meine größere Tochter mit ihren drei Jahren dann doch etwas Muffensausen und sprang auf meinen Arm, als der große Radlader ankam und uns eine Schaufel Sand in den Anhänger kippte. Der Radlader war aber auch wirklich groß und seine Schaufel war nicht mal ansatzweise voll mit den 600kg Sand, die ich haben wollte... ;-)

Tja, und dann wollte ich die gebaute Terrasse auf der Hochzeit auch noch irgendwie präsentieren. Unter den Arm klemmen konnte ich sie mir ja schlecht. Ferner hatten mein Papa und seine Frau sich zur Hochzeit finanzielle Spenden für die Terrasse erbeten... Also habe ich kurzerhand in der letzten Woche noch ein Terrassen-Modell gebastelt und dabei in die Mini-Terrassen-Dielen jeweils ein langes Loch gebohrt (12mm und 85mm lang), so dass man die Hölzchen schön mit Geldscheinen oder auch kleinen Zetteln mit guten Wünschen etc. präparieren kann. Auf der Hochzeit hatten wir dann noch zwei Brennkolben dabei, so dass man die Hölzchen auch noch schön beschriften und verzieren konnte. Das Hochzeitspaar hat sich jedenfalls sehr gefreut. Und auch die anderen Hochzeitsgäste waren teilweise sehr dankbar, dass sie sich keine "Verpackung" des Geldes mehr überlegen mussten... ;-)

So sah das Ganze dann aus:




Die 12mm Löcher habe ich übrigens mit einem HSS-G Bohrer von Famag vom Hausherrn gebohrt. Die Bohrer sind wirklich super und ihr Geld wert!

Ich hoffe, der Bericht ist nicht zu lang geworden. Mir hat der Bau beider Terrassen jedenfalls viel Spaß gemacht (einige Nerven hat er mich natürlich auch gekostet und vor allem war der Bau der großen Terrasse dank des Super-Wetters auch wirklich anstrengend) aber letztendlich bin ich sehr zufrieden und mein Papa und seine Frau sind es auch...

So, und nun freue ich mich über Kommentare und Kritik! :-)

Schöne Grüße
Stefan



sklemke
Beiträge: 31
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Zwei Terrassen als Hochzeitsgeschenk (mit Bild

Beitrag von sklemke »


Hallo Namensvetter,

ein toller Bericht und die Terrasse sieht auch super aus. Danke auch für die vielen Bilder, sowas ist natürlich immer eine feine Sache. Terrasse bauen und ein Teilstück pflastern steht mir dieses Jahr auch bevor :-) ... jetzt hab ich schon mal eine Anregung für die Terrasse.

VG, Stefan


Pedder
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Registriert: So 8. Dez 2019, 14:41
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Re: Zwei Terrassen als Hochzeitsgeschenk (mit Bild

Beitrag von Pedder »


Hallo Stefan,

vielen Dank für diese ausführliche Doku! Ich lese sowas sehr gern. Alles sieht toll aus, nur würde ich immer mit einem ganzen Brett enden wollen und eher das Vorletzte auftrennen.

Liebe Grüße
Pedder



Stefan Krieger
Beiträge: 294
Registriert: Mo 19. Feb 2018, 23:08

Re: Zwei Terrassen als Hochzeitsgeschenk (mit Bild

Beitrag von Stefan Krieger »


Hallo,

vielen Dank für das Lob und die Anregungen!

Es stimmt natürlich, dass das letzte halbe Brett nicht so schön aussieht. Das wäre viel besser am anderen Ende an der Mauer aufgehoben, aber das ließ sich aus einigen anderen Gründen leider nicht realisieren. Abbrechen wird es sicher nicht, da unten drunter noch ein Balken angeschraubt ist (kann man teilweise erkennen/erahnen). Das vorletzte Brett aufzutrennen wäre war zwar aus Stabilitäts-Gründen mit Sicherheit besser, aber optisch fände ich das glaube ich noch schlechter.

Schöne Grüße
Stefan



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