Werkstattür ist fertig...

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Michael K.
Beiträge: 393
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Werkstattür ist fertig...

Beitrag von Michael K. »


Hallo,

vor längerer Zeit hatte ich mal nach Tipps zum Bau einer Werkstatttür gefragt, jetzt ist sie fertig.

Ein vorhandenes Schwingtor wollte ich durch eine Werkstatttür ersetzen und besprach das Projekt mit meinem Onkel, einem Tischlermeister im Ruhestand. Meinen ursprünglichen Plan, den Torauschnitt zu verkleinern und nur eine Tür zu bauen, redete er mich aus und überzeugte mich eine Doppeltür mit einem breiteren festen Flügel und einer schmalere Tür zu bauen. In der Diskussion wurde mir schnell klar, dass die Realisierung dieses Projektes in einem akzeptablen Zeitrahmen für mich nicht machbar sein würde. Zum Glück erklärte sich mein Onkel bereit, die Türen in meiner Werkstatt zusammen mit mir zu bauen.
Er zeichnete mir ganz traditionell einen Aufriss 1:1 auf einen Streifen Hartfaserplatte (eine Seite Quer die andere Seite las Längprofil), das dauerte ca eine Stunde. Offensichtlich ist nicht alles in Sketchup einfacher! (der fotografierte Teil des Aufrisses zeigt die Wand, Blendrahmenauschnitt und das Türprofil).



Als Holz wählte ich Douglasie,leider musste ich im Sägewerk trotz grosser Auswahl ein paar Kompromisse machen. Die Balken für Blendrahmen und Tür schnitt ich grob zu und hobelte sie auf 145 mal 68 mm. Die Füllungen stellte ich aus 35 mm starken 100 mm breiten Rohhoblern her.
Die Beschläge kaufte ich beim Eisenwarenhändler meines Vertrauens zu einem fairen Preis und konnte dort auch die unverzichtbare Bohrlehre für die Türbänder ausleihen.
Türdichtungsgummi und Glas wurde noch eingekauft, ich nahm eine Woche Urlaub und mein Onkel reiste an.

Erster Tag:
Nach der Auswahl der Hölzer wurden auf der KS die Fälze für den Blendrahmen und die Türen gesägt. Ich hatte angenommen wir müssten die Tischfräse benutzen, aber die Fälze gelangen auf der KS tadellos. Dann wurden die Dübellöcher gebohrt. Wir benutzten einfache Bohrschablonen, die Löcher bohrte mein Onkel freihand. Hier wäre ein Duodübler nicht schlecht gewesen, es ging aber auch gut ohne, danach rundete ich mit der OF die Kanten.

Am zweiten Tag wurden die Türen und der Blendrahmen verleimt.



Zum Verleiumen war der Blendrahmen ein bisschen gross für meine Werkstatt, wir fanden eine andere Lösung...



Am dritten Tag wurden die Türen auf der Tischfräse umlaufend gefälzt, die Nut für das Dichtungsgummi, und Schloss eingefräst . Die Füllungen wurden zugeschnitten und mangels geeignetem Fräser auf der KS mit einem Profil versehen, dann noch Glasleisten gesägt und profiliert. Abschliessend wurde das Holz geölt.
Am vierten Tag wurden die Füllungen eingesetzt. Die Ausschnitte für das Schloss ausgestemmt , die Bänder eingebohrt, das Dichtungsgummi umlaufend eingesetzt und das Schloss montiert.
Am fünften Tag wurde das alte Schwingtor demontiert, der Blendrahmen eingesetzt ausgerichtet und befestigt, die Türen eingesetzt, Scheiben eingesetzt, Aussparungen für Schliessbleche ausgestemmt Verriegelung für den festen Flügel montiert und die Türen schliessbar gemacht. Am sechsten Tag haben wir dann noch etwa 2 Stunden für Abschlussarbeiten gebraucht.

Hier ist das Endergebnis, mit dem ich sehr zufrieden bin.




Die Tür ist etwas über 1 Meter breit, der feste Flügel etwa 1,20 m, Höhe der Türen ist 1,92 m. Das Holz wurde mit Owatrol geölt, das feuert etwas an und gefällt mir optisch gut

Fazit: Das Projekt hätte ich allein kaum und nur mit einem mehrfachen Zeitaufwand geschafft. Die schwierigsten Arbeiten hat mein Onkel durchgeführt, der nur selten mal die nächsten Arbeitsschritte überdenken musste.

Alles passte auf Anhieb, das wäre mir allein sicher nicht passiert….

Es war ein interessanter Ausflug in die Bauschreinerei, eine anstrengende Woche, wir waren jeden Tag sicher 10 Stunden in der Werkstatt . Manche Arbeiten mussten in der kleinen Werkstatt improvisiert werden und dauerten dann etwas länger. Ich hätte die Türen gern mal gewogen, jetzt nehm ich sie aber nicht mehr ab…

Als nächstes bau ich lieber mal etwas leichteres...

Gruss,

Michael K.



Dirk Boehmer
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Re: Werkstattür ist fertig...

Beitrag von Dirk Boehmer »


Hallo Michael,

ein tolles Projekt hast Du da umgesetzt. Genau so muss eine
Werkstatttür aussehen. Meine verzinkte Blechtür kann da nicht
gegen antreten... :-)

--
Dirk


martin

Re: Werkstattür ist fertig...

Beitrag von martin »


Hallo Michael,
genauso sieht für mich die Eingangstür einer Tischlerei aus. Die Öffnung zu verkleinern, wäre sicher ein Fehler gewesen, wer weiß wieviel große Projekte (oder Maschinen) durch die Tür müssen.
Der Türknauf hilft, das einen auch vielleicht gern gesehene Besucher bei der Maschinenarbeit erschrecken.
Durch das Vordach geschützt wird sie Dir wohl lange erhalten bleiben
Gruß
martin



Nils Preuß
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Re: Werkstattür ist fertig...

Beitrag von Nils Preuß »

[In Antwort auf #58455]
Echt schick geworden. Eine Verkleinerung der Öffnung hättest du sicher schnell bereut wenn grosses durch die dann kleine Öffnung gemusst hätte.

Sind die Scheiben "lose" eingesetzt oder dicht gekittet?



Michael K.
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Re: Werkstattür ist fertig...

Beitrag von Michael K. »


Hallo Nils,

in der Tat konnte ich keine Fensterdichtung zum Einfräsen in die Glasleisten auftreiben. Die Dichtungen aus dem Kunstofffensterbau die ich fand, lassen sich ohne speziellen Fräskopf nicht verwenden. Die Scheiben sind natürlich verklotzt, Dichtband auf Türen und Glasleisten, letztere wurden verschraubt, abschliessend Silikonfuge.

Ein (jetzt ehemaliger) Fensterbauer sagte mir, sie hätten auch immer eine Silikonfuge gemacht. Eine 'richtige' Dichtung wäre mir trotzdem lieber gewesen.

Gruss,

Michael K.



Nils Preuß
Beiträge: 54
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Re: Werkstattür ist fertig...

Beitrag von Nils Preuß »


Naja ich glaube ob Silikonfuge oder echte Dichtung ist nicht soo wild, auf den Bildern konnte man es halt nur nciht sehen und ich hatte nur etwas von Fensterleisten im Kopf. Habe hier in einem Altbau neulich gesehen, dass die Scheiben nur einfach durch beidseitige Leisten in der trockenen Fuge gehalten wurden... das fand ich für Aussenbereich doch etwas "windig"


Andreas Winkler
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Re: Werkstattür ist fertig...

Beitrag von Andreas Winkler »


Hallo Michael,

herzlichen Glückwunsch zu Deiner gelungenen Arbeit !

Sie zeigt, daß man sich nicht nur als Möbel- sondern auch als Bauschreiner "verwirklichen" kann.

Im Gegensatz zu Kunststoff- und Alufenstern kann und konnte sich die sog. Trockenerglasung mit Dichtungen gegenüber der Versiegelung mit Silikon bei Holzfenstern /-türen nicht durchsetzen, auch wenn das einer industriellen Herstellung natürlich deutlich entgegenkäme.
Teilweise werden sogar die Scheiben in Holz-Alu-Konstruktionen mit Silikon versiegelt. Die Versiegelung mit Silikon hat sich (korrekt ausgeführt) bewährt, also keine Sorge.
Die Füllungen sind sehr breit, ich hoffe, Du hast ordentlich Luft zum Quellen eingeplant. Vieleicht hätte sich ein weiteres senkrechtes Rahmenteil zwecks Unterteilung angeboten.

Optisch würde mir eine 10-20°-Abschrägung der Kanten an den Rahmenteilen sehr gut gefallen, auch eine etwas schmalere Ausführung der mittleren waagrechten Rahmenteile (etwa Ansichtsbreite der senkrechten und der oberen Rahmenteile), was jetzt aber nicht als Kritik verstanden werden soll.
Hauptsache, die Türe erfüllt recht lange Zeit ihren Zweck ! Und davon gehe ich aus.

Viele Grüße, Andreas



Gottfried K. -F
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Re: Werkstattür ist fertig...

Beitrag von Gottfried K. -F »

[In Antwort auf #58460]
Hallo Michael,

Herzlichen Glückwünsch zu diesem Kleinod, is eine tolle Tür geworden.

Herzlichst
Gottfried


Michael K.
Beiträge: 393
Registriert: So 3. Mär 2013, 22:19

Re: Werkstattür ist fertig...

Beitrag von Michael K. »


Andreas und andere... besten Dank für Lob und Kritik,

in der Tat habe ich bei der optischen Gestaltung des mittleren Rahmenteiles nicht daran gedacht, dass ja bei der Aussenansicht ein Teil das obere Querfries verdeckt wird, ...ist was für das nächste Mal.
Breite Füllungen gefallen mir optisch gut, mal sehen wie stark die arbeiten werden, vielleicht stelle ich in 1-2 Jahren nochmal ein Foto ein, um zu zeigen wie sich die Bauweise bewährt hat.

Grüsse,

Michael K.



Michael Abraham
Beiträge: 262
Registriert: So 6. Jan 2019, 11:57

Re: Werkstattür ist fertig...

Beitrag von Michael Abraham »

[In Antwort auf #58455]
Hallo Michael,

da kann mann nur sagen: Türen, TORE, Meisterschaft, was ja auch in die jetzige Zeit passt.

Frage: hat die Verriegelung für den festen Teil des Tores einen Fachausdruck, Beschlagnamen?

Gruß Michi



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