Bettbau-Projekt: Fragen (mit Bildern)

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Dirk Vogel
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Bettbau-Projekt: Fragen (mit Bildern)

Beitrag von Dirk Vogel »


Hallo allerseits,

soeben hat sich meine Schwägerin von mir ein Massivholz-Bett gewünscht (entweder Nußbaum oder gebeizte Kiefer, je nach Kostenvoranschlag – Hauptsache dunkel) ... Sie weiß zum Glück ziemlich genau, wie es aussehen soll. Natürlich habe ich mehrere Fragen an unsere Experten hier.

Es soll ein Doppelbett mit 160 x 200 cm Schlaffläche werden. Stehen soll es auf dem Kopf- bzw. Fußbrett. Die Matratze soll zur Hälfte herausgucken. Hier eine Seitenansicht :



Schon hier könnt Ihr sehen, daß das Bett recht hoch werden soll : man liegt in etwa 60 cm Höhe vom Boden. Ich bin noch nicht sicher, ob die eher schmalen Seitenbretter, die 30 cm über dem Boden beginnen, nicht doch besser aussähen, wenn sie breiter wären und der Abstand zum Boden dadurch nicht so groß ausfiele.

Der eigentliche Bettkasten soll nirgends überstehen, sondern einfach nur die Matratze umhüllen :



Und jetzt kommt der Clou : nirgends dürfen Schrauben zu sehen sein. Mein erstes Bett, das ich noch mit einem Drechsler gemeinsam realisierte, hat eine ähnliche Bettkastenkonstruktion, aber von Kopf- und Fußende gehen 15 cm lange Schrauben in die Seitenwände. Das kann ich diesmal so nicht machen.

Ich habe mal einen Blick in den leeren Bettkasten gezeichnet :



Jetzt frage ich mich natürlich, wie ich die Verbindungen zwischen Kopf- und Seitenwand bewerkstellige. Im Forum wird immer wieder auf sogenannte Berliner Betthaken hingewiesen. Von denen habe ich mir Fotos angesehen, ohne zu begreigen, wie sie funktionieren und ob sie ausreichen, die 90-Grad-Winkel des Bettes zu gewährleisten. Wenn ich die Fotos halbwegs verstehe, wird wohl die Seitenwand in die Kopf- bzw. Fußwand eingehängt. Das ergibt aber doch noch kein stabiles Bett ? Ich nehme an, der Ort ihrer Montage wäre die Stelle, die im Bild rot gekennzeichnet ist. Stimmt das ?

Und wie verbinde ich dann die Lattenrostauflage mit dem Rest ? Eine Gratnut auf diesen Längen würde ich mich nie trauen. Dübel mag ich nicht. Welche Ideen habt Ihr ? Das Bett soll natürlich auch auseinandernehmbar sein, also kann ich auch nichts verleimen ...

Noch eine letzte Frage zur Brettstärke. Ich nehme an, daß man so ein Bett vielleicht schon mit 24 mm Stärke bauen könnte. Sicherer wird es wohl mit 30 mm. Meine Schwägerin meint, sie könne sich auch 40 mm vorstellen. Was meint Ihr ? Eine ihrer Ideen war es auch, das Kopfende aus stärkeren Brettern zu bauen als den Rest. Also z. B. 30 mm bis auf das Kopfende, das dann 48 mm stark wäre. Sieht das gut aus ?

Grüße von Dirk



Heiko Rech
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Re: Bettbau-Projekt: Fragen (mit Bildern)

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo,

die Betthaken brauchen das Bett nicht im Winkel zu halten, das macht der Lattenrost. Da passiert nix. Die Auflage für den Lattenrost kannst du einfach Schrauben und ggf. Leimen. An Kopf und Fussteil braucht man keine Auflage für den Lattenrost. Je nach Lattenrost schadet sie aber auch nicht. In der Mitte macht man eine Strebe vom Kopf zum Fussteil. Auch hierfür gibt es einfache aber effektive Beschläge.

Gruß

Heiko


Dirk Vogel
Beiträge: 507
Registriert: Do 6. Okt 2016, 18:01

Re: Bettbau-Projekt: Fragen (mit Bildern)

Beitrag von Dirk Vogel »


Hallo Heiko,

meinst Du es so ?



Und dieser mittlere Verbindungsleiste würde mit einem Beschlag der Form angebracht, wie er in rot eingezeichnet ist ? Beim letzten Bett hatte ich übrigens in den Ecken noch Diagonalverstrebungen (ebenfalls rot im Bild) ...

Entschuldigt, wenn ich insistiere, aber mir ist noch nicht ganz klargeworden, ob die von mir gewählte Konstruktion diese sogenannten Berliner Betthaken ( http://www.woodworking.de/cgi-bin/holzbearbeitungsmaschinen/webbbs_config.pl/noframes/read/46022 ) erlaubt bzw. verlangt, oder ob ich mit ganz "normalen" L-förmigen Metallecken schon bedient bin.

Grüße von Dirk



Michael K.
Beiträge: 393
Registriert: So 3. Mär 2013, 22:19

Re: Bettbau-Projekt: Fragen (mit Bildern)

Beitrag von Michael K. »


Hallo Dirk,

die rote Verstrebung ist unnötig. Die mittlere Strebe braucht überhaupt keinen Metallbeschlag, sondern kann je ein passend ausgeschnittenes am Kopf und Fussteil angedübeltes Brett bündig eingelegt werden. Diese Strebe sollte 3 Füsse erhalten.
Alle Metallbeschläge müssen bündig (oder leicht versenkt)eingelassen werden, sonst bleibt das Bettzeug oder die Matratze mal hängen und zerreisst.

Die Berliner Betthaken sind bewährt und gut, vergiss für diesen Zweck rechtwinklige Beschläge. Ausserdem lässt sich das Bett ohne Schrauberei auf- und abbauen ohne Schaden zu nehmen.

Eine 80iger Matratze wäre mir zu schmal, so ein Bett würde ich nur im Falle begrenzten Platzes bauen.

Viel Erfolg und Gruss,

Michael K.



Dirk Vogel
Beiträge: 507
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Berliner Betthaken (mit Foto)

Beitrag von Dirk Vogel »


Ich habe inzwischen kapiert, wie Berliner Betthaken einzubauen sind. Ein Projekt von Heiko Roesch, im Internet als pdf-Datei erhältlich, hat meine Zweifel beseitigt. (Lieber Heiko, ich habe mir erlaubt, das erste Foto Deiner Doku hier noch einmal einzustellen und hoffe auf Deine nachträgliche Erlaubnis !)

Leider kommen diese eleganten Haken für mich nicht in Betracht. Um sie zu montieren, braucht man nämlich vermutlich eine Fräse :



Die hab' ich aber nicht. Oder glaubt Ihr, so etwas ließe sich auch mit Handwerkszeug stemmen ? Ich finde, das sieht recht problematisch aus ... Gibt es einen Plan B ?

Grüße von Dirk



Martin Essrich
Beiträge: 259
Registriert: Sa 21. Dez 2013, 13:34

Re: Bettbau-Projekt: Fragen (mit Bildern)

Beitrag von Martin Essrich »

[In Antwort auf #58467]
Hallo Dirk
Kopf- und Fußteil würde ich ( möglichst ) nicht plan aufliegen lassen.
Nicht jeder Estrich ist wirklich plan und dann kommt es zu leichten Kipplern.
Vielleicht ist ja ein minimal angedeuteter Bogen erlaubt.

Um den Steg für die Besucherritze mittig abzustützen ist auch eine runde Holzscheibe interesant, die in der Mitte ein Achsloch hat, welches etwas auserhalb der Mitte gebohrt wird. Außen herum wird das Rad nochmals mit einer Anzahl von Bohrungen um die verschobene Mittelachse herum versehen, durch das dann ein Holzdübel gesteckt wird, um das Rad zu fixieren. So lassen sich leichte Unebenheiten im Estrich sehr elegant ausgleichen und ist ein echter Hingucker, auch wenn nicht dauernd jemand unter'm Bett nachschaut. Ist aber eine nette technische Spielerei :-)

Gruß aus Offenbach

Martin



Michael K.
Beiträge: 393
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Re: Berliner Betthaken (mit Foto)

Beitrag von Michael K. »


Hallo Dirk,

.... wenn das mal kein schönes Argument ist, sich eine Oberfräse kaufen zu lassen (als Lohn fürs Bett bauen), schliesslich will ja Deine Schwägerin keine Schrauben sehen!

Plan B ist mit einem passenden Forstnerbohrer die Umrisse ausbohren (Loch bohren, das nächste Loch im Abstand bohren, so dass zunächst ein Steg bleibt, dann den Steg wegbohren, sonst verläuft Dir der Bohrer usw.. Für die Hakenaussparungen mit kleinerem Bohrer tiefer bohren, Reste ausstemmen.

Plan C: natürlich lässt sich das ausstemmen, beim Hirnholz vorsichtiger arbeiten, vorher üben, scharfe Eisen brauchst Du! Vorsichtshalber 2 kräftige Latten anzwingen, damit beim Stemmen nichts ausbricht. Wenn es vielleicht nicht so perfekt wird, sieht man es wenigstens nicht.

Wie ich sehe, hatte Heiko die Berliner Bettbeschläge auch für die Mittelstrebe eingebaut. Das ist die elegantere Lösung, aber wie ich oben schrieb, gibt es eine (einfachere) Alternative (zumindest wenn man keine OF hat).

Viel Erfolg, Michael K.



Robert
Beiträge: 203
Registriert: Mi 4. Mär 2020, 10:47

Re: Berliner Betthaken (mit Foto)

Beitrag von Robert »

[In Antwort auf #58470]
Hallo Dirk,
es gibt die Haken auch in einer Ausführung, bei der sie von innen an die Seitenteile geschraubt werden.
Dann müsstest du im Hirnholz nichts ausstemmen.
Gruß
Robert



Dominik Liesenfeld
Beiträge: 48
Registriert: Mo 11. Feb 2013, 19:51

Re: Bettbau-Projekt: Fragen (mit Bildern)

Beitrag von Dominik Liesenfeld »

[In Antwort auf #58464]
Hallo!

ich habe erst kürzlich die Geschichte mit dem Bettbau selbst zuende gebracht.

Daher, eine warme Empfehlung an die Betthaken.´Günstig, Stabil und haben eine gute Funktion. Dazu noch halbwegs leicht zu verarbeiten.

Bei entsprechender Materialstärke der Bauteile(bin selbst bei 38mm Birke gelandet, sieht klasse aus..)stellt sich die Winkligkeit auch schon von selbst gut ein, erfordert selbstredent exakte Winkel an den Schnittkanten.

Wichtig ist, die Beschläge leicht mit Vorspannung einzubauen, sprich die Einfräsung etwas tiefer als Nötig zu machen, dann Spannen sich die verbundenen Bauteile gegeneinander.

Für die Mittelstrebe habe ich einen Buche-Regalstollen 38*58 flach liegend hergenommen, aus den Resten habe ich die Auflagehölzer für Kopf&Fussteil (hochkant) hergestell, hierzu ausgeklinkt auf halbe Stärke, jeweils mit 6 Schrauben 6*70 + Unterlegscheibe angeschraubt.

Die Strebe denn so ausgeklinkt, dass sie Bündig OK der auflagen war. Die Ausklinkbreite habe ich 5mm mehr als nötig gewählt und nachher die komplette Auflage mit Schaumstoffklebeband aus dem Haustechnikbereich (Klebebeand f. Kautschuk-Rohrisolierung)entkoppelt, nur gesichert mit 2 50er Spax pro Ende.

2 Birke Stollen als mittlere Abstützung wurden in 38
*90mm vorgesehen, von Oben mit je 2 Spax 5*100 verschraubt.

Die Seitlichen Leisten wurden aus Birke in 27mm Stärke, h=6 cm hergestellt und einfach insges. 9 mal an die Längsseite angeschraubt.

Alle Auflagen erhielten nachher noch eine Schicht besagten Schaumstoffklebebandes. Die Spielräume der Lattenrahmen habe ich dann mit dichtem Schaumstoff ausgekeilt (vormals Kniepolster von Arbeitshosen). Ergibt in der Gesamtsumme ein absolut Quietschfreies Bettvergnügen.

Hinweis zu der Einlegehöhe: hierzu sollte Optimalerweise schon in etwa klar sein, welche Lattenrahmen und Matratze hergenommen werden. Daraus kann man denn die Montagehöhe der Leisten ableiten.

Meine Empfehlung geht klar zu 2 Lattenrahmen in der Bauart, wo die Latten über dem Rahmen liegen, darauf eine Matratze 160* 200. Ein Traum ohne Besucherritze. Die Größe 160* 2 habe ich aus Platzgründen auch realisiert, reicht absolut für 2 Personen, solange diese nicht gerade Sumo-ringen als Hobby angeben oder einen hohen Diskretionsabstand voneinander Anstreben.

die Höhe der Seitenbretter ergibt sich auch teilweise aus den einlegemaßen, zum anderen ist zu erfragen, ob evtl der Raum unterm Bett mal Stauraum werden soll...

Beste Grüße Dominik

--achja, eine Oberfräse ist DER Helfer überhaupt beim Bettenbau, auch zur Formgebung der Kanten.



Dirk Vogel
Beiträge: 507
Registriert: Do 6. Okt 2016, 18:01

War ja klar ...

Beitrag von Dirk Vogel »

[In Antwort auf #58473]
... daß irgendein netter Forumsmitnutzer jetzt den Vorschlag machen mußte, mir beiläufig eine Oberfräse schmackhaft zu machen. Wenn ich an meinen immer weiter bröckelnden Widerstand Maschinen gegenüber denke, der bestimmt angesichts früherer hehrer Versprechen schon so manches diebische Vergnügen hervorgerufen haben dürfte, wird mir ganz anders.

Daher würde ich mich wohl am ehesten mit Deinem Plan C anfreunden. Wenn so etwas geht, werde ich mich wohl trauen. Danke für den Tip !

Grüße von Dirk



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