Zahnhobel - wie verwenden? - Wofür? *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Rolf Richard
Beiträge: 3390
Registriert: Do 16. Mär 2017, 07:44
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Re: Zahnhobel - wie verwenden? - Wofür?

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #143781]
"Dieser Hobel stammt aus der Zeit, als man noch an das Märchen der tausendfach Verdübelung beim Leimen glaubte.
Mittlerweile weiß man, dass eine glatte Leimfuge etwa 20-fach belastbarer ist, als eine rauhe und Zahnhobel werden mittlerweile nicht mehr hergestellt."


Hallo Gerfried!

So habe ich das auch gelesen. Scheint mir auch Sinn zu machen, denn es kann nicht sein, dass eine aufgerissene Oberfläche haltbarer ist als eine ungestörte.

Fröhliche Ostern!
Rolf

Tom Ernstberger
Beiträge: 54
Registriert: Sa 12. Nov 2016, 20:00

Re: Zahnhobel - wie verwenden? - Wofür?

Beitrag von Tom Ernstberger »

[In Antwort auf #93520]
Ich habe letztens eine etwas ältere Hobelbank gekauft. Mein Großvater meinte dann zu mir ich sollte sie mal abzahnen um die Leim- und Lackreste loszuwerden. Er meine auch dass er vor jedem mal Furnieren seine Hobelbank abgezahnt hat, dass es keine Macken im Furnier gab. Auf meiner alten Hobelbank, die aus unserer Familienschreinerei stammt, waren auch noch überall Zahnhobelspuren.
Gruss Tom

Michael Meyer
Beiträge: 407
Registriert: Sa 12. Nov 2016, 20:26

Re: Zahnhobel - wie verwenden? - Wofür?

Beitrag von Michael Meyer »

[In Antwort auf #93521]
Schön guten Abend an alle,

ich habe die letzten paar Tage über das Thema Leimfläche nachgedacht, angeregt durch die Beiträge in diesem Thread. Was mir nicht ganz in den Kopf will, ist warum eine Verleimung auf glatten Flächen fester sein soll als auf einer verzahnten (die doch viel mehr Leimfläche bietet). Schließlich werden viele Leimholzplatten "verzahnt" verleimt, und Holzdübel sind oft geriffelt, um die Leimfläche zu vergrößern. Diese Leimflächen sind auch in Längsrichtung der Maserung, was auch richtig ist (die Stirnseite lässt sich wohl schlecht verleimen, glaube ich). Von der Logik her für mich alles schlüssig, warum soll also weniger Leimfläche zu einer festeren Verbindung führen?

LG
Michael

Rafael
Beiträge: 839
Registriert: Do 6. Jul 2017, 18:43

Re: Zahnhobel - wie verwenden? - Wofür?

Beitrag von Rafael »


Hallo,

bei den geriffelten Dübeln ist es doch so, dass man die Riffel zum einen dafür braucht, dass die Luft und der Leim aus dem Lochgrund entweichen kann. Würde man ein Ende eines glatten Dübels mit Leim einschmieren und ihn dann ins Loch treiben, würde der Leim wie eine Dichtung funktionieren und es wäre, als ob mein eine Spritze drückt, deren Nadel verstopft ist.
Zum anderen braucht man auch die Riffel damit sich der Leim auf möglichst großer Länge in den Spalten verteilt. Ein glatter Dübel in einem recht klappen Loch würde es gar nicht erlauben, dass der Leim eine Leimfuge auf einer möglichst großen Oberfläche bildet,der Leim würde an der Lochkante abgestreift werden.
Was die Verzahnung bei Leimholz angeht, ist das erstens so, dass sich die beiden Formen (positiv und negativ) genau passend gegenüber stehen und bei dem entsprechenden Druck doch nur eine hauchdünne Leimfuge entsteht. Bei einer Fläche, welche mit dem Zahnhobel behandelt wird, kriegt man das nicht so hin, dass sich das Muster genau verzahnt.
Außerdem bietet die maschinell erstellte Verzahnung den Vorteil, dass die Bretter beim Pressen nicht in der Höhe verrutschen können.

Ich hoffe, ich habe jetzt keinen ausgesprochenen Blödsinn verzapft.

Gruß,
Rafael

joh. t.
Beiträge: 739
Registriert: Sa 25. Nov 2017, 13:35

Re: Zahnhobel - wie verwenden? - Wofür?

Beitrag von joh. t. »


Hallo,
Holzdübel sind geriffelt, damit der Leim beim ins Loch schlagen auf der Fläche bleiben kann und dort hinkommt, sonst würde er nur ans Lochende gedrückt und es würde keine Leimfläche über die gesamte Dübellänge entstehen. Außerdem quillt der Dübel durch das Wasser im Leim und setzt sich so besser im Loch fest.

VG Johannes

Horst Entenmann
Beiträge: 1154
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: Zahnhobel - wie verwenden? - Wofür?

Beitrag von Horst Entenmann »

[In Antwort auf #143789]
Hallo Michael,

Für mich ist das auch nicht so ganz klar was da jetzt rein theoretisch besser sein sollte.

Nachvollziehbar ist für mich zunächst mal das was du geschrieben hast, daß eine Klebeverbindung besser wird wenn die Klebefläche größer ist. Man würde ja auch nicht zwei Stäbe stumpf aufeinander kleben, sondern die Überplatten.
Bei Metallen kenne ich es so, daß man die Klebefläche sandstrahlt oder anschleift um sie rauher (und auch sauber) zu bekommen.
Auch bei Anstrichen wird von den Herstellern empfohlen die unteren Schichten anzuschleifen, das werden die auch nicht nur aus Jux und Dollerei drauf schreiben.

Mit porösen Materialien habe ich allerdings keine Erfahrungen. Ich frage mich daher ob bei Holz ein zusätzliches Aufrauhen überhaupt etwas bringt. Möglicherweise ist die glatteste Oberfläche die mit Holz überhaupt möglich ist (ohne Zusätze wie Wachs...) schon rauh genug für den Leim und noch weiteres Aufrauhen ist sinnlos? Wenn man zwei sehr glatte Oberflächen aufeinander presst (Glas, Kunststoff, Metallblech) kann es passieren daß dazwischen befindlicher Kleber komplett raus gedrückt wird. Bei Holz wird man den Leim nicht restlos raus drücken können.

Ich weiß auch daß bei industriellen Klebstoffen die Hersteller in ihren Datenblättern ein Spaltmaß angeben. Bei Cyanacrylaten ist der Spalt zum Beispiel sehr klein, bei Epoxy wird ein gewisser Mindestspalt verlangt um die maximale Festigkeit zu erreichen. Das hat unter anderem Gründe in der Art wie der Kleber aushärtet (z.B. durch Aufnahme von Luftfeuchtigkeit) und man muß das bei der Auswahl eines Klebstoffs berücksichtigen. Ich weiß aber nicht was für Holzleime angegeben wird und ob es da Unterschiede gibt.

Außerdem ist mir noch eine Aussage geläufig daß bei manchen Klebern die Adhäsion (also die Anhaftung an den zu verklebenden Werkstoff) stärker sein soll als die Kohäsion (der Zusammenhalt innerhalb des Klebers). Ich habe das allerdings auf die Schnelle nirgends so bestätigt gefunden und werfe das mal ohne Gewähr in die Diskussion. Aber ich denke es wäre in so einem Fall einzusehen daß dann der Klebespalt gegen 0 tendieren sollte und ein unnötiges Aufrauhen eher kontraproduktiv wäre.

Gruß Horst



Folkmar Ulrichs

Re: Zahnhobel - wie verwenden? - Wofür?

Beitrag von Folkmar Ulrichs »

[In Antwort auf #143788]
Erst einmal ein frohes Osterfest,
zu meiner Person: Ausbildung zum Tischler Mitte der 70er und sonst "nur" stiller Mitleser in diesem Forum, aber zu diesem Thema möchte ich
unseren Lehrer, Herrn Oberstudienrat Schmitte zitieren, der uns dieses Thema so verdeutlichte: Nehmt 2 Glasplatten, dazwischen ein tropfen Wasser. Was passiert? Die Glasplatten kleben zusammen. So nun nehmt 2 geriffelte Glasscheiben, dazwischen wieder einen Tropfen Wasser, was passiert jetzt wenn man die obere scheibe festhält?
Richtig sie fällt zu Boden. Und Genauso verhält es sich mit der Leimfuge.

Kurt Heid
Beiträge: 293
Registriert: Mi 25. Aug 2021, 13:35

Re: Zahnhobel - wie verwenden? - Wofür?

Beitrag von Kurt Heid »


Hallo
Bei den Metallern werden Endmaße benutzt die allein durch die Adhäsion zusammengehalten werden. Durch den Zahnhobel entstehen feine Rillen die verschmutzte Oberflächen und.....reinigt. Nachträgliches hobeln mit der Raubank glättet diese Fläche unter geringerem Aufwand, da nur " die Spitzen" abgehobelt werden.
Gruß, Kurt

Michael Meyer
Beiträge: 407
Registriert: Sa 12. Nov 2016, 20:26

Re: Zahnhobel - wie verwenden? - Wofür?

Beitrag von Michael Meyer »

[In Antwort auf #143790]
Hallo Rafael,

danke für Deine Hinweise, die kann ich gut nachvollziehen. Ergänzend kann ich erwähnen, dass ich auch schon nicht geriffelte Dübel (=Rundholz) als von außen sichtbare Holznägel verwendet habe, das funktioniert sehr gut. Es bleibt wohl doch etwas Leim auf dem Rundstab, und nach dem Trocknen wird der Überstand bündig abgesägt. Das hat eine sehr stabile Verbindung ergeben und sah auch optisch ganz nett aus, fand ich.

In den bisherigen Kommentaren vermisse ich noch eine schlüssige Erklärung, warum eine glatte Oberfläche eine bessere Leimverbindung als eine leicht verzahnte ergeben soll. Es ist mir schon bekannt, dass die Leimschicht nicht zu dick sein soll, wie Horst das auch erklärt hat.

LG
Michael

Schorsch
Beiträge: 13
Registriert: Mo 28. Mär 2016, 14:12

Re: Zahnhobel - wie verwenden? - Wofür?

Beitrag von Schorsch »

[In Antwort auf #143783]
Hallo Herbert,
ich verwende meinen Zahnhobel immer an extrem schwierigen Faserverläufen - an Astbereichen..
zur Diskussion der Klebetechnik nur soviel : die Festigkeit einer Klebeverbindung ist immer eine Funktion der Oberfläche. Eine Vergrößerung der Oberfläche bringt also auch automatisch eine widerstandfähigere Verbindung.
Da Klebeflächen meist groß sind, ist die resultierende Spannung in der Verklebung gering. So sind z.B. 3 N/mm² Klebstoffestigkeit ( ich stehe zu alter Rechtschreibung :-) ) mehr als ausreichend, um z.B. Autoteile ( Karosserie ) zu verkleben.
Die Auslegung der Klebefläche ist also ein sehr einfacher Dreisatz, bei dem sicher die Holfestigkeit schneller erreicht ist als die Scherfestigkeit des Klebstoffs.
Als Anregung : neben der Oberflächenvergrößerung biete ich mit solchen "Riefen" der eingeschlossenen Luft gerichtete Auswege.... es wird also deutlich leichter - z.B. beim Furnieren mittels Vakuumpresse, der Luft im Klebespalt einen Ausweg zu bieten...
Nur so als Anregung :-)

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