Experiment mit Japanhobel

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
GuntherC
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Experiment mit Japanhobel

Beitrag von GuntherC »


Ich besitze bereits seit einiger Zeit einen japanischen Hobel (ca. 27 cm lang, Eisenbreite 65 mm, Korpus Weißeiche), nicht gerade das teuerste Modell. Ich wollte so etwas einfach nur einmal ausprobieren und habe eigentlich nicht die Absicht, mich gleich auf japanische Hobel umzustellen.
Nun gut, der langen Rede kurzer Sinn: Ich kam mit der genauen Einstellung des Eisens nicht zurecht, und zwar wegen des Spanbrechers, der hier ja gleichzeitig als Keil funktioniert. Beim Festsetzen des Eisens war der nie in der richtigen Position. Wahrscheinlich bin auch etwas zu blöd dazu. Ich wollte das Spielchen schon aufgeben und den Hobel in den nicht verwendeten Fundus verbannen.
Da las ich in Odates Buch über die Werkzeuge des japanischen Schreiners, daß in früherer Zeit Hobel ohne Spanbrecher verwendet wurden. Das könnte man ja schließlich ausprobieren!
Ich habe also einen passenden Keil angefertigt, den Spanbrecher weggelassen und den Keil an seiner Stelle eingesetzt (er endet natürlich weit oberhalb der Schneide des Eisens). Was soll ich sagen? Das Ergebnis hat mich überrascht! Die Eiseneinstellung ist jetzt kinderleicht - und dieser Hobel mit einfachem Eisen (vulgo Schlichthobel!) erzeugt eine seidenweiche Oberfläche, wie ich sie mit meinem besten Putzhobel westlicher Bauart kaum hinbekomme! Auf Weichholz - denn nur dafür werde ich ggf. den Hobel verwenden.

Eine Überlegung, die ich bei meiner einfachen Umbauarbeit angestellt habe: Wir benützen doch mit den "Bevel-up-Hobeln" aus Metall auch ständig Hobel ohne Spanbrecher. Und wenn das Eisen scharf ist, und wenn wir das Hobeln beherrschen, dann erzielen wir doch mit denen auch hervorragende Ergebnisse. Also, was soll's?

Grüße an alle
Gunther

Friedrich Kollenrott
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Re: Experiment mit Japanhobel

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Gunther,

ja, ein BU- Hobel hat auch keinen Spanbrecher. Aber: wenn man den für schwieriges Holz mit einem größeren Winkel anschleift, dann hat er einen großen Schnittwinkel (der, wie ein Spanbrecher, Ausrisse unterdrückt). Mit kleinem Schnittwinkel produziert ein BU- Hobel schnell Ausrisse.

Ein Japanhobel hat ja einen eher etwas kleineren Schnittwinkel (= Bettungswinkel) als europäische Putzhobel, das bewirkt eine leichte Spanabnahme ohne viel Kraftausübung und eine entsprechend schöne (weil nicht gestauchte) Holzstruktur an der Oberfläche. Aber er hat nicht nur keinen Spanbrecher, er hat normalerweise auch keine extrem eng einstellbares Maul. Was macht er wenn das Holz ungleichmäßige Faserrichtung hat und er auch mal gegen die Faser hobeln muss? Hast Du das mal probiert? (beste Chancen hast Du mit sehr dünnem Span und sehr scharfem Eisen).

Grüße

Friedrich

GuntherC
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Re: Experiment mit Japanhobel

Beitrag von GuntherC »


Hallo Friedrich,

mein Exemplar hat auch nach dem "Umbau" ein sogar extrem enges Maul! Ich habe (auf Fichte) herumprobiert: Auch gegen die Faser geht bei sehr dünnem Span gut (das Eisen ist wirklich scharf). Ich konnte auch einen Ast - langsam und schräg hobelnd - einwandfrei glatt bekommen.

Grüße
Gunther

Rafael
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Registriert: Do 6. Jul 2017, 18:43

Re: Experiment mit Japanhobel

Beitrag von Rafael »

[In Antwort auf #142427]
Hallo Gunther,

ich habe hier mal meinen Hobel nach japanischer Art vorgestellt ( http://www.woodworking.de/cgi-bin/forum/webbbs_config.pl/page/1/md/read/id/55333/sbj/ein-japaner-entsteht-bilder/ ) und freute mich da auch schon über die guten Ergebnisse auf Weichholz. Mittlerweile ist auch noch ein kleinerer dazu gekommen. Leider sind diese Hobel tatsächlich nicht so gut auf harten Hölzern.
Meine Japaner haben recht enge Hobelmäuler, aber bei Wechselwuchs, oder gegen die Faser gibt es fast nur Ausrisse. Diese metallenen Spanbrecher sind bei mir auch nicht so eingestellt, dass sie diese Funktion erfüllen, ich habe auch noch nie das Bedürfnis gehabt sie diesbezüglich anzupassen.
Letztens habe ich recht viel Meranti mit den Hobeln bearbeitet und dabei haben sie ihre Aufgabe prächtig erfüllt, daher bleiben die Spanbrecher/Keile genau so, wie sie sind.
Immer, wenn ich homogenes und Astfreies Holz zu hobeln habe, greife ich gerne zu diesen "Ziegelsteinen" mit Eisen weil die Oberfräche danach so glatt ist und weil es einfach Spaß macht damit zu arbeiten.

ps. Westliche Hobel können es aber auch. Letzte Woche habe ich einen Ulmia Reformputzhobel über Birkenleimholz bewegt. Die Faserrichtung bei dem Stück war bestimmt nicht optimal gewählt, trotzdem habe ich seidenfeine, leicht glänzende Oberfläche erhalten.
Scharf müssen die Fiehcher halt sein, "dann klappts auch mit dem Nachbarn".

Gruß,
Rafael


Joachim Schmidt
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Re: Experiment mit Japanhobel

Beitrag von Joachim Schmidt »

[In Antwort auf #142428]
Hallo Friedrich,

ich benutze schon seit einiger Zeit Japanhobel zum Putzen von Resonanzböden für alte Musikinstrumente. Diese werden werden z.B. bei Clavichorden und Cembali mit Streublumen aus Gouache bemalt und anschließend nur gewachst. Daher muss die Oberfläche ganz sauber sein und soll einen natürlichen Glanz erhalten. Da die Resonanzböden oft gespiegelt verleimt werden, wird dann natürlich auch teilweise gegen die Faser gehobelt.

Der niedrige Keilwinkel der Japanhobel liefert diese Oberflächengüte. Allerdings ist es extrem nötig, einen kleinen Span abzuheben, so ca. 0,01 - 0,02mm (ja, das geht) und das Eisen so scharf wie möglich zu halten. Trifft eines von beiden nicht zu, gibt es sofort kleine Ausrisse. Ich habe schon einige Zeit gebraucht, bis ich den Trick heraus hatte. Die Oberflächengüte ist dann allerdings unübertroffen. Das schaffen meine Eisenhobel BevelUp oder BevelDown nicht ganz so. Ich habe den Eindruck, dass das japanische Eisen einfach schärfer wird. Ich kann das nicht beweisen, aber der Unterschied ist spürbar.

Den Spanbrecher kann man so einstellen (an den umgebogenen Ohren oben), das er mit leichten Schlägen richtig sitzt. Die Schwierigkeit ist nur, die Position an der Schneide zu erkennen. Ich helfe mir mit mit einem untergelegtem Blatt Papier. Das ist aber schon eine richtig fummelige Einstellarbeit.

Diese Hobel sind schon reichtlich archaische Instrumente. Als Wald- und Wiesenhobel nehme ich die nicht. Da sind mir westliche Eisenhobel lieber. Aber für einen speziellen Zweck hergerichtet sind sie die richtige Wahl.

Das ist jetzt natürlich nur eine Sicht aus einem sehr speziellem Anwendungsbereich, aber vielleicht hat es ja geholfen.

Viele Grüße

Joachim



GuntherC
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Nachtrag

Beitrag von GuntherC »

[In Antwort auf #142430]
Mir fällt gerade ein, daß das mit dem Ast natürlich kein gutes Argument ist! Da habe ich ja praktisch Hirnholz, also eine völlig andere Situation als bei einfach gegenläufiger Faser.

Ein weiterer Gedanke: Könnte es nicht sein, daß die schönen Oberflächen, die gut geschärfte Japanhobel erzeugen u. a. auch auf die Form des Eisens zurückzuführen sind? Die Eisen sind im Längsschnitt keilförmig (hinten sehr dick, sich nach vorn verjüngend). Ich vermute, daß diese Form Vibrationen recht wirkungsvoll unterdrückt. Oder liege ich da falsch?

Gunther

Friedrich Kollenrott
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Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

ich würde das doch mal gern ausprobieren.

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #142427]
erstmal vielen Dank an Gunther und Joachim zu ihren Erläuterungen.

Nun bin ich natürlich überzeugt, dass ein Japanhobel auch keine übernatürlichen Leistungen bringen kann- der Span weiss ja nicht von was für einem Hobel er abgetrennt wird. Sicher ist, das Japanhobel sehr gute Oberflächen hobeln können, trotz oder wegen ihres "primitiven" Aufbaus.

Vielleicht kauf ich mir doch mal einen und probiere, aus Neugier. Besser und ideal zur Wahrheitsfindung wäre es natürlich, wenn jemand, der mit einem solchen Hobel umgehen kann, sich mal auf einen direkten Vergleich mit meinem geschätzten BU- Putzhobel einlässt. Hätte irgendwer (mit Japanhobel) Lust, mal sowas zu machen?

Friedrich

Rafael
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Registriert: Do 6. Jul 2017, 18:43

Wenn Du ins Ruhrgebiet kommst....

Beitrag von Rafael »


Hallo Friedrich,

es ist so, wie Du vermutest, zaubern können diese Hobel nicht, Man hat aber immer wieder das Gefühl, dass sie es in manchen Situationen besser können.

Wenn Du mal nach Essen kommst, dann bist Du herzlichst eingeladen die drei, welche ich besitze, auszuprobieren. alledings habe ich keinen Fase-Oben-Hobel zum Verleich.(mal von dem kleinen JUUMA Blockhobel abgesehen).

Gruß,
Rafael

Klaus Kretschmar
Beiträge: 1457
Registriert: Sa 21. Nov 2020, 23:13

Re: ich würde das doch mal gern ausprobieren.

Beitrag von Klaus Kretschmar »


Hallo Friedrich,

ich habe seit vielen Jahren einen ziemlich hochwertgen Kanna. BU-Hobel hab ich auch :-). Auch direkte Vergleiche hab ich gelegentlich gefahren, wobei es nur ums Putzen ging. Alle Hobel gleich scharf und auf sehr knappe Spanabnahme eingestellt. Auf unkritischem Weichholz ist der Kanna unschlagbar. Die Oberflächenqualität erreicht keiner meiner anderen. Wenn das Weichholz etwas kritischer ist (es reichen schon Äste in Kiefer), bekomme ich mit dem Kanna sofort Probleme. Gegen die Faser mag er überhaupt nicht. Allerdings muss erwähnt werden, dass er kein superenges Maul hat (ca. 1 mm). Dafür ist aber der Spanbrecher ziemlich knapp gesetzt. Erwähnenswert ist der sehr leichte Gang des Kanna, insbesondere wenn die Sohle so abgerichtet ist, wie Odate es empfiehlt (bestimmte Teile der Sohle werden mit der Ziehklinge konkav gestaltet). Er ist auch ziemlich bequem zu handhaben obwohl es die Form nicht vermuten lässt.

Auf Hartholz arbeitet er mit den selben Einschränkungen, ohne jedoch eine bessere Oberfläche als ein BU-Hobel zu erzeugen. Mein Fazit: wenn man viel mit Weichholz arbeitet, bietet der Kanna zusätzliche Qualität. Wer vorwiegend Hartholz bearbeitet, kann sich die Anschaffung getrost sparen, weil er dort keine Vorteile gegenüber einem BU-Hobel bietet, aber deutliche Nachteile hat.

Übrigens: mein mit Abstand bester Putzhobel ist einer mit 55° Bett und Eisen ohne Spanbrecher, allerdings mit der Maulweite von weniger als 1/10 mm (ein Blatt Druckerpapier passt nicht durch, die Fühlerlehre sagt 0,06 mm). Diesem Hobel ist die Faserrichtung egal, auch Äste stören ihn nicht. Mittlerweile habe ich 2 davon, nachdem ich kürzlich ein Kit von Gerd gebaut habe. Der ist absolut gleichwertig zu dem älteren Brese-Hobel, hat aber zusätzlich eine Norris-Eiseneinstellung. Das Putzen geht mit beiden derart gut und leicht, dass ich den großen Veritas BUS verkauft habe. Er kam nicht mehr zum Einsatz.

Klaus


Joachim Schmidt
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: ich würde das doch mal gern ausprobieren.

Beitrag von Joachim Schmidt »


Hallo Klaus,

Deine Ausführungen kann ich in vollem Umfange unterschreiben. Meine Resonanzböden bestehen aus Fichte mit stehenden Jahresringen. Äste dürfen da auf keinen Fall drin sein. Dafür ist der Kanna unübertroffen. Ich habe den auch schon mit problematischen Hölzern eingesetzt, dafür ist er m.E. nicht so gut geeignet. Westliche Hobel finde ich da besser.

Wenn man sich mal die Videos von diesen japanischen Hobel-Events ansieht, findet man nur bolzgerade Holzbalken von dem die diese dünnen Späne abheben. Kein Ast, nichts Störendes. Da sollte auch ein gut eingestellter westlicher Hobel feine durchgehende Späne abheben. Mir geht es beim Kanna um die Oberflächengüte. Da liegt seine Stärke.

Viele Grüße

Jochen

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