Was lange währt...

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Gero Meyhoefer
Beiträge: 983
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Was lange währt...

Beitrag von Gero Meyhoefer »


Hallo Gemeinde,

lange ist es her, dass ich von einem Freund gebeten wurde, für eine Ecke des Wohnzimmers und zur Aufbewahrung des "guten" Geschirrs eine Lösung zu bauen.

In gemeinschaftlichen Überlegungen hat sich eine Eckvitrine herauskristallisiert mit einer lichten Höhe von ca. 230 cm und eine Seitenbreite von ca. 60 cm. Die Front ist ca .90 cm breit. Oben mit Scheiben in den Türen und unten mit Füllungstüren für den ganzen Kram den man eher nicht so herzeigen möchten;-)

Angefangen hab ich in Herbst 2008 und fertig wollte ich im Frühjahr 2009 werden. Aufgrund beruflicher Veränderungen hatte ich in 2009 jedoch leider nicht mehr soviel Zeit und deswegen kam es zu der unentschuldbaren Verzögerung. Rechtzeitig vorm Fest kannte ich nun aber zusammen mit Jockel das gute Stück zu seinem Bestimmungsort bringen.

Wie so oft habe ich keine ordentliche Dokumentation vom Bau der Vitrine. Die wenige freie Werkstattzeit verbringe ich immer lieber mit Holzwerken denn mit Fotografieren. Aber mein Stolz auf die Dimensionen der Vitrine und die doch recht gelungene Ausführung lassen mich Euch hier nun das Endprodukt vorstellen:



Zu den Einzelheiten:

Bis auf die Füllungen unten ist das Holz Ahorn aus der Gegend um Schwäbisch Hall. Wir haben dort vor ca. 2-3 Jahren eine größere Menge Blockware günstig erstanden.

Seitenteile, Boden und Decke sind aus durchgehenden Lamellen gefertigt, ca. 9 cm breit und 25 mm stark. Die Seitenteile sind hinten mit Lamellos stumpf verleimt und verschraubt, Decke und Boden sind ebenso verleimt. D. h. der Korpus ist nicht demontierbar und dementsprechend massiv und unmobil. Macht aber nix, das Ding passt ohnehin nirgendwo anders hin.

Ein fest eingebauter Boden befindet sich genau zwischen den oberen und unteren Türen, so dass diese dort anschlagen.

Die insgesamt fünf Einlegeböden haben Vertiefungen für die Bodenträger des Systems 32, durchgehende Lamellen, ca. 5 cm breit und ca. 18 mm stark

Die rechte Seitenwand hat in einer Lamelle eine Längsnut in der Verleimkante bekommen. Dort hinein hab ich vor dem Verleimen dann das Kabel vom Fußschalter zum Trafo gelegt. Dadurch kann die Vitrine bis ganz an die Wand gestellt werden und man sieht kaum störendes Kabelgewirr.

Die Rahmen sind auf Gehrung und mit Überblattung verleimt. Der Mittelsteg bei den oberen Türen ist ebenfalls mit Gehrung eingeleimt. Die Scheiben sowie die Füllungen habe ich mit Vorlegeband eingesetzt und anschließend mit Glasleisten fixiert. Die Füllungen bestehen aus Birke MPX 4 mm. Die Scheiben bestehen aus Glas 3 mm ;-).

Alle Elektrobauteile und die Topfbänder mit einem Öffnungswinkel von 120° sind von Hettich. Der Trafo ist dimmbar, man könnte den Fußschalter also auch gegen einen Dimmer tauschen. Das Kabel liegt frei in der Nut, kann also ebenfalls einfach gewechselt werden.

Die Einbauspots haben einen Aufbau von nur 2 mm. Dadurch konnte ich einen auffällig großen Spalt zwischen Türen und Decke vermeiden. Die Bänder ziehen die Türen recht fest zu, deswegen habe ich bislang auf eine magnetische oder andere Zuhaltung verzichtet. Kann aber natürlich noch nachgerüstet werden.

Die Füße haben eine Höhe von 17 cm, so ist die Unterkante des Bodens über der Oberkante der Steckdose. Es sind drei Füße weil da eher nichts kippeln kann.

Die Füße sind aus je 4 von mir verleimten Ahornkanteln und anschließend von Dominik für mich gedrechselt worden. Vielen Dank dafür  In die Füße und in den Boden habe ich Rampamuffen mit Epoxy-Harz eingeklebt.

Verbunden habe ich die Füße und den Boden dann mit Stücken einer 10 mm starken Gewindestange. Wenn der Boden uneben gewesen wäre, hätte ich das mit Unterlegescheiben ausgleichen können. War aber nicht nötig. Diese Verbindung schien mir zweckmäßig. Sie ist recht simpel und hält bombenfest.

Die Wahl der Griffe habe ich den Eigentümern vorbehalten, sobald da eine Entscheidung getroffen wurde, reiche ich noch mal ein Bild nach.

Die Planung sah vor, zumindest in dem unteren Schrankteil Dot-Its einzukleben für eine optimale Ausleuchtung. Aber auch diese endgültige Entscheidung liegt bei den Eigentümern.

Wie gesagt, ich bin sehr zufrieden mit meiner Arbeit und habe so ziemlich die räumlichen Grenzen meiner Werkstatt damit ausgereizt.
Für Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung. An Silvester bin ich vor Ort und kann noch mal Detailfotos machen.

Beste Grüße

Gero (der nun endlich wieder Platz hat um sich den nächsten Projekten widmen zu können)



Martin Essrich
Beiträge: 259
Registriert: Sa 21. Dez 2013, 13:34

Re: Was lange währt...

Beitrag von Martin Essrich »


Hallo Gero.
Na endlich :-)) Habe das gute Stück ja in im Rohbau schon bewundern dürfen.
Ist klasse geworden!
Wozu hast Du die Rampamuffen eingeklebt ? Die sitzen doch eigentlich bomben fest !? Hattest Du Angst, dass die die Muffen die Füsse sprengen ?

Gruß und frohe Festtage
Martin



Gero Meyhoefer
Beiträge: 983
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Was lange währt...

Beitrag von Gero Meyhoefer »


Hallo Martin,

das Ahornholz ist ja nun ziemlich hart. Um die Muffen da reinzubekommen ohne das Holz zu sprengen, konnten die Löcher nicht wesentlich kleiner sein als der Außendurchmesser des Gewindes. Ich habe hierzu diverse Testreihen durchgeführt und dabei festgestellt, dass sich beim Herausschrauben eben nicht nur die Geweindestnage, sondern unter Umständen auch die Muffe herausdreht. Um dem entgegen zu wirken, habe ich die Muffen eingeklebt. An der Festigkeit der Verbindung ändert das Kleben also nichts.

Wäre sicher nicht nötig gewesen, da ein Herausschrauben wahrscheinlich in den nächsten 10 Jahren eh nicht vorkommen wird, aber mir war es lieber so.

Freut mich wenn sie Dir gefällt.

Beste Grüße

Gero



Dirk Boehmer
Beiträge: 2638
Registriert: Di 20. Aug 2013, 13:34
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Re: Was lange währt...

Beitrag von Dirk Boehmer »

[In Antwort auf #55381]
Hallo Gero,

endlich auch mal wieder etwas von Dir. Du hast Dich in der letzten Zeit wirklich
rar gemacht. Aber Du hast die Gründe ja genannt... :-)

Ein schöner Schrank, sehr schlicht und zeitlos. Und Ahorn ist ja immer wieder
ein Projekt wert.

Da Du ja schon die nächsten Projekte ankündigst, nimm doch einfach mal öfters
den Fotoapparat mit.

--
Dirk



Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Was lange währt...

Beitrag von Heiko Rech »

[In Antwort auf #55381]
Hallo Gero,

sieht gut aus. Schade dass du keine weiteren Fotos hast, besonders die Türkonstruktion hätte mich interessiet. Ist das eine Scheibe, oder sind das Einzelscheiben?

Das Problem mit den Rampamuffen kenne ich übrigens. Ich verwende diese Muffen aus dem von dir genannten Grund auch sehr ungern. Auch das Eindrehen der Muffen, so dass sie gerade im Holz sitzen ist manchmal eine Herausforderung.

Gruß

Heiko


Dietrich
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Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Was lange währt...

Beitrag von Dietrich »


Hallo Gero,

im Rohbau haben wir beim Holzwerkertreff schon etwas davon zu sehen bekommen, ist schön geworden!

Hallo Heiko,

Rampa-Muffen dreht man am besten auf einer langsam-drehenden stationären Bohrmaschine ein, gekontert auf einen Gewindestab, den man ins Bohrfutter spannt, gelingen senkrecht, versenkte Rampa-Muffen. Bei den Bettfüßen vor einigen Jahren haben wir das in der Firma auf einer 35er Alzmetall gemacht.
Etwas oversized....aber ging gut:-)

Gruß Dietrich



Heiko Rech
Beiträge: 2715
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Re: Was lange währt...

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo Dietrich,

ich mache das mir den Rampamuffen ähnlich, wenn auch mit kleineren Maschinen. Ich nehme eine lange Gewindeschraube mit Inbus Kopf und drehe die Muffe dort drauf, kontere mit einer Mutter und schraube die Muffe mit dem Akkuschrauber ein. Die lange Gewindeschraube macht es einfacher, die Schraube gerade einzudrehen.

Bei deiner Lösung kann ich mir noch nicht so recht vorstellen, wie man das macht, wenn die Muffe drin ist. Einfach die Bohrspindel hochziehen?

Gruß

Heiko


Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Was lange währt...

Beitrag von Dietrich »


Hallo Heiko,

beim Einschrauben den Vorschubhebel immer auf Druck halten, etwa 1 Umdrehung vor dem völligen Versenken der Rampa Muffe Maschine ausschalten, Kontermutter lösen, Maschine auf Linkslauf schalten.
Hat die Maschine keinen Linkslauf, Kontermutter lösen und Bohrfutter öffnen, Gewindestab per Hand herausdrehen.

Die Problematik besteht im Verkanten der Rampa Muffe, inwiefern der Akkuschrauber Abhilfe schafft ist mir nicht klar, da keinerlei Führung vorhanden?

Gruß Dietrich



Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Was lange währt...

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo Dietrich,

nein, der Akkuschrauber hat keine Führung. Mit der "großen" Lösung, dem Eindrehen auf der Standbohrmaschine ist das auch nicht zu vergleichen. Aber durch die lange Schraube in der Muffe, kann man besser beurteilen, ob man gerade einschraubt, als mit einem kurzen Schlüssel direkt in der Muffe. Der Akkuschrauber erleichtert natürlich das Eindrehen selbst. Die von mir beschriebene Methode kommt in Punkto Genauigkeit nicht an deine heran, ist aber zumindest besser, als mit einem Inbusschlüssel direkt in der Muffe zu hantieren. (und erfordert keine große Bohrmaschine)

Gruß

Heiko



Klaus Kretschmar
Beiträge: 1457
Registriert: Sa 21. Nov 2020, 23:13

Sehr schön geworden!

Beitrag von Klaus Kretschmar »

[In Antwort auf #55381]
Hallo Gero,

die Eckvitrine wurde ein Schmuckstück. Schon im Rohbaustadium war zu sehen, dass sie sehr präzise verarbeitet ist. Das kommt jetzt nach Fertigstellung noch deutlicher zum Tragen. Die Spaltmasse gleichmässig und schmal, wenn auch nicht zu schmal, so wie es bei Vollholzmöbeln sein soll. Auch die Rahmen sehr schön gearbeitet. Die Materialwahl überzeugt ebenfalls.

Auch wenn der "Besteller" etwas länger darauf warten musste, wird er froh und mehr als zufrieden über dieses schöne und individuelle Möbel sein.

Einzige Kritik: zu wenig Fotos! Das Werkstück hätte ein paar mehr verdient, die auch deine individuellen Detaillösungen näher zeigen. Wäre schön, wenn du an Sylvester neben Pogorausch und Fondue noch ein paar Minuten für ein paar Fotos hättest ... :-).

Herzliche Grüsse und frohe Weihnachten euch allen

Klaus



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