holz biegen oder fräsen?????

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Wolfgang Jordan
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Re: Damfbiegen

Beitrag von Wolfgang Jordan »

[In Antwort auf #97129]
Hallo Michl,

hier gibt es ein altes Küferlehrbuch von 1808 online:
http://uploader.kitzingen.de/jhzang/buecher/buettner_1.htm
Leider haben die Abbildungen bei der Umsetzung etwas gelitten, aber der Text ist sehr ausführlich.

Ich lese gerade von Frieder Stöckle ein zweibändiges Werk mit dem Namen 'Altes Handwerk im 20. Jahrhundert - dörfliche Arbeits- und Lebenswelten in Nord-Württemberg'. Der zweite Band besteht aus vielen Photos und Interviews mit alten Handwerkern, drei davon mit Küfern. Da sind auch Details der Herstellung enthalten, allerdings ging es dem Autor mehr um die Personen.

Vor kurzem kam im WDR in der Reihe 'Der Letzte seines Standes?' ein Beitrag über einen Küfer in Südtirol. Aber auch da konnte man nur grob die Arbeitsgänge bei der Herstellung eines Fasses sehen, nicht genug, um es selbst zu lernen.

Ich denke, daß eine Suche mit Google (barrel, coopering) weiterhelfen sollte, wenn du wirklich ein Faß bauen willst. Die Amerikaner sind da schon weiter (zurück), und sicher findet sich irgendwo eine gute Beschreibung.

Gruß, Wolfgang

Andreas Leimhofer

Re: Damfbiegen

Beitrag von Andreas Leimhofer »


Böttcher und Küffer wurden sie also in Deutschland genannt. Wieder was gelernt. Nun, aus einem Buch als Einsteiger ein Fass zu bauen, halte ich für nicht möglich. Ich selber war früher schon oft dabei, habe zugesehen und mitgemacht, kenne die Vorgänge, kann es aber trotzdem nicht selber bauen. Zu vielseitig sind die Arbeitsschritte. Scheinbar diletantisch werden die Dauben grob und schief nur mit Gefühl behobelt. In der Mitte sind sie Breiter als an den Enden. Die effektive Daubenbreite spielt aber keine Rolle. Das Verhältnis muss immer stimmen. Dazu muss die Daube im Querschnitt noch leicht Trapezförmig gehobelt werden. Nach dem ausfeuern passt aber dann alles 100% und vor allem dicht zusammen. Und dann beginnt erst die wirkliche Arbeit. Bis hierher war's ja noch "relativ" einfach. Da muß man wirklich bei einem dieses Faches in die Lehre gehen. Vor allem, man braucht das Werkzeug. Die Binder haben Schachtelweise gerundete "Winkelmesser" dazu (für jede Rundung braucht man einen andere Lehre).Und ohne diese Stahlseilspannvorrichtungen, kann man die oft nur kurzen Eichendauben sowieso nicht zusammenziehen. Mit Tischlerzwingen geht da gar nichts und ist Lebensgefährlich. Die zerfetzt es garantiert. Bei großen Fässern wir es erst richtig interessant. Die Böden sind zusätzlich noch gewölbt (wie bei einem Staudamm) um den Druck Standzuhalten damit die Böden nicht durch den Inhalt bersten können. Damit haben auch die Dauben unterschiedliche Längen. Der Frosch, muß entsprechend der Daubenlänge eingefräst (eingehobelt) werden. Mit einer normalen Tischfräse geht das aber nicht mehr. Entweder mit der Hand, oder mit spezielen Fräsmaschienen die nur für diesen Zweck gebaut wurden. Sowas gibt es wahrscheinlich gar nicht mehr zu kaufen. Müsste man sich bauen lassen. Ein Fass bauen dauert ungefähr eine Woche. Daneben muß man auch noch mit der Eisenbearbeitung für die Bänder und Reifen umgehen können. Auch hierin sind die Binder oder Küffer Profis. Viele Binder können auch noch schön schnitzen. In den vorderen Boden werden oft Jahreszahlen, Widmungen, Bilder von Trauben, Obst usw. verewigt. Da gab es richtige Künstler. Nicht umsonst ist es ein eigener Berufszweig. Früher gabe es ja in jedem Haushalt irgendwelche Holzgefäße für Fleisch, Sauerkraut, Most, Wein, Butter usw. Heutzutage gibt es dafür TUPPER-WARE und Plastikfässer. Und die Zierbehälter für die Blumen werden industriell gefertigt. Ein handgemachtes vom Binder ist unbezahlbar und leistet sich daher niemand. Hält aber ewig. Die industriell gefertigten Bottiche fallen relativ rasch wieder auseinander. Auch die Qualität und Auswahl des Holzes ist von großer Bedeutung für Langlebigkeit.
Vielleicht bieten die Berufsschulen auch Workshopkurse an, oder es gibt sicher viele in der Pension, die gegen einen Material-Unkostenbeitrag sich dafür Zeit nehmen würden und möglicherweise ihr Wissen auch gerne weitergeben. Leider haben diese meist kein Internet und wohnen in eher ländlichen Gebieten. Ich würde unter anderen auch auf in Frage kommenden Gemeinden nachfragen ob jemand bekannt ist der diese Kunst beherrscht. Binder freuen sich denke ich, wenn ihnen wer hilft, denn etliche Arbeiten kann man ohnehin alleine nicht machen und die eigenen Familienangehörigen sind über diese Zusatzarbeiten meist nicht besonders erfreut.

mfg
A.Leimhofer


Georg
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Re: Damfbiegen

Beitrag von Georg »


Hallo Wolfgang. Wo bekommt man dieses Buch? Ich habe schon bei diversen Buchhandlungen nachgefragt, aber bei der Suche nach dem Autorenname bin ich immer nur auf Schulbücher dieses Autors gestoßen. Bei Büchern über alte Handwerksberufe ebenfalls Fehlanzeige Aber vielleicht kannst du ja (falls vorhanden) mal die ISBN-Nr. hier ins Forum stellen, oder eine Bezugsquelle für das Buch nennen. Vielen Dank schon im Voraus.

Wolfgang Jordan
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Frieder Stöckle

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Hallo Georg,

ich habe die Bücher bei Amazon ( http://www.amazon.de ) gefunden. Die verkaufen nicht nur neue Bücher, sondern auch antiquarische. Anscheinend stecken da viele Antiquariate und andere Portale mit unter dem Dach Amazon. Die ISBN ist 3-87407-173-1. Eine andere gute (bessere) Quelle für antiquarische Bücher ist "SFB - Suche & Finde Bücher" ( http://www.sfb.at ).

Im zweiten Band des Stöckle-Werkes sind die ganzen Interviews, Bilder und sonstige Beobachtungen enthalten. Der erste Band ist recht theoretisch und behandelt Fragen zur Forschung selbst und zur Didaktik. Das hat mich nicht so interessiert. Ich habe noch zwei andere Bücher von Stöckle. "Vom Schmied ..." ist praktisch ein Ausschnitt aus dem obigen Werk. Da gibt es noch "Vom Wagner ..." und "Vom Korbmacher ...". Da ist es wohl ähnlich, daß einzelne Interviews als Bücher herauskamen. Dann habe ich noch "Fahrende Gesellen" mit Geschichten, Berichten und Liedern aus der Zeit, als die Handwerker noch auf die Walz gingen. Das ist spannend geschrieben, weil es auch über die Entstehungsgeschichte und die Recherchen zu dem Buch berichtet.

Gruß, Wolfgang

Edi Kottmair
Beiträge: 1054
Registriert: Sa 5. Jul 2014, 08:30

Re: Frieder Stöckle

Beitrag von Edi Kottmair »


Hallo,

die beste Adresse für antiquarische Bücher ist (meines Wissens) das zentrale Verzeichnis antiquarischer Bücher: www.zvab.de . Dort gibt es zurzeit 46 Treffer zu Frieder Stöckle.

Gruß,
Edi

Sikander Mirza

Re: holz biegen oder fräsen?????

Beitrag von Sikander Mirza »

[In Antwort auf #94549]
hallo Martin

ich sitze hier in tschechien und suche nach irgendwelchen Beitraegen ueber
das Dampfbiegen. So kam ich auf woodworking. Da ich einem alten Kinderschaukelstuhl die Armlehnen, ca.L=20cm B=5cm staerke 1,8cm, biegen
moechte, will ich es mit der Dampfmethode einfach mal ausprobieren.


Hans Erik Nilsson/Schweden

Re: holz biegen oder fräsen?????

Beitrag von Hans Erik Nilsson/Schweden »

[In Antwort auf #96867]
Antwort zu "Michl": Eine Firma in Dänemark stellt solche Maschinen her, die aber nicht für den Handwerker gedacht sind sondern für die Industrie, da sie auch ziemlich teuer sind. Der Namen der Firma habe ich nicht im Kopf, wenn Du mich aber Deine E-mail-Adresse sendest, werden ich dir die Adresse wenn ich sie finde senden.

Hans Erik/Schweden

Christian Rahardt

Re: holz biegen "Biegeholz"

Beitrag von Christian Rahardt »

[In Antwort auf #96800]
Kann mann auch Biegeholz aus Amerikannischen Kirschbaum erhalten mit dem Abmassungen Länge 600mm, Breite 160mm u. 8mm stark? Mit freundlichen Grüßen Christian Rahardt.

Urs E.

Re: holz biegen "Biegeholz"

Beitrag von Urs E. »


Hallo Christian

Bei meinen Lieferanten nicht, und auch nicht bei deren (mutmasslichen) Bezugsquelle:

http://www.candidus-prugger.com/produkte.asp

Eine kurze Google-Suche (mit deutschen Schlagworten) erbrachte auch nichts. Die Fundstellen betrafen Bugholz in Buche gebeizt im Kirsch-Farbton.

Nach dem Artikel im neuesten FWW # 169 S. 64ff. über North American Black Cherry wird das Holz offenbar gedämpft, aber ob es auch für die Biegeholz-Tortur geeignet ist, weiss ich nicht.

Gruss
Urs

reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: holz biegen "Biegeholz"

Beitrag von reinhold »


hallo Christian,
Du sagst leider nicht, in welchen Radius Du das Holz gebogen haben willst.
Wenn es um Stuhllehnen oder ähnliche Teile mit grossem Radius geht, kann man das Holz selbst dämpfen und in eine entsprechende Form biegen. Man braucht dazu nur eine Halterung (Negativform), die man selbst bauen kann, und eine Holzkiste als Dampfapparat.
Ich kenne amerikanische Kirsche nicht so gut - bei deutscher Kirsche wäre ich skeptisch , die neigt zu kurzfaserigen Brüchen.
Für einen kleinen Radius ist vermutlich das schichtweise in Form leimen von Furnierstreifen sinnvoller.
Gruss !
reinhold

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