Sicherheit an der Kreissäge

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Jörg Ed. Hartge
Beiträge: 270
Registriert: Do 14. Aug 2014, 06:02

Sicherheit an der Kreissäge

Beitrag von Jörg Ed. Hartge »


Liebe Maschinen-Sicherheits-Profis,

am vergangenen Wochende habe ich auf meiner Tischkreissäge 4mm Buchensperrholz geschnitten. Die Werkstücke waren nur knapp postenkartengroß. Zweimal hat es dabei böse Rückschläger gegeben, wobei ich mich am Damen verletzt habe (nicht am Sägeblatt, sondern durch das heftig rückfliegende Werkstück). Spaltkeil und Sägeblattabdeckung waren ordnungsgemäß montiert. Der Spaltkeil war jedoch wirkungslos, da der Schnitt zu diesem Zeitpunkt noch nicht tief genug war. Nun beschäftige ich mich mit der Ursachenanalyse.

Bisher habe ich mich an die Regel gehalten, das Sägeblatt nur so hoch einzustellen, dass es nur etwa 5 mm über das Werkstück herausschaut. Ich frage mich jetzt, ob diese Regel bei relativ dünnem Material überhaupt richtig ist. Denn bei einer niedrigen Sägeblattstellung laufen die Zähne fast parallel zur Tischoberfläche und werfen, wenn mal was hakt, das Werkstück waagerecht zurück, während bei höher eingestelltem Sägeblatt die Zähnebewegung auch eine deutliche Komponente nach unten hat, so dass das Werkstück in erster Linie auf den Tisch gepresst wird.

Gibts es hierfür ein paar zu behrzigende Tipps? Würde eine höhere Sägeblattstellung tatsächlich die Gefahr des Rückschlags beheben?

Schon mal danke und Grüße
Jörg


Klaus Kretschmar
Beiträge: 1457
Registriert: Sa 21. Nov 2020, 23:13

Re: Sicherheit an der Kreissäge

Beitrag von Klaus Kretschmar »


Hallo Jörg,

mit Sperrholz auf der Kreissäge habe ich auch schon üble Erfahrungen gemacht (es gab einen tüchtigen Bluterguss am Bauch, Gott sei Dank flog das Teil "tief" zurück).

Seither benutze ich immer den Schiebestock und stehe immer seitlich versetzt zur Maschine. Gelegentlich gab es noch "Rückschüsse" aber immer an mir vorbei, so dass ausser dem Schreck nichts passierte.

Viele Grüsse
Klaus



Roland Heilmann
Beiträge: 137
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17
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Re: Sicherheit an der Kreissäge

Beitrag von Roland Heilmann »


Hallo Jörg,

es wäre wichtig zu wissen wie du das Werkstück geführt hast. Hast du die kurze Kante am Parallelanschlag geführt um auf Länge zu sägen?

Bei der Breite einer Postkarte sollte ein Schiebestock oder -holz benutzt werden, er drückt auch das Werkstück auf den Sägetisch.

Richig, ein höher eingestelltes Sägeblatt drückt das Werkstück auch stärker nach unten. Aber Vorsicht: der Oberschutz muss das Sägeblatt komplett abdecken, nicht zuviel Zahnüberstand lassen.

Zum Ablängen den Schiebetisch verwenden. Wird der Parallelanschlag zusätzlich als Längenanschlag benutzt, dann diesen verkürzen um ein Verkanten des Werkstückes zwischen Sägeblatt und Parallelanschlag zu vermeiden.Das ist häufig die Ursache für Rückschlag.

Grundsätzlich nicht direkt hinter dem Werkstück stehen, damit man nicht in der Schusslinie ist.

Ich hoffe ich konnte mich auf die Schnelle klar genug ausdrücken.

Beste Grüße aus München

Roland



Walter Heil
Beiträge: 1425
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Sicherheit an der Kreissäge

Beitrag von Walter Heil »

[In Antwort auf #52745]
Hallo Jörg,

ergänzend zu dem, was Roland schon ausgeführt hat: ich vermute, Du hast das Sperrholz mit der Hand am Parallelanschlag geführt. So kleine und leichte Werkstücke werden durch Vibration leicht aus der Richtung gebracht. Dazu kommt, dass der gesamte Weg, den die Zähne durch das Holz nehmen, bei wenig Zahnüberstand größer ist als bei hohem Zahnüberstand. Das "hilft", das Werkstück aus der Richtung zu bringen. Ist es erstmal ein wenig vom Parallelanschlag weg, packen alle Zähne zu. Das Ergebnis kennst Du. Will man sicher arbeiten, sollte man ein Zuführlade, etwas schmaler als das Werkstück, benutzen. Alle Arbeiten am Parallelanschlag mit quadratischen oder knapp (über/unter)-quadratischen Maßen sind heikel. Ich habe ähnliche Dinge schon gemacht, aber selbst mit dem Schiebestock ist das nicht ohne.

Gruß, Walter



Guido Henn
Beiträge: 768
Registriert: Do 7. Dez 2017, 18:02

Re: Sicherheit an der Kreissäge *MIT BILD*

Beitrag von Guido Henn »

[In Antwort auf #52745]
Hallo Jörg,

ergänzend zu den Vorpostern würde ich bei kleinen Werkstücken noch eine Abweisleiste einsetzen.

Wie das funktioniert, siehst du auf dem angehängten Bild. Damit wird verhindert, dass der Abschnitt von den hinteren aufsteigenden Zähnen erfasst und in deine Richtung geschleudert wird. Diese Abweisleisten gibt es auch mit Magneten, dann benötigst du keine Zwinge.

Vielleicht hilft dir das ja ein wenig.

Schöne Grüße

Guido



Gottfried K. -F
Beiträge: 362
Registriert: So 5. Aug 2012, 20:24
Kontaktdaten:

Re: Sicherheit an der Kreissäge

Beitrag von Gottfried K. -F »

[In Antwort auf #52745]
Hallo,

ich schneide solch kleine Stücke gerne mit einem Bretchen als "Niederhalter", mache mir da ein Winkelbrett und befestige es am Anschlag und halte das kleine Teilchen damit nieder. Schiebestock ist Pflicht.

Foto müsste ich suchen oder machen..

Herzlichst Gottfried

P.S.: Hornbach verkauft MacAllister Werkzeug ab, es soll ein neues Design kommen, habe mir gestern einen 7,2V LiIo Akkuschrauber um €20 gekauft.
Bin ja ein MacAllister verwender, bekennend.



wilhelm neunteufel

Re: Sicherheit an der Kreissäge

Beitrag von wilhelm neunteufel »

[In Antwort auf #52745]
ich habe mir vor kurzem meinen linken daumen beim sägen eines schmalen holzstückes verletzt, und zwar nicht mit vorderseite der zähne, sondern seitlich habe ich nur angestreift, eine unachtsame bewegung und die kuppe vom daumen war weg. gotsseidank haben nur ein paar millimeter gefehlt, war aber äusserst schmerzhaft und hat ca. zwei monate gedauert bis die daumenkuppe wieder so unempfindlich war, dass ich ohne tränen gegen hatre gegenstände stossen konnte.
seit diesem unfall mache ich keinen einzigen schnitt bei kleineren teilen mehr ohne hilfstöcke!
leider wird man erst mit der erfahrung klug...
lg willi



Jörg Ed. Hartge
Beiträge: 270
Registriert: Do 14. Aug 2014, 06:02

Re: Sicherheit an der Kreissäge - Danke

Beitrag von Jörg Ed. Hartge »


Ergänzung zum Tathergang: Ich habe die kleinen Teile "freihand" gesägt, da sie nicht rechteckig waren und der Parallelanschlag deshalb nicht einsetzbar war.

Nun ja, ich glaube die Konsequenz ist: keine kleinen Teile an der Kreissäge sägen und freihand schon gar nicht. Danke für Eure Tipps!

Grüße von einem (hoffentlich) klüger gewordenen
Jörg


justus

Re: Sicherheit an der Kreissäge - Danke

Beitrag von justus »


zitat:"Ich habe die kleinen Teile "freihand" gesägt..."

guude,

nun wird mir der unfallhergang klar, so ist das verkanten des werkstücks praktisch unvermeidbar.
deshalb verbietet die BG es GRUNDSÄTZLICH ohne führung (schlitten, quer- oder paralellanschlag, untertischführung....) an der TKS zu schneiden.

gut holz! justus.


justus

Re: Sicherheit an der Kreissäge

Beitrag von justus »

[In Antwort auf #52754]
guude,

schon richtg, dass ein hoch eingestelltes sägeblatt mehr anpressdruck auf den tisch bringt. allerdings fasst ein zahn dann auch mehr material, da der weg durch das werkstück kürzer wird in dem er zerspanen muß.
außerdem hat der hinten aufseigende zahn (der der hauptverursacher für rückschlag ist) eine höhere senkrechte kraft und der hebelweg zwischen auf- und absteigendem zahn ist größer.

gut holz! justus.


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