Funierte Box für Schminkutensilien

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Detlef Fallisch
Beiträge: 418
Registriert: Fr 5. Apr 2019, 10:24

Funierte Box für Schminkutensilien

Beitrag von Detlef Fallisch »


Nachdem sich meine erste Furnierarbeit (hier ein Bild von damals)



nach einem Jahr in die Einzelbestandteile aufgelöst hatte, musste ein Ersatz her. Die Box wurde seit einem Jahr von meiner Frau zur Aufbewahrung ihrer Schminkutensilien benutzt. Also musste ein Ersatz her.

Die Box wanderte in den Hobbykeller und diente dort zur Aufbewahrung von Schrauben und anderen Kleinteilen. Obwohl sich die Furniere der unteren Hälfte fast vollständig vom Sperrholzkästchen gelöst hatten, war der Deckel noch ganz O.K.

Na gut, für Schrauben aufzubewahren war die Kiste immer noch gut genug.

Aber meine Frau vermisste ihr Aufbewahrungskästchen für die Schminksachen. Zufällig hatte sie auch noch bald Geburtstag. Also ab in den Keller und eine neue Box machen. Weil ich dort noch jede Menge Furnierplatten fand, wurde der Beschluss gefasst: Die Ersatzbox wird auch wieder furniert.

Ein Grundkörper aus einfachem Sperrholz war bereits fertig, so das ich "nur noch" die Kiste "tapezieren" musste. Ach ja und Füsse sollten auch drunter sein.

Als erstes kam ich auf die Idee die Intialen meiner Frau (H F) auf den Deckel zu furnieren. Der Rest sollte ein einfaches, geometrisches, unregelmäßiges Muster werden. Also ähnlich wie bei der ersten Box. Schließlich müssen Wollen und Können nicht allzuweit auseinander klaffen :-)

Meine Frau hat den sehr seltenen Vorname HELIA. Da ich mich für Familienforschrung interessiere, wusste ich, dass dies die weibliche Form des griechischen Namens HELIOS = Sonne ist.

Deshalb habe ich versucht durch die Sonnenstrahlen links im Furnierbild auf ihren Namen hinzuweisen.

Hier ist das Ergebnis:



Die Füsse habe ich hergestellt indem ich eine Holzleiste (Padauk) mit einer Alu-Flachstange verleimt habe. Leider war die Alu-Leiste etwas breiter als die Holzleiste und musste deshalb angepasst werden. In dem australischen Box-Making Forum hatte ich den Tip bekommen, dass man Alu hobeln kann. Zuerst hatte ich starke Bedenken meine teueren Handhobel an Alu auszuprobieren, aber vorsichtige Versuche zeigten: Jau! das funktioniert.

Man darf zwar nur sehr dünne Späne abhobeln, aber es geht. Der einzige Nachteil ist der, dass man anschließend die Hobelsohle wieder von Alus-Resten säubern muss.

In der Seitenansicht sind die Füsse mit der Alu-Schicht zu erkennen:



Damit der Deckel -er ist abnehmbar- bei geschlossener Dose nicht verrutscht, habe ich dort eine Leiste eingeklebt, die auch gleichzeitig als Staubschutz dient.



Die aufwendigen Zierleisten mit den Intarsien habe ich übrigens nicht selber hergestellt. Ich habe die vor einigen Jahren mal in Spanien (natürlich übers Internet) gekauft und weil ich davon noch einige Meter besitze, wurden die in die Arbeit integriert.

Die eindeutig zeitaufwendigste Arbeit war das anschließende Lackieren mit Schellack. Obwohl ich schon eine fertige Schellacklösung dafür benutzt habe, ist die Lackierung mit dem Trikotballen (Handballenmattierung) sehr zeitaufwendig.

Box mattieren - 4 bis 5 Stunden warten und Schellack aushärten lassen - schleifen mit Stahlwolle und wieder mattieren. Das Ganze dann fünf bis sechsmal wiederholen. Fertig!

Immerhin hat meine Frau sich über das Geburtstagsgeschenk gefreut und da wusste ich, dass sich der Aufwand gelohnt hat.

Nachdem die neue Box fertig war, hatte ich wieder Spass am furnieren gefunden. Was lag näher, als die alte Box wieder aufzuarbeiten und zu restaurieren. Schließlich war der Deckel noch ganz in Ordnung. Als erstes wurde mit dem Bandschleifer der untere Teil der Box komplett von den Furnier- und Leimresten befreit. Auch die Füsse sollten erneuert werden, denn ich hatte noch einen Rest von dem Alu-Holz-Sandwich über.

Für den unteren Teil der Kiste habe ich Wurzelholzfurnier verwendet. Die Herstellung der Füsse habe ich bereits oben beschrieben.

Hier ist das Ergebnis:



Die Innenseite muss noch mit grünem Filz ausgekleidet werden, aber leider war nur noch ein Rest vorhanden. Der Deckel wurde -wie man erkennen kann- nicht verändert.



Die Deckelrückseite wurde ebenfalls mit Wurzelholzfurnier beklebt. Hier sieht man übrigens sehr deutlich, dass ich im furnieren immer noch absoluter Anfänger bin, denn die Klebefuge in der Mitte ist deutlich zu erkennen. Aber immerhin haben sich meine Fähigkeiten beim furnieren verbessert :-)



Die überarbeitete Box ist mir nun zur Schraubenaufbewahrung im Hobbykeller zu schade geworden und deshalb werde ich sie an gute Freunde verschenken.



alexb
Beiträge: 88
Registriert: So 20. Mär 2016, 11:41

Re: Funierte Box für Schminkutensilien

Beitrag von alexb »


Hallo Detlef,

wirklich eine Klasse Arbeit (beide Boxen) - Respekt und volle Anerkennung!

Mich würde doch mal der gesamte Arbeitsaufwand für die neue Box interessieren?

Und vor allem: wie hast Du verhindert, dass sich nun das Furnier abermals löst, bzw. was war der Fehler beim ersten mal?


Detlef Fallisch
Beiträge: 418
Registriert: Fr 5. Apr 2019, 10:24

Re: Funierte Box für Schminkutensilien

Beitrag von Detlef Fallisch »


Hallo Alex,

der Arbeitsaufwand für die neue Box lag bei ca. zwei Tagen. Also rein zeitmäßig, denn durch dass ständige mattieren - auf Aushärtung warten - schleifen .... hat sich das über 4 Tage hingezogen. Allerdings war die nackte Sperrholzbox bereits fertig. Weil die ganze Box sowieso mit Furnieren "tapeziert" wurde, brauchte man bei der Herstellung der Box selber keinen großen Aufwand, z.B. Fingerzinken oder Gehrungen, treiben.

Mein Fehler beim Furnieren der ersten Box war, dass ich zu sparsam mit dem Leim umgegangen bin. Es sollten beide Teile, also Furnier UND Box satt mit Holzleim versehen werden und dann zusammen geklebt werden.

Natürlich muss der überschüssige Leim sofort entfernt werden, denn ist der erst einmal ausgehärtet, macht das viel mehr Mühe.

Gruß
Detlef



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