Bohrlehre Hettich exakta vs. accura

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Andreas Müller

Bohrlehre Hettich exakta vs. accura

Beitrag von Andreas Müller »


Hallo allemiteinander,

wer benutzt oben genannte Bohrlehren und kann zu denen ein paar Worte schreiben.
Die exakta habe ich bei Holzwerken beim Bau des Frästisches gesehen, dort scheint sie ganz gut davonzukommen.

Es sollen Topfschaniere, Raster 32, Montageplatten usw. gebohrt werden.
Die Anwendungsbereiche überlappen sich.
Die Accura hat ja eine Schiene mit Maß, die exakta nicht, Nachteil in der Praxis?

Welche der beiden System ist genauer? accura = genau, exakta = genauer ?
Welche ist praktischer?

Der Vorteil der accura ist zudem, dass man dafür eine Schubladenschablone erwerben kann, was der exakta fehlt. Entscheidendes Kriterium oder verzichtbar, da Schuladenlöcher anderweitig besser durchgeführt werden können?

Die accura benutz Bohrhülsen, sieht nach einer feinen Sache aus, müsste im Prinzip genauer sein. Die exakta hingegen hat soweit ich das beurteilen kann Hülsen eingelassen, dadurch vermehrter Verschleiss der Bohrer/Hülse ?

Grüße

Andreas M.


Christoph Ball

Re: Bohrlehre Hettich exakta vs. accura

Beitrag von Christoph Ball »


Hallo Andreas,
ich kann nur über die exakta berichten und habe Sie vorgestern das erstemal eingesetzt. Ich war begeistert wie schnell und einfach es damit geht.
Ich habe die 1500mm Bohrlehre und 4 Bohrkörper dazu, so dass ich bei Raster 32 8 Löcher am Stück bohren kann. Das Umsetzten geht zwar recht problemlos, weil man den ersten Bohrkörper über dem letz gebohrtem Loch plaziert, weniger Bohrkörper sollten es aber nicht sein, gerade wenn man längere Regale bohren will.
Zu Topfscharnieren kann ich leider noch nichts sagen.

Um die Tiefenbegrenzung zu bekommen, habe ich einfach ein Stück Rundholz mit dem 5mm Bohrer aufgebohrt.
Wie Tief bohrt man eigentlich für Raster 32?
Viele Grüße
Christoph



Andreas Müller

Re: Bohrlehre Hettich exakta vs. accura

Beitrag von Andreas Müller »


Hallo Christoph,

danke für die Info.
vielleicht kannst du dich ja nochmal melden, wenn du Topfschaniere verbaut hast.
Wenn ich mich nicht irre, wird im Artikel von Guido Henn zu dem Schubladenturm die Bohrtiefe erwähnt.

Gruß
Andreas


Guido Henn
Beiträge: 768
Registriert: Do 7. Dez 2017, 18:02

Re: Bohrlehre Hettich exakta vs. accura *MIT BILD*

Beitrag von Guido Henn »


Hallo Andreas und Christoph,

die Bohrtiefe hängt von den Bodenträgerstiften und den Euro Schrauben ab, die in den Lochereihen eingesetzt werden sollen - in der Regel reichen aber 12- 13 mm völlig aus.

Was die Bohrlehre Exakta angeht, muss man schon sagen, dass dieses System schon sehr gut durchdacht ist und vor dem Hintergrund auch empfehlenswert ist. Aber leider ist der Preis für Bohrkörper und Schiene mittlerweile so hoch, dass ich persönlich das Ganze nicht mehr mit ruhigem Gewissen empfehlen kann.

Als ich Anfang der 90er mit dieser Schablone Kurse gemacht habe, lag der Verkaufspreis für einen Bohrkörper umgerechnet bei ca. 5-7 EUR und die 1 m Schiene schlug noch mal mit ca. 30 EUR zu Buche. Bei einer Bestückung von 6 Bohrkörpern und einer 1 m Schiene lag man so bei 70,-- EUR. Das war ein fairer und angemessener Preis. Die heutigen Preise sind ca. 64 EUR für die Schiene und ca. 21 EUR für einen Bohrkörper- macht bei unserer Bestückung gleich mal satte 190,-- EUR aus.

Selbst wenn du diese Bohrlehren - egal ob Accura oder Exakta - kaufst, bohrst du immer noch aus der Hand mit einer Bohrmaschine. Genau das war das größte Problem im Kurs, denn trotz Bohrbuchsen, haben viele Teilnehmer die Maschine schief gehalten und leicht schräg gebohrt, oftmals mit der Folge, dass sogar der Bohrer irgendwann krumm wurde und eierte. Da in der Regel nur normale CV-Bohrer benutzt wurden waren natürlich auch die Löcher nicht so "prickelnd" sauber gebohrt, so dass man irgendwann nicht umhin konnte sich einen teuren 5 mm HM-Dübelbohrer anzuschaffen.

All das kann man auf einfache und preisgünstige Weise mit der Oberfräse viel besser lösen, denn - auch wenn ich mich wiederhole - die Oberfräse ist der beste mobile Bohrständer den ich kenne. Super senkrechte Löcher mit einer absolut präzisen Tiefeneinstellung über den Revolveranschlag - was will man mehr...?

Kleiner Wermutstropfen bleibt allerdings, man muss sich eine Raster 32 Schablone selbst herstellen (oder eine kaufen z.b. Festool LR, Bohrlehre von Muck etc.). Aber das ist gar nicht so schwierig:

Einfach in eine 9 mm dicke MPX-Platte entsprechend der eingesetzten Kopierhülse Löcher im Abstand von 32 mm bohren und später diese Platte einfach auf das Werkstück zwingen und mit einem 5 mm HW-Dübelbohrer (speziell für die OF mit höherer Drehzahl als die Bohrmaschine!!!) samt OF und Kopierhülse die Lochreihe bohren.

Und was die Schubkastenbeschläge angeht, hatte ich schon früher in einem anderen Thread gesagt, dass man sich nicht komplett zum Sklaven des 32er Systems machen lassen sollte, ich habe bisher noch nie Lochreihen gesetzt wo ich Schubkästen reingemacht habe - da fehlt mir einfach die Zeit zu ;-)

Ich hab euch mal zum bessern Verständnis meine Lochreihenschablone angehängt, die allerdings etwas komplizierter zu Bauen ist, weil sie Ausbuchtungen und keine Löcher hat. Das hat den Vorteil, dass man die Oberfräse nicht jedes mal samt Hülse aus dem Loch herausheben muss.

Schöne Grüße

Guido



Thomas Schuermann
Beiträge: 528
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Re: Bohrlehre Hettich exakta vs. accura

Beitrag von Thomas Schuermann »


Hallo Guido,
legst Du unter die Fräse auf der anderen Seite eigentlich etwas unter. Dies würde die Gefahr des einseitigen Kippens doch noch einmal ein wenig reduzieren. Oder könnte man nicht zu diesem Zwecke eine Unterlage unter die OF (im Bild dann auf der Linken Seite) schrauben.

Ich finde das Fräsen/Bohren mit so einseitiger Auflage immer etwas kippelig.

Gruß Thomas


Guido Henn
Beiträge: 768
Registriert: Do 7. Dez 2017, 18:02

Re: Bohrlehre Hettich exakta vs. accura

Beitrag von Guido Henn »


Hallo Thomas,

da meine Festool Of 1010 eine seitliche, verschiebbare Abstützung besitzt, ergibt sich diese Problem bei mir nicht. Bei anderen Fräsen würde ich auch etwas unterlegen, sonst macht es keinen Spaß, weil man zu sehr aufpassen muss.

Schöne Grüße

Guido



Christian Aufreiter
Beiträge: 2209
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Bohrlehre Hettich exakta vs. accura

Beitrag von Christian Aufreiter »

[In Antwort auf #49976]
Servus!

Auch ich nutze zum Bohren von Lochreihen eine Schablone mit "Ausbuchtungen". Die Herstellung derselben gestaltete sich unkompliziert. Zunächst habe ich in die Schablone (Sperrholzstreifen) Löcher im Rastermaß gebohrt (in meinem Fall mit einem 17 mm Forstnerbohrer, da ich eine Kopierhülse mit 17 mm Durchmesser verwende). Aus diesen Löchern wurden schließlich dadurch, dass ich sie (mit Tauchsäge und Führungsschiene) ungefähr mittig aufgeschnitten habe, "Ausbuchtungen".

Einen schönen Nachmittag wünscht

Christian



Heinz Kremers
Beiträge: 2764
Registriert: Mi 12. Aug 2015, 19:10

Re: Bohrlehre Hettich exakta vs. accura

Beitrag von Heinz Kremers »


Hallo Guido,

Ralf hat gerade in einem neuen Thema angefragt, wie man den 32-mm-Abstand genau hinbekommt. Das würde mich auch interessieren.
Oder brauch ich da jemand mit einer oríginalen 32-er Lochschiene?

Gruß

Heinz



Guido Henn
Beiträge: 768
Registriert: Do 7. Dez 2017, 18:02

Re: Bohrlehre Hettich exakta vs. accura

Beitrag von Guido Henn »


Servus Christian,

die Vorgehensweise hattest du ja mal vor Jahren bei einem amerikanischen Kollegen entdeckt und auch hier im Forum besprochen. Mir waren die Ausbuchtungen damals nicht tief genug, weshalb ich mithilfe meiner Fingerzinkenvorrichtung ebenfalls für meine 17er Hülse auch 17 mm tiefe Ausbuchtungen gefräst habe. So steckt die Hülse immer schön tief und fest in der Ausklinkung drin. Ich habe mich da etwas an der "Reihenlochfräslehre MUCK RLFL 03" der Fa. OPO Öschger orientiert, die ähnlich tiefe Ausbuchtungen hat.

Schöne Grüße

Guido



Guido Henn
Beiträge: 768
Registriert: Do 7. Dez 2017, 18:02

Re: Bohrlehre Hettich exakta vs. accura

Beitrag von Guido Henn »


Hallo Heinz,

ich habe - um meine Schablone herzustellen - zuerst auf meiner Fingerzinkenvorrichtung einen schmalen 10 cm Streifen (ca. 130 cm lang) aus 9er MPX hochkant gegen die Vorrichtung gelegt und mittels der verschiebbaren Finger, die ich zuerst auf das 32er Abstandsmaß eingestallt habe, und einem 10er Nutfräser erst 10er Schlitze und dann noch mal um 7 mm versetzt die Schlitze auf 17 aufgefräst. Das war eignetlich nix anderes als wenn man Fingerzinken in 17 mm herstellen würde aber mit einem Abstand von 32 mm (Anfang Zinken bis Anfang nächster Zinken!).

Diesen Streifen habe ich dann auf meinen Schablonenrohling geschraubt und mit dem Bündigfräser ausgefräst.

Hier kann man sich ein Video zu der Fingerzinkenvorrichtung anschauen dann wird es klarer:

http://www.holzwerken.net/fingerzinken.wmv

Schöne Grüße

Guido



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