Überblick verschiedener Methoden des Furnierens

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Andreas K.
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Überblick verschiedener Methoden des Furnierens

Beitrag von Andreas K. »


Die Möglichkeiten, Furnier auf seinem Trägermaterial zu fixieren sind vielfältig. Die verschiedenen Klebemittel (Haut-, Knochen- und Tierleime, PVA-Kaltleime, PU-Leime, Zweikomponentenkleber, Kontaktkleber, Schmelzkleber) verlangen nach entsprechenden Methoden.

Zu Beginn noch einführende Anmerkungen:
Für ein umfassendes Bild über die verschiedenen Furnierverfahren werde ich hier (fast) alle Methoden kurz darstellen.
Verzichtet habe ich auf die Darstellung von mit Kleber ausgestatteten Furnieren, egal ob industriell vorbereitet oder, wie es manche versuchen, mit angetrocknetem PVA-Leim und einem Bügeleisen. Auch die Kontaktklebermethode sei nur erwähnt, in der folgenden Darstellung gehe ich nicht drauf ein.
Man möge mir ausserdem nachsehen, dass ich das von mir entwickelte Verfahren, weil ausser in meiner Werkstatt noch nirgends zu sehen, hier nicht darstelle, weil es sich hier um eine Sammlung heute allgemein verbreiteter Verfahren handeln soll. Wen es interessiert, der kann sich einen ersten Eindruck hier machen:
http://www.woodworking.de/cgi-bin/holzbearbeitungsmaschinen/webbbs_config.pl/noframes/read/56812
Und noch etwas: Zur Eröffnung des Threads habe ich noch keine Bilder verfügbar, weil ich mich erst um die Rechte umsehen muss. Bei Gelegenheit werde ich sie nachladen).

Nun aber zum Kern der Sache, die Methoden des Furnierens:

Die Entscheidung für ein Verfahren wird im gewerblichen Bereich von den zu bewältigenden Aufgaben, der Rentabilität und dem zur Verfügung stehenden Platz bestimmt.
Im manuell-handwerklichen Gewerbesegment, in der Restaurateure- und Instrumentenbauerbranche sowie im Woodworker- und DIY-Bereich wird anderen Verfahren als im industriellen Bereich der Verzug gegeben.

1. Furnierhammer

Das Hammerfurnieren ist eine bewährte Technik für die Restaurierung und Applikation heißgeleimter Furniere und Intarsien. Das leicht gedämpfte, mit dem Eisen aufgebügelte Furnier wird mit dem angewärmten Furnierhammer unter zick-zack-förmigen Bewegungen von innen nach außen aufgerieben. Die gerundete Finne ermöglicht einen konzentrierten Anpressdruck um Blasen und Leimreste auszustreichen.
Die Verarbeitung von Tierleimen ist allerdings mühsam und kommt nur mehr in der hochwertigen Restauration und bei erklärten Liebhabern dieser alten Technik zum Einsatz.
Ein Furnierhammer ist um etwa 35 Euro erhältlich
Stärken:
• Partielle Flächen können furniert werden. Durch die Wärmeableitung durch den Hammer bei gleichzeitig lokal hohem Druck wird eine gute Verbindung zwischen Trägermaterial und Furnier hergestellt.
Schwächen:
• Große Flächen können ohne viel Erfahrung und Routine kaum furniert werden.

2. Leimklemmen/Schraubzwingen

Das zu furnierende Material wird zwischen zwei Druckplatten gelegt, die mit Zwingen oder Klemmen zusammengespannt werden. Eine Klemme ist ab 15 Euro erhältlich.
Stärken:
• Schraubzwingen sind in der Werkstatt im Regelfall bereits in ausreichender Menge vorhanden, d.h. die erforderlichen Investitionen sind niedrig.
Schwächen:
• Die Breite der Fläche, die beim Furnieren mit Leim- und Schraubzwingen erreicht werden kann, ist durch die Ausladung der Zwingen auf max. 25 cm beschränkt.
• Durch die beschränkte Offenzeit des Leims und der hohe Zeitaufwand, alle Zwingen an der richtigen Stelle zu positionieren und anzuziehen ist die maximal furnierbare Fläche ebenfalls beschränkt.
• Durch den langsamen und über die Fläche ungleichmäßigen Druckaufbau bilden sich sehr leicht Kürschner (Das sind Blasen zwischen Furnier und Trägerholz)

3. Feuerwehrschlauch

Diese Methode ist ganz witzig: Ein Feuerwehrschlauch wird geklemmt und mit Wasser oder Druckluft aufgeblasen. Zu Stärken und Schwächen kann ich aus eigener Erfahrung aber nichts sagen.

4. Abstützen von der Decke

Staffel oder dicke Leisten werden zwischen Decke und oberer Druckplatte geklemmt.
Stärken:
• Billig, wenn genug Leisten vorhanden sind.
Schwächen:
• Die Höhe des Drucks ist eine schwer abzuschätzen, für sicheren Druck sind viel Experimentieren und viele Leisten nötig.
• Passt die Länge der Leisten nicht, hat man auch einmal ein Riesenmikado vor sich liegen

5. Bombierte Leisten

Eine weitere Möglichkeit größere Flächen zu furnieren besteht im Einsatz bombierter Druckleisten, die an den Enden mit Schraubzwingen geklemmt werden. Der Druckaufbau entsteht durch die Krümmung von innen nach außen, wobei auf ein gleichmäßiges Anziehen der Schraubzwingen geachtet werden muß.
Eine Weiterentwicklung ist auf youtube zu sehen. Sie besteht im Einsatz einer Schraub/Hebelmechanik, die die Problematik des Spannens mit Schraubzwingen löst.
Stärken:
• Die Druckleisten können bei einigem Geschick selbst angefertigt werden.
• Schraubzwingen sind in der Werkstatt im Regelfall bereits in ausreichender Menge vorhanden, d.h. die erforderlichen Investitionen sind vergleichsweise niedrig
Schwächen:
• Das gleichmäßige Anziehen der an den beiden Aussenseiten der Druckleisten ansetzenden Schraubzwingen ist schwierig, vor allem das Assembling benötigt viel Zeit.
• Das Risiko, verwundene Flächen zu erhalten ist hoch.
• Die in Youtube gezeigte Weiterentwicklung mit einer Schraub/Hebelmechanik macht das Beladen schwierig, weil das Furnier zwischen den oberen und unteren Pressleisten eingefädelt werden muss. Dies ist ab einer bestimmten Größe ohne Helfer nicht mehr möglich. Außerdem müssen zur richtigen Funktion der Hebelmechanik zusätzliche Distanzklötze eingelegt werden, was zusätzlich Zeit kostet, die ja durch die Offenzeit des Leims beschränkt ist.

6. Spindelpressen

Diese Spindelpresse kommt eigentlich aus dem Druckbereich. Für kleine Flächen kann sie auch zum Furnieren verwendet werden. Gebraucht sind solche Pressen ab 100 Euro zu finden.
Stärken:
• Die Fläche ist verlässlich plan
• Der Druck kann rasch aufgebaut werden
Schwächen:
• Die Fläche ist sehr klein

7. Furnierböcke

Furnierböcke sind eine klassische Methode der handwerklichen Furnierverarbeitung.
Im Einsatz werden mehrere Rahmen auf dem Boden hintereinandergestellt, ausgerichtet und justiert. Für die Verteilung des durch Gewindespindeln erzeugten Drucks sind eine obere und eine untere Pressplatte erforderlich, zwischen denen das Furniergut eingelegt wird.
Spätestens seit 1945 kommen Furnierböcke nur mehr selten zum Einsatz und werden neu am Markt nicht mehr angeboten. Erhältlich sind allerdings Pressspindeln (á 20 US$), mit der ein Furnierbock hergestellt werden kann.
Stärken:
• Verlässliche traditionelle handwerkliche Methode. Furnierrahmen erlauben das Furnieren großer Flächen mit sicherem Ergebnis, bei entsprechender Einstellung ist auch das Furnieren leicht gekrümmte Flächen möglich
Schwächen:
• Wenn die Presse nicht benötigt wird, benötigt sie vergleichsweise viel Lagerplatz.
• Rahmen sind am Markt nach meinem Wissen nur mehr antiquarisch erhältlich.

5.1.8. Vakuumsäcke

Vakuumsäcke bestehen im wesentlichen aus einem Sack aus Polyurethan oder Vinyl, dem Sackverschluss, einer Vakuumpumpe und den erforderlichen Schläuchen und Armaturen. Sie sind ab etwa 2.000 Euro im Handel, in den USA auch als Selbstbausätze (etwa 1.000 US$) erhältlich
Stärken:
• Es sind gekrümmte und konvex gewölbte Flächen furnierbar.
Schwächen:
• größere Dimensionen sind ohne Helfer kaum zu bewältigen.
• Konkave Flächen können nicht furniert werden.
• Die Furniere können beim Einführen des Furniergutes leicht verrutschen oder sogar abheben, was dann die zusätzliche Gefahr birgt, dass Holzspäne zwischen Furnier und Trägerplatte geraten, die sind danach als Erhebungen auf der furnierten Fläche abzeichnen.
• Grosse Flächen plan zu bekommen ist, nun ja, eher schwierig.
• Durch elektrostatische Phänomene können sich Holzspäne auf der Innenseite der Folie hartnäckig festsetzen, und sich, werden sie nicht entfernt, in die furnierte Oberfläche eindrücken.

5.1.9. Vakuumpresse

Vakuumpressen sind preisgünstiger als hydraulische Pressen und um > 10.000 Euro erhältlich.
Weiters bieten sie die Möglichkeit, den Pressvorgang optional beheizt durchzuführen.
Stärken:
• Das Furnieren gekrümmter Flächen ist möglich,
• Durch die plane Grundfläche können auch plane Flächen hergestellt werden.
• Die Presse kann auch zum laminieren sphärischer Flächen genutzt werden (Surfboardbau).
Schwächen:
• Die Anschaffung ist nur bei gewerblicher Nutzung oder bei besonderem Fokus auf die Herstellung von spärischen Laminaten wirtschaftlich vertretbar.
• Die Presse benötigt viel Stellplatz.
• Die Vakuumpresse kann nur zum Pressen verwendet werden.

10. Hydraulische Furnierpressen

Bei der mit zwei Heizplatten aus Aluminium ausgerüsteten Heizplattenpresse (Einetagenpresse) wird der Druck durch einen Hydraulikzylinder erzeugt. Die Alternative mit mehreren Platten wird als Mehretagenpresse bezeichnet. Die Heizplatten werden mit Heißwasser, Dampf oder elektrischen Strom erwärmt. Die dem Furnier und Leim entsprechende Temperatur und der Pressdruck können eingestellt werden. Beladen und Entladen erfolgt von Hand.
Stärken:
• Große Flächen werden verlässlich furniert
• Durch die Beheizung kurze Presszeiten
Schwächen:
• Hoher Platz- und Investitionsbedarf

Sodale, das wärs, ich hoff, die Informationen können weiterhelfen.

mit schönen Grüßen aus einem heute halbsonnig gewesenen Wien
Andreas



Rolf Richard
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Re: leider keine Bilder sichtbar!

Beitrag von Rolf Richard »


Oder geht das nur mir so?

Gruss

Rolf


Pedder
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Registriert: So 8. Dez 2019, 14:41
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war angekündigt

Beitrag von Pedder »


Hallo Rolf,

Andreas schreibt:
Und noch etwas: Zur Eröffnung des Threads habe ich noch keine Bilder verfügbar, weil ich mich erst um die Rechte umsehen muss. Bei Gelegenheit werde ich sie nachladen.


Dir Andreas, vielen Dank für den Beitrag!

Liebe Grüße
Pedder



Thomas Schuermann
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Registriert: Mo 3. Jun 2019, 15:49
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Re: Überblick verschiedener Methoden des Furnieren

Beitrag von Thomas Schuermann »

[In Antwort auf #49407]
Hallo Andreas,

vielen Dank für Deine ausführliche Übersicht. Wie kommst Du auf bei der Methode Vakuumsäcke auf diese hohen Kosten?

Wenn ich mir andere Beiträge zu diesem Thema anschaue sollte es doch möglich sein, mit weniger Aufwand etwas zu erreichen.

Beste Grüße

Thomas


Andreas K.
Beiträge: 204
Registriert: Do 23. Sep 2021, 05:01

Re: Überblick verschiedener Methoden des Furnieren

Beitrag von Andreas K. »


Hoila Thomas,

ich hab auf diversen Messen Firmen aufgesucht, die Vakuumpressen und Vakuumsäcke anbieten. Auch über das Web findet man einiges. da gibt es ja einige Anbieter. Columbus zum Beispiel, auf Wunsch kann ich Links raussuchen.
Die Preise sind aus den so gewonnenen Angeboten.

Klar ist, dass umfunktionierte Teile aus ausrangierten Kühlschränken und selbstgebaute Vakuumsäcke billiger kommen werden, keine Frage. Ich hab mir das auch ausführlich angesehen und mein Eindruck war, dass bei einem Selbstbau, wenn man auf Standardkaufteile verzichtet, möglicherweise ein suboptimales Ergebnis einfährt - vor allem auf die Folien kommen interessante Belastungen zu und sind schon ein spezielles Thema, aber auch Pumpe und Steuerung ist tüftelig. Und die Absaugpunkte. Und ...
Einen Bausatz in den USA habe ich folgendermassen gesehen:
Pumpe ab 300 US$
Armaturen und Fittings 200 US$
Folie für den Presssack, Kleber 400 US$

Aber nachdem ich mir die Profiteile ausführlicher angesehen und probiert habe, war für mich klar, dass ich mir diese Lösung nicht kaufen sollte und mir da auch keine eigene Presse auf Vakuumsackbasis bauen werde -

Wobei: für einige Arbeiten ist ein Vakuumsack genial - Ich sag jetzt einmal E-Gitarrenkorpus. Alles was konvex ist, da ist ein Vakuumsack die optimale Lösung - ob Kaufprodukt oder Bastlerlösung. Und bei wem Geld und Platz keine Rolle spielt, der sollte sich auch die Vakuumpressen ansehen, da gibt es wirklich einige Anbieter auch in Europa.

Da ich in erster Linie aber mit planen plattenförmigen Hölzern
(vom Brett über Leimholz bis zu Sperrholz und anderen Holzplattenwerkstoffen)
zu tun habe, lag mein Lösungsansatz wo anders.

Ich möchte furnieren können - auch aufwendiger zusammengestellte Flächen,
möchte Mehrschichtplatten und Sperrhölzer selber machen können
möchte relativ grosse Flächen furnieren können und
möchte Leimholz machen können,
das ist das Ziel das ich mit meiner Presse erreiche (n will).

Bin noch nicht ganzganz am Ziel, aber es sieht schon ganz gut aus. Meine Badezimmermöbel habe ich mit einer meiner Pressen furniert. Eine 17-SchichtMultiplexplatte ca 120 x 70 cm ist auch bereits geglückt und eine Tischplatte aus Eibenbrettern ist auch schon in der Presse gelegen und hat gut ausgesehen. Die habe ich zwar noch nicht verleimt, es ist derzeit doch eher frisch in der Werkstatt, aber ich glaub, es wird funktionieren.

Liebe Grüße
Andreas



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