Hobelbank - Welche Zange und Bankhaken

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Veronika
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Hobelbank - Welche Zange und Bankhaken

Beitrag von Veronika »


Hallo,
Ich möchte mir demnächst eine Hobelbank kaufen und habe die Richtige denke ich auch schon bei der österreichischen Firma Wittmann gefunden.
Bei zwei Details könnte ich aber noch eure Hilfe brauchen:
In der Standardausführung hat die Hobelbank eine französische Vorderzange mit 2 Führungsstangen und einer Gewindestange. Gegen einen Aufpreis von 160€ wird eine franz. Vorderzange mit Doppelgewinde - Kettengetriebe verbaut. Zahlt sich eurer Meinung nach der Mehrpreis für die Kettengeführte Variante aus?
Die Hobelbank wird standardmäßg mit einer Reihe eckiger Bankhakenbohrungen geliefert. Auf Wunsch können aber auch andere/zusätzlich Aufnahmen angebracht werden. Wittmann selbst verkauft unter anderem Schnellspannbankhaken und Schlaghalter mit einem Schaft von 30mm. Sehr robust und ziemlich schwer. Das Veritas System kenne ich nur von Bildern, scheint mir aber mit 19mm für den Möbelbau ausreichend zu sein und ist ja hier im Forum sehr beliebt und sicher auch sehr vielseitig. Daher tendiere ich dazu, zusätzlich zu der eckigen Bankhakenreihe 19mm Aufnahmen in die Bank bohren zu lassen. Aber ist eine Mischung aus eckigen und runden Bankhaken überhaupt sinnvoll? und welche Anordnung würdet ihr empfehlen?

Bin schon gespannt auf eure Meinungen und freue mich schon sehr auf die neue Hobelbank.
Liebe Grüße,
Veronika



RainerS
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Re: Hobelbank - Welche Zange und Bankhaken

Beitrag von RainerS »


Hallo Veronika,

meine uralte, simple Hobelbankplatte (die mal in einer Schule gestanden ist und mehr eine Werkbank als eine echte Hobelbank ist) hat eine französische Vorderzange mit 2 Führungen und einer Gewindespindel. Bei einseitigem Spannen, also wenn man nur auf einer Seite der Backe etwas einspannt, verzieht sie sich. Das ist systembedingt bei dieser Konstruktion und lässt sich nur abstellen, wenn man auf der anderen Seite der Backe etwas gleich Dickes einspannt (was nervend ist).
Zugegeben: meine Zange ist nicht üppig dimensioniert und vielleicht tritt dieser Effekt bei einer deutlich massiveren Vorderzange weniger stark auf. Ich habe mir jedenfalls vorgenommen, eine kettengeführte Zange einzubauen, sollte ich jemals meine Hobelbank bauen (oder eine kaufen).
Die Veritas Bankhalter kenne ich nicht aus eigener Erfahrung. Ich denke aber, dass die Vorteile bei den erhältlichen Spannelementen besteht, die aber mMn bei einer richtigen Hobelbank, die mit Vorder- und Hinterzange ausgestattet ist, nicht so bedeutend sind. Wichtig ist nur, dass du auch irgendwie von oben spannen kannst - Steckzwinge, Schraub- oder Schlag-Niederhalter. Ich glaube aber nicht, dass hier ein System viel besser ist als das andere (ich habe diese einfachen Niederhalter, wo man zum Spannen mit dem Klöppel einmal fest draufhaut und zum lösen nochmals von der anderen Seite schlägt - einfach, schnell - ich bin zufrieden).

Viel Spaß mit deiner Hobelbank. Für Modell hast du dich entschieden?

Schöne Grüße, Rainer

Rolf Richard
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Re: Hobelbank - Welche Zange und Bankhaken *LINK*

Beitrag von Rolf Richard »


Hallo Veronika!

Mit einer Hobelbank ist es wie mit einem Auto - der eine mag das Modell, der andere ein anderes!

Eine Zange mit zwei Gewindestangen ist eine feine Sache, weil sie sich nicht verkantet. An meiner Bank ist ein Veritas Twin Screw Vise als Hinterzange verbaut. Es ist sehr bequem, damit zu arbeiten. Vorn ist eine normale Zange im Einsatz, die ich wegen dieses nervigen Verkantens vielleicht mal austausche.

Ansonsten ist die Bank nur mit den runden 3/4 Zoll - Bohrungen für amerikanische Benchdogs ausgestattet. Das hat viele Gründe. Zum einen gibt es wesentlich mehr Zubehör zum Spannen als bei anderen Systemen wie z.B. die Wonder Dogs, die sehr hilfreich sind. Hier findest Du mehr: http://www.feinewerkzeuge.de/spann1.htm

Ein Vorteil der runden Bankhaken ist, dass sie sich drehen können, wenn dfas Werkstück keine rechtwinklige Kante hat. Das ist besser für die Anlage und hinterlässt ggf. weniger Druckstellen am Holz.

Wie meine Bank ausschaut kannst Du dir mit dem Link unten ansehen.

Gruss

Rolf



bernhard

Re: Hobelbank - Welche Zange und Bankhaken

Beitrag von bernhard »

[In Antwort auf #132971]
Hallo Veronika,

grundsätzlich würde ich die kettengesteuerte Variante nehmen.
Die einfachen viereckigen Bankhaken sind eine über Jahre bewährte Sache. Auch die glühensten Verehrer der Veritas Spannhaken konnten mir keinen Vorteil dieser Version aufzeigen. Die Veritas Spannhaken wirst Du auch nicht bei den Profis finden.

Grundsätzlich kommt es aber darauf an, was Du arbeiten möchtest. Dann schaue Dir an, was Profis in der Werkstatt stehen haben. Interessant ist der Bericht von Garrett Hack in FWW über seinen Selbstbau. Den kann ich Dir bei Bedarf senden.

Die Wittmann Bank macht auf dem Foto eine gute Figur. Bitte nehme aber die große Version mit klassischer Beilade. Die Metallhaken bitte durch Holzhaken ersetzen. Das schont beim Abrutschen das Werkzeug.

Gegebenenfalls bitte das Bankgestell verstärken. Dies habe ich auch gemacht und auf meinem Blog beschrieben. Friedrich hat es in etwa kopiert und ist sehr zufrieden damit.

Viele Grüße
Bernhard

Rolf Richard
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Re: Hobelbank - Welche Zange und Bankhaken

Beitrag von Rolf Richard »


Die einfachen viereckigen Bankhaken sind eine über Jahre bewährte Sache. Auch die glühensten Verehrer der Veritas Spannhaken konnten mir keinen Vorteil dieser Version aufzeigen. Die Veritas Spannhaken wirst Du auch nicht bei den Profis finden.


Soso, dann gibt es in den USA keine Holzwerker-Profis! Ich kenne einen persönlich, der ist sogar mit Auszeichnungen belegt und der arbeitet nur mit den 3/4 Zoll Bench Dogs wie viele andere Holzwerker in den USA auch. Da könnte man schon fast von Verunglimpfung reden, wenn man diesen Leuten den Profistatus abspricht. Ich bin entäuscht hier so etwas zu lesen!

Der entscheidende Vorteil aller runden Bankhaken ist die Anpassungsfähigkeit an abweichende Winkel, die rechtwinklige Bankhaken niemals erzielen können. Das ist ja nun wirklich keine neue Erkenntnis. Deswegen tauchen ja auch bei europäischen Bänken seit geraumer Zeit runde Bqankhaken auf, wenngleich auch mit anderem Durchmesser, den man auch als überdimensioniert bezeichnen könnte, wenn man böswillig wäre. Die grössere Dicke ist aber kein systembdeingter Nachteil, nur gibt es eben wenig Zubehör dafür. Weiterhin wäre die entscheidend einfachere Anbringung der Löcher für die runden Bankhaken zu nennen. Wer will sich denn mit der Ausarbeitung der rechtwinkligen Ausbrüche herumschlagen, wenn die runde Ausführung den entscheidenden Fortschritt bringt? Worin soll der Vorteil der veralteten, rechtwinkligen Ausführung zu suchen sein?

Ich denke, man sollte einfach akzeptieren dass das Bessere der Feind des guten Althergebrachten ist.

Gruss

Rolf

MaxS
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Re: Hobelbank - Welche Zange und Bankhaken

Beitrag von MaxS »


Hallo Rolf,

die Vorteile runde Bankhaken möchte ich nicht abstreiten. Es gibt aber Fälle, in denen ein Verdrehen äußerst unerwünscht ist - wie zum Beispiel bei den Bankhaken mit Spitzen, wie sie bei Wagnern üblich waren. Beim Herstellen von Werkzeugstielen und ähnlich geformten Teilen sind diese Spannmittel mehr als nur hilfreich.

Ich hatte noch nie den Bedarf nach runden, mitdrehenden Bankhaken - hölzerne kann ich aber nur weiterempfehlen. Kosten kaum Zeit, sind aus Reststücken schnell gemacht und sparen oft Ärger.

Grüße
Max

Rolf Richard
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Re: Hobelbank - Welche Zange und Bankhaken

Beitrag von Rolf Richard »


Hallo Max,

für solche wie die von Dir genannten Anwendungen gibts natürlich auch spezielle "Bankhaken" im runden Systen, die sich nicht verdrehen können, trotzdem aber Winkelabweichungen ausgleichen. ("Wonder-Dogs")

Stimmt, Bankhaken kann man auch leicht aus Holz herstellen. Gut, dass Du das erwähnst. Ich nehme dafür einen Rundstab 19mm - bzw. ich habe auch Rundmaterial mit 3/4 Zoll - säge schnell mal soviel ab wie gewünscht, sagen wir 10 cm - und fertig ist der "Wegwerf"-Bankhaken. Dauert keine Minute, mit Anschrägen des Kopfes vielleicht 3 Minuten pro Stück.

Gruss

Rolf

Pedder
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Re: Hobelbank - Welche Zange und Bankhaken

Beitrag von Pedder »

[In Antwort auf #132971]
Hallo Veronika,

meine Ulmia hat eine einfache Vorderzange. Das reicht mir völlig, aber da man sich im Leben nur eine neue Hobelbank kaufen sollte, würde ich da in die vollen gehen.

Ich habe mit runden (30mm und 20mm) und eckigen Bankhaken gearbeitet. Für 99,5% der Arbeiten erkenne ich keinen Vorteil des einen oder anderen Systems. Zum Nachbau finde ich eckige leichter: Eine Leiste und ein Stück Kork und fertig ist der Haken.

Und für Holddowns (Schlaghalter?) bietet sich eh eine ganz andere Platzierung der Löcher an. Daher: einen Aufpreis für runde 30mm Haken würde ich nicht zahlen (Auch wenn die aus Alu sind und man nicht zwingend auf Holz umbauen muss.)

Ich würde allerdings fragen, was er nachlässt, wenn Du keine Haken nimmst. Die muss er nämlich in der Regel zukaufen. Vielleicht ist dann die Kettenführung ja schon drin.

Liebe Grüße
Pedder



Dietrich
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Re: Hobelbank - Welche Zange und Bankhaken *LINK*

Beitrag von Dietrich »


Hallo an die Hobelbank-Freunde,

zunächst einmal erfordern eckige Bankhakenlöcher mehr Arbeit und verlangen bei der Fertigung eine sehr frühe Planung.
Für mich, der 2 Systeme (Rund und Eckbankhaken) verwirklicht hat, und damit arbeitet spricht vieles für den Eckbankhaken.
Im Bereich der Vorderzange und an der Vorderkante der Bank habe ich die Rundbankhaken vom Dreher auf 29,6mm abgedreht und mit 2" schräger gefräster Spannfläche im Einsatz.
Die Bohrungen sind mit einem 30mm Famag Bohrmax Bohrer ausgeführt worden.
In sehr langen und trocken/kalten Wintern können die Rundbankhaken dennoch klemmen.

Die Vermutung liegt nahe das Woodworker überm Teich die Rundbankhaken vor allem wegen der nachträglichen Anbringungsmöglichkeit bevorzugen.

Gruß Dietrich


Dirk Boehmer
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Re: Hobelbank - Welche Zange und Bankhaken *MIT BILD*

Beitrag von Dirk Boehmer »

[In Antwort auf #132971]
Hallo Veronika,

hier siehst Du meine Herkules Bank. Dazu noch ein paar Anmerkungen:

1.) Vorderzange:
Der Hersteller hat mir damals dringend von den Kettenantrieben abgeraten. Ihm sind mehrere
Fälle bekannt, wo die Kette gerissen ist. Ich habe mit einer "normalen" Zange keine Nachteile
feststellen können.

2.) Löcher:
Die Standard Rechtecklöcher funktionieren prima. Auf die Rundlöcher in der Vorderseite würde
ich nicht mehr verzichten wollen. Die Löcher in der Vorderzange habe ich noch nicht gebraucht.
Die runden Löcher in der Platte werden selten genutzt. Ab und zu mal für eine Holddownzwinge.
Je weniger Löcher Du hast, desto weniger kann Dir dort reinfallen! Und runde Löcher in der Platte
kannst Du immer noch nachträglich bohren.

3.) Stabilität:
Erst der Unterschrank, jetzt auch mit Schubladen, bringt die richtige Stabilität.

--
Dirk

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