Hobeleisen
Hobeleisen
Hallo liebe Leser,
ein Zitat von Friedrich hat mich zu diesem Thema veranlasst:
Oh, oh!
dieser Hang zu dicken Hobeleisen...
natürlich ist ein dickes Hobeleisen erstmal gut. Das flattert oder rattert nie. Aber man muss es auch schärfen. Und dann wird es zur Strafe. Ein bißchen weniger geht auch. Mein Lieblingseisen für die Raubank #8 (von Hock) ist deutlich unter 3 mm dick. Es gibt Hobel wie den LN #9, da ist halt ein sehr dickes Eisen drin. Deswegen mach ich den auch sehr ungern scharf.
Was ist der Vorteil eines dünnen Eisens in der Holzbearbeitung? Wenn man einmal die Schleifarbeit ausser Acht lässt, dann tendiere ich eher zu den starken Eisen, da es einfach ruhiger und subjektiv gleichmäßiger zu führen ist.
Herzliche Grüße
Uwe
Re: Hobeleisen
Hallo Uwe,
es geht eigentlich ums Schärfen. Dicke Eisen rattern nicht sind aber durch das komplett durchgehärtete Material schwerer zu schleifen.
Hier noch ein andere Aussage von Friedrich
.....Ein nach heutigem Stand richtig dickes Eisen, laminiert, die harte Schicht höchstens einen mm dick, das wäre es. Aber das gibt es für westliche Hobel nicht (außer von Samurai, aber die haben auch ihre Tücken). Also schleifen wir uns weiter an dicken durchgehend harten Eisen einen Wolf. Das ist dann der Fortschritt.
Gruß
Jürgen
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Re: Hobeleisen
Ist es nicht ein ganz guter Kompromiss, wenn man Eisen so zwischen 2,5 bis 3 mm Stärke hat?
Gruss
Rolf
Re: Hobeleisen
Ich nehme mal an mit laminierten Samurai ist ein Damasthobelmesser gemeint.
Warum jeder glaubt das Damast der beste Werkstoff für Holzwerkzeuge oder sogar der beste Stahl ist verstehe ich nicht.
Es wird halt von einem gewissen Werkzeughändler ein Hype darum gemacht, es verkauft sich gut und füllt die Kassa.
Man könnte noch viel Schreiben warum Damasthobelmesser nicht besser sind oder warum die sog. über super Samuraischwerter weniger
aushielten als die europäischen Schwerter. Aber die Mühen (ich tippe mit zwei Fingern) mach ich mir nicht.
Und Hobelmesser mit Randschichthärtung gibt es meines Wissens nicht. Randschichthärtung bedeutet dass z.Bsp. bei einem drei Millimeter dicken
Eisen nur 0.5mm tief gehärtet wurde. Aber ob das soviel ausmacht und ob das Schleifen dadurch einfacher wird ?
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nein, nicht Damast!
Hallo Bernhard,
für mich ist "Damast" ein vielschichtig laminierter Stahl (mit dekorativer Wirkung, ist Geschmackssache). Bei jap. Stecheisen gibts das, ich würd mich damit ein bißchen genieren. Bei Hobeleisen sind laminierte Eisen solche, bei denen der weiche Träger mit einer dünnen härtbaren Schicht verschweisst ist (an der Spiegelseite, die ersten cm ab der Schneide). Machen ja die Japaner traditionell, und es war auch bei europäischen Hobeleisen hoher Qualität einst üblich ("verstählt") und bei amerikanischen auch; alte Stanley- Eisen sind durchweg laminiert. Ich vermute, man kann bei einem solchen Aufbau sehr hoch härtende Stähle einsetzen, ohne Härterisse zu befürchten, vielleicht sparte man auch teures Material. Diese Eisen sind jedenfalls sehr angenehm, das Schleifen geht wirklich deutlich schneller als bei durchgehärteten Eisen gleicher Dicke, und sie sind durchweg sehr hart und schnitthaltig an der Schneide.
Warum das heute keiner mehr macht? Ist ein spezielles Fertigungsverfahren (zusammenschmeiden oder -walzen), man hat entfeinert. Heute lässt man Eisen per Laserschneidanlage aus einer Blechtafel schneiden und dann härten (so kann z.B. Gert Fritsche Eisen anbieten ohne einen richtigen Fertigungsbetrieb zu haben) , da ist für solche Sondereien kein Platz.
Randschichtgehärtete (einsatzgehärtete, nitrierte) Eisen gibts nicht. Die traditionellen Werkzeughersteller , die selbst härten, sind dafür nicht eingerichtet, die haben immer nur mit härtbarem Stahl gearbeitet, warum sollen die mit Aufkohlen anfangen? Aber es gäbe vermutlich auch Probleme damit. Erstens sind Einsatzhärten und Nitrieren sicher teurer als einfaches Abschreckhärten. Zweitens ist, wie Du weißt, die harte Schicht bei einsatzgehärteten Werkstücken ziemlich dünn- wenige Zehntel beim Einsatzhärten (dicker dauert länger und wird darum noch teurer), und Nitrieren erzeugt tendenziell noch dünnere harte Schichten. Ein solches Eisen wäre an der Schneide hart, hätte aber womöglich keine ausreichende Festigkeit. Bei Hobeleisen bestünde die Gefahr, dass der Schneidkeil am ersten harten Ast verbiegt. Hab ich an einem laminierten Eisen mit sehr dünner Plattierung erlebt. Und drittens: Dünne plattenförmige Werkstücke (wie Hobeleisen) neigen beim Einsatzhärten sehr zum Verzug. Das Planschleifen wäre womöglich eine teure Sache.
Ich glaube darum nicht, dass randschichtgehärtete Eisen eine gute Lösung wären.
Ich sehe es eigentlich so wie Rolf Richard schreibt: 2,5 bis 3mm ist eine gute Dicke für ein durchgehärtetes Eisen. Bei bevel-up- Hobeln (Flachwinkel) kann man ein sehr dickes Eisen problemlos mit einer geschruppten Hilfsfase versehen, dann geht das Schärfen schneller. Bei bevel- down- Hobeln geht das nicht so gut, weil deren Eisen tendenziell einen relativ kleinen Keilwinkel haben müssen (wegen Freiwinkel), eine zusätzliche Hilfsfase ist bezüglich Bettung und Eigensteifigkeit des Eisens hier gar nicht günstig.
Friedrich
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Re: Hobeleisen
[In Antwort auf #132982]
Hallo Uwe,
ich stehe auf starken Hobeleisen. Wer das Ergebnis zwischen einem Stanley Hobel mit einem normalen Eisen und einem 4 mm starken Eisen vergleicht, wird feststellen, dass zwischen beiden Ergebnissen Welten liegen.
Dabei ist das Schleifen kein sehr grosser Aufwand. Ich schleife mit einer Diamantplatte oder einen Doppelschleifbock vor und arbeite mit einem 1000er und danach mit einem 6000er Wasserstein eine Mikrophase an.
Bei den Eisen mit Phase nach unten natürlich unten, und aber auch bei den Eisen mit Phase nach oben ebenfalls unten.
Wenn die Mikrophase zu breit, grösser als z.B. 3mm, wird schleife ich grob nach und dann wie gehabt mit den Wassersteinen.
Gruss Gerd.
http://traditional-handplanes.com/GFTH_Blog/2012/07/02/the-ultimative-honing-guide/
Hallo Uwe,
ich stehe auf starken Hobeleisen. Wer das Ergebnis zwischen einem Stanley Hobel mit einem normalen Eisen und einem 4 mm starken Eisen vergleicht, wird feststellen, dass zwischen beiden Ergebnissen Welten liegen.
Dabei ist das Schleifen kein sehr grosser Aufwand. Ich schleife mit einer Diamantplatte oder einen Doppelschleifbock vor und arbeite mit einem 1000er und danach mit einem 6000er Wasserstein eine Mikrophase an.
Bei den Eisen mit Phase nach unten natürlich unten, und aber auch bei den Eisen mit Phase nach oben ebenfalls unten.
Wenn die Mikrophase zu breit, grösser als z.B. 3mm, wird schleife ich grob nach und dann wie gehabt mit den Wassersteinen.
Gruss Gerd.
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Einsatzhärten
Hallo Friedrich,
Noch eine Anmerkung zum Einzatzhärten:
Das Grundmaterial hat typischerweise nur wenig Kohlenstoff, das soll ja zäh und elastisch bleiben. Die Randschicht wird dann auf einen Kohlenstoffgehalt aufgekohlt der ein Härten überhaupt erst ermöglicht.
Die Werte eines entsprechende Kohlenstoffstahls erreicht man damit aber nicht. Es sei denn man kohlt sehr lange auf, dann erreicht man aber wiederum eine entsprechende Tiefe, das heißt daß mehr oder weniger das ganze Eisen aufgekohlt wird, was wiederum nicht der Sinn der Sache ist. Möglicherweise auch ein Grund warum man das bei Hobeleisen so nicht macht.
Gruß Horst
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- Beiträge: 1457
- Registriert: Sa 21. Nov 2020, 23:13
Re: Hobeleisen
[In Antwort auf #132982]
Hallo Uwe,
mir geht es wie dir: dickere Eisen haben höhere Laufruhe und sind daher generell vorzugswürdig.
Mit dem Schärfen ist das natürlich so eine Sache. Wer komplett handschärft, hat mehr Stahl abzutragen und braucht daher länger. Wer mit Hohlfase arbeitet, weil die Fase mit Naß- oder Trockenschleifmaschine hergestellt wird, hat bei dem dickeren Eisen den Vorteil, dass das Abziehen auf dem feinen Stein deutlich leichter geht, weil durch die breite Fase des dicken Eisens das Eisen beim Abziehen nicht kippelt. Daher schärfe ich lieber dickere Eisen.
Viele Grüße
Klaus
Hallo Uwe,
mir geht es wie dir: dickere Eisen haben höhere Laufruhe und sind daher generell vorzugswürdig.
Mit dem Schärfen ist das natürlich so eine Sache. Wer komplett handschärft, hat mehr Stahl abzutragen und braucht daher länger. Wer mit Hohlfase arbeitet, weil die Fase mit Naß- oder Trockenschleifmaschine hergestellt wird, hat bei dem dickeren Eisen den Vorteil, dass das Abziehen auf dem feinen Stein deutlich leichter geht, weil durch die breite Fase des dicken Eisens das Eisen beim Abziehen nicht kippelt. Daher schärfe ich lieber dickere Eisen.
Viele Grüße
Klaus
Re: nein, nicht Damast!
[In Antwort auf #132992]
Hallo Friedrich,
ich fürchte ihr Verwechselt da einiges. Das feuerschweißen von harten und weichen Stählen ist nun mal Damast.
Ich sehe keinen Vorteil in weicher und harter Schicht beim Härten da gerade dadurch sehr hohe Spannungen auftreten.
Nicht umsonst gilt das härten von Damast als sehr Risikoreich.
So wie ich es in der Berufsschule gelernt habe wurden Hobelmesser partiell gehärtet, also nur im Schneidbereich.
Hallo Friedrich,
ich fürchte ihr Verwechselt da einiges. Das feuerschweißen von harten und weichen Stählen ist nun mal Damast.
Ich sehe keinen Vorteil in weicher und harter Schicht beim Härten da gerade dadurch sehr hohe Spannungen auftreten.
Nicht umsonst gilt das härten von Damast als sehr Risikoreich.
So wie ich es in der Berufsschule gelernt habe wurden Hobelmesser partiell gehärtet, also nur im Schneidbereich.
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Bist Du da sicher?
Hallo Bernhard,
ich glaube nicht, dass jede Laminierung (auch wenn nur eine härtbare Schicht aufgeschweisst ist) gleich als Damast bezeichnet wird. Ich glaube auch nicht, dass der klassische Damast oder Damaszenerstahl aus lauter weichen Lagen bestand (wie heutige Werkzeuge) mit nur einer harten Schicht- so ein Schwert hätte sich schnell verbogen.. Und ich glaube auch nicht, dass beim Härten von laminierten Stählen nun besonders große Spannungen auftreten. Warum sollte das so sein? Das die Spannungen verursachende Härtegefüge bildet sich doch nur in der dünnen härtbaren Schicht, das müsste günstiger sein as beim Durchhärten des ganzen Querschnittes.
Hobeleisen werden klassisch partiell gehärtet, indem nur die ersten cm ab Schneide auf Härtetemperatur gebracht werden (z.B. durch eine Induktionsschleife), dann lässt man das ganze Eisen in das Abschreckbad fallen. Die meisten modernen Eisen sind komplett gehärtet.
Friedrich