Motorsägenkurs (Viele Bilder!)

[Heinz Roesch]

Hallo zusammen!

Am letzten Wochenende konnte ich nun endlich einen
Motorsägenkurs besuchen, so wie ich es mir schon lange
vorgenommen hatte . Er wurde von der landwirtschaftlichen
BG in Zusammenarbeit mit einem örtlichen Landmaschinenhändler
veranstaltet.

Ich hatte bisher nur Gutes von diesen Kursen gehört
und bin nun ebenfalls begeistert. Obwohl ich theoretisch
gut vorbereitet war konnte ich noch etliches Neues lernen.
Bei den praktischen Arbeiten natürlich sowieso, da ich
noch nie einen ernsthaften Baum gefällt habe. Jeder Teilnehmer
musste unter Anleitung mindestens zwei Bäume fällen. Hierzu
hatte uns der Förster in einem sehr gut geigneten Waldstückchen
jede Menge Erlen zugewiesen. Die Bäume waren nicht besonders
stark aber für meine Begriffe doch mächtig lang. :-)

Die vermittelte Technik mit Stechschnitt und Halteband ist für
einen Anfänger wie mich schon sehr anspruchsvoll. Obwohl ich
meine Schnitte ziemlich vergeigt habe sind meine Bäume doch brav
in die gewünschte Richtung gefallen. Mein Trainer war bei mir
allerdings auch besonders kritisch, denn ich hatte ihn vorher
schon arg gefoppt als es um das verwendete Motorsägenfabrikat
ging. Er ist Husqvarna-Vertreter und da konnte ich natürlich wie
üblich die Klappe nicht halten! :-)

Ich habe einige Bilder geschossen, allerdings nicht vom praktischen
Teil, da ich dort voll konzentriert alles mitnehmen wollte, was es
zu lernen gab.

Besonders beeindruckt hat mich das gezeigte Teile-Gruselkabinett.
Es ist schon unglaublich mit welchem Material die Leute da teilweise
unterwegs sind.



Ein spezielles Kurvenschnitt-Schwert!



Des Schwert isch noch einwandfrei!





Ob sich die Kette damit noch bewegt hat?



Hier noch einige interessante Teile, die man so doch eher selten sieht:

















Wenn ich mal groß bin dann werde ich eine ganz starke Fällsäge! :-)



Alle notwendigen Wartungsarbeiten wurden detailliert erklärt und
praktisch vorgeführt und geübt.









Die Tiefenbegrenzer werden genau geprüft und sorgfältig nachgefeilt.



Zahnlänge ermitteln und alle Zähne auf gleiche Länge bringen:



Anwendung einer einfachen Feile ohne Lehre:



Und hier an den Demozähnen mal ganz deutlich der Unterschied
zwischen Halbmeissel (links) und Vollmeissel (rechts):



Ich möchte wirklich jedem der mit der Motorsäge arbeiten will diesen
Kurs ans Herz legen. Hier in BW ist er für Mitglieder der BG sogar
kostenlos!

Viele Grüße

Heinz

[Jockel]

Hallo Heinz
Sehr schöne Bilder !
Ich kann deinen Empfelungen nur beipflichten, ich habe auch einen etwas umfangreicheren Kurs gemacht und sehr viel neues gelernt.
Interessant auch die aufgeschweißten Schärfböcke.

Was hat der Leiter denn zu den verschiedenen Luftfiltermaterialien gesagt?

Gruß Jockel

[Heinz Roesch]

Hallo Jockel!

Die aufgeschweißten Böcke haben mir auch sehr gut gefallen, das
war wirklich mehr als praktisch. Sobald ich einen Schweißer ver-
haften kann ...

Die beflockten Filter wurden vor allem bei erhöhtem Staubanfall
beim Sägen von trockenem (Bau)holz empfohlen, für den Wald eher das
Gitterfilter.

Was ich noch zu schreiben vergessen hatte: Neben mir ging prompt
ein etwa vier cm starker Ast zu Boden. Ich hatte sicher gut 5m
Abstand zum gefällten Baum, der Ast stammte aber von einem gestreiften
Baum und wurde wie ein Pfeil in meine Richtung geschossen. Perfekt
gespitzt stand er dann gut 10cm im Boden. Nicht dass es für mich dieses
Hinweises bedurft hätte, aber trotzdem noch mal ein eindringlicher
Nachweis dafür, dass der Helm im Wald absolut unverzichtbar ist.

Viele Grüße

Heinz

[Gottfried K. -F]

Hallo,

Nach langer Erfahrung mit Motorsägen und vielen "tollen" Erlebnissen (Leute die in der Badehose mal eben ein paar Stücke mit der MS absägen...) kann ich nur sagen: Motorsägen sind gefährlich, aber es glauben die wenigsten Leute. So ein Kurs ist unbedingt wichtig. Danke für die Bilder.

Das spezielle Kurfenschwert würde ich aber gerne haben, auch Brennholz sollte einmal einen anderen Schitt bekommen. :-)

[Martin Höche]

[In Antwort auf #49287]
Hallo Heinz

Langsam sind wir auf Augenhöhe und man kann dich in den Reihen der semiprofessionellen Nutzholzgewinner begrüßen.
Gut Holz
Martin Höche

[Heinz Kremers]

[In Antwort auf #49289]
Hallo Heinz,

schön, daß Du so ausführlich über diese so sinnvollen Kurse berichtest. Wenn man das manchmal sieht, was sich als Motorsägenführer betätigt - einfach grauenvoll. Wer da nicht langsam in die Materie eingearbeitet wurde tut wirklich gut daran, seiner Gesundheit zuliebe so einen Kurs zu besuchen.

Sicher, nach 27 Jahren Selbständigkeit mit viel Motorsägenarbeit wird mir in so einem Kurs nicht mehr viel Neues begegnen, aber das ist ja die Ausnahme und als ich begonnen habe wurde nicht viel nach einem Schein oder so gefragt: Jeder der eine Schubkarre lenken kann kann sich in unserem Beruf selbständig machen. Da sind halt viele "Künstler" dabei, die sich nicht mal die Mühe machen, sich zumindest erst mal theoretisch mit der Materie zu beschäftigen. Es wird einfach drauf los gearbeitet mit teils fatalen und tödlichen Folgen.

Die Sache mit dem Ast läßt mich doch ins Grübeln kommen: Entweder hatte Euer Ausbilder zu viel Leute am Hals, so daß er sich nicht intensiv genug um alle kümmern konnte oder ... nein, das sag ich mal lieber nicht. Fehler werden ja überall gemacht.
Ohne Helm geht man grundsätzlich nicht an einen Baum zum Fällen. Fast in jedem älteren Baum ist Totholz, welches zu Boden fallen kann, sobald am Baum gearbeitet wird bzw. wenn er zu fallen beginnt!

Wenn Du Deine Bedienungsanleitung zur Stihl-Säge ordentlich durchgearbeitet hättest, hättest Du in mindestens 1,5-facher Baumlänge vom zu fällenden Baum weggestanden - und da wär das wohl kaum passiert:-) Überhaupt: Schau da mal rein: Wenn Du danach arbeitest brauchst Du eigentlich keinen Kurs; da steht nämlich fast alles drin, womit ein normaler "Säger" rechnen muß. Trotzdem, ist schon besser, wenn einem das mal richtig gezeigt wird!

Zu den Bildern:
Ich bin fast sicher, daß viele der Gruselteile von Kollegen stammen, wobei ich die lieber nicht als Kollegen bezeichne, weil ein Kollege in etwa auf gleicher Stufe steht mit mir.

Zu Bild 1:
So sieht ein neues Ringkettenrad aus:



Da hat jemand das ultimative Sparprogramm drauf gehabt: Das Ersatzteil kostet ca. 7,50 € !!! Gut, passieren kann nicht viel: Das Kettenrad platzt und die Kette steht.

Zu Bild 2:
Beide Schwerter sind total "ausgenudelt", Dazu wurde mit dem vorderen Schwert wohl versucht, einen Baum umzuhebeln - wo rohe Kräfte sinlos walten..

Zu Bild 3:
Das ist eigentlich typisch für die Schwerter mit Umlenkstern: Die Kettenlauffläche ist nicht gehärtet (oder zumindest nicht so wie bei der "Duromatic" von Stihl); die Kette wird zwar sauber um die Spitze geführt durch den Stern. Dadurch entsteht hier nur wenig Verschleiß. Direkt hinter dem Stern wird aber häufig gearbeitet und dann entstehen mit der Zeit solche Löcher. Der Benutzer war aber nicht so dumm; er hat zumindest die Schiene regelmäßig gedreht! (Der Schriftzug muß in zu 50 % auf dem Kopf stehen!).

Zu Bild 4:
Genietete Schwerter zeigen solche Alterserscheinungen wenn sie nicht rechtzeitig gewechselt werden. Da läuft sich die Kette dann irgendwann fest.

Zu Bild 5:
Das ist das Gegenstück zu Bild 1 als Profilkettenrad, nur daß dieses Teil gut das doppelte kostet. Deshalb rate ich auch immer zum Ringkettenrad. Da wechselt man ohne große Kosten.

Generell möchte ich jedem raten, bei sicherheitsrelevanen Dingen nicht am falschen Ende zu sparen. Bei mir laufen 3 - 4 Ketten auf einer Duromatic-Schiene und danach wird die komplette Garnitur verschrottet und alles neu gekauft incl. Ringkettenrad. Auch fahre ich keine Kette bis zum angegebenen Verschleißriß auf den Zähnen: Wenn ich die Kette kürzen müßte fliegt sie in den Schrott. Ich habe Nietgerät und Ersatzglieder da, aber muß ich das Risiko eingehen, daß eine Kette reißt und das für rund 30 € bei 50 cm-Schwert?

Zum Feilen:
Bei Brennholz will ich vorankommen und keinen sauberen Schnitt machen. Also ist es gleich, ob die Kette leicht seitlich verläuft. Da wird mit der Feile Freihand vor Ort gefeilt oder zuhause mit dem Schleifautomaten, aber ohne Schieblehre. Wenn ich allerdings einen sauberen, geraden Schnitt machen will, geht am sauberen und exakten Schleifen unter Zuhilfenahme von Schieblehre kein Weg vorbei - außer einer neuen Schneidgarnitur.

Tiefenbegrenzer "feile" ich schon lange mit der Fächerscheibe der Flex nach Gefühl. Mit Erfahrung geht das gut: die Kette ist halt mehr oder weniger aggressiv. Für Gelegenheitssäger ist die Tiefenbegrenzerlehre aber unabdingbar. Eine zu aggressive Kette birgt ein wirklich unheimliches Potenzial an Rückschlagkraft!!! und zwingt jeden Motor in die Knie.

Und damit keiner meint, das wäre nur Theorie: Über all diese Dinge hab ich mich zum heutigen Kenntnisstand vorgearbeitet - und ich lerne immer noch:-)))

Gruß

Heinz

[Heinz Kremers]

[In Antwort auf #49289]
Hallo Heinz,

noch eine Anmerkung:
Der Ausbilder muß ja jetzt total frustiert sein: nicht eine einzige Husqvarna auf Deinen Bildern - beim nächsten Kurs trifft Dich der Ast - oder Du hast eine Flasche Hochprozentiges dabei:-))

[Heinz Roesch]

Hallo Heinz!

Naja, ich hoffe doch dass er nicht frustriert ist.
Aber das war noch ein junger Bursche und mein Schand-
maul ist natürlich legendär, da kommt nicht jeder klar
damit.

Ich habe bei den praktischen Übungen mit Stihl 441,
einer kompakten Solo und einer Husqvarna XP gesägt.
Die liefen alle bestens, lediglich der Schalter der
Husqvarna gab mir eine Minute zu denken. Ist halt in
der Praxis wie mit fast allem. Wenn man nicht den
billigsten Schund kauft, liefert jeder Markenhersteller
dezente Qualität an der es nicht wirklich was zu meckern
gibt. Ich habe mich halt auf Stihl eingeschossen und
foppe gerne die Wettbewerber. :-)

Die extremen Einlaufstellen direkt hinter dem Stern werden
laut Kursleiter übrigens von zu lasch gespannten und damit
schlagenden Ketten verursacht. Von Panzerschwertern wurde
außer für Spezialanwendungen abgeraten, da sie bis zu einem
PS an Leistung fressen sollen, was für die bei Amateuren
üblichen kleineren Sägen natürlich schon heftig ist.

Das mit dem 1,5-fachen Baumabstand war jetzt aber doch reine
Theorie, oder? So schnell bin ich in meinem Alter nicht mehr,
dass ich diese Distanz nach dem Umkeilen noch erreiche, bevor
der Baum aufschlägt. :-) Mein Ausbilder war in meinen Augen ein
Topp-Mann, was er gezeigt hat war alles vom Feinsten. Und wenn
er die Schüler 40m vom Geschehen weg schickt kriegt man ja auch
nichts mehr mit.

Viele Grüße

Heinz

[Heinz Roesch]

[In Antwort auf #49287]
Hallo zusammen!

Unser Kollege Michael Hoffmann hat freundlicherweise
noch einige interessante Bilder von seinem Sägekurs
zur Verfügung gestellt:



























Viele Grüße

Heinz

[martin]

Hallo,
ein solcher Kurs sollte Pflicht für jeden sein, der eine Motorsäge betreibt. Wenn ich sehe, wie in Baumärkten Motorsägen zum halben Preis der Schutzkleidung verkauft werden, wird mir ganz flau.
Zusätlich zum Motorsägenführerschein hatte ich mal Gelegenheit eine Vorführung zum Thema Holzspannung zu sehen. In einem großen Gestell wurde ein Baumstamm unter Spannung gesetzt und dann falsch angesägt. Die Gewalt, mit der der Stamm "explodierte", konnte nur mit einem Schutzrahmen aus IPB240 (geschätzt) aufgefangen werden.
Gruß
martin