seltsame Werkzeuge *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Pedder
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Re: Deutschland - Land der Dichter und Denker

Beitrag von Pedder »


Hallo Michl,

das ist eine turn screw, ein ziemlich alter englischer Schraubenszieher. Hergestellt aus einem Blech und ncht wie bei uns üblich aus einem runden Rohling.

Liebe Grüße
Pedder

Horst Entenmann
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Re: seltsame Werkzeuge *MIT BILD*

Beitrag von Horst Entenmann »


Bild 1: Ich habe mal etwas ähnliches gesehen, das wurde verwendet um Klebestreifen anzudrücken. Die kleine Rolle hat Kontakt mit der Klebeseite und die Scheibchen reduzieren die Kontaktfläche damit das Band nicht so anklebt.

Bild 2: Der klassische "deutsche" Kugelhammer hat zwei Kugeln mit unterschiedlichen Radien. Diese Bauform habe ich mehr auf englischen oder amerikanischen Ausführungen gesehen.

Bild 3: Fitscheneisen hätte ich auch gesagt, aber ganz ehrlich kenne ich das auch nur aus Katalogen.

Bild 4: So einen Feilkloben verwenden Uhrmacher oder Goldschmiede beispielsweise, wenn sie kleine Teile bearbeiten. Man ist dann flexibler und kann z.B. ein kompliziert geformtes Teil von allen Seiten entgraten ohne ständig umspannen zu müssen.

Bilder 5 + 6: Heutige Schleifscheibenabrichter sehen eigentlich genau so aus, nur ist der Griff aus Kunststoff. Am langsam laufenden Stein wird es wahrscheinlich nicht funktionieren da die Zackenrädchen praktisch das Material vom Stein weghämmern. Rund wird (oder bleibt) der Stein eher durch Massenträgheit (funktioniert auch nicht beim langsam drehenden Stein). Es gibt aber auch andere Bauformen von Schleifscheibenabrichtern, vom Diamanten mal angefangen, den müßte man aber sinnvollerweise einspannen.

Bilder 7 + 8: Ich kenne ähnlich aussehende Schraubenzieher (siehe Bild), der gezeigte bräuchte allerdings etwas Pflege. Der Zweck der Taille ist mir auch nicht ganz klar.

Bild 9: Der Hammer hat eine ungewöhnliche Kopfform, gerade zum Ziehen von Nägeln scheint mir die Form aber sehr gut.

Bild 10: Mich würde interessieren wofür wohl so eine Doppelaxt in einer Sargtischlerei benutzt wurde? (Kundenbeschaffung fiele mir da nur ein....)

Bild 11: Das ist ganz offensichtlich ein Streichmaß, das heißt auch offiziell so ;)

Gruß Horst



Johannes Thiele
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Re: seltsame Werkzeuge

Beitrag von Johannes Thiele »

[In Antwort auf #132720]
hallo,
das erste Werkzeug könnte auch ein Gerät zum Maserieren der Särge mittels Bierfarbe sein.
Nr. 3 ist definitiv ein Fitscheneisen.
Das letzte Werkzeug wird als Stellmaß bezeichnet.
Streichmaße sind die kleineren Geschwister davon.
Die "Doppelaxt" ist mir in einer Tischlerei nicht geläufig. Wie groß ist das Teil?
Viel Spaß mit den Geräten.
Johannes

Ottmar
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Re: seltsame Werkzeuge

Beitrag von Ottmar »

[In Antwort auf #132720]
Hallo Forumsfreunde,

Bild 1) es handelt sich um ein Werkzeug um Poren vorzutaeuschen. Die kleinen Raedchen, werden von der mit Farbe getraenkten Filzrolle eingefaerbt und uebertragen ihr Muster auf das Holz. Wurde auch von Malern verwendet in Lasurtechnik.

Bild 9) ist ein Hammer eines Hufschmiedes. Die Metallschienen schuetzten den Hammerstiel beim Einschlagen der Hufnaegel und beim Aufpassen des rot gluehenden Hufeisens . Die Hufnaegel wurden rot gluehend eingeschlagen, abgezwickt und das Nagelende in den Huf gehaemmert. Mit einem Lappen nass abesloescht durch die Schrumpfwirkung wurde das Eisen unverrueckbar auf den Huf gepresst.

Mit dem gebogenen Ende wurden die alten Naegel aus dem Hufeisen herausgezogen.

Ich habe in meiner Kindheit sehr viel Freizeit in einer Schmiedewerkstatt verbracht, beim Schreiben spuere ich noch immer den Geruch von verbranntem Horn in der Nase.

Als Gedankenanstoss

mfg

Ottmar

Kurt Heid
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Re: seltsame Werkzeuge

Beitrag von Kurt Heid »

[In Antwort auf #132720]
Hallo Michl
habe Dir eine mail gesendet über Schraubendreher.
Die defination wurde vom Normenauschuss geändert: Das Werkzeug dient zum heraus,- oder eindrehen von Schrauben. Nägel werden herausgezogen.
Gruß Kurt

Christian T
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Registriert: Mi 2. Jan 2013, 16:47

Re: Schraubendreher, Schraubenzieher, Germanisten

Beitrag von Christian T »

[In Antwort auf #132725]
Lieber Friedrich
Mich amüsiert es, mir jedenfalls wurde noch nie statt einem Schraubenzieher eine Zange oder gar Kuhfuß gereicht, allerdings erkennt man die leichte Nachdenksekunde, bei der Bitte um einen Schraubendreher.

http://canoo.net/blog/2010/01/31/fachsprache-und-allgemeinsprache/

justus

Re: seltsame Werkzeuge

Beitrag von justus »


guude,

ob "schraubenzieher" oder "-dreher" ist doch so lang wie breit, wesentlich ist, dass im gespräch jeder weis was gemeint ist.
solange fast alle noch umgangssprachlich den "gliedermaßstab" als "zollstock" bezeichnen, ein "KFZ" als "Auto(mobil)", den "Potenzialausgleich" als "Erde", "Furnierplatte" als "Serrholz"........ braucht niemand über nicht normgerechten sprachgebrauch zu schimpfen.
in ernsthaften naturwissenschaftlichen und technischen abhandlungen sehe ich dagegen einen präzisen begriffsgebrauch als wesentlich an.

gut holz! justus.

Michl
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Re: Schraubendreher, Schraubenzieher, Germanisten

Beitrag von Michl »

[In Antwort auf #132734]
sehr schön! danke christian.

Michl
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Registriert: Di 4. Sep 2012, 18:20

Re: Deutschland - Land der Dichter und Denker

Beitrag von Michl »

[In Antwort auf #132729]
Tatsächlich. mit den Stichwort "turn screw" lässt sich einiges finden.

http://www.trackofthewolf.com/List/Item.aspx/120/1
http://contemporarymakers.blogspot.de/2010/12/jim-hayes-turn-screw.html

Dann sind die seitlichen Einbuchtungen vielleicht doch nur eine seltsame Art von Verzierung...

Vielen Dank.

Rolf Richard
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Re: Und was ist damit?

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #132725]
Dann ist offensichtlich mein 13er Ringschlüssel auch ein Schraubendreher oder auch ggf. Mutterndreher.

Wenn ich das aber sagen würde, bekomme ich nur Unverständnis beim Gegenüber. Der möchte "Schraubenschlüssel" hören, obwohl man mit dem Werkzeug ja ganz offensichtlich keine Schraube auf- oder zusckliessen kann. Und wenn man dann annimmt, Schlüssel käme von Schliessen, also festziehen, dann darf man das Teil offenbar nicht zum Aufdrehen benutzen und somit sind wir genauso weit wei beim Schraubenzieher, mit dem man prächtig Schrauben aus dem Holz oder Gewinde mittels Drehbewegung ziehen kann.

Und dann haben wir TORX-Schrauben die nach EN ISO als "Schrauben mit Innensechsrund" bezeichnet werden. Da kräuseln sich mir die Fussnägel.

Germanisten interessieren mich dabei weniger.

Mit leicht ironischen Grüssen

Rolf

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